Auf der Hinterbühne des Linzer Schauspielhauses Eintauchen in einen Wald samt „sprechender“ auch „weinender“ Bäume – das ermöglicht die rund einstündige Performance „Wald – ein interaktives Hörerlebnis“ von Diana Rojas-Feile aus der Schweiz (mit dem Weg vom Treffpunkt zum Performance-Ort und Schuhe-Ausziehen usw. ca. ¼ Stunde mehr. Und dafür hat sie natürlich keine Topfpflanzen in den Raum gestellt und ihnen Mikrophone umgehängt 😉
Dennoch kommt dir die Welt der Bäume vielleicht so nahe wie sonst „nur“ noch bei einem Ausflug in einen echten Wald. Mit Kopfhörern ausgestattet und in Überzieh-Socken wanderst du in dem – meist – sehr dunklen Raum nein, auch nicht auf einem aufgeschütteten Waldboden, sondern mit Ausnahme einer kleinen Kiesgrube über glatten Boden – entlang oranger Linien, die wiederum plüschige kleine Inselchen verbinden, sozusagen stilisiertes Moos (Raumkonzept, Kostüme & Licht: Theres Indermaur).
Und du wirst zu einem der nun vielen Bäume, die entlang der genannten Linien miteinander vernetzt sind – im Wood Wide World. Mit Bewegungen, wenn der Wind durchs Gehölz rauscht, du mit anderen Bäumen in wortlosen Austausch trittst, Schmerzen empfindest…
Gedanken – von Kindern und von den professionellen Künstler:innen – live von Diana Rojas-Feile, von der die Texte stammen und die Regie führte, sowie von Victor Moser, der Musik und Sounddesign einbrachte, beide mitunter mit verzerrten Stimmen – fließen über deine Ohren in dein Gehirn. Gedanken, die mögliche Gefühle von Bäumen ausdrücken, die die meisten von uns in ihrer überheblichen westlich angeblich zivilisierten Welt kaum bis nicht wahrnehmen. Im Gegensatz zu Menschen, die sich viel mehr als Teil der Natur und des Universums fühlen. Und so hat die Stück-Autorin auch mit Indigenen aus dem brasilianischen Amazonas gesprochen und deren Sichtweisen einfließen lassen. Ohne die Performance auch nur im Geringsten ins Belehrende kippen zu lassen.
Die beiden Künstler:innen führen unter anderem mögliche Dialoge zwischen Mensch und Baum. Auf die Frage, wie es für Zweiteren ist, wenn Ersterer ein Blatt ausreißt: „Wie ist es für dich, wenn dir ein Haar ausgerissen wird?“ Beispielsweise.
Auf die Frage an die Indigenen aus dem Regenwald, ob sich die Natur vielleicht an der Menschheit rächen könnte, erntete die Stück-Autorin Unverständnis samt dem Sager, dies sei westliches Denken. Sie und jene Menschen, die im Einklang mit der Natur leben kennen solche Gedankengänge und Sichtweisen nicht: „Wir kennen diese Trennung, diese Widersprüche nicht – wir sind doch gleichwertige Teile des gemeinsamen Ganzen wie Bäume, Flüsse usw.“ Und selbst das kommt weder esoterisch noch belehrend daher – einfach ein bisschen den größeren Zusammenhang mehr beachten wird so „nebenbei“ vermittelt, eben Wood Wide World – so wie auch Bäume über ihre Wurzeln unter- und miteinander vernetzt sind 😉
Und dem Hinweis, dass die Natur, trotz Zerstörungen durch die Menschheit, sicher auch ohne Menschen leben können und werden. Umgekehrt hingegen nicht, noch dazu wo die Bäume sozusagen die (natürlichen) „Maschinen“ gegen den Klimawandel sind, wie die von Kindern und Jugendlichen vor mehr als 15 Jahren (2007) gegründete längst weltweite Initiative „Plant fort he Planet“ hinweist.
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für die ersten vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.