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Szenenfoto aus "Muttertier" im Vestibül des Wiener Burgtheaters
Szenenfoto aus "Muttertier" im Vestibül des Wiener Burgtheaters
11.02.2024

(Sprach-)spiele rund um möglichen Untergang von Mutterrolle

„Muttertier“ im Burgtheater-Vestibül ist die Dramatisierung des Gewinner:innentextes des vorjährigen Retzhofer Dramapreises.

Ein schwerer Brocken: Drei Töchter rund um das Bett der sterbenskranken Mutter. Und doch sind die eineinhalb Stunden „Muttertier“ – die natürlich immer wieder vor dem Hintergrund von Ernst und Schwere spielen, von Verspieltheit getragen – schon von der rhythmisch-musikalischen Sprache der Autor:in Leonie Lorena Wyss mit so manchen Sprach- und Gedankenspielen und noch viel mehr vom verspielten Schauspiel von Laura Dittmann, Claudia Kainberger und Lara Sienczak (Regie: Mia Constantine).

Szenenfoto aus

Das Stück feierte Samstag (10. Februar 2024) die vielumjubelte Premiere in der kleinsten Spielstätte des Burgtheaters, im Vestibül. Der Text – unter dem Titel „Wie von Mutterhand“ -gewann im Vorjahr den renommierten Nachwuchsbewerb Retzhofer Dramapreis. Neben dem Geldpreis (5.000 €) ist der wahrscheinlich sogar noch größere Lohn die Uraufführung durch das Burgtheater.

Die Mutter, von der die Rede ist und um die sich viel dreht, ist nur in Worten, in Gedanken, im Spiel präsent. Das aber – na hallo. Das war für die seinerzeitigen Kinder, die nun am Krankenbett schon erwachsen sein dürften, nicht nur Honiglecken. Nett war sie schon irgendwie. Aber durchaus auch – naja anstrengend. Ist sie auch jetzt noch, wo sie auf Betreuung angewiesen ist.

Hallenbad und „Titanic“

In erster Linie erinnern sich die drei – zu Beginn als Klein (Laura Dittmann), Mittel (Lara Sienczak) und Groß (Claudia Kainberger) vorgestellt, erst irgendwann mittendrein fällt mehrmals der Name Rosa (für Klein) und der Begriff „Die Bestimmerin“ für Groß – an einen Ausflug in ein Hallenbad, noch viel mehr und öfter aber ans TV-Schauen und da an den Film „Titanic“. Natürlich fällt da mehrfach das vielleicht berühmteste Filmzitat „ich bin der König der Welt“ von Jack (Leonardo DiCaprio) aus dem Drama um den Untergang des unsinkbaren Schiffs. Nur den Jack, den fanden die drei eher lächerlich. Die Rose (Kate Winslet) aber, die wollten sie alle drei spielen. Balgen sich lustvoll darum, um zu beschließen, dann sind wir halt alle drei „die Königinnen der Welt“.

Witz im Ernst

Immer wieder tauchen sie in unterschiedlichste, teils körperliche Spiele ein, rufen heftige Lacher hervor, wenn sie sich beim „Film-Schauen“ Flips in den Mund stecken, mehr und immer mehr, wodurch ihre Worte immer unverständlicher werden – ohne sich wirklich was in den Mund zu schieben.

Den an sich sehr kleinen Bühnenraum im Vestibül lässt Johann Brigitte Schima (auch für Kostüme verantwortlich) durch vier an Bilderrahmen erinnernde sozusagen ineinander passender verschachtelter Rahmen, die damit verschiedene Ebenen eröffnen, überraschend groß wirken – mit viel Platz in der Mitte.

In die geschilderte „Rahmenhandlung“ bauen Autor:in und Spielerinnen diese in Rückblenden angesprochenen Erinnerungen an ihre Erziehung sowie die Beziehung zur Mutter und untereinander ein. Liefern in einer Szene aber auch die Muttersicht – sei es die der eigenen oder hat eine von ihnen selber schon ein Kind geboren? Und so ein Kind das ist dann immer da. Also auch kein Entkommen der Mutterrolle – um doch wieder die „andere“ Seite des Trios anzusprechen. …

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Muttertier

Gewinner:innen-Text des Retzhofer Dramapreises 2023: „Wie von Mutterhand“
Ab 15 Jahren; 1 ½ Stunden (keine Pause)

Autor:in: Leonie Lorena Wyss
Regie: Mia Constantine

Schauspiel/Gesang
Klein, Rosa: Laura Dittmann
Groß, Bestimmerin: Claudia Kainberger
Mittel: Lara Sienczak

Bühne, Kostüme: Johann Brigitte Schima
Mitarbeit Ausstattung: Olga Benkelmann
Musik: Kilian Unger
Dramaturgie: Rita Czapka

Regie-Assistenz: Maximilian Pellert
Regie-Hospitanz: Rebecca Lewalter
Inspizienz: Bianca Eibensteiner
Soufflage: Yasmine Steyrleithner
Ton: Andreas Zohner
Requisite: Roland Soyka

Aufführungsrechte: S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main

Wann & wo?

16., 23. Februar 2024
6., 23. März 2024
Vestibül des Burgtheaters: 1010, Universitätsring 2
Telefon: 01 51 444 4545
burgtheater -> muttertier