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Einer der von Marcus Pfister gemalten Regenbogenfische und ein Regenbogen
Einer der von Marcus Pfister gemalten Regenbogenfische und ein Regenbogen
29.11.2022

Vom Regenbogenfisch zum Regenbogen-Thema

Interview mit Marcus Pfister, Autor und Illustrator von mehr als fünf Dutzend Bilderbüchern, unter anderem neun rund um den farbig-schillernden Fisch im Meer.

Bei der kürzlich zu Ende gegangenen Buch Wien war unter vielen anderen auch Marcus Pfister aus der Schweiz zu Gast. Vielleicht ist sein Name weniger bekannt als die bekanntesten seiner fast 70 Bücher. Vor 30 Jahren erschien sein erstes über den „Regenbogenfisch“ im Nord-Süd-Verlag. Heuer im Sommer erschien die jüngste Episode: „Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles“ – Buchbesprechung siehe Link am Ende dieses Absatzes. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… konnte die Gelegenheit nutzen – nach einem Telefoninterview im Vorjahr ein live-analoges Gespräch am Gemeinschaftsstand einiger Schweizer Verlage zu führen.

KiJuKU: Fake News, wie sind Sie vorgegangen, Sie haben mir schon im Vorjahr erzählt, dass der nächste Band, der heuer erschienen ist, Fake News thematisiert. Aber wie sind sie auf die konkrete Geschichte gekommen?
Marcus Pfister: Es ist der insgesamt neunte Band vom Regenbogenfisch. Das Bildliche das limitiert sich ja – unter Wasser, die Figuren, das bleibt immer das selbe. Um mich selber zu motivieren, zu inspirieren, brauch ich dann ein Thema, das mich anspricht. Fake News, das war natürlich ein Riesenthema.

KiJuKU: Und wie sind Sie dann vom Thema auf die konkrete Geschichte gekommen?
Marcus Pfister: Naja, man muss das dann runterbrechen, ich mein Donald Trump war zwar nicht der Erfinder der Fake News, aber der hat’s ja auf ein Level gebracht – sagenhaft. Von dort her war dann die Idee, ich nehm einen Geschichtenerzähler, der wirklich falsche Geschichten erzählt. Das Schwierige war dann, das Ende der Geschichte zu finden. Ein Fisch, der falsche Geschichten erzählt – klar, das ist einfach. Aber wie endet das Buch? Da kam dann die Idee, wir gehen zum Geschichtenerzähler. Das muss ja nichts Schlechtes sein, wenn man nicht behauptet, dass das Erzählte wahr ist. Das gab auch gute Reaktionen.

KiJuKU: Diese Trennung auch zwischen Journalist:innen und Schriftsteller:innen ist immer wieder auch Thema in Workshops zu Fake News, Falsch-Nachrichten in Workshops, die ich für Lie Detectors halten darf.
Marcus Pfister: Im Moment läuft in der Schweiz in Kinos der Film über den Spiegel-Journalisten Relotius. Ich mein, das ist doch ein brillanter Geschichtenerzähler, warum hat der keine Bücher geschrieben, erzählerisch ausgezeichnet, warum verkauft er die als wahr. Schreib doch erfundene Geschichten! Das wollen wir immer noch hören und lesen. Aber nicht so tun, als ob sie wahr wären.

KiJuKU: Ehrlich gefragt, hängt Ihnen manches Mal der Regenbogenfisch schon zum Hals heraus?
Marcus Pfister: Es ist die Beschränkung der Illustrationen. Ich mein, der kleine Eisbär kann in der Welt rumfahren, aber der Regenbogenfisch bleibt halt immer unter Wasser. Darum ist es wichtig, immer eine neue Geschichte zu finden, deshalb haben wir uns mit dem Verlag darauf geeinigt, dass nur mehr alle fünf Jahre ein neuer Band erscheint.

KiJuKU: Das heißt, für in ungefähr vier Jahren wissen Sie aber noch nicht das Thema?
Marcus Pfister: Keine Ahnung, was dann kommen wird. Dafür zwischendurch immer wieder andere Sachen. Nächstes Jahr ein Buch, auf das ich mich schon sehr freue – zum Thema Queer.

KiJuKU: Was und wie?
Marcus Pfister: Na, das ist lustig. Wenn ich mit Kindern arbeite, zeige ich immer, wie ein Buch entsteht und zeichne oft, wie ein Pinguin entsteht. Und dann sag ich, ein Pinguin muss nicht gleich ausschauen wie ein anderer, es gibt lange und kurze und wieder andere. Aber am Schluss ist jeder ein Pinguin. Und zusammen mit einer Queer-Ausstellung, die bei uns in Bern läuft, hat sich diese Pinguin-Geschichte ergeben. Und es wird verschiedene Pinguine geben, zum Beispiel auch ein Mädchen, das in ein Mädchen verliebt ist und viele andere. Wir sehen erst die Pinguine von weitem – ganz viele. Dann zoomen wir näher, so auf zehn, zwölf Pinguine. Und was am Schluss das Spannende ist, siehst du links einen Pinguin und rechts einen. Und die sehen gleich aus, bei Pinguinen erkennst du das Geschlecht nicht – dann schreib ich das ist der Pinguin so und so, ach nein, das könnte auch ein Mädchen sein oder …

Womit sich sozusagen der kreis vom Regenbogenfisch zum Regenbogen schließt – die Regenbogenfahne, die für Vielfalt steht, wird ja gerade im Zusammenhang mit queeren Veranstaltungen gern verwendet, um die Buntheit zu unterstreichen.

Follow@kiJuKUheinz