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Die nun mit dem Christine-Nöstlinger ausgezeichnete Autorin Lilly Axster
Die nun mit dem Christine-Nöstlinger ausgezeichnete Autorin Lilly Axster
05.04.2023

Nöstlinger Preis für Diversität und gegen Ungerechtigkeiten

Lilly Axster ist die dritte Ausgezeichnete des nach Christine Nöstlinger benannten Preises.

„Lilly Axsters Werk ist außergewöhnlich – in der Sprache und im Engagement. In Bilderbüchern, Romanen und Theaterstücken für Kinder und Jugendliche richtet sie klar den Blick auf gesellschaftspolitische Themen“, so beginnen Christiana Nöstlinger und Barbara Waldschütz, Töchter von Christine Nöstlinger, ihre Gratulation an die Genannte. Axster wurde nun mit dem nach der großen Autorin Christine Nöstlinger, mit deren Bücher Generationen von Kindern aufgewachsen sind, benannten Preis ausgezeichnet. Der von der Stadt Wien Kultur, Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels ausgerichtete mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde jetzt zum dritten Mal vergeben.

Die Ausgezeichnete

Lilly Axster studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Genderforschung in München und Wien. Zwischen 1989 und 1996 war sie als Regieassistentin, Regisseurin und Hausautorin am Theater der Jugend in Wien tätig war. Von 1991 bis 2010 leitete sie gemeinsam mit Corinne Eckenstein (noch Leiterin des Theaterhauses für junges Publikum im MuseumsQuartier, Dschungel Wien, wo unter anderem ihr Stück „Wenn ich groß bin, will ich frau*lenzen“ lief und für die Lilly Axster die Laudatio bei der Stella-Preisverleihung 2022 hielt) die erste heimische queer-feministische Theatergruppe FOXFIRE.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wenn ich groß bin, will ich frau*lenzen“ von Lilly Axster im Dschungel Wien

Axster inszenierte auch an anderen deutschsprachigen Bühnen. 2019 erhielt sie für das Buch „Ein bisschen wie Du / A little like you“ (Verlag Zaglossus/edition assemblage) den Wiener Kinderbuchpreis, den Staatspreis für eines der schönsten Bücher Österreichs in der Kategorie Kinderbuch sowie den Österreichischen Kinderbuchpreis. Für das Buch „Die Stadt war nie wach“ (Verlag Zaglossus) erhielt Lilly Axster 2018 einen Würdigungspreis der Stadt Wien für Jugendliteratur sowie den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis. 2018 erhielt sie außerdem den Outstanding Artist Award für Kinder- und Jugendliteratur.

Seit 1996 ist Lilly Axster Mitarbeiterin bei SELBSTLAUT, Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Wien.

Für die Kinderrechte

Die beiden Nöstlinger-Töchter formulieren in ihrer Gratulation weiter: „Lilly Axster erhebt die Stimme für die Rechte der Kinder. Sie sensibilisiert für Diversität, macht auf Ungerechtigkeiten und Diskriminierung aufmerksam, und zeigt Machtstrukturen auf. Ihre Texte sind unangepasst und mischen sich in politische Belange ein. Sie beobachtet genau und beschreibt in einer klaren Sprache, wie sie auch Kinder sprechen. Die, wenn man sie lässt, auch direkt sagen, was ist und wie es sein sollte. Sie bestärkt ihre Leser*innen, jedoch ohne belehrend den Zeigefinger zu erheben. Vielleicht gelingt ihr das deswegen so gut, weil sie ihre Geschichten – wie es auch Christine Nöstlinger tat – immer aus selbst Erlebtem und Beobachtetem entwickelt. Lilly Axsters Engagement und Arbeit gehen über die Tätigkeit einer Autorin hinaus. Sie mahnt Wachsamkeit ein, und setzt das ganz konkret in Projektarbeit etwa für Kinderrechte und sexuelle Selbstbestimmung um. Auch das verbindet sie mit unserer Mutter Christine Nöstlinger, die sich nicht nur in ihren Büchern, sondern auch durch ihr soziales Engagement, immer auf die Seite gesellschaftlich Benachteiligter gestellt hat.“

Jurybegründung

„Als Theater-, Kinder- und Jugendbuchautorin bricht Lilly Axster in ihrem Werk konsequent Strukturen auf, die sie als verkrustet und menschenfeindlich empfindet. Das kann in der Sexualität sein, aber auch in Beziehungen, Institutionen und in der Sprache. In ihrem Roman „Atalanta Läufer_in“ etwa erzählt sie angelehnt an eine mythische Figur von Ata, die sich von Kind an in keinen Geschlechtskategorien wiederfindet, schließlich als Land zum schnellsten Läufer der Welt wird und bei der Ehrenrunde als „Frau“ entlarvt wird. In „DAS machen“ zeigt sie Kindern, wie vielfältig und fließend Sexualität sein kann, ohne sie auf die klare Pole weiblich und männlich festzulegen. In „Die Stadt war nie wach“ erzählt Lilly Axster von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt durch einen Lehrer, wie schwierig der Kampf dagegen ist und wie fünf Jugendliche ihm dennoch schließlich das Handwerk legen. Axster thematisiert verunsichernde kindliche Erfahrungen wie den Umzug in ein fremdes Land oder Fragen von Identität und Zugehörigkeit, schildert Selbstfindung und rettende Beziehungen zwischen Alten und Jungen. Sie gibt jungen Menschen Mut und sie zeigt ihnen Vorbilder dafür, wie in „Der Pullover trägt mich nicht mehr“ über Yeter Güneş, die in den 1980-er Jahren als Jugendliche gegen die türkische Militärdiktatur kämpfte. Für all das findet sie ihren je eigenen Stil, stellt ihre sprachliche Kreativität immer aufs Neue in den Dienst kompromisslosen Engagements.“

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Der Christine-Nöstlinger-Preis

Der Christine-Nöstlinger-Preis wird von der Stadt Wien Kultur, Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gemeinsam ausgerichtet. Der Preis zeichnet Menschen aus, die Kindern und all jenen, die sonst nicht gehört werden, eine Stimme geben, ihre Perspektive einnehmen und so einen kleinen Beitrag leisten, deren Leben ein Stück gerechter zu gestalten. Bisherige Preisträger*innen vor Lilly Axster: Linda Wolfsgruber (2022) und Michael Roher (2021).

Die Entscheidung über die Auszeichnung fällt eine unabhängige Fachjury. Diese besteht aus drei Mitgliedern, die von den Trägern des Preises nominiert werden. 2023 bestand die Jury aus Karin Haller (Geschäftsführung Institut für Jugendliteratur), Paulus Hochgatterer (Autor & Psychiater, Universitätsklinikum Tulln) und Anne-Catherine Simon (Redaktion Feuilleton „Die Presse“).

Christine-Nöstlinger-Preis

christine-noestlinger.at