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Szenenfoto aus "Supergute Tage" im Theater im Zentrum (Wien): Rafael Wieser als Roger, Shlomit Butbul als Judy, Jasper Engelhardt als Christopher
Szenenfoto aus "Supergute Tage" im Theater im Zentrum (Wien): Rafael Wieser als Roger, Shlomit Butbul als Judy, Jasper Engelhardt als Christopher
09.05.2022

Vertrauensbrüche werfen Jugendlichen aus der Bahn

„Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ wird zwar immer wieder als Roman/Stück über einen Autisten promotet, aber der wird furchtbar belogen.

Fünf rote Autos in einer Reihe: superguter Tag, drei auch ein ziemlich guter Tag. Hingegen fünf gelbe Autos – das kündigt für Christopher einen rabenschwarzen Tag an. „Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ ist so etwas wie der Untertitel zu „Supergute Tage“, dem Roman von Mark Haddon, auf Englisch erstmals vor fast 20 Jahren erschienen und seither vielfach auch auf Bühnen umgesetzt. Derzeit im kleineren Haus des Theaters der Jugend in der Wiener Liliengasse (Theater im Zentrum).

Anhaltslinien

Christopher liebt – und braucht – klare Strukturen, sehr geregelte Tagesabläufe, immer die gleichen Wege. Dafür hat sich der Autor das eingangs zitierte Beispiel als vielleicht augenscheinlichstes einfallen lassen. Daneben kennt er sich im Weltraum gut aus, kann alle Länder der Welt und deren Haupstädt aufsagen und liebt Mathe. Der 15-Jähriger im Autismus-Spektrum erleidet aber ziemlich heftige Brüche in seinem Leben. Die würden aber auch so ziemlich alle anderen – nicht nur Jugendlichen – vielleicht aus der Bahn werfen.

Der Hund der Nachbarin wird ermordet, er will wissen, wer’s war. Sein Vater, mit dem er allein lebt, will ihn unbedingt abhalten. Nach und nach wird klar, warum. Trotz aller einfühlsamer Liebe und Zuwendung hat er seinen Sohn heftigst belogen, ihm vom Tod der Mutter erzählt. Bis Christopher Briefe findet, die sie an ihn geschrieben und er nie gekriegt hat.

Lüge aus Schutz?

Und das ist „nur“ einer der groben Vertrauensbrüche des Vaters gegenüber seinem Sohn – vielleicht geboren aus „ich will dich davor bewahren, dass dich deine Mutter verlassen hat“.

Jasper Engelhardt spielt diesen Christopher „supergut“, nie übertrieben, nie klischeehaft. Frank Engelhardt, vor allem Christophers Vater, sorgt als menschlicher Geldautomat am Bahnhof für besondere Lacher in dem eher traurigen Stück um Lügenwelt Erwachsener. Dazu bevölkern noch Shirina Granmayeh in der Rolle der Nachbarin Mrs. Shears vor allem aber von Siobhan, der Vertrauten Christophers in der Schule, Shlomit Butbul in vielen Rollen und ebenso Igor Karbus – bei den ersten Vorstellungen Rafael Wieser – auch in etlichen Rollen das Leben rund um Christopher (Regie: Carmen Schwarz) in einer sehr oft sehr wandelbaren puzzle-artigen Hügellandschaft (Bühnenbild: Janna Keltsch).

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Titelseite der übersetzten Taschenbuchausgabe aus 2015
Titelseite der übersetzten Taschenbuchausgabe aus 2015
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone

nach Mark Haddon von Simon Stephens
Deutsch von Barbara Christ
Ab 11 Jahren; ca. 2 Stunden

Regie: Carmen Schwarz

Es spielen:
Christopher: Jasper Engelhardt
Siobhan / Mrs. Shears: Shirina Granmayeh
Ed / Mr. Thompson / Geldautomat: Frank Engelhardt
Judy / Mrs. Alexander / Mrs. Gascoyne / Schalter / Punkerin: Shlomit Butbul
Roger / Polizist / Reverend Peters / Nr. 44 / Mann mit Socken: Rafael Wieser (Igor Karbus)

Stimmen / Schaffner / Information: Ensemble

Bühnenbild: Janna Keltsch
Video: Janna Keltsch
Kostümbild: Ina Vahitova
Licht: Fritz Gmoser und Christian Holemy
Komposition: Philipp Koelges
Dramaturgie: Sebastian von Lagiewski

Inspizienz: Simone Tomas
Hospitanz: Louis Marley Crowfoot Schropp

Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

Wann & wo?

Bis 18. Juni 2022
Theater im Zentrum: 1010, Liliengasse 3
Telefon: 01 521 10-0
tdj -> supergute-tage

DAS BUCH

Text: Mark Haddon
Übersetzung ins Deutsche: Sabine Hübner
Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone
ca. 280 Seiten
Ab 12 Jahren
Verlag CBJ
Taschenbuch: 9,90 €
eBook: 7,99 €

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