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Lilly und Dora

Mit ihren Büchern schließt sie ein und nicht aus

Die vielleicht wertvollste Auszeichnung für die Autorin Lilly Axster, die Dienstagabend den zum dritten Mal verliehenen Christine-Nöstlinger-Preis bekam, lieferte die 9-jährige Dora. Sie zeigte sich von einem der Bücher der Preisträgerin sehr begeistert: DAS machen? – Projektwoche Sexualerziehung in der Klasse 4c“. Es ist eines ihrer ­Bilderbücher, die sie jeweils gemeinsam mit der Illustratorin Christine Aebi, die immer auch mit-konzipierte, geschaffen hat.

Dora hatte, so erzählt sie der Autorin – und Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – „aus der Bücherei ausgeborgt. Es hat mir so gefallen, weil es ganz interessant ist. Manches war für mich auch neu. Und ich mag es, weil es witzig ist, am Lustigsten finde ich die Seiten, die so wie Comics gemacht sind“, lächelt und strahlt sie. Und mit ihr auch Lilly Axster.

Bei Kindern und Jugendlichen beliebt, Aufreger für manch Erwachsene

Und dieses Buch verbindet die Autorin noch in ganz besonderer Weise mit der Namensgeberin des Preises, der von Christine Nöstlingers beiden Töchtern nach ihrem Tod ins Leben gerufen worden ist. Wie die ersten Bücher von Nöstlinger, die bei den jungen Leser:innen sofort beliebt, im Gegensatz dazu aber von so manchen Erwachsenen angegriffen wurden, dass dies Kindern nicht zuzumuten wäre, erging’s auch Lilly Axster mit genau diesem Buch. Angriffe, weil – ausgehend von realen Workshops in Schulen – eben alle möglichen Themen die Kinder im Zusammenhang mit Sexualerziehung interessieren angesprochen werden. Und das auf unverkrampfte, witzige Art.

Selbsternannte „Kinderschützer“ – bei diesen erübrigt sich auch gendern – meinen ja sogar, für Kinder wäre die Lesung von märchenhaften Geschichten abseits gängiger Rollen-Klischees wenn sie von Drag-Queens vorgenommen werden, schädlich.

Das sprach Lilly Axster auch in ihrer abschließenden Dankesrede an. So gern hätte sie als Kind solche Lesungen in ihrer deutschen Geburtsstadt Düsseldorf erlebt.

Für jene mit einem Nicht-Zugehörigkeitsgefühl

Die Autorin wurde aber nicht nur für dieses Buch, sondern ihr bisheriges Gesamtwerk, das sich im Juni um einen neuen Jugendroman erweitern wird, ausgezeichnet. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler würdigte die Preisträgerin u.a. mit der zusammenfassenden Beschreibung ihrer Bücher „für Kinder und Jugendliche, die vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben ein Nicht-Zugehörigkeitsgefühl sei aus wegen der Herkunft, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder aus anderen Gründen. Ihnen zeigt Lilly Axster Wege aus der Unsicherheitszone und gibt ihnen das Gefühl, dass es schon gut ist, wie sie sind.“

Respekt, Wertschätzung…

Ausführlich – aber kurzweilig – würdigte die Leiterin des Instituts für Jugendliteratur, Karin Haller, das bisherige Werk Lilly Axsters, das sich durchgängig durch Toleranz, Respekt, Wertschätzung und radikale Offenheit auszeichnet. Und durch literarische, mitunter sprachverspielte, Qualität. Sie mache keine Bücher zu Problem-Themen, sondern bette Themen in Geschichten ein, deren Figuren ein- und nicht ausschließen.

Der Preis – mit 10.000 Euro dotiert – zeichnet Menschen aus, die Kindern und all jenen, die sonst nicht gehört werden, eine Stimme geben, ihre Perspektive einnehmen und so einen kleinen Beitrag leisten, deren Leben ein Stück gerechter zu gestalten.

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Gern und viel lesen

Zurück zum Beginn des Artikels und da zu Dora. „Ich lese schon gerne und auch viel, jetzt „Maikäfer flieg“ von Christine Nöstlinger und für ein Referat in der Schule hab ich eines der Bücher aus der Serie „Ein Fall für Katzendetektiv Ra“ gelesen.“

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Stückbesprechung „Wenn ich groß bin, will ich frau*lenzen“ – damals noch im KiKu

Stückbesprechung „Atalanta-Läufer_in“ – damals noch im KiKu

lillyaxster.at

Die nun mit dem Christine-Nöstlinger ausgezeichnete Autorin Lilly Axster

Nöstlinger Preis für Diversität und gegen Ungerechtigkeiten

„Lilly Axsters Werk ist außergewöhnlich – in der Sprache und im Engagement. In Bilderbüchern, Romanen und Theaterstücken für Kinder und Jugendliche richtet sie klar den Blick auf gesellschaftspolitische Themen“, so beginnen Christiana Nöstlinger und Barbara Waldschütz, Töchter von Christine Nöstlinger, ihre Gratulation an die Genannte. Axster wurde nun mit dem nach der großen Autorin Christine Nöstlinger, mit deren Bücher Generationen von Kindern aufgewachsen sind, benannten Preis ausgezeichnet. Der von der Stadt Wien Kultur, Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels ausgerichtete mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde jetzt zum dritten Mal vergeben.

Die Ausgezeichnete

Lilly Axster studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Genderforschung in München und Wien. Zwischen 1989 und 1996 war sie als Regieassistentin, Regisseurin und Hausautorin am Theater der Jugend in Wien tätig war. Von 1991 bis 2010 leitete sie gemeinsam mit Corinne Eckenstein (noch Leiterin des Theaterhauses für junges Publikum im MuseumsQuartier, Dschungel Wien, wo unter anderem ihr Stück „Wenn ich groß bin, will ich frau*lenzen“ lief und für die Lilly Axster die Laudatio bei der Stella-Preisverleihung 2022 hielt) die erste heimische queer-feministische Theatergruppe FOXFIRE.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wenn ich groß bin, will ich frau*lenzen“ von Lilly Axster im Dschungel Wien

Axster inszenierte auch an anderen deutschsprachigen Bühnen. 2019 erhielt sie für das Buch „Ein bisschen wie Du / A little like you“ (Verlag Zaglossus/edition assemblage) den Wiener Kinderbuchpreis, den Staatspreis für eines der schönsten Bücher Österreichs in der Kategorie Kinderbuch sowie den Österreichischen Kinderbuchpreis. Für das Buch „Die Stadt war nie wach“ (Verlag Zaglossus) erhielt Lilly Axster 2018 einen Würdigungspreis der Stadt Wien für Jugendliteratur sowie den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis. 2018 erhielt sie außerdem den Outstanding Artist Award für Kinder- und Jugendliteratur.

Seit 1996 ist Lilly Axster Mitarbeiterin bei SELBSTLAUT, Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Wien.

Für die Kinderrechte

Die beiden Nöstlinger-Töchter formulieren in ihrer Gratulation weiter: „Lilly Axster erhebt die Stimme für die Rechte der Kinder. Sie sensibilisiert für Diversität, macht auf Ungerechtigkeiten und Diskriminierung aufmerksam, und zeigt Machtstrukturen auf. Ihre Texte sind unangepasst und mischen sich in politische Belange ein. Sie beobachtet genau und beschreibt in einer klaren Sprache, wie sie auch Kinder sprechen. Die, wenn man sie lässt, auch direkt sagen, was ist und wie es sein sollte. Sie bestärkt ihre Leser*innen, jedoch ohne belehrend den Zeigefinger zu erheben. Vielleicht gelingt ihr das deswegen so gut, weil sie ihre Geschichten – wie es auch Christine Nöstlinger tat – immer aus selbst Erlebtem und Beobachtetem entwickelt. Lilly Axsters Engagement und Arbeit gehen über die Tätigkeit einer Autorin hinaus. Sie mahnt Wachsamkeit ein, und setzt das ganz konkret in Projektarbeit etwa für Kinderrechte und sexuelle Selbstbestimmung um. Auch das verbindet sie mit unserer Mutter Christine Nöstlinger, die sich nicht nur in ihren Büchern, sondern auch durch ihr soziales Engagement, immer auf die Seite gesellschaftlich Benachteiligter gestellt hat.“

Jurybegründung

„Als Theater-, Kinder- und Jugendbuchautorin bricht Lilly Axster in ihrem Werk konsequent Strukturen auf, die sie als verkrustet und menschenfeindlich empfindet. Das kann in der Sexualität sein, aber auch in Beziehungen, Institutionen und in der Sprache. In ihrem Roman „Atalanta Läufer_in“ etwa erzählt sie angelehnt an eine mythische Figur von Ata, die sich von Kind an in keinen Geschlechtskategorien wiederfindet, schließlich als Land zum schnellsten Läufer der Welt wird und bei der Ehrenrunde als „Frau“ entlarvt wird. In „DAS machen“ zeigt sie Kindern, wie vielfältig und fließend Sexualität sein kann, ohne sie auf die klare Pole weiblich und männlich festzulegen. In „Die Stadt war nie wach“ erzählt Lilly Axster von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt durch einen Lehrer, wie schwierig der Kampf dagegen ist und wie fünf Jugendliche ihm dennoch schließlich das Handwerk legen. Axster thematisiert verunsichernde kindliche Erfahrungen wie den Umzug in ein fremdes Land oder Fragen von Identität und Zugehörigkeit, schildert Selbstfindung und rettende Beziehungen zwischen Alten und Jungen. Sie gibt jungen Menschen Mut und sie zeigt ihnen Vorbilder dafür, wie in „Der Pullover trägt mich nicht mehr“ über Yeter Güneş, die in den 1980-er Jahren als Jugendliche gegen die türkische Militärdiktatur kämpfte. Für all das findet sie ihren je eigenen Stil, stellt ihre sprachliche Kreativität immer aufs Neue in den Dienst kompromisslosen Engagements.“

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Wie-aus-angst-und-langeweile-fraulenzen-wird – noch im Kinder-KURIER

Preisverleihung an Jun Kathan - mit Jurior Thomas Perle und Moderatorin Jessica Beer

Es war ein kreativer Schub

Jun Kathan gewann mit dem Text „Als wir in Anwesenheit des Orangenbaums sprachen“ die Jugendkategorie der diesjährigen exil-Literaturpreise. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… führte mit ihr*ihm ein kurzes Gespräch dazu.

KiJuKU: Spielen Sie selbst Schach?
Jun Kathan: Ja, und ich hab auch „Das Damengambit“ (Netflix-Serie) gesehen und ich liebe Orangenbäume.

KiJuKU: Im Buch steht nach ihrem Text, dass Sie bisher immer nur ganz kurze Texte geschrieben haben, wie kam’s nun zu dieser längeren Geschichte?
Jun Kathan: Dafür war definitiv der Wettbewerb ausschlaggebend. Da war etwas da, worauf ich hinstreben konnte.

KiJuKU: Haben Sie jetzt vor, weiter zu schreiben?
Jun Kathan: Ich will selbst auch im Journalismus arbeiten. Seit ich schreiben gelernt habe, schreibe ich gerne.

Weg weiter verfolgen

KiJuKU: Journalismus und literarisches Schreiben sind aber doch zwei verschiedene Paar Schuhe…
Jun Kathan: … aber ich mag eben beides oder zum Beispiel auch im Deutschunterricht, wenn wir verschiedene Textsorten durchnehmen. Jedenfalls will ich meinen schreiberischen Weg weiter verfolgen, ich mag auch Poesie und Lyrik.

KiJuKU: Zurück zu Ihrem preisgekrönten Text: Hatten Sie zuerst die Grundgeschichte und die dann geschrieben?
Jun Kathan: Ich hatte anfangs nicht einmal eine Idee. Meistens ist es so, dass ich einen Schub von Kreativität habe und dann muss ich mich hinsetzen und das einfach ausleben – das kann schreiberisch sein, aber auch in der Musik oder bildnerisch. Dann such ich mir halt aus, in welche Richtung dieser Künste es gehen soll. Dann war’s halt Schreiben – für den Wettbewerb. Aber bei mir entwickeln sich Geschichten dann erst im Lauf des Entstehens. Ich hatte so im Kopf: Schach, Orangenbaum und eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen – das war’s dann auch schon wieder.

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