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Doppelseite aus dem Buch "Faszination Haie -Wächter der Meere"

Vom Zwerglaternen-Hai bis zu Hütern der Seegras-Wiesen

Fast eine Liebeserklärung an Haie ist das neueste, mittlerweile dritte Buch aus der Serie über faszinierendes Leben unter Wasser. In der selben Art und Weise – sowohl von den verschiedenen Textsorten und Elementen (Michael Stavarič) als auch der Illustration (Michèle Ganser) – drehen sich die meisten der 140 Seiten um jene – seit einigen hundert Millionen Jahren in den salzigen Gewässern schwimmenden Knorpelfische. Und weil sie eben Knorpel (wie unsere Ohrläppchen bzw. Nasen) statt Knochen haben, bleiben von ihnen höchstens Zähne übrig.

Apropos Zähne: Fällt einem Hai ein zahn aus, kommt von hinten ein neuer nach. Den dafür gängigen Begriff Revolvergebiss mag der Autor gar nicht und hat eine schöne andere Bezeichnung, die sich auch bildlich leicht vorstellen lässt, erfunden: Rolltreppen-Gebiss.

Doppelseite aus dem Buch
Doppelseite aus dem Buch „Faszination Haie -Wächter der Meere“

700 Toaster-Tote, 10 Hai-Opfer

Im ersten Kapitel greift Stavarič auch die weit verbreiteten Ängste vor Haien auf. Und relativiert sie – anhand wissenschaftlicher Zahlen. „Es sterben durchschnittlich pro Jahr 24 Menschen daran, dass man ihnen einen Champagnerkorken auf den Kopf schießt, Toaster töten jährlich rund 700 Menschen und Blitze etwa 2000 Personen…. Aber alle berichten natürlich über 10 Haiunfälle …“ Diese Sätze sind von Seite 26 des Buches zitiert – anhand von Zahlen und Fakten aus 2016. In anderen Jahren sieht’s ähnlich aus. Im besagten Jahr starben rund 50.000 Menschen weltweit an Schlangenbissen, immerhin halb so viele an Folgen unguter Begegnungen mit Hunden und für 100 endete das Zusammentreffen mit Elefanten mit dem Tod.

„Weißer-Hai“-Autor bedauert seinen Erfolgsroman

Sehr stark beigetragen zu den fast weltweit verbreiteten Ängsten vor Hai-Angriffen hat die mit Oscars ausgezeichnete Verfilmung des Buches „Der weiße Hai“ (im englischen Original: „Jaws“ /Rachen) durch den damals jungen damit auch weltberühmt gewordenen Regisseur Steven Spielberg. Das Buch hatte Peter Benchley 1974 veröffentlicht, es wurde mehr als 20 Millionen Mal verkauft. Später bereute er seinen Erfolgsroman und fühlte sich (mit-)schuldig am schlechten Ruf von Haien. Wikipedia zitiert: „In einem Artikel für das Magazin National Geographic aus dem Jahr 2000 sagte Benchley, er würde den Roman heute nicht mehr schreiben. Das Tier sei nicht böse, sondern es verwechsle gelegentlich unvorsichtige Menschen mit Beutetieren. Er selbst versuchte bis zu seinem Tod, die Menschen über Haie aufzuklären und engagierte sich stark in der Meeresschutzbewegung.“

Doppelseite aus dem Buch
Doppelseite aus dem Buch „Faszination Haie -Wächter der Meere“

Zwei zusätzliche Sinne

Zurück zu „Faszination Haie – Wächter der Meere“. Da erfährst du viel mehr, als eine oder einer beim ersten Mal lesen im Hirn behalten kann – von rund 520 Hai-Arten in acht Gruppen – unter anderem Teppich-, Engels-, Säge-Haie. Dass die nie aufhören zu wachsen. Dass die Grönland-Haie bis zu 400 und mehr Jahre werden können und sich urlangsam bewegen. Schlaf kennen die meisten nicht. Dafür haben sie zwei zusätzliche Sinne: Mit dem Seitenlinienorgan spüren sie kleinste Bewegungen im Wasser. Und mit dem Elektrosinn checken sie das Herz-Pumpen anderer Lebewesen, weil Muskeln und Hirn elektrische Felder erzeugen.

Eier außen und innen

Die größten Arten (Wal- sowie Riesenhai) ernähren sich übrigens nur von Plankton. Der Weiße Hai frisst schon Fische, Robben und kann, wie andere Hai-Arten Menschen beißen, wenn er sie mit Beutetieren verwechselt, schwimmt aber nie auf Menschenjagd.

Apropos Größe: Natürlich stellt das Buch auch den kleinsten, den Zwerg-Laternenhai vor – 16 bis 20 Zentimeter – und damit kürzer als die Seite eines Schulheftes (A4) breit ist.

Dass manche Hai-Weibchen ihre Eier im Körper behalten und die Babys dort lebendig schlüpfen, bevor sie dann den Mutter-Körper verlassen und andere Arten ihre Eier in einer Art Sackler an Pflanzen im Meer hängen… und viiiiieles mehr findest du leicht lesbar in dem Buch.

Doppelseite aus dem Buch
Doppelseite aus dem Buch „Faszination Haie -Wächter der Meere“

Hai-Götter

So auch, dass nicht überall Haie als Bösewichter betrachtet werden. Das Buch zählt etwa in einem der speziell farblich hervorgehobenen Elemente „Für Schlauköpfe“ Inselvölker und -Kulturen auf, die sogar Hai-Götter haben – Hawaii, Fidschi-Inseln, Cook-Inseln, Aborigines in Australien…

Zeichnungen, Rätsel, Witze

Dazu wunderbare Zeichnungen – meist Schwarz-Weiß – der verschiedensten Haie, aber auch einen doch recht großen Zahn eines ausgestorbenen riesigen Hais, des Megalodon – von Michèle Ganser. Und wieder Suchbild-Rätsel und wie bei den Vorgänger-Büchern auch Reime, Redewendungen, Rätsel und 7 (Lieblingszahl des Autors) Wort-Witze von Kindern. Nach Kraken, Quallen nun der dritte Streich eines spannenden, abwechslungsreichen, aber auch unterhaltsamen Sachbuches, das dank der Illustrationen und der Gestaltung auch ein Kunstwerk ist.

Ach ja, der Untertitel des Buches „Wächter der Meere“: Einerseits gibt es Arten, die kranke Fische und andere Meerestiere verzehren, andererseits vertreiben beispielsweise Tigerhaie pflanzenfressende Meerestiere aus den Seegraswiesen. Und diese können, wie Bäume an Land, Kohlenstoff binden, also ein zu starkes Ansteigen der Klima-Erwärmung ein wenig aufhalten.

Hai-Insta?

Eines sei noch verraten. Gegen Ende des Buches schreibt der Autor über einen weiblichen Hai. Forscher*innen haben sich tatsächlich mit einzelnen Individuen – ähnlich wie bei Walen – angefreundet und beobachten sie regelmäßig. Im Buch sind einige Instagram-Postings abgedruckt. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… glaubte, dass eben eine Forschungsgruppe einen solchen Account angelegt und befüllt hätte, recherchierte, fand etliche Accounts dieses Namens – auch mit einschlägigen Unterwasserfotos. Fragte aber sicherheitshalber beim Autor nach und Stavarič gestand: „Das ist ja alles erfunden!“

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Titelseite des Buches
Titelseite des Buches „Faszination Haie – Wächter der Meere“
Doppelseite aus "Hugo, der Mistkäfer"

Ein Loblied auf den Sch…-haufen-Sammler

Nach dem „Kompostfranzi“, dem spannend-informativen Bilderbuch über vor allem Regenwürmer und ihre wichtige Arbeit im Erdreich – aber eingebettet in eine Geschichte -, holt die Autorin und Illustratorin Simona Smatana im Folge-Buch im selben Stil und Format Mistkäfer vor den Vorhang. Und gibt der Hauptfigur ebenfalls einen Namen: Hugo.

Und diesem schreibt Smatana gar menschlichen Eigenschaften zu. Ein kleiner Gierald ist dieser Käfer, der Kot aller möglichen Tiere zu Kügelchen formt, er kann nicht und nicht genug kriegen. Erst als ihm der Regen sozusagen eine Strich durch die Rechnung macht, den ganzen Wald stark befeuchtet, sieht „Hugo, der Mistkäfer“ beim Kotkügelchen rollen die Landschaft mit neuen Augen. Er nimmt sich Zeit, die Schönheit zu betrachten – und mit anderen Tieren zu kommunizieren…

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Hugo, der Mistkäfer“

Die Autorin und Zeichnerin aus der Slowakei – übersetzt hat den Text wieder der Autor Michael Stavarič – hat der Geschichte um Hugo wie schon bei den Regenwürmern einen informativen Teil angehängt. In dem ist zu erfahren, dass es mehr als 5000 Mistkäfer-Arten gibt – praktisch überall auf der Welt (außer in der Antarktis im ewigen Eis) verarbeiten sie das, was andere Tiere als Verdauungsprodukt ausscheiden, also Kot. Wie sie leben und arbeiten wird auf diesen Anhang-Seiten ebenso beschrieben wie Bilder unterschiedlichste Haufen und Häufchen zeigen. Schließlich gibt’s noch ein Rezept für „Naschkügelchen“ – bei denen du hoffentlich die Bilder von den anderen aus dem Kopf kriegst, wenn du sie zubereitest oder verzehrst 😉

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Hugo, der Mistkäfer“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Piepmatz macht Wald aus euch!"

Nehmt das, ihr kopflistigen Menschkauzigen!

„Klimakleber pfui!“, schrei(b)en alle möglichen Leute, nur weil sich ein paar – meistens – junge Menschen kurzzeitig auf der Straße festsetzen und so den Autoverkehr kurzfristig zum Stehen bringen. Ein Stau mehr.

„Aber“, so sagen diejenigen, die wie sprichwörtliche Rohrspatzen schimpfen, für die Umwelt wären sie ohnehin und für den Klimaschutz sowieso. Ach, was würden die erst sagen, wenn der Eichelhäher aus dem Buch von Michael Stavarič und Stella Dreis in der Wirklichkeit machen würde, was in starken, explosiven Bildern und sprachverspieltem Text ankündigt?

„Piepmatz macht Wald aus euch!“ rückt die „Maschine gegen den Klimawandel“ ins Zentrum der Geschichte. So nennt „Plant for the Planet“, die von Kindern und Jugendlichen ausgehende und getragene Initiative, Bäume. Also, mit der Hauptperson des Bilderbuches, einem Vogel der Art der Eichelhäher, kannst du dich ärgern, dass aus Wäldern Autobahnen, Einkaufszentren und sonst noch alles mögliche wird, das Menschkauzige, Aufrechtgestaltige, Kopflistige aushecken. Mit solchen und weiteren Wortschöpfungen lässt der Autor den „Piepmatz“ die angebliche Krone der Schöpfung bezeichnen.

Was wächst denn da?

Das führt übrigens zu ganz schön absurd anmutenden Bildern, die sich Stella Dreis ausgedacht hat: Etwa ein Reh, das durch einen „Wald“ wandert, der nur mehr aus Baumstümpfen besteht, auf denen verschiedenste TV- und Computermonitore thronen. Das und all die anderen oft fantasievollen Bilder – mitunter mit „Spreng“kraft -, die zeigen, was Menschen mit der Natur anrichten, bringt den Eichelhäher dazu, nach Rache zu sinnen.

Und die findet er just in Auswüchsen von Abfällen, die Menschen im Wald vergraben haben. Per Zufall fällt eine Eichel in die Flüssigkeit einer solch verbuddelten Tonne – und die rausgefischt und gepflanzt lässt Monsterbäume rasend schnell wachsen.

Soweit die Story. Stavarič lässt den Eichelhöher in einer eigenen – in Wörtern und Satzstellungen verspielten Sprache reden, die ein wenig an Christine Nöstlingers legendäre Radiofigur Dschi Dsche-i Wischer Dschunior erinnert. Und warum sollen nur Menschen verschiedene Sprachen haben? So variiert er die Sprachspielereien, wenn er andere Waldbewohner:innen zu Wort kommen lässt 😉

Das kunterbunte Kunstwerk aus Sprache und Bildern ist übrigens jüngst in die Kollektion zum Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis gewählt worden. Und die Illustratorin ist außerdem für den Astrid Lindgren Memorial Award nominiert.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Piepmatz macht Wald aus euch!“