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Standbild aus dem Film "Madison"
Standbild aus dem Film "Madison"
22.09.2021

Lieber viele Sportarten lernen als in einer aufgehen und sehr vielseitig interessiert

Interview mit der Hauptdarstellerin des Films „Madison“, Felice Ahrens.

Ein Tausendsassa ist die 15-jährige Felice Ahrens aus Berlin. Sie spielt im Film „Madison“, der Ende dieser Woche (24. September 2021) in die Kinos kommt die gleichnamige Hauptfigur. Für die Berlinerin ist es ihr dritter Film – nach „Liliane Susewind“ und „Die drei Ausrufezeichen“. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … führte mit der jungen Hauptdarstellerin ein Online-Video-Interview.

Wie alt warst du beim ersten Dreh?
Felice Ahrens: Da war ich elf oder schon zwölf Jahre.

Wie kam es dazu, war Schauspiel schon immer ein Wunschtraum von dir?
Felice Ahrens: Ich war schon jahrelang im Friedrichstadtpalast und bin dort immer wieder aufgetreten, hab mich dann mehrmals dort für Sprechrollen beworben und wurde immer abgelehnt. Dann bin ich zu einer Agentur gekommen und die haben mich zum Casting für „Liliane Susewind“ geschickt. Mit Erfolg.

Standbild aus dem Film

Wie ist bei dir der Wunsch nach Schauspiel aufgetaucht?
Felice Ahrens: Ich hab sehr oft, wenn ich Serien oder Filme im Kinderfernsehen angeschaut habe, den Wunsch gehabt, das auch selber machen zu können.

Im Presseheft zum Film Madison steht, dass du viel Sport betreibst, Radfahren aber nicht so deins war, hast du dich da speziell vorbereitet?
Felice Ahrens: Das Ding ist, Ich bin eine recht sportliche Person und lerne schnell Sportarten. Ich tanze, mach Kickboxen, reite, mein Vater ist viel Rennrad gefahren. Vor einer der Entscheidungsrunden im Casting hat er mir einen Rennradtrainier organisiert. So hab ich gelernt mit den Klicks zu fahren (Die Rennradschuhe sind in den Pedalen eingehängt). Außerdem hab ich Ausdauer trainiert und war drei Mal beim Bahnrad-Training. Schon beim ersten Mal hab ich das geschafft. Ich fand das auch nicht so komplex, es ist mehr eine Sache des sich Trauens da hochzufahren.

Beim Mountainbike konnte ich nicht so lange trainieren, aber wir waren dann mit Kim (Strobl, Regisseurin) in einem Bike-Park gegangen, Mein Vater hat auch ein bisschen mit mir trainiert. Aber Mountainbiken ist wesentlich anspruchsvoller als Bahnrad.

Sich was trauen – ist das etwas, das dich auch im Alltagsleben auszeichnet, bist du mutig?
Felice Ahrens: ich würd schon sagen, dass ich eine sehr mutige Person bin. Ich mag das auch dieses Adrenalin, das sich darauf einlassen auf etwas gefällt mir, beispielsweise auch Bungee Jumping,

Standbild aus dem Film
Die junge Rennnradlerin mit ihrem Trainer-Vater

Einzige Angst – Klischee

War das schon immer so, schon als ganz junges Kind?
Felice Ahrens: Natürlich hab ich schon auch meine Grenzen, aber ich hab früh angefangen mit Surfen, mit Wellenreiten und würde behaupten, für ein ganz junges Kind sind große Wellen schon ein wenig gruselig. Aber selbst da hatte ich nie ein Problem. Ich hab früh angefangen mit Skifahren, auch im Gelände und war immer daran interessiert, dass man ein bisschen diesen Kick findet. Das finde ich auch spannender. Bin im Friedrichstadtpalast vor 800 Menschen aufgetreten und das hat mich auch nicht gestört. Ich glaube Bühnenpräsenz hat auch etwas mit Mut zu tun und damit hatte ich nie ein Problem.

Gibt’s was, wovor du Angst hast, oder ist das ein absolutes Fremdwort für dich?
Felice Ahrens: Nein, in gewisser Weise hab ich Angst vorm Meer, weil das eine ungeheure Kraft hat, aber meine eigentliche Angst ist ein großes Klischee, ich mag keine Spinnen.

Standbild aus dem Film

Ist Schauspiel etwas, das du als Beruf anstrebst?
Felice Ahrens: Diese Frage hab ich mir auch schon oft gestellt. Das Ding ist, es ist ein sehr unsicherer Beruf. Es hat zwar viel mit Talent zu tun, aber auch mit Glück. Deswegen war für mich von Anfang an klar, ich werde etwas Festes studieren, was nichts mit Schauspiel zu tun hat. Meine Lieblingsfächer in der Schule sind Mathe, Biologie, Physik und Chemie, das heißt, es war klar, dass ich was in Richtung Forschung studieren will. Mein Ziel ist Medizin. Ich werde Schauspiel jedenfalls weiter als Hobby machen und ich werde kucken, dass ich da dranbleibe. Aber als festen Beruf kann ich das nicht so wirklich sehen.

Ist Sport für dich eher eine Freizeit- und Hobbygeschichte oder betreibst du manches auch als Leistungssport?
Felice Ahrens: Ne, Sport ist für mich so eine Hobbysache, ich mach Sport, damit ich meinen Kopf frei kriege. Ich hab bei Sport eher auf Quantität meine Priorität gesetzt. Ich fand’s immer wichtig, viele Sportarten zu können und immer besser, mehrere Sportarten normal gut zu können als wenige und in denen besonders gut zu sein. Ich hab Tennis gelernt, Surfen, Skifahren, Volleyball, Tanzen – unterschiedliche Tanzarten ausprobiert, Kickboxen, ich reite,

Die

Die erste Phase der Madison in der sie verbissen auf das Top-Ziel Weltmeisterschaft und Olympia hintrainiert ist dir also ein bissl fremd, oder?
Felice Ahrens: Von der Sportperspektive her schon, aber ich hab das anders gesehen, ich bin auch sehr ehrgeizig. Ich glaub immer, dass es eine bessere Version von einem selber gibt. Immer auch Dinge, in die ich meine ganze Seele reingeben. Da war mit die Figur dann doch nicht so fremd.

Grenze zwischen der Figur und mir

Und wie steht’s um diesen Kippmoment ab dem Madison die vorherigen Ziele nicht mehr so wichtig sind wie beispielsweise die Freundschaft zu Vicky?
Felice Ahrens: Ich hab ehrlich gesagt, mich oft versucht, von Madison zu differenzieren. Von Anfang an hab ich gesagt, ich bin nicht dieselbe Person wie die Figur. Ich habe sie eher aus einer schauspielerwischen Perspektive gesehen. Finde es besonders wichtig, eine Linie zu ziehen: Da die Figur, da bin ich.

Gemeinsam mit Beate (Maes, Schauspieltrainerin) sind wir durchgegangen wo die kleinen Merkmale des Übergangs bei Madison liegen. Das ist eine langsame Entwicklung, die in Wahrheit mit dem Tag beginnt, wo sie vom Trainingscamp rausgeworfen wird und in Tirol ankommt.

Madison-Darstellerin Felice Ahrens

Welche der beiden Seiten von Madison ist dir näher, die sehr ehrgeizige oder die Freundschaft mit Vicky?
Felice Ahrens: Weder noch, eine Mixtur. Ich bin ehrgeizig, aber meine Freundinnen und Freunde sind mir so wichtig, ich brauche sie so sehr. Ich hab nie Ehrgeiz über meine Freunde gestellt. Mir ist wichtig, meine Freunde mitzunehmen, mit über die Ziellinie zu ziehen. Das Problem, das Madison hat, ist dass sie nur schwarz oder weiß sieht. Das hatt ich nie, dafür hab ich zu viel Empathie mit den Leuten, die sich um mich rum befinden.

Du bist, hast du gesagt im Sport eine Schnell-Lernerin, bist du auch in der Schule eine leichte Lernerin?
Felice Ahrens: Früher war ich nicht so gut in der Schule. Meine Noten haben sich in der Zeit wo ich weg auf Drehs war, sogar verbessert.

Standbild aus dem Film
Felice (links) als Madison mit der neuen Freundin Vicky, gespielt von Emilia – siehe zweites Interview)

Wie war für dich Schule in diesen Lockdowns und Distance-Learning-Phasen?
Felice Ahrens: Ich finde, man musste lernen, von zu Hause aus zu arbeiten. Gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern musste man das lernen. Am Anfang war das eher Stress. Zum Ende hin war das dann nie ein Problem, ich hab mich immer gleich direkt darum gekümmert, nichts aufgeschoben. Aber ich hatte auch vorher kein Problem,  mich aktiv am Online-Unterricht zu beteiligen.

Und wie war das Isoliertsein zu Hause, zwar online mit den anderen verbunden, aber trotzdem mehr oder minder räumlich, physisch eingesperrt?
Felice Ahrens: Ich würde sagen, als man dann in die Schule zurückkam, wurde erst bewusst, wie isoliert man tatsächliche war. Aber ich bin in einer Familie von fünf – mit zwei Geschwistern -, hier ist immer was los. Und außerdem haben zu der Zeit meine beiden besten Freundinnen fast bei mir gewohnt. Natürlich gab’s insgesamt weniger direkte Kontakte, aber die Zeit, die wir dann zusammen hatten, die haben wir intensiver gepflegt.

Standbild aus dem Film

Wie war der Switch vom großen Berlin in die kleine dörfliche, ländliche Gegend bei einem Gutteil des Drehs?
Felice Ahrens: Wir haben nicht weit weg von München gedreht, es war anders, aber ein bisschen wie bei meiner Oma. Im Garten des Hotels, in dem wir gewohnt haben, gab es Alpakas. Die und die Berge, die Natur – in gewisser Weise war es ein entspannter Sommer voller Therapie und im Einklang mit der Natur. Ehrlich gesagt, ich fand das total angenehm und schön. Ich liebe Berge und Natur, könnte aber nie ganz am Land leben.

Im Presseheft steht, dass du Bahnradfahren sehr genossen und fast wie Fliegen empfunden hast. Hast du das seither wieder einmal gemacht?
Felice Ahrens: Das ist doch sehr exklusiv, sonst kommt man so nicht dazu. Das ist ja auch eines der tollen Dinge am Schauspielern. Man kommt dazu, Dinge zu tun, zu denen man sonst nicht kommen würde, also auch alle möglichen Dinge auszuprobieren so wie auch alle möglichen Personen zu werden.

Standbild aus dem Film

Waches politisches Interesse – nicht nur bei mir

Was sind Themen, die dich bewegen, die du wichtig findest?
Felice Ahrens: Momentan sind bei uns in Deutschland ja die Bundestagswahlen. Auch wenn ich noch nicht wählen darf, interessiere ich mich sehr dafür, hab mit meinen Eltern auch den Wahlomat gemacht. Generationsbedingt ist mir der Klimawandel besonders wichtig. Der gerät immer wieder in Vergessenheit.

Ich mach mir auch sehr große Sorgen um die Situation in Afghanistan. Sonst, die allgemeinen Dinge Sexismus, Rassismus, Stereotypen. Ich finde, Berlin ist eine der Städte, wo man das wirklich nicht oft sieht, hier trifft man auf unterschiedliche Kulturen. Berlin ist so divers, das find ich so angenehm. Aber es wird oft vergessen, dass der Rest der Welt nicht so aussieht.

Und ich finde überraschend, dass meine Generation – auch wenn uns oft vorgeworfen wird, dass wir uns nicht so sehr an der Politik beteiligen – von dem was ich auch in meiner Schule sehe, alle sehr interessiert sind an den jetzigen Wahlen. Aber auch alle beschäftigen sich mit der Lage in Afghanistan. Außerdem sind so viele Leute in Klima-AGs, wo sie darüber diskutieren und daran arbeiten, wie können wir diese Schule klimaneutraler machen. Oder sich mit Digitalisierung beschäftigen. Nicht nur ich, meine ganze Generation, wir sind interessiert, nicht nur innenpolitisch, sondern auch außenpolitisch.

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