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Szenenfoto aus "Cinderella" von teatro
Szenenfoto aus "Cinderella" von teatro
26.07.2023

Cinderella ist hier selber recht stark

Das jüngste Musical von „teatro“ im Stadttheater Mödling lässt Aschenputtel nicht nur vom Prinzen befreien. Sehr witzige „Böse“; Tauben und Mäuse als starke Helfer:innen.

„Cinderella“ ist die jüngste, flotte, junge, streckenweise mitreißende Musicalproduktion von „teatro“ im Mödlinger Stadttheater. Eine Woche nach der furiosen Premiere des hierzulande zu wenig bekannten Stoffes „Anne of Green Gables“ nun für das noch jüngere Publikum eine Adaption eines der bekanntesten Grimm’schen Märchens, das allerdings auch auf anderen Sammlungen beruht. Bei Grimm heißt es Aschenputtel, in älteren Versionen Aschenbrödel; es gibt – wie das umfangreiche, informative Programmheft (stets Teil von teatro-Produktionen) kundtut, auch die neapolitanische Sammlung Pentameron von Giambattista Basile (16. Jahrhundert) sowie Charles Perraults Cendrillon ou la Petite Pantoufle de verre (Aschenputtel oder der kleine Glasschuh).

Die reichlich anachronistisch Grundgeschichte – böse Stiefmutter samt ihren vielleicht noch bösartigeren Töchtern, die die Hauptfigur mobben, demütigen und die diesem Martyrium nur durch die Heirat mit dem Prinzen entkommt – wird hier doch ein bisschen moderner frisiert: Buch: Norbert Holoubek, Regie, Buch-Ergänzungen: Peter Faerber, Musik: Norberto Bertassi

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro: Die Konflikt-Parteien Cinderella und die „Böslinge“

Neu frisiert

Erstens ist das „böse“ Trio angeführt vom Hausdrachen Corinna Schaupp zur Karikatur überzeichnet, insbesondere die Stiefschwestern (Clarissa: Carolina Murg, Celestine: Sophie Rosenitsch) geben sich brillant ständig der Lächerlichkeit Preis. Zweitens ist Cinderella (Emily Fisher) nicht ganz allein, hat hier sieben starke Freund:innen und Helfer:innen – vier bunte Tauben (Konstantin Pichler, Anastasia Mila Krstić, Lydia Kodym und Leonhard Schwaiger) und drei groß(artig)e Mäuse (Cati Rachoner, Kaela Hitsch, Hanna Auerböck), die tragende Rollen mit eigenen unterschiedlichen Persönlichkeiten, spielen. Und drittens hat sich Cinderella selbst wenigstens ein bisschen Widerstandsgeist bewahrt. Die anonyme Begegnung mit dem Prinzen (David Mannhart) am Ball verleiht ihr zwar Auftrieb, gibt ihr aber „nur“ mehr Kraft im Kampf gegen die Tyrannei des Trios. Was vielleicht am treffendsten in einem der Dialoge gegen Ende gipfelt, als die Stiefmutter giftig fragt: „Was ist denn bloß in dich gefahren“ und Cinderella kontert: „Ich bin in mich gefahren!“

Szenenfoto aus
Aus 20 Meter Stoff „zauberte“ die Kostümbildnerin 180 Meter Saum – schwer, aber doch leicht zu drehen, so die Cinderella-Darstellerin

180 Meter

Eine besondere Erwähnung verdient – eigentlich bei jedem teatro-Stück – die Kostümbildnerin. Brigitte Huber tüftelt jeweils an einem Gesamtkonzept für alle Kleidungsstücke der Figuren im jeweiligen Stück und schafft darüber hinaus immer wieder auch totale Gustostückerln. So tanzt Emily Fisher als Cinderella auf dem Ball in einer himmelblauen Robe mit vielen Rüschenreihen. Aus den 20 Meter Stoff schneiderte die Kostümbildnerin so 180 (!) Meter Saum. Und sie bemerkte sofort, dass beim ersten Auftritt Fishers bei der Premiere, eine der Rüschen aufgegangen war, was durchaus Stolpergefahr beim Tanz bedeuten hätte können. Ruckzuck fixierte Brigitte Huber das im Bühnenhintergrund, bevor es auf zum Ball-Tanz ging. „Ein bisschen schwer ist das Kleid schon, aber es dreht wunderbar“, so Emily zu KiJuKU.at

Zu einem ausführlichen Interview mit ihr geht es hier unten:

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro im Stadttheater Mödling – das „böse“ Trio überzeugte durch viel Spielfreude

Böse zu spielen macht unheimlichen Spaß

Gegenspielerinnen Cinderellas (Emily Fisher – ein eigenes Interview mit ihr ist unten verlinkt) sind – gemeinsam mit ihrer autoritären Mutter (Corinna Schaupp) – die beiden Stiefschwestern Clarissa (Carolina Murg) und Celestine (Sophie Rosenitsch). Sie sind nicht nur – wie es das Märchen vorgibt böse und gemein, sondern auch mehr als tollpatschig., bereiten beim Ball dem Prinzen (David Mannhart) „schmerzhafte Begegnungen“ mit versuchten Tanzschritten mit denen sie ihm auf die Füße trampeln und noch hinpurzeln.

Letztere ist neu in der „teatro“-Familie, „fühl mich da aber von Anfang an sehr wohl. Ich hab mich beworben und diese Rolle macht mir viel Spaß, weil sie so witzig ist.“ Ihre „Schwester“ war schon in teatro-Produktionen („Peter Pan“ sowie „Anne Frank“) zu erleben und hatte genau so viel Freude daran, die Böse zu mimen. „Das Lustige ist, dass wir beide mit Emily (Cinderella) privat befreundet sind und ihr gleich als wir für diese Rollen eingeteilt waren, geschrieben haben, dass wir uns freuen, sie im Musical „ärgern“ zu dürfen!“, vertrauen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … an.

Starke „Neben“figuren

Cinderella hat in dieser Musical-Versionen von teatro gleich mehr als zwei – hier bunt gefiederte – Tauben als Freund:innen und Helfer:innen und dazu noch drei Mäuse, jedes der „Tiere“ mit eigenem Namen und eigener persönlicher Note. Alle sieben verwandeln sich für die Fahrt zum und beim Ball in Lakaien (Diener:innen), der nun prächtig gewandeten Cinderella. Und dieses Septett spielt mehr als nur Nebenrollen, sie verleihen den insgesamt nicht ganz zwei Stunden (einschließlich einer längeren Pause) sehr humorvolle Würze und lassen die gemobbte Cinderella praktisch nie allein und im Stich.

Eine dieser Mäuse, die namens Stubs spielt Kaela Hitsch – „13, fast schon 14!“. Seit sieben Jahren ist sie bei „teatro“, „zuerst in der MAB – Musical Academy Brigittenau – und seit „Bambi“ (2021) bei den großen Sommerproduktionen. Ich mag mein Rolle sehr, obwohl’s im Mauskostüm schon sehr heiß ist. Als Lakai tanzen wir in der sicher schwierigsten Choreografie des ganzen Stücks am Ball, da müssen wir die drei Bösen von Cinderella und dem Prinzen fernhalten. Und in dieser Choreo haben wir auch Bocksprünge drinnen. Das ist wirklich cool.“ Wie viele andere ihrer Kolleg:innen, die schon lange, manche auch, die erst kurz dabei sind, „möchte ich Musical-Darstellerin werden.“ Sie besucht den Musikzweig des Wiener Gymnasiums Boerhaavegasse, spielt Geige und Klavier.

Dialekt, frech

Taube Ringel gespielt von Leonhard Schwaiger, findet „vor allem cool, dass wir als Tauben im Dialekt sprechen dürfen, das liebe ich auch an dieser Rolle“, sagt er in der Pause, schon im Lakaien-Kostüme, in dem die sieben Diener:innen am Beginn des zweiten Aktes zunächst Cinderella in der schon knapp davor zur Kutsche umgebauten Ofen (in Form eines riesigen Fasses) zum Schloss begleiten. „So richtig bin ich hier erst seit zwei Jahren, war aber schon vorher ungefähr zwei Jahre auf Bühnen und bei Workshops“, so der 12-Jährige zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr…
Auch er will „jedenfalls später was mit Musical machen“.

Schorschi ist der Figurenname der frechsten unter den vier Tauben. In diese Rolle schlüpft der 13-jährige Konstantin Pichler. Und hat sichtlich und hörbar auch außerhalb der Bühne große Freude damit. „Obwohl zu Hause bin ich nicht frech, sondern nur aufgeweckt, würde ich sagen“, meint er von KiJuKU darauf angesprochen, ob das auch seinem Naturell entspreche. „Seit ich acht bin, mach ich bei teatro mit, in Mödling auf der Stadttheaterbühne erst seit Bambi (2021), wo ich ein Streifenhörnchen war.“

Seit eben auch dieser Produktion ist Anastasia Mila Krstić mit dabei, „zwar erst das dritte Jahr, aber schon mein fünftes Stück“, so die Darstellerin der Taube Wickerl zum Reporter. „Ich mag diese Rolle und bin überhaupt dankbar, dass ich seit Bambi in jedem der Musicals – Bambi, Schneewittchen, heuer Cinderella und zwei Mal bei der Weihnachtsgeschichte – mitspielen, -singen und -tanzen durfte.“

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Cinderella

teatro-Familien-Musical
ca. 2 Stunden (eine Pause)

Intendanz/Musik: Norberto Bertassi
Buch: Norbert Holoubek
Regie, Buch-Ergänzungen: Peter Faerber
Choreografie: Beatrix Gfaller

Besetzung
Cinderella: Emily Fisher
Prinz: David Mannhart
Stiefmutter: Corinna Schaupp
Stiefschwester Clarissa: Carolina Murg
Stiefschwester Celestine: Sophie Rosenitsch
Haushofmeister: Florentin Koch
Maus Stummel: Cati Rachoner
Maus Stubs: Kaela Hitsch
Maus Stammel. Hanna Auerböck
Taube Schorschi: Konstantin Pichler
Taube Wickerl: Anastasia Mila Krstić
Taube Federl: Lydia Kodym
Taube Ringel: Leonhard Schwaiger
Fee Bellablanche: Aurelia Lanker
Fee Bellarouge: Marieke Ambrozy
Fee Bellaciao: Celina Wache

Musikalische Leitung, Arrangements, Klavier: David Schieber
Gitarre: Wilfried Modlik
Bass: Stephan Först
Querflöte: Katrin Weninger
Saxophon, Klarinette: Sonja Equiluz
Schlagzeug: Wolfgang Wehner
Violoncello: Elisabeth Zeisner
Posaune: Andreas Grünauer
Trompete: Marek Stibor

Kostümbild: Brigitte Huber
Maskenbild: Renate Harter
Tondesign: Manuel Dworak
Lichtdesign: Leon Leitner
Produktionsleitung: Beatrix Gfaller
Bühnenbild: Norberto Bertassi
Projektionen: Moritz Mausser
Art Direction: Mick Gapp
Technische Leitung: Johannes Plattner
Logistik: Christoph Manß
Regieassistenz/ Redaktion Programmheft: Corinna Schaupp
Assistenz Maske: Ursula Riedl-Prenner, Sabine Molitor, Eva-Maria Prenner, Christina Bauer
Bühnentechnik, Verfolgerscheinwerfer: Paul Formanek

Wann & wo?

Bis 5. August 2023
Stadttheater Mödling: 2340, Babenbergergasse 5
Karten & Kartenreservierungen:
Stadtgalerie: 0660/8 2340 10
stadtgaleriekultur -> Cinderella

teatro@diestadtgalerie.at

oeticket: 01/960 96
oeticket -> Cinderella

Weitere Infos
Telefon: 0650 99 23 100
teatro ->  Cinderella