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Szenenfoto aus "Der Regenbogenfisch" in der Bühne im Hof (St. Pölten) - eine Produktion des niederösterreichischen Landestheaters
Szenenfoto aus "Der Regenbogenfisch" in der Bühne im Hof (St. Pölten) - eine Produktion des niederösterreichischen Landestheaters
28.09.2023

„Du bist echt gemein!“

Herzerwärmende spontane Reaktionen Hunderter Kinder bei der zweiten Aufführung des Stücks „Der Regenbogenfisch“ nach einem der Bilderbücher in der Bühne im Hof (St. Pölten).

Seit gut drei Jahrzehnten bereichert „Der Regenbogenfisch“ von Marcus Pfister den Ozean der Bilderbücher mit seinen Glitzerschuppen, „schwimmt“ nicht selten auch über Bühnen – ob großer in Theaterhäusern oder kleinerer in Schulen und Kindergärten. Buntheit, Farbenfröhlichkeit, anders aussehen, Vielfalt. Das freut (nicht nur) Kinderherzen.

Der glänzende, glitzernde Star unter den Meeres-Bewohner:innen neigt aber auch zur Eitelkeit: Seht mal her, wie schön ich bin.

So tritt er in der kunterbunten, rasanten, verspielten Inszenierung des niederösterreichischen Landestheaters St. Pölten in der Spielstätte Bühne im Hof in Erscheinung. Und lässt die Fischkolleg:innen Joey und Jacky mit deren Bitten, ihnen doch wenigstens eine seiner Glitzerschuppen zu schenken, kalt abblitzen. Was die fast 300 Kinder im ausverkauften Saal spontan gar nicht gut fanden, ja sie begannen sogar zu rufen: „Du bist echt gemein!“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Regenbogenfisch“ in der Bühne im Hof, St. Pölten

Schmerzhafter Lernprozess

Klar, dass es am Ende gut ausgeht und der Star doch zu teilen beginnt. Bis er das lernt, muss er natürlich noch bittere Erfahrungen machen. Die beiden genannten vormaligen Freund:innen wenden sich beleidigt von ihm ab, Sardellen würden ihn zwar in ihren Schwarm aufnehmen. Aber das will er wiederum nicht. Von der Einsiedlerkrebsin hört er, allein sein ist gar nicht so schlecht – und es ist bei Weitem nicht dasselbe wie Einsamkeit, die unglücklich macht. Aber genauso fühlt sich der Regenbogenfisch, er vermisst Jacky und Joey… Ein Unterwassersturm weht seine Geschichte an den weisen Oktopus.

Die eigene leidvolle Einsamkeit und dessen Lehre, teilen würde ihn wieder glücklich – und dadurch sogar noch schöner machen, bringen die Story zum Happy-End, denn auch Jacky und Joey vermissen den vormaligen Freund – samt Lehrsätzen, dass Freund:innen auch trotz Streitereien zueinander halten…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Regenbogenfisch“ in der Bühne im Hof, St. Pölten

Spiel- und Wortwitz

Diese Passage ist die einzige in der mitreißenden Inszenierung (Verena Holztrattner), die zu sehr mit Zeigefinger daherkommt. Was gar nicht notwendig wäre, wie die oben geschilderten – und viele weitere spontane – Reaktionen der vorwiegend sehr jungen Kinder zeigte – zumindest bei der Vorstellung, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… eine Woche nach der Premiere besuchte. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Bilderbuch von Marcus Pfister und lebt hier auf der Bühne von Spiel- und Wortwitz neben der üppigen, bunten Ausstattung.

Das Programmheft enthält auch ein Labyrinth, das von jenem im Sammelband „Der Regenbogenfisch und seine Freunde“ inspiriert ist – und nicht wie im Programmheft angegeben von Band 6, „Der Regenbogenfisch entdeckt die Tiefsee“.

Alles mein’s, oder?

Sven Kaschte (Regenbogenfisch) spielt sehr glaubhaft und überzeugend den Wandel von „seht her, wer ich bin“ über Trauer angesichts der Einsamkeit bis zur Erkenntnis, dass Teilen mehr bringt als „alles mein’s!“.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Regenbogenfisch“ in der Bühne im Hof, St. Pölten

Wandlungsfähig

Katharina Rose und Florian Haslinger zeigen sich durch vielfältigen Rollenwechsel sehr wandlungsfähig. Beginnen und enden sie als die beiden genannten Fische Joey und Jacky, so „schwimmen“ sie als Sardellen sogar ins Publikum und machen die Zuschauer:innen zu Teilen des großen Schwarms. Rose verwandelt sich weiters unter anderem in eine Taucherin, die Einsiedlerkrebsin und einen der beiden sprechenden Arme – mehr ist vom Oktopus gar nicht auf der Bühne zu sehen. Ihr Kollege – Sardelle und zweiter Kraken-Arm – Haslinger wird auch Hai und Seestern – mit Radschlägen, die auch als Ratschläge verstanden werden können.

Humor strahlen auch die Bühne – u.a. mit Badewanne, aus der immer wieder Seifenblasen aufsteigen – und die vielfältigen Kostüme (Michael Lindner) aus. Die Musik (Musik: Valentin Danler) rundet die Aufführung ab, die die meisten der Kinder mitriss – so sie nicht von den begleitenden Pädagoginnen eingebremst wurden.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Der Regenbogenfisch

von Marcus Pfister

Regenbogenfisch: Sven Kaschte
Fisch Jacky, eine Sardelle, Taucherin, Einsiedlerkrebs, Oktopus-Arm: Katharina Rose
Fisch Joey, eine Sardelle, Hai, Seestern, Oktopus-Arm: Florian Haslinger

Inszenierung: Verena Holztrattner
Bühne und Kostüme: Michael Lindner
Musik: Valentin Danler
Dramaturgie: Julia Engelmayer
Regie-Assistenz: Pauline Kosack
Inspizienz: Johanna Wildling
Produktionsleitung: Renato Sobotta
Licht: Wolfgang Schmutzer, Eric Castonguay, Martin Faschingeder, Florian Scholz
Ton: Felix Dietlinger, Hannah Strobl
Maske: Sonja Mandl, Julia Kreuziger, Alexandra Zehetner
Requisite: David Hoffelner, Rainer Lingfeld

Wann & wo?

25. Oktober 2023
16. November 2023
21., 22., 30. und 31. Dezember 2023
2., 5., und 6. März 2024

Bühne im Hof: 3100 St. Pölten, Linzer Straße 18
Telefon: 02742 90 80 50 580
Kartenbüro: 02742 90 80 80 600
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