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Szenenfoto aus "Kleopatra" in der Reihe "Classics for Kids" im Wiener Rabenhoftheater

Erst Wille zur Veränderung, dann Macht-Genuss

Kleopatra, die ägyptische Pharaonin (51 bis 30 vor unserer Zeitrechnung) wird meist mit den Attributen wunderschön, vor allem ihre Nase, Baden in Eselsmilch und Geliebte der römischen Kaiser erst Julius Caesar und dann Marcus Antonius verbunden. In der Reihe „Classics for Kids“ im Wiener Rabenhoftheater – für das Theater der Jugend – steht ihr anfänglicher Kampf um Anerkennung als Kaiserin Ägyptens, ihre Führungsrolle und Macht im Zentrum. Und dennoch mangelt es nicht an viel Witz und Humor wie sie schon die vielen bisherigen Klassik-Stücke, meist der griechischen Antike, gekennzeichnet haben. Dieses Mal mit weniger Gags um der Gags willen, mit mehr Ernsthaftigkeit, aber dennoch vielen Szenen zum Lächeln bzw. lauthals und herzhaft Lachen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Kleopatra“ in der Reihe „Classics for Kids“ im Wiener Rabenhoftheater

Bewährte Kräfte

Die vergnüglichen eineinhalb Stunden wurden wieder von Roman Freigaßner-Hauser geschrieben und inszeniert. Mit Bernhard Majcen und Ingo Paulick sind altbekannte Schauspieler der Stamm-Besetzung – sowohl der humorvollen Classics als auch der witzigen Märchen-Stücke in diesem Theater in der großen Gemeindebau-Anlage – mit dabei. Wie immer schlüpfen sie in mehrere Rollen, zumeist gegensätzliche, dieses Mal sowohl auf ägyptischer als auch auf römischer Seite; ersterer u.a. in die von Julius Cäser einer- sowie Pharao-Berater Potheinos andererseits, der Kleopatra vom Thron eher fernhalten will. Paulick ist mit vier Rollen der Verkleidungskünstler (Kostüme: Julia Klug) dieser Inszenierung. Christoph Hagenauer sowohl als Apollodoros  als auch in der Rolle des Mark Anton spielt sein viertes Stück im Rabenhof Theater, u.a. war er schon bei den Classics Herakles bzw. Hermes.

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Szenenfoto aus „Kleopatra“ in der Reihe „Classics for Kids“ im Wiener Rabenhoftheater

Neue Spieler:innen

Elena Hückel – als Charmion bzw. Calpurnia in beiden Reichen nahe der Macht – ist erstmals nach mehreren Märchen-Einsätzen erstmals bei einem der Rabenhof-Classics auf der wieder leicht wandelbaren Bühne (Thomas Garvie).

Die bisher genannten wechseln mit ihren Rollen aber nicht nur ihre Gewänder, sondern spielen in der Regel so unterschiedlich, dass nicht wenige im Publikum am Ende beim Applaus und den Verbeugungen der Darsteller:innen meinen, einige zu vermissen!

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Szenenfoto aus „Kleopatra“ in der Reihe „Classics for Kids“ im Wiener Rabenhoftheater

„Nur“ eine Rolle, aber zwei Persönlichkeiten

Die einzige, die „nur“ eine Rolle verkörpert, ist Fanny Alma Fuhs als Kleopatra. Die 23-Jährige ist Newcomerin in diesem Theater. Obwohl lediglich eine Rolle, sind es doch unterschiedliche Persönlichkeiten, die sie spielt. Kämpft die junge Kleopatra um den ihr zustehenden Anteil am Thron, an der Macht samt Ansprüchen, für die Bevölkerung, für ihr Land Gutes tun zu wollen bzw. gegen die Kolonialisierungs-Ansprüche der Vertreter des römischen Reiches, so wirft sie das meiste davon später über Bord. Die Macht in Händen, verbandelt mit den Ober-Römern, „vergisst“ sie gern ihr Volk…

Damit und mit der einen oder anderen – aber nicht zu dick aufgetragenen – Anspielung können gut und gerne zeitlose Vergleich mit Macht-Mechanismen angestellt werden.

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Szenenfoto aus "Der Froschkönig Quak!"

Sehr witziger (Frosch-)König im Bällebad

Eine Riesenhetz – das sind die verwurschteten Märchen in der Reihe Classics for Kids im Wiener Rabenhof Theater und zwar noch mehr als die ebenfalls recht witzigen Bearbeitungen antiker Stoffe. Sowohl vom Buch und Regie (in beiden Fällen wie immer: Roman Freigaßner-Hauser) als auch von Schauspiel, Bühne und Kostümen samt Musik und Licht.

Nun also „Der Froschkönig“ mit Zusatz „Quak!“. Einiges an der Grundgeschichte bleibt: Zum Beispiel, dass der Prinzessin die goldene Kugel in den Brunnen fällt und ein Frosch sie wieder rausfischt. Ansonsten ist aber ganz schön viel anders.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Froschkönig Quak!“

Zunächst einmal ist die Prinzessin, hier heißt sie Amalia (Elena Hückel), vom Vater oft liebevoll Mali genannt, keine arrogante Tussi, sondern die einzige mit Empathie, wenngleich nicht für Frösche, die hasst sie. Selbstbewusst hinterfragt sie die vorgegebenen Regeln, das höfische Zeremoniell und vieles mehr.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Froschkönig Quak!“

Der Herr König, hier namens Friedbert, hat außer den hin und wieder – oft fast eher aus schlechtem Gewissen hingeworfenen liebevollen Bemerkungen nicht wirklich viel übrig für seine Tochter. „Ein Königreich regiert sich nicht von alleine…“ – vertieft in seine Amtsgeschäfte – und nicht einmal zuhören kann/will er ihr. Für ein Gespräch – wo denkst du hin.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Froschkönig Quak!“

Zurückgesetzte Schwester

Außerdem gibt es neu erfundene Konstellation: Der König, der unter seiner weniger großen Körpergröße leidet und gern ein, zwei Köpfe größer wäre, ist der jüngere Bruder von Sieglinde. Die wäre gerne Königin und kann es nur deshalb nicht sein, weil – genau, ein Mädchen. Doch knapp nachdem Sympathie mit ihrem berechtigten Ärger über diese Zurücksetzung aufkommt, verspielt sie diese. Ihr Ehemann Maximillian (Bernhard Majcen wunderbar zwischen Ja-Sager und ein bisschen begriffsstutzig changierend), gleichzeitig königlicher Hüter der Wiesen und Wälder, solle mit dem König in den Wald gehen, ihn dort erschießen (Schneewittchen schau oba /herunter!), die Leiche vergraben und sagen, der Bär hätte ihn gefressen.

Dass es einen solchen gar nicht gibt – dem Volk einen „Bären aufbinden“ sozusagen als alten Spruch für neudeutsch Fake News verbreiten.

Überraschungen

Maximillian will das nicht – da stellt ihm seine Ehefrau die Rute ins Fenster: Wenn er’s nicht tue, werde er verbannt. „Was verbrannt?“ Vielleicht das eine oder andere Mal in den rund 1 ¾ Stunden zu oft kommt dieses Missverständnis vor, aber…

Was soll und darf schon verraten werden? Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… würde ja nicht so gern alles spoilern, wenngleich die Ankündigung auf der Website des Rabenhof Theaters schon mehr verrät…

Klar ist, der Frosch taucht auf und holt die in den Brunnen – ein wunderbares Bällebad, das beim Auftauchen so manche der kleinen Kugeln auch in Richtung Publikum „verspritzt“ – gefallene Kugel. Und der Frosch kann reden, allerdings ist er kein verwunschener Prinz, sondern – ach, im Absatz davor ist ja schon versprochen, dass dies – zumindest hier – ein Geheimnis bleibt. Wie auch immer dieser Frosch wird ebenso von Sebastian Pass gespielt wie der untergroße – zeitweise aus dem Weg geräumte – König.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Froschkönig Quak!“

Der Autor – und Regisseur – bringt noch die Hexe, pardon schwarze Magierin Solanathea, ins Spiel. Sowohl diese als auch die erst verhinderte, dann zwischenzeitlich doch Königin spielt Leila Müller ziemlich schön fies.

Und all das wie schon eingangs geschrieben voller (Spiel-)Witz – in einer Bühnen-Landschaft aus riesigen Bauklötzen. Da zum Glück auch die Premiere schon voller Kinder im Publikum war, kann eindeutig festgestellt werden: Großer Spaß, übrigens genauso für erwachsene Zuschauer:innen und zurecht langanhaltender, tobender Applaus.

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Szenenfoto aus "Herakles"

Ein Halbgott, seine Kämpfe und die Suche nach eigenen Wegen

Nächster Streich in der Serie Classics for Kids im Wiener Rabenhoftheater – in Zusammenarbeit mit dem Theater der Jugend. Seit Jahren verwandelt Regisseur Roman Freigaßner-Hauser dort Stoffe aus der griechischen Mythologie in rasante, witzige Stücke für ein Publikum ab 10 Jahren. Nun ist Herakles an der Reihe. Premiere war am 11. Jänner 2024 (Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… hatte weniger als eine Woche davor eine der letzten Komplettproben besucht.) Untertitel des Stücks: „Ein Haufen Arbeit“. Die hat der Halbgott ja vor sich – eine Rache der Göttermutter Hera an Göttergatten Zeus für den einen seiner vielen Seitensprünge.

Szenenfoto aus
Mit einem der abgeschlagenen Hydra-Köpfen

Videos statt Kulissen

Die nicht ganz eineinhalb Stunden spielen sich in einer einfachen und wandelbaren Landschaft aus liegenden und stehenden Quadern ab. Video-Einblendungen projizieren auf diese jeweils wechselnde Bilder, wodurch diese vermitteln, was gerade gebraucht wird – Mauern, Wald oder was auch immer (Bühne: Thomas Garvie, Videodesign: Max Kiss, Wolfgang Pielmeier).

Bevor Herakles zu seinem berühmt gewordenen Namen kommt, wird er als Baby von seinem Vater Amphitryon (Ingo Paulick, der – wie seine drei Kolleg:innen in mehrere Rollen schlüpft) liebevoll und fürsorglich in den Armen geschaukelt, um nicht mehr schreien zu müssen. Da nennt ihn der Papa noch Alkides inspiriert vom Opa, Amphitryons Vater. Doch Mutter Alkmene (Bettina Schwarz, die auch Hera spielt – in einigen Vorstellungen übernimmt Leila Müller die Rollen der beiden Mütter) verklickert dem Ehemann: Der Bub heißt Herakles. Nach einem kleinen Hin und Her willigt der Vater ein, ach ja, Hera-Kles: Der, der Göttermutter Hera Ruhm bringt.

Szenenfoto aus
Hera verkleidet schickt den Helden in eine tödliche Aufgabe nach der anderen…

Abenteuer am laufenden Band

Erst später wird der herangewachsene Jüngling (Christoph Hagenauer, der auch den leicht begriffsstutzigen Götterboten Hermes spielt) vom blinden Seher Teiresias erfahren, dass sein Zieh- nicht sein leiblicher Vater ist. Gezeugt wurde er vom Göttervater Zeus (Bernhard Majcen, der neben Teiresias auch noch etliche andere Figuren spielt). In Gestalt Amphitryons hat der Alkmene geschwängert. Hera muss viele Seitensprünge ihres Göttergatten erleiden. Hin und wieder fällt ihr Rache ein, hier will sie das Produkt dieser Affäre vernichten, schickt gleich einmal dem Kleinkind zwei mörderische Schlangen. Doch was macht der Kleine – er erwürgt sie eigenhändig.

Als junger Mann schickt die oberste Göttin Herakles in die heftigsten Abenteuer, von denen sie selbst erstaunt ist, dass er sie lebendig übersteht. Der rettet damit nicht nur sich, sondern immer wieder auch viele andere Menschen, die von den jeweiligen Gefahren bedroht worden wären. So wird Herakles, der ja „dank“ seines wahren Vaters ohnehin Halbgott ist und damit Platz im Olymp haben dürfte, zum berühmten Helden.

Szenenfoto aus
Hera und Zeus

Hera größer als Zeus

Gegen die Gefahren für seinen Sohn kann der sich als GRÖGAZ (Größter Götter aller Zeiten) sich aufspielende Zeus nix ausrichten. Da ist seine Frau Hera offenbar dann doch die Größere.  Auch das eine nette Sub-Botschaft. Sie will dem Halbgott auch den Einzug in den Olymp verwehren, erst als die Olympischen Götter von den Giganten bedroht werden, und sie da die Hilfe von Herakles ganz gut gebrauchen könn(t)en…

Aber als Herakles dann doch alle zwölf Aufgaben/Herausforderungen absolviert hat und könnte, da will der Held lieber nach neuen Zielen suchen…

Flottes Spiel aller Schauspieler:innen – egal in welchen der vielen Rollen -, Musik (Josch Russo), die Bühne, die von ihren Elementen immer gleich bleibt und lediglich durch die Videos und Licht sich verändert, die teils heftige Geräusch-Kulisse und er wieder immer wieder von Witz, Ironie und Gags durchzogene Text verschaffen einen vergnüglichen Theaternachmittag bzw. -abend (unterschiedliche Beginnzeiten). Und wie immer richten sich manche der Gags eher an erwachsenes (Begleit-)Publikum, etwa wenn von Zeus ausgehend mehrmals der Sager fällt „Wus sull dus?!“ (Parodie des Kabarettisten Alex Kristan eines angeblichen Satzes des im Vorjahr 70 Jahre gewordenen Fußballers Hans Krankl).

Szenenfoto aus
Der Super-Held

Suche nach eigenen Zielen

„Die Suche nach eigenen Zielen und nicht nach solchen, die andere vorgeben, das Dranbleiben, um selbst gewählten Ziele möglichst zu erreichen, hat mich an der Herakles-Geschichte interessiert“, sagt der Regisseur, der – wie in dieser Classics-for-Kids-Reihe auch immer das Buch schreibt – zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… nach einer der letzten Proben vor der Premiere.

Junger Besucher

Diese besagte Probe besuchte auch der elfjährige Emil. Und der vertraute KiJuKU an: „Ich hab die vielen Kämpfe von Herakles cool gefunden, dass er nicht aufgibt, auch wenn’s noch so schwer ist.“ Als aufsehenerregendste Herausforderung fand Emil den Kampf mit der vielköpfigen Hydra. Der ist – wie viele andere der Gewalttaten nicht wirklich zu sehen. Die Kämpfe spielen sich sozusagen abseits ab, wenn der Held gerade nicht auf der Bühne ist und das Geschehen durch Geräusche aus dem Off angedeutet werden. Die anschließenden kürzest zusammengefassten nachträglichen Erzählung lassen das Geschehen erahnen. In dem Fall erscheint Herakles mit einem der monströsen abgeschlagenen Köpfe im Zentrum der Bühne.

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Ziehvater und Mutter

„Ein bisschen gruselig fand ich, wenn Zeus die Blitze aus dem Olymp geschleudert hat.“ Das ergibt jeweils einen Riesen-Donnerknall. Emil besucht, wie er erzählt, oft Theater. „Ich find’s cool, weil es live ist. Und die Schauspielerinnen und Schauspieler schaffen es immer, wenn ihnen ein Missgeschick passiert, dass es so ausschaut, als wäre es geplant.“ Wie er überhaupt wisse, dass dies oder jenes doch nicht so geplant war: „Mein Vater hat früher auch viel Theater gespielt.“

Von dem hat er sich auch einiges abgeschaut für eigenes Schauspiel bei Stücken in der Volksschule: „Da hab ich fast immer die Hauptrolle gespielt.“

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