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Barbi Marković signiert ihr jüngstes Buch
Barbi Marković signiert ihr jüngstes Buch
12.10.2023

Alltags-Beziehungs-Horror mit sehr viel Witz

Barbi Marković schafft in „Minihorror“ wieder einen vergnüglich zu lesenden schrägen Kosmos, aus dem vielen sicher vieles (fast) bekannt vorkommen könnte.

„Alle checken alles, nur Mini gar nichts.“ „Miki ist nicht sicher, ob er im Spiegel auf dem Rücken eine Zecke oder ein Muttermal sieht. Das macht ihn fertig.“

Diese beiden Sätze stammen – dort auch mit kleinen eigenhändigen Zeichnungen der Autorin versehen aus dem dritten und letzten „Bonusmaterial – 105 weitere mögliche Horrors mit Mini und Miki“ von Barbi Marković zu ihrer dieser Tage erschienenen Episodengeschichten „Minihorror“ vor allem über Mini und Miki. Schon am Vorabend des Verkaufsstarts in Buchhandlungen war eine dramatisierte Fassung dieser skurrilen kleinen und oftmals doch so großen Geschichten über diese beiden Figuren zu erleben. diverCITYLAB spielte viele der Szenen in einer noch schrägeren Bühnenversion mit Livemusik im Theter am Werk/Meidling – zu einer Stückbesprechung geht es hier unten.

Liebevoll und fast durchgängig humoristisch, ohne sie allerdings lächerlich zu machen, lässt die Autorin ihre beiden Protagonist:innen durch alltägliche – vielfach bekannten Hindernisse stolpern, immer wieder auch scheitern. Aber gleichsam jedes Mal wieder aufzustehen. Auch wenn sie beim Philosophieren über ihre Existenzen mitunter nicht einmal sicher sind, dass es sie (noch) gibt. „Miki wird unsicher, ob er nicht auch schon tot ist. Ob er nicht bei einer heiklen Situation in der Vergangenheit gestorben ist und es nicht bemerkt hat…“ Dieser Passage lässt die sprach- und gedankenspielerische Autorin überraschend und doch fast logisch diese Schlussfolgerungen folgen: „Wenn Miki aber jetzt wirklich tot wäre, wären sämtliche Lebensbemühungen seit dem Moment seines Todes eine harte Blamage. Er wäre der größte Verlierer – jemand, der schon ins Jenseits übersiedelt ist, sich aber immer noch wegen jeden Blödsinns stresst.“

Barbi Marković signiert ihr jüngstes Buch
Barbi Marković signiert ihr jüngstes Buch

Aneinander vorbei

An so manchen Stellen lässt Barbi Marković ihr Duo auch außerhalb ihrer intensiven Zweierbeziehung auftreten – mal in ihrer Heimat Serbien, mal in seinem Herkunftsort in Oberösterreich – samt Konfrontation mit den jeweiligen Familien. Oder bei Sylvester- und anderen Gelegenheiten auftauchen, um dabei so manchen Party-Smalltalk amüsant auflaufen zu lassen.
„Miki sagte: »Hallo Mini, mir geht es HERVORRAGEND!« Mini fand das übertrieben für eine Person, die in derselben Welt voller Leid lebte wie alle, aber sie versuchte, offen zu bleiben und sich seine Gründe anzuhören. Leider packte Miki unfassbare Prinzipien und Glaubenssätze aus.“ (S. 117)

Barbi Marković signiert ihr jüngstes Buch
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Tiefgreifender

Trotz viele Witz baut die Autorin immer wieder umfassende und tiefgreifende Gesellschaftskritik so „nebenbei“ ein, ohne dass diese je aufgesetzt wirken würde. Im Folgenden zwei Beispiele:

Miki fallen im Wartezimmer einer ärztlichen Ordination einige Münzen aus dem Hosensack. Als ihn das wenig kümmert, bücken sich viele, um die Cent-Stücke für ihn unter den Sesseln hervorzuholen. „»Oh mein Gott!«, wütet Miki innerlich, während er“ sich lieb bedankt. »Menschen würden einen ersaufen und an Hunger und Kälte sterben und auf der Straße schlafen und verrecken lassen, kein Problem. Aber wie sie sich in alle Richtungen stürzen, wenn eine Cent-Münze auf dem Boden rollt, als wären sie eine nur darauf trainierte Gruppe Labrador-Retriever.«“ (S. 100)

Mini sieht – nach vielen Jahrzehnten – wieder ein Monster, als Kitzelmonster kennt sie es seit den 80er Jahren. „Überall, wo die Menschen einander nicht helfen (können oder wollen, das ist egal), taucht das Kitzelmonster auf und geht auf die Person, der nicht geholfen wird, los, um sie zu kitzeln.“ (S. 111)

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Titelseite von
Titelseite der Neuerscheinung „Minihorror“
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Text: Barbi Marković
Illustration Buchcover: Ivana Kličković
Minihorror
180 Seiten (inklusive als „Bonusmaterial“ zwei Texte von Gäst:innen, Mercedes Kronberger und Thomas Brandstetter)
Residenz Verlag
24 €
Zu einer Leseprobe geht es hier