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Szenenfoto aus "Der Froschkönig Quak!"

Sehr witziger (Frosch-)König im Bällebad

Eine Riesenhetz – das sind die verwurschteten Märchen in der Reihe Classics for Kids im Wiener Rabenhof Theater und zwar noch mehr als die ebenfalls recht witzigen Bearbeitungen antiker Stoffe. Sowohl vom Buch und Regie (in beiden Fällen wie immer: Roman Freigaßner-Hauser) als auch von Schauspiel, Bühne und Kostümen samt Musik und Licht.

Nun also „Der Froschkönig“ mit Zusatz „Quak!“. Einiges an der Grundgeschichte bleibt: Zum Beispiel, dass der Prinzessin die goldene Kugel in den Brunnen fällt und ein Frosch sie wieder rausfischt. Ansonsten ist aber ganz schön viel anders.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Froschkönig Quak!“

Zunächst einmal ist die Prinzessin, hier heißt sie Amalia (Elena Hückel), vom Vater oft liebevoll Mali genannt, keine arrogante Tussi, sondern die einzige mit Empathie, wenngleich nicht für Frösche, die hasst sie. Selbstbewusst hinterfragt sie die vorgegebenen Regeln, das höfische Zeremoniell und vieles mehr.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Froschkönig Quak!“

Der Herr König, hier namens Friedbert, hat außer den hin und wieder – oft fast eher aus schlechtem Gewissen hingeworfenen liebevollen Bemerkungen nicht wirklich viel übrig für seine Tochter. „Ein Königreich regiert sich nicht von alleine…“ – vertieft in seine Amtsgeschäfte – und nicht einmal zuhören kann/will er ihr. Für ein Gespräch – wo denkst du hin.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Froschkönig Quak!“

Zurückgesetzte Schwester

Außerdem gibt es neu erfundene Konstellation: Der König, der unter seiner weniger großen Körpergröße leidet und gern ein, zwei Köpfe größer wäre, ist der jüngere Bruder von Sieglinde. Die wäre gerne Königin und kann es nur deshalb nicht sein, weil – genau, ein Mädchen. Doch knapp nachdem Sympathie mit ihrem berechtigten Ärger über diese Zurücksetzung aufkommt, verspielt sie diese. Ihr Ehemann Maximillian (Bernhard Majcen wunderbar zwischen Ja-Sager und ein bisschen begriffsstutzig changierend), gleichzeitig königlicher Hüter der Wiesen und Wälder, solle mit dem König in den Wald gehen, ihn dort erschießen (Schneewittchen schau oba /herunter!), die Leiche vergraben und sagen, der Bär hätte ihn gefressen.

Dass es einen solchen gar nicht gibt – dem Volk einen „Bären aufbinden“ sozusagen als alten Spruch für neudeutsch Fake News verbreiten.

Überraschungen

Maximillian will das nicht – da stellt ihm seine Ehefrau die Rute ins Fenster: Wenn er’s nicht tue, werde er verbannt. „Was verbrannt?“ Vielleicht das eine oder andere Mal in den rund 1 ¾ Stunden zu oft kommt dieses Missverständnis vor, aber…

Was soll und darf schon verraten werden? Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… würde ja nicht so gern alles spoilern, wenngleich die Ankündigung auf der Website des Rabenhof Theaters schon mehr verrät…

Klar ist, der Frosch taucht auf und holt die in den Brunnen – ein wunderbares Bällebad, das beim Auftauchen so manche der kleinen Kugeln auch in Richtung Publikum „verspritzt“ – gefallene Kugel. Und der Frosch kann reden, allerdings ist er kein verwunschener Prinz, sondern – ach, im Absatz davor ist ja schon versprochen, dass dies – zumindest hier – ein Geheimnis bleibt. Wie auch immer dieser Frosch wird ebenso von Sebastian Pass gespielt wie der untergroße – zeitweise aus dem Weg geräumte – König.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Froschkönig Quak!“

Der Autor – und Regisseur – bringt noch die Hexe, pardon schwarze Magierin Solanathea, ins Spiel. Sowohl diese als auch die erst verhinderte, dann zwischenzeitlich doch Königin spielt Leila Müller ziemlich schön fies.

Und all das wie schon eingangs geschrieben voller (Spiel-)Witz – in einer Bühnen-Landschaft aus riesigen Bauklötzen. Da zum Glück auch die Premiere schon voller Kinder im Publikum war, kann eindeutig festgestellt werden: Großer Spaß, übrigens genauso für erwachsene Zuschauer:innen und zurecht langanhaltender, tobender Applaus.

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Doppelseite aus "Josch der Frosch"

Königstochter hat einen Namen und spielt Fußball

Märchen-Adaptionen boomen wieder. Diverse Rotkäppchen- und Wolf-Geschichten neu interpretiert wuseln über Theaterbühnen, eine bemühte Schneeweißchen- und Rosenrot-Version spielte u.a. beim Wiener Kultursommer, der Märchensommer Poysbrunn knüpft sich seit Jahren bekannte Erzählungen – meist aus der Grimm’schen Sammlung vor, teatro, eine Company, bei der sehr viele äußerst talentierte Kinder und Jugendliche mit Profis die Bühne teilen, nimmt hin und wieder auch Märchen als Basis für deren Musicals, heuer beispielsweise Cinderella nach Schneewittchen im Vorjahr.

Und nach „Rotkäppchen rettet den Wolf“, legt nun das Duo Petra Piuk (Text) und Gemma Palacio (Illustration) ein zweites gelungenes „Nicht-Märchen“ vor: „Josch der Froschkönig“.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Josch der Frosch“

Fußball

Jessica König – so heißt die (menschliche) Hauptfigur – im Gegensatz zum Märchen hat sie immerhin einen Namen, dort ist sie ja nur die jüngste Königstochter. Und als die Autorin beginnt, das Original in wenigen Sätzen zusammenzufassen, macht sich Jessica nach den ersten beiden Sätzen schon einmal mit einem „Stopp… können Märchen nicht einmal anders anfangen?“ Und so beginnt nach einer Stammbuchseite über Jessica, auf der du erfährst, dass sie Prinzessinnen-Märchen NICHT mag und Profi-Fußballerin beim FC St. Pauli (Hamburg, Deutschland) werden will, die Geschichte mit „Es ist… heute. Genau jetzt.“ (Ein paar Seiten weiter gibt’s für jene die das Märchen „Der Froschkönig“ aus der Grimm’schen Sammlung nicht kennen, doch eine Zusammenfassung.)

Also, passend zur aktuellen Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (Sommer 2023), geht Jessica mit ihrem Fußball aus der Wohnung auf einen Hügel im Park. Und plötzlich springt der Ball bergab, landet in einem kleinen Teich und dort hüpft ein Frosch auf diese Kugel. Er beginnt mit ihr zu reden, sie versteht ihn! Angeblich, so erzählt er ihr, war sein Ur-ur und so weiter, sieben Generationen zurück der bekannte Märchenfrosch. Aber so wie Jessica ist auch Josch, so stellt er sich vor, kein Freund solcher Geschichten. Und außerdem scheint er sich in den Märchenwelten auszukennen, die besagte Prinzessin hätte wollen eigentlich Goldschmiedin werden und aus der berühmten Kugel Schmuckstücke herstellen wollen…

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Josch der Frosch“

Spielplan

Wie auch immer, die beiden freunden sich an, Jessica wird vorübergehend zur Fröschin und wandert mit ihm zur Moor-Blubber-Party, wo die verschiedensten Frösche aus aller Welt antanzen. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn dort steigt wirklich Party mit DJane Katja aka Frog Queen. Dazu gibt’s im Buch eine Doppelseite einen Spielplan. Diesen findest du nochmals vergrößert als Beilage zu diesem Bilderbuch mit Zeichnungen im Comic-Stil, du checkst dir Würfel und Spielfiguren und kannst so mit anderen gleich dazwischen oder erst nachdem du das Buch durchhast den Weg zur Party mitspielen.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Josch der Frosch“

Ansatzweise Froschkunde

Auf den Seiten rund um die Party werden – in Form der Gäst:innen – so manche spannenden und oft wenig bekannten Froscharten vorgestellt – vom pfefenden aus Puerto Rico über den weitest springenden aus Südafrika, einen fliegenden aus Thailand bis zum riesigen Goliath aus Kamerun (Zentralafrika) bis zum winzigsten („siebenkommairgendwas Millimeter“) aus Papua-Neuguinea (Pazifik wird zum australischen Kontinent gezählt). An dieser Stelle – oder im Anhang – hätten die genannten Arten schon noch ein wenig mehr an Sachinformation vertragen.

Natürlich kommt Jessica wieder zurück – aus ihren Träumen (?) und landet in Menschengestalt auf dem Ausgangshügel. Jetzt hat sie den Mut, die anderen Fußballspielenden Kinder zu fragen, ob sie mitkicken darf.

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Titelseite von „Josch der Frosch“