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Szenenfoto aus "Roma Industrie - Roma Slavery"
Szenenfoto aus "Roma Industrie - Roma Slavery"
23.06.2024

Beflügelnde historische Musiktheater-Performance

4. E Bistarde- vergiss mein nicht Roma-Theater-Festival – bis 28. Juni 2024 im MuseumsQuartierWien.

Hinter, zwischen und vor großen, langen, bunten Stoffstreifen, die an hängende Fahnen erinnern, murmeln vier Performer:innen, davor zaubert ein Live-Musiker (Adrian Gaspar) – übrigens die gesamten nicht ganz 1½ Stunden Melodien hervor.

Zu Beginn finden sich einige der erzählenden, erklärenden Texte auf einem Monitor als Übertiteln – auf englisch, wenn deutsch gesprochen wird und umgekehrt. Darüberhinau spielen Matea Novak, Franciska Farkas, Onur Poyraz und Maria Nicoleta Soilica auch noch auf Rumänisch und Romanes. Vieles dreht sich um die „Țiganiada“, eine Heldensaga von Ioan Budai-Deleanu (rumänischer Schriftsteller, Historiker, Theologe; 1760 – 1820). Nachdem der Titel wohl schon auf das diskriminierende Z-Wort hindeutet, erinnern die Schauspieler:innen immer wieder an ihre eigene Um-Nennung in Romiada, das die eine oder der andere dann doch wieder schnell „vergisst“ und erinnert werden muss.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Roma Industrie – Roma Slavery“

Das Original in Versform auf Rumänisch, an dem der Autor rund zwei Jahrzehnte arbeitete, wurde erst vor rund 100 Jahren veröffentlicht. Angelehnt an klassisch-antike heroische Epen dreht sich vieles um Rom:nja. Der walachische Fürst Vlad Țepeș (Pfähler) als „Dracula“ weltberühmt geworden, soll dieser fast immer und überall verfolgten Volksgruppe Freiheit und Land versprochen haben, wenn sie in seiner Armee gegen die Osmanen kämpfen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Roma Industrie – Roma Slavery“

Epos-Szenen und mehr

Rund um diese Legende baute Simonida Selimović (Text und Regie) die allerdings wahre Geschichte der Sklaverei von Rom*nja – in den rumänischen Fürstentümern sogar ganz offiziell rund fünf Jahrhunderte lang. Mit „Roma Industrie – Roma Slavery“ wurde das mittlerweile vierte Internationales Roma-Theater-Festival „E Bistarde – vergiss mein nicht“ des Romano Svato Theater Kollektivs, Verein für transkulturelle Kommunikation am Samstag (22. Juni 2024) im Dschungel Wien eröffnet. Das Stück ist auch noch am Sonntagabend zu erleben, das Festival geht bis 28. Juni 2024 – Details siehe Infobox am Ende.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Roma Industrie – Roma Slavery“

Szenen aus dem Epos werden erweitert, ergänzt, vermischt mit späterer Verfolgung nicht zuletzt durch den Holocaust. Aber auch mit Alltags-Szenen auch in der eigenen Community vorkommenden klischeehaften Geschlechterrollen mit deren Unterdrückung von Frauen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Roma Industrie – Roma Slavery“

Raben

Und Brückenschlägen zu „Satan“ fast in Dracula-Form. Samt der Erzählung, Satan hätte sich in einen Raben verwandelt, um auszuspionieren, was der Rat der Rom:nja als mögliche Widerstandselemente aushecken werde. Ein spannendes symbolischer Sub-Text. Ist das das rumänische Wort für Rabe „Cioară“ ein Schimpfwort für Rom:nja. Da diese Vögel besonders schlau und außerdem sozial sind, hat übrigens Pater Georg Sporschill das Hilfsprojekt in Hosman nahe von Sibiu „ciaoarii“ (Raben – Plural) genannt 😉

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Roma Industrie – Roma Slavery“

Legenden und Erzählungen – teils mit historischen Hintergründen aus dem vormaligen Jugoslawien bis hin zurück ins persische Reich bereichern die Performance ebenso wie der utopische Blick ins Jahr 2099 – und die Diskussion: Eigener Staat oder weil Nationalismus immer ausgrenzend wirkt, eher globale Weltbürger:innenschaft… Und trotz der realen Tragödien blitzt hin und wieder auch Humor auf.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

E Bistarde – vergiss mein nicht
4. Internationales Roma-Theater-Festival

Romano Svato Theater Kollektiv, Verein für transkulturelle Kommunikation

Bis 28. Juni 2024
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
MuseumsQuartier, Haupthof
Top-Kino: 1060, Rahlgasse 1
romanosvato.at

Roma Industrie – Roma Slavery
Musik-Theater-Performance

Text und Regie: Simonida Selimović
Es spielen: Matea Novak, Franciska Farkas, Onur Poyraz, Maria Nicoleta Soilica
Live-Musik: Adrian Gaspar
Dramaturgie: Veronika Maurer
Bühne: Eleni Palles
Kostüme: Alina Rosalie Amman
Produktionsleitung: Ines Kaiser
Assistenz: Ollin Sobotka

23. Juni 2024
19.30 Uhr
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> roma-industrie-roma-slavery

Tschandala – The Romani Version – Swedens dirty little secret
siehe Stückbesprechung vom 3. Festival – Link hier
KiJuKU -> Tschandala – Romani Version

24. Juni 2024
19.30 Uhr
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Karten: 0676 512 91 04
bzw. dschungelwien -> tschandala-the-romani-version

Proud to bei Roma – DenorecorDS
Konzert, freier Eintritt
25. Juni 2024
10 – 21.30 Uhr
MuseumsQuartier – Haupthof

Bibi Sara Kali (Film)
26. Juni 2024
18 Uhr
Top Kino: 1060, Rahlgasse 1
Karten: 01 208 3000
topkino -> Bibi Sara Kali

CORE – Drept la Replica / Practicing Memory – a performative exercise
(Poesie, Live-Musik, Performance)
27. Juni 2024
19.30 Uhr
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Karten: 0676 512 91 04
dschungelwien -> core-drept-la-replica

Activism, Sex and Body (Workshop + Performance)
28. Juni 2024
15 – 20 Uhr
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Karten: 0676 512 91 04
dschungelwien -> activism-sex-and-body

Pretty Loud
Konzert
Traditionell werden Roma-Frauen dazu angehalten, die Schule früh zu verlassen und jung zu heiraten. Pretty Loud ist die erste Roma-Girl-Band, die sich zum Ziel gesetzt hat, diese Tradition zu durchbrechen und Roma-Mädchen eine Stimme zu geben. Ihre einzigartige Musik, ihre Auftritte und ihre literarischen Projekte zielen darauf ab, die nächste Generation von Roma-Frauen zu stärken, indem sie Rap, Hip-Hop und ihre angestammte Roma-Musik miteinander verbinden.
In ihren Texten auf Romanes, Serbisch und Englisch sprechen sie über ihre alltäglichen Herausforderungen und Hoffnungen, aber auch über komplexere Themen wie Rasse, Repräsentation und soziale Gerechtigkeit. Sie zeigen anderen Roma-Mädchen, dass sie Möglichkeiten jenseits von Kinderheirat, frühe Mutterschaft und Armut haben. Sie setzen sich leidenschaftlich dafür ein, Stereotypen über Rom*nja und Frauen ein Ende zu setzen.

28. Juni 2024
21 Uhr
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Karten: 0676 512 91 04
dschungelwien -> pretty-loud