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Szenenfoto aus "REaLiTY" von Theater Jugendstil
Szenenfoto aus "REaLiTY" von Theater Jugendstil
29.01.2025

Können Roboter fühlen? Löscht sich die Menschheit aus?

Theater Jugendstil tourt derzeit mit „REaLiTy“, einem eigenen Stück rund um Künstliche Intelligenz durch NÖ-Städte und spielt Ende Februar in Wien.

Das Stadttheater im niederösterreichischen Bruck an der Leitha ist vollbesetzt mit Schüler:innen. Als es voll dunkel wird im Saal ist große Aufregung zu spüren. Das Licht geht an und irgendwie ein bissl verwurschtelt liegt / hängt da eine Person auf dem Sessel zwischen zwei schräg gestellten weißen Stoffwänden. Lebt die noch? Spielt die Schauspielerin eine Tote?
Nicht ganz und doch irgendwie?
Eine Stimme aus dem Off verkündet, dass es sich um Tag 11 handelt, nachdem die Menschheit ausgelöscht worden ist. Und hier haben wir es mit der einzig überlebenden Angehörigen dieser Gattung zu tun.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „REaLiTY“ von Theater Jugendstil

Die Schauspielerin – Sophie „Fitschi“ Berger – wird lebendig. Und wie. Anfangs noch verlangsamt. Wo bin ich? Was ist passiert? Warum bin ich da? Und überhaupt wer bin ich? Sind die teils unausgesprochenen aber sich durch ihr Spiel und ihren Text ergebenden Fragen.
Aber Tür gibt es keine in diesem Bunker.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „REaLiTY“ von Theater Jugendstil

Rahmenhandlung versandet

Durch einen Schlitz in einer der beiden weißen Stoffwände auf Metallrahmen (Ausstattung und Kostüm: Alexandra Burgstaller) kommt sie zu so etwas wie Nahrung wie sie vielleicht auch Astronaut:innen in ihren Raumschiffen oder -stationen zu sich nehmen.

Die Bunker-Story als Rahmenhandlung macht sich immer wieder durch Ansagen des wievielten Tages bemerkbar, versandet aber irgendwann im Nichts. Ist es vielleicht nur ein „Bunker“ im Kopf?

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „REaLiTY“ von Theater Jugendstil

Die wirklich wichtigen Themen…

Zwei andere Themen tun sich im Laufe des einstündigen Stücks „REaLiTy“ auf: Künstliche Intelligenz – wofür das Spiel der hervorgehobenen Buchstaben steht: „ai“ – als englische Version von KI (Künstliche Intelligenz) schon im Titel. Sowie ein drohendes Ende der Menschheit – durch mögliche Selbstvernichtung sei es durch die Klimakrise, der nicht Einhalt geboten wird, vielleicht durch (nukleare) Kriege. Oder macht gar die Künstliche Intelligenz, so sie auf Überleben des Planeten programmiert ist und selber dazulernt, der Menschheit den Garaus?

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Szenenfoto aus „REaLiTY“ von Theater Jugendstil

Planetenwitz

Hier baut das Stück (Text: Raoul Biltgen; Regie: Paola Aguilera) den bekannten Witz ein, in dem sich Planeten unterhalten. Der eine kränkelt, er leidet an der Menschheit. Beruhigt der andere: Hatte ich auch einmal, das geht vorbei.“ Dessen Ursprung liegt wahrscheinlich in Jura Soyfers 1936 entstandenem Stück „Der Weltuntergang“, wo sich die Erde vor dem Planeten-Gericht verantworten muss, weil das Sonnensystem durcheinander geraten ist. Der Mond verteidigt die Erde mit der Begründung, sie haben eben Menschen.

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Szenenfoto aus „REaLiTY“ von Theater Jugendstil

Entfesseltes Spiel

Die ernsten Themen werden – von Text, Regie und vor allem dem auch körperlichen entfesselten, „rampensauigen“, spielfreudigen Agieren „Fitschis“ immer wieder humorvoll gebrochen und damit auch verdaulich. Ohne die jugendlichen Zuschauer:innen depressiv zu stimmen und damit zu entmutigen. Das Spiel mit einem schwebenden Smilie-Ballon samt den Fragen, ob Roboter auch Gefühle entwickeln oder nur einfach das sagen können, was ihre Besitzer:innen oder zu betreuenden Personen gern hören wollen, eröffnet eine weitere Ebene zwischen analoger und digitaler Welt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „REaLiTY“ von Theater Jugendstil

Musik und Tanz

Aufgelockert wird die Performance des Theaters Jugendstil, das nunmehr im 14. Jahr jeweils aktuelle (Jugend-)Themen zu Stücken verarbeitet, damit durch einige niederösterreichische Städte tourt und am Ende im Wiener Theater Akzent spielt, in diesem Fall durch Musik zu disco-ähnlichen Auftritten rund alle zehn Minuten.

Dialog

Am Ende treten Schauspielerin und Produktionsleiter Mirkan Öncel, dessen voraufgenommene Stimme in manche Passagen des Stückes zu hören ist, vor das Publikum, um mit diesem über Künstliche Intelligenz und Fake News ins Gespräch zu kommen – samt Tipps für Recherche sowie Workshops.

PS: Die Premiere in Bruck an der Leitha (NÖ) fand übrigens an jenem Tag statt, an dem die chinesische Künstliche Intelligenz Deep Seek die US-Börsen tief erschütterte. Und sie zeigt die politisch eingeschränkte Gängelung einer Software, gibt Deep Seek doch bei kritischen Fragen zu chinesischer Politik ausweichende bis keine Antworten.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

REaLiTY

Theater Jugendstil; ab 12 Jahren; ca. eine Stunde

Text: Raoul Biltgen
Regie: Paola Aguilera
Schauspiel: Sophie „Fitschi“ Berger
Ausstattung und Kostüm: Alexandra Burgstaller
Eingespielte voraufgenommene männliche Stimme und Produktion: Mirkan Öncel
Grafik: Desiree Berghold-Wieser

Wann & wo?

29. Jänner 2025
Stadttheater Bruck/Leitha
2460, Raiffeisengürtel 43

30. / 31. Jänner 2025
Frei:Raum St. Pölten
3100, Herzogenburger Straße 12

11. / 12. Februar 2025
Theater am Steg Baden
2500, Johannesgasse 14

13. / 14. Februar 2025
Stadtsaal Hollabrunn
2020, Josef-Weislein-Straße 11

28. Februar 2025
Theater Akzent Wien
1040, Theresianumgasse 18

Kartenreservierung
Für Niederösterreich
verein.jugendstil@gmx.at
Telefon: 0 650 68 72 430 oder 0 660 31 39 492
Schüler:innen-Gruppen 8 Euro pro Person (Begleitpersonen gratis)

Für Wien
Nicole.Laschitz@akzent.at
Ticket-Hotline: 01 501 65-13306

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