Fast ein Fünftel der von Unicef unterstützten „sicheren Schulen” in der Ostukraine sind beschädigt oder zerstört.
Mindestens eine von sechs der vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) unterstützten Schulen in der Ostukraine wurde seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor zweieinhalb Monaten beschädigt oder zerstört, darunter auch die Schule 36 – die einzige „sichere Schule” in Mariupol – was die dramatischen Auswirkungen des Konflikts auf das Leben und die Zukunft der Kinder unterstreicht.
Allein in der vergangenen Woche wurden zwei Schulen angegriffen. Die beschädigten oder zerstörten Schulen – 15 von 89 – sind Teil des Programms „sichere Schulen“, das gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft ins Leben gerufen wurde. Dies geschah in erster Linie als Reaktion auf Angriffe auf Kindergärten und Schulen in der Region Donbas, in der der bewaffnete Konflikt seit 2014 herrscht.
Vor drei Jahren (2019) wurde die Ukraine das 100. Land, das die Erklärung über „sichere Schulen“ unterzeichnete. Mit dieser Erklärung verpflichten sich die Länder, Kinder, Lehrkräfte und Schulen besser zu schützen, die Fortsetzung des Unterrichts während eines Krieges zu unterstützen und Maßnahmen zu ergreifen, um die militärische Nutzung von Schulen zu verhindern.
Seit dem Ausbruch des Krieges im Februar wurden Berichten zufolge Hunderte Schulen im ganzen Land durch den Einsatz von schwerer Artillerie, Luftangriffen und anderen explosiven Waffen in bewohnten Gebieten getroffen, während andere als Informationszentren, Schutzräume, Versorgungszentren oder für militärische Zwecke genutzt werden.
„Der Beginn des Schuljahres in der Ukraine war für die Kinder nach den COVID-19-Unterbrechungen voller Hoffnung und Versprechen“, sagt Murat Sahin, Unicef-Vertreter in der Ukraine. „Stattdessen wurden Hunderte Kindern getötet, und das Schuljahr endet mit der Schließung von Klassenräumen aufgrund des Krieges und der Zerstörung von Bildungseinrichtungen.“
Für Kinder, die von einer Krise betroffen sind, ist die Schule von entscheidender Bedeutung – sie bietet ihnen einen sicheren Raum und einen Hauch von Normalität in den schwierigsten Zeiten und stellt sicher, dass sie nicht ein Leben lang den Preis für verpasstes Lernen bezahlen. Bildung kann auch ein Rettungsanker sein – sie verschafft Kindern Zugang zu Informationen über die Risiken tödlicher Sprengkörper und stellt für sie und ihre Eltern den Kontakt zu wichtigen medizinischen und psychosozialen Diensten her.
„Die Gewährleistung des Zugangs zu Bildung kann für Millionen Kinder den Unterschied zwischen Hoffnung und Verzweiflung bedeuten“, fügt der Kinderhilfswerk-Vertreter hinzu.
Gemeinsam mit Partnern arbeitet Unicef daran, so vielen Kindern wie möglich, sichere und angemessene Lernmöglichkeiten zu bieten. Dazu gehören:
# Die ‚All Ukrainian Online Education Platform‘ für Schüler:innen der 5. Bis 11. Schulstufe, die vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft während der COVID-19-Pandemie entwickelt wurde – sie erreicht mehr als 80.000 vertriebene Schüler:innen in der Ukraine.
# In Dutzenden U-Bahn-Stationen in Charkiw, wo Kinder aus Sicherheitsgründen Zuflucht suchen mussten, wurden Freiwilligen, die Unicef unterstützt, Räume eingerichtet, in denen Lehrer:innen, Psycholog::innen und Sportlehrer:innen regelmäßig mit den Kindern spielen und sie beschäftigen.
# Die Beiträge auf der neuen Online-Kindergartenplattform ‚Numo‘ erreichen regelmäßig Hunderttausende Zuseher:innen.
# Eine von Unicef und dem staatlichen Katastrophenschutz der Ukraine entwickelte digitale Kampagne zur Aufklärung über die Gefahren von Sprengstoffen (EORE) erreichte 8 Millionen Online-Nutzer:innen.
# Fast 250.000 Kinder wurden von Unicef in Notunterkünften, U-Bahn-Stationen und an anderen Orten, an denen vertriebene Kinder untergebracht sind, mit Bildungsmaterial versorgt.
# Für Kinder, die aus der Ukraine geflohen sind, unterstützt Unicef die Regierungen und Gemeinden dabei, sie in die nationalen Schulsysteme einzugliedern und ihnen alternative Bildungswege, einschließlich des digitalen Lernens, anzubieten.
„Trotz der Schrecken des Krieges wurde beeindruckende Arbeit geleistet, um sicherzustellen, dass Kinder weiter lernen können“, sagt der schon zitierte Murat Sahin. „Letztendlich müssen die Kämpfe aufhören, damit die Klassenzimmer wieder aufgebaut werden können und die Schulen wieder zu sicheren Orten werden, an denen das Lernen Spaß macht.“
Kinder und Schulen müssen im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht geschützt werden. Die Konfliktparteien müssen Maßnahmen ergreifen, um den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten und die militärische Nutzung von Bildungseinrichtungen zu vermeiden, verlangt diese UN-Organisation.