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Szenenfoto aus "Der Regenbogenfisch" in der Bühne im Hof (St. Pölten) - eine Produktion des niederösterreichischen Landestheaters

„Du bist echt gemein!“

Seit gut drei Jahrzehnten bereichert „Der Regenbogenfisch“ von Marcus Pfister den Ozean der Bilderbücher mit seinen Glitzerschuppen, „schwimmt“ nicht selten auch über Bühnen – ob großer in Theaterhäusern oder kleinerer in Schulen und Kindergärten. Buntheit, Farbenfröhlichkeit, anders aussehen, Vielfalt. Das freut (nicht nur) Kinderherzen.

Der glänzende, glitzernde Star unter den Meeres-Bewohner:innen neigt aber auch zur Eitelkeit: Seht mal her, wie schön ich bin.

So tritt er in der kunterbunten, rasanten, verspielten Inszenierung des niederösterreichischen Landestheaters St. Pölten in der Spielstätte Bühne im Hof in Erscheinung. Und lässt die Fischkolleg:innen Joey und Jacky mit deren Bitten, ihnen doch wenigstens eine seiner Glitzerschuppen zu schenken, kalt abblitzen. Was die fast 300 Kinder im ausverkauften Saal spontan gar nicht gut fanden, ja sie begannen sogar zu rufen: „Du bist echt gemein!“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Regenbogenfisch“ in der Bühne im Hof, St. Pölten

Schmerzhafter Lernprozess

Klar, dass es am Ende gut ausgeht und der Star doch zu teilen beginnt. Bis er das lernt, muss er natürlich noch bittere Erfahrungen machen. Die beiden genannten vormaligen Freund:innen wenden sich beleidigt von ihm ab, Sardellen würden ihn zwar in ihren Schwarm aufnehmen. Aber das will er wiederum nicht. Von der Einsiedlerkrebsin hört er, allein sein ist gar nicht so schlecht – und es ist bei Weitem nicht dasselbe wie Einsamkeit, die unglücklich macht. Aber genauso fühlt sich der Regenbogenfisch, er vermisst Jacky und Joey… Ein Unterwassersturm weht seine Geschichte an den weisen Oktopus.

Die eigene leidvolle Einsamkeit und dessen Lehre, teilen würde ihn wieder glücklich – und dadurch sogar noch schöner machen, bringen die Story zum Happy-End, denn auch Jacky und Joey vermissen den vormaligen Freund – samt Lehrsätzen, dass Freund:innen auch trotz Streitereien zueinander halten…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Regenbogenfisch“ in der Bühne im Hof, St. Pölten

Spiel- und Wortwitz

Diese Passage ist die einzige in der mitreißenden Inszenierung (Verena Holztrattner), die zu sehr mit Zeigefinger daherkommt. Was gar nicht notwendig wäre, wie die oben geschilderten – und viele weitere spontane – Reaktionen der vorwiegend sehr jungen Kinder zeigte – zumindest bei der Vorstellung, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… eine Woche nach der Premiere besuchte. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Bilderbuch von Marcus Pfister und lebt hier auf der Bühne von Spiel- und Wortwitz neben der üppigen, bunten Ausstattung.

Das Programmheft enthält auch ein Labyrinth, das von jenem im Sammelband „Der Regenbogenfisch und seine Freunde“ inspiriert ist – und nicht wie im Programmheft angegeben von Band 6, „Der Regenbogenfisch entdeckt die Tiefsee“.

Alles mein’s, oder?

Sven Kaschte (Regenbogenfisch) spielt sehr glaubhaft und überzeugend den Wandel von „seht her, wer ich bin“ über Trauer angesichts der Einsamkeit bis zur Erkenntnis, dass Teilen mehr bringt als „alles mein’s!“.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Regenbogenfisch“ in der Bühne im Hof, St. Pölten

Wandlungsfähig

Katharina Rose und Florian Haslinger zeigen sich durch vielfältigen Rollenwechsel sehr wandlungsfähig. Beginnen und enden sie als die beiden genannten Fische Joey und Jacky, so „schwimmen“ sie als Sardellen sogar ins Publikum und machen die Zuschauer:innen zu Teilen des großen Schwarms. Rose verwandelt sich weiters unter anderem in eine Taucherin, die Einsiedlerkrebsin und einen der beiden sprechenden Arme – mehr ist vom Oktopus gar nicht auf der Bühne zu sehen. Ihr Kollege – Sardelle und zweiter Kraken-Arm – Haslinger wird auch Hai und Seestern – mit Radschlägen, die auch als Ratschläge verstanden werden können.

Humor strahlen auch die Bühne – u.a. mit Badewanne, aus der immer wieder Seifenblasen aufsteigen – und die vielfältigen Kostüme (Michael Lindner) aus. Die Musik (Musik: Valentin Danler) rundet die Aufführung ab, die die meisten der Kinder mitriss – so sie nicht von den begleitenden Pädagoginnen eingebremst wurden.

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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Der Regenbogenfisch entdeckt die Tiefsee"

Als der Regenbogenfisch seine letzte Glitzerschuppe verlor…

In „Der Regenbogenfisch entdeckt die Tiefsee“ hat die Hauptfigur schon nur mehr eine der schillernden, glitzernden Schuppen. Und verliert auch diese noch am Rande einer Klippe zur Tiefsee. Vor der ihn sein bester Freund – und der weise Oktopus – ohnehin schon gewarnt hat. Aber, diese Schuppe muss er wieder kriegen. Während der blaue Fisch um Hilfe schwimmt, taucht der Regenbogenfisch hinab in die Tiefe, erlebt gefährliche Begegnungen, findet aber auch viele neue Freund:innen, darunter auch leuchtende. Die Dumbokrake will ihm gar ein neues Glitzerkleid verschaffen. „Aber ich brauche keine neues Glitzerkleid. Ich möchte nur m eine Schuppe wiederhaben…. „Dann brauchen wir nur mehr Licht“, sagte der Leuchtkalmar.“

Und klar, Happy End: Die verloren gegangene Schuppe wird wieder gefunden.

Sammelband

Schon vor einigen Jahren ist ein Sammelband mit fünf der vorher im Sch nitt alle fünf Jahre erschienen neuen Abenteuer des Unterwasser-Stars zwischen zwei Buchdeckeln – mit Glitzerfolien auf den Titelseiten – erschienen. „Der Regenbogenfisch und seine Freunde“ enthält fünf vollständige Geschichten – Details in der Info-Box. Un dazu unter „Spiel und Spaß“ unter anderem ein Rezept für Regenbogenfisch-Kekse, ein Labyrinth, ein Ausmalbild, eine Bastelanleitung für eine Unterwasserwelt und ein Lesezeichen – weitere Aktivitäts-Tipps übrigens auf der eigenen Regenbogenfisch-Website – Link in der Info-Box.
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