KiJuKU: Zuerst einmal, danke, modhsa kheram, khili mamnoon, sepaz, mersi für dein Buch und das Hörbuch.
Bagher Ahmadi: Ja, gerne, khoish mi khonam
KiJuKU: Einen Teil deiner Lebensgeschichte kannte ich schon aus Erzählungen und aus früheren schriftlichen Versionen, in die ich hin und wieder reingelesen habe, aber die jetzige Version ist sehr dicht und flüssig zu lesen geworden. Wann hast du begonnen, deine Geschichte aufzuschreiben?Bagher Ahmadi: Ich hatte das schon ein Jahrzehnt lang vor, habe immer wieder Notizen gemacht – am Handy. Aber so richtig hingesetzt, um zu schreiben, hab ich 2020 bei Corona, als wir alle im Lockdown waren.
KiJuKU: Weil du da viel Zeit hattest und nirgends – weder in Theatern noch für Filme spielen konntest?
Bagher Ahmadi: Klar, ich hab dann rechts schnell so circa 20 Seiten geschrieben, hauptsächlich über die Kindheit in Afghanistan. Dann hab ich irgendwie nicht weitergemacht, ich war nicht sicher über die Struktur des Buchs. Ich hatte ja zunächst einfach drauflos geschrieben.
Beim Tippen war ich zu langsam, in Gedanken war ich viel schneller. Dann hab ich mir gedacht, ich warte, ich möchte zuerst mehr über Schreiben auch von Drehbüchern lernen. Und ich hab begonnen Tippen zu üben.
Erst zwei Jahre später – da hatte ich schon viele Bücher gelesen, um mehr übers Erzählen von Geschichten zu erfahren, bevor ich schreibe – hab ich richtig viel geschrieben. Innerhalb von wenigen Wochen hab ich 45.000 Wörter geschrieben. Aber ich bin am Schluss ein wenig depressiv geworden.
KiJuKU: Wegen deiner eigenen Geschichte, wo du dich in deiner Familie gar nicht wohlfühlen konntest? Und obwohl du genau das erreicht hast, was du wolltest – Schauspieler werden.
Bagher Ahmadi: Ja, genau, ich weiß nicht mehr, warum das so war. Ich hab dann erst später wieder am Text gearbeitet und ihn an ein paar Leute geschickt und um Feedback gebeten. Und wieder zwei Jahre später, 2024 also letztes Jahr, hab ich dann wieder daran geschrieben. Diess Mal hab ich es ernst genommen, in der Hoffnung, dass ein Verlag das veröffentlicht. Es waren schon Verlage interessiert, haben aber gemeint, sie glauben nicht, dass sich das gut verkaufen lässt. Da hab ich mir dann gedacht, das ist mir egal, dann geb ich das selber heraus. Davor hab ich es noch einmal überarbeitet und verfeinert.
KiJuKU: Hast du immer auf Deutsch geschrieben, oder fallweise auch auf Englisch oder Dari/Farsi?Bagher Ahmadi: Als ich mich hingesetzt hatte, hauptsächlich auf Deutsch, aber Notizen hatte ich auf Deutsch und Englisch und teilweise auch auf Farsi. Das aber nur mit Stift auf Papier, am Handy kann ich nur in lateinischen Buchstaben schreiben.
KiJuKU: Hattest du von all deinen Stationen die Erinnerungen noch so präsent, die Notizen haben ausgereicht?
Bagher Ahmadi: Ich war so erstaunt, schon bei den ersten 20 Seiten, wie detailliert ich mich an die einzelnen Stationen erinnern konnte. Ich hatte befürchtet, dass ich mich nicht mehr an alles erinnern könnte, ich vergesse zum Beispiel schnell Namen. Aber als ich begonnen habe zu schreiben, konnte ich mich so detailliert an alles erinnern.
Ich hab extra fürs Schreiben von dem Buch das Zehnfinger-System gelernt, damit die Gedanken schneller getippt werden können. Trotzdem war ich im Kopf immer viel schneller als beim Schreiben.
KiJuKU: Hast du einmal probiert, den Text zu sprechen, mittlerweile funktioniert die Übersetzung ins Geschriebene mit Diktierfunktionen halbwegs brauchbar?
Bagher Ahmadi: Nein, beim Schreiben kann ich doch besser die Gedanken ordnen. Es ist mir auch oft lieber, eine eMail zu schreiben als etwas zu sagen, weil ich beim Reden mitunter auf Sachen vergesse sie zu erwähnen. Obwohl ich Schauspieler bin, kann ich mich schriftlich oft besser ausdrücken.
KiJuKU: Du beschreibst im Buch ja auch einige peinliche Situationen, hast du überlegt, die wegzulassen?
Bagher Ahmadi: Ja, einerseits gab es schon die Überlegung, manches wegzulassen, aber irgendwie dachte ich, diese Begebenheiten erzählen auch etwas über mich und die Kultur, in der ich aufgewachsen bin. Und es wird damit ja noch authentischer und realistischer.
KiJuKU: Gibt es aber andere Geschichten, die du tatsächlich weggelassen hast?
Bagher Ahmadi: Ja, für den besseren Lesefluss hab ich schon einiges wieder weggestrichen.
KiJuKU: Hast du noch Kontakt zu deiner Familie in Afghanistan oder zu den Arbeitskollegen in der Glasfabrik oder der Schneiderei im Iran?
Bagher Ahmadi: Zu den Arbeitskollegen kaum, Kontakt zur Familie hab ich erst später aufgenommen. Es ist eine komische Beziehung, ich denke oft an sie, aber ich vermisse sie nicht, ich bin ja weggegangen, weil es nicht so schön war.
Erst beim Schreiben sind mir auch wieder viele Situationen eingefallen, wie arg vor allem die Stiefmutter zu mir war.
KiJuKU: Hast du vor, das Buch, das du ja auch schon auf Englisch übersetzt und veröffentlicht hast, auch auf Dari/Farsi zu übersetzen und es deiner Familie zu schicken?
Bagher Ahmadi: Nein, ich hab kurz gedacht, meinem Vater das Buch auf Deutsch zu schicken, weil er es nicht lesen kann.
Eines der 100 Bücher, die ich gelesen habe, bevor ich zu schreiben begonnen habe, war „Die Elenden“ von Victor Hugo (1862). Da kommt eine Frauenfigur, Fantine, vor, die wie ein Stück Sch… behandelt hat, das hat mich sehr daran erinnert, wie meine Stiefmutter mich behandelt hat.
Beim Schreiben ist das alles wieder sehr lebendig geworden, das war teilweise wie eine Tortur, wenn man schwer verletzt auf eigene Wunden drückt. Aber es war teilweise auch wieder gut, weil ich vieler dieser Sachen be- und verarbeiten konnte.
KiJuKU: Klingt fast wie eine Therapie, oder?
Bagher Ahmadi: Ja, genau. Am Anfang hat’s wehgetan, aber dann war’s gut. Manches Mal, wenn wir telefonieren, fragt mich mein Vater, warum ich weggegangen bin und ich denk mir, warum kommst du selber nicht drauf.
KiJuKU: Im Buch schreibst du, dass der erste Job nachdem du die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen hast, ein Dreh in Italien war, wo hattest du noch in anderen Ländern Engagements?
Bagher Ahmadi: Nicht der erste, aber der erste im Ausland. Ja, als Stunt-Double in Spanien für eine Netflix-Serie und immer wieder auch in Deutschland.
KiJuKU: Mit „Draußen vor der Tür“ warst du ja nach dem Akzent-Studio auch in einer Schule, jetzt hier beim Kultursommer, warst du sonst noch wo mit diesem Solostück?
Bagher Ahmadi: Ja, in Litschau in einer Schule, dann noch in der Brunnenpassage und am 14. November spiele ich noch im Gymnasium Dachsberg in Oberösterreich.
KiJuKU: Das ist ja deine ehemalige Schule!
Bagher Ahmadi: Und wo ich auch zum ersten Mal auf der Bühne war. Das wird irgendwie krass, der Direktor freut sich auch schon sehr, obwohl er schon in Pension ist, organisiert er das.
Das wird was ganz Besonderes auch für mich, ich spiel am Vormittag in der Schule und am Abend eine öffentliche Veranstaltung.
KiJuKU: Dein Buch, deine Geschichte liest sich echt filmreif, hast du auch an einen Film gedacht?Bagher Ahmadi: Ich hab das Buch an eine Filmproduzentin geschickt, die hat auch gefragt, ob ich daran interessiert wäre. Ja, voll hab ich ihr gesagt. Wir treffen uns übernächste Woche. Da hat sie das Buch dann hoffentlich schon gelesen. Sie hatte auch die Idee, dass ich den Hauptdarsteller spiele, aber in vielen Stationen war ich ja noch Kind oder Jugendlicher, mittlerweile bin ich ja schon fast 30.
KiJuKU: Dankeschön, thank’s, modsha kheram, khili mamnoon, sepaz, mersi, tasakkor.
Bagher Ahmadi: Ja auch vielen Dank, khoish mi khonam.
Bagher Ahmadi beim mehrsprachigen Redebewerb „Sag’s Multi!“ <- noch im KiKu
Anna-Sousana Savvidou ist ausgebildete Zahnärztin, praktiziert aber nicht, sondern unterrichtet Gesundheitsfächer im Rahmen beruflicher Bildung vor allem für Umsteiger:innen in Thessaloniki.
KiJuKU: Wie kam’s zu Ihrer beruflichen Veränderung?
Anna-Sousana Savvidou: Ich habe nach dem Studium zunächst begonnen als Zahnärztin zu arbeiten, sollte aber nur assistieren. Das wollte ich nicht, sondern habe entschieden, ich will viel von meinem Wissen über menschliche Körper und Gesundheit – von der Anatomie bis zur Makrobiologie – anderen Menschen vermitteln.
KiJuKU: Sind sie Lehrerin geworden?
Anna-Sousana Savvidou: Irgendwie, aber ich vermittle als externe Expertin in einer Bildungseinrichtung für Menschen, die unterschiedlichste Berufe erlernen, Elektriker:innen, Installateur:innen, Friseur:innen, Make-Up-Atists… Viele davon wechseln nicht nur ihren Beruf, sondern verändern auch ihr Leben. Ich habe in meinen Klassen Studierende von 18 bis 55 Jahre. Wobei ich nur Theorie unterrichte. Die Menschen lernen in diesen Einrichtungen zwei Jahre Theorie all jener Fächer, die für ihre Berufe notwendig sind und haben danach sechs Monate Praxis-(Aus-)Bildung.
KiJuKU: Inwiefern spielt Inklusion in Ihrer Arbeit eine Rolle?
Anna-Sousana Savvidou: Zum einen ist schon die altersmäßige Bandbreite wie erwähnt recht groß. Dann sitzen in den Klassen viele, die sich eben neu orientieren müssen oder wollen. Und gerade in Thessaloniki haben wir viele nationale Herkünfte – vor allem aus Albanien, Georgien und Armenien. Außerdem viele verschiedene Religionen und auch sexuelle Orientierung spielt eine Rolle, gleichzeitig herrscht, obwohl wir 2025 haben, noch immer viel Homophobie.
All das muss einerseits berücksichtigt werden und andererseits haben meine Themen ja mit dem menschlichen Körper zu tun. Also gilt es vor allem auch Body Shaming anzusprechen. Dass niemand wegen körperlicher Eigenschaften oder Merkmale beleidigt werden darf. Das gleiche gilt natürlich auch in Identitätsfragen aller Art.
KiJuKU: Was nehmen Sie von dem internationalen Seminar mit?
Anna-Sousana Savvidou: Bis dahin hab ich mich mit Inklusionsfragen meist theoretisch beschäftigt, Fachartikel, Online-Materialien gelesen. Aber nie so etwas gemacht wie die sagen wir „hands-on“-Workshops, wo Dinge zu be-greifen sind durch die Erzählungen und auch Übungen mit Menschen, die unterschiedliche Perspektiven einbringen – einerseits die verschiedenen Teilnehmer:innen, andererseits die Referent:innen. Mich hat vor allem die Tour mit dem ehemaligen Obdachlosen stark beeindruckt, die hat mir die Augen für solche Menschen geöffnet.
Sein und andere Beispiele zeigen mir: Aufhören zu reden, lieber mehr unterschiedlichen Menschen zuhören. Das macht uns zu besseren Menschen, die auch ihre eigene Arbeit besser machen können.
KiJuKU: Efcharistó
Anna-Sousana Savvidou: Parakaló
Beitrag über das angesprochen Seminar sowie die anderen drei Interviews sind hier in der Folge verlinkt.
Diversität und Inklusion – diesem Themenfeld war nun eine internationale Seminarwoche in Wien gewidmet – im Rahmen von insgesamt vier „Mobilitätswochen“ zu inklusiver Bildung in regulären Schulen. Teilnehmer:innen aus Griechenland, Irland, der Türkei und Österreich verbrachten / verbringen je eine Woche in den genannten Ländern bei Partner-organisationen des von der EU co-finanzierten Programms „Tutor“. Wobei der Begriff nicht für die gängige akademischen Lehrkräfte steht, sondern für „Teachers’ Upskilling aiming aT a hOlistic inclusivity in leaRning“ (Lehrer:innen-Fortbildung mit dem Ziel einer ganzheitlichen Inklusivität im Lernen) – was ein bisschen nach einer krampfhaft zusammengebastelten Abkürzung wirkt; aber darum geht’s ja nicht.
In Wien waren / sind ÖJAB (Österreichische Jungarbeiterbewegung) und „die Berater“ gemeinsam Partner des Projekts und waren für das Programm der internationalen Seminarteilnehmehr:innen zuständig. Die Tour „Nimmerland“ mit einem ehemaligen Obdachlosen, Besuche queerer Jugendzentren, einer Buchhandlung für Schwule und Lesben, eine Workshop zu Gender Diversität, ein Besuch des Hauses der Geschichte Österreichs, des Wien-Museums sowie Diskussionen, Workshops und Gruppenübungen zur Reflexion über Erkenntnisse der Besuche, internationalen Erfahrungsaustausch und darüber wie Erfahrenes in Unterrichtspraxis umgesetzt werden könnte, rundeten das Programm ab.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… traf in einer Mittagspause Teilnehmer:innen, von denen sich vier – je einer/r aus den genannten vier Ländern – für kurze Interviews bereit erklärten. Diese finden sich als jeweils eigene Beiträge unten verlinkt.
Kevin Thompson, ist Lehrer für Mathematik und Science an einer öffentlichen Schule der Sekundarstufe (12- bis 18-Jährige) im irischen Portarlington, Irland. „Außerdem hab ich eine Zusatzqualifikation in „Special Education“, damit kann ich Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Bereichen unterstützen – ob beim Lesen und Schreiben, beim Rechnen oder wenn’s um Defizite im sozialen oder emotionalen Bereichen geht.“
KiJuKU: Das heißt, in Irland wird inklusiv unterrichtet und ist das generell so?
Kevin Thompson: In Irland hängt das davon ab, wie eine Schule entscheidet, dass sie dies handhaben will.
KiJuKU: Jede Schule entscheidet das eigenständig, ganz unterschiedlich?
Kevin Thompson: Es gibt schon gesamtstaatliche Richtlinien dafür, aber es soll flexibel auf die Bedürfnisse von Kindern und deren Eltern eingegangen werden.
Ich habe Zusatzdiplome, die mir erlauben inklusiv zu unterrichten. So kann ich Barrieren abbauen und die betreffenden Schüler:innen in der gemeinsamen Klasse betreuen mit ihren Peers, ihren Kolleg:innen, statt sie aus der Klasse rausnehmen zu müssen.
KiJuKU: Aber Schulen können entscheiden, dass sie nicht inklusiv unterrichten wollen?
Kevin Thompson: Ja, und auch wir entscheiden manches Mal so, einzelne Schüler:innen fallweise aus der Klasse zu nehmen und individuell extra zu betreuen.
KiJuKU: Aber es gibt keine Sonderschulen, oder?
Kevin Thompson: Wir haben eine starke Zunahme von Schüler:innen mit Autismus, die eine unterschiedliche, differenzierte Betreuung brauchen. Eine Reihe von Eltern sagen, für ihre Kinder sei es besser sie separiert zu unterrichten und nicht in großen Klassenverbänden. Dort würden sie die ganze Zeit weinen, im anderen Fall gehen sie glücklich in ihre eigenen Schulen. Andere sagen, das sei nicht gut, das wäre Ghettoisierung, Segregation… Es gibt keine Übereinstimmung, was der beste Weg ist.
Aber ich denke, die Wünsche der Eltern müssen genauso berücksichtigt werden. Solange es eine Wahlmöglichkeit gibt, solange wir mit den Schülerinnen und Schülern reden und mit deren Eltern und ihnen ermöglichen, sich den für sie besten Weg auszusuchen, ist es gut und besser als früher, als die Schule die Entscheidungen getroffen hat.
KiJuKU: Sie haben sich erst später, während des Lehrerdaseins entschieden, sich auch in Sachen Inklusion weiterzubilden oder waren schon von Anfang an darauf ausgerichtet?
Kevin Thompson: Zuerst hab ich ein Chemie-Studium abgeschlossen, irgendwann einmal wollte ich nicht mehr in Labors arbeiten. So ging ich zurück an die Uni, machte meine pädagogische Ausbildung und unterrichtete Chemie und Science ein Jahr lang in London. Ich mochte das, aber dann ging ich in die USA, Jahre lang arbeitete ich in einer Spezialschule für Kinder und Jugendliche mit großen Verhaltensauffälligkeiten, darunter vielen Traumata nach körperlichem und sexuellem Missbrauch.
Möglicherweise war es falsch, diese Kinder zu separieren, aber die hatten so große, umfassende Bedürfnisse, dass sie nicht in regulären Klassen sein hätten können. So arbeitete ich letztlich insgesamt 14 Jahre in den USA
mit Kindern und Jugendlichen in Spezialeinrichtungen – zuerst zehn Jahre in Massachusetts in der Nähe von Boston und dann in Portland im US-Bundesstaat Oregon.
KiJuKU: Was hat Sie dann nach Irland gebracht?
Kevin Thompson: Nach 14 Jahren USA – ich bin mittlerweile US-Bürger – wollte ich zurück zu meiner Familie und meinen Freunden. Und so begann ich in einer irischen öffentlichen Schule zu arbeiten. Das hatte ich zuvor nie gemacht. Das mache ich seit zwei Jahren und ich genieße das wirklich – ich mag den inklusiven Ansatz und Zugang.
KiJuKU: Was hat Ihnen bisher dieses internationale Seminar gebracht?
Kevin Thompson: Es ist ein spannendes Programm, wir waren in queeren Jugendzentren, wir haben eine Stadttour mit einem ehemaligen Obdachlosen, einem anarchistisch gesinnten Mann, gemacht.
Ich finde ja, der grundlegende Punkt von Inklusion ist, auf die Stimmen der unterschiedlichsten Menschen zu hören, die Sichtweisen der „kleinen Leute“ wahrzunehmen. Wenn du Minderheiten egal ob Gender, sexuelle Orientierung, Menschen, die nicht in die große Box passen, sicher leben lässt, so dass sie sich sicher fühlen können, dann machst du alle anderen auch sicher.
Besser als spezielle Behandlungen ist es, die gemeinsame Klasse in den Vordergrund zu rücken. Es geht darum, die verschiedenen Perspektiven in unsere Klassen zu integrieren. Dafür ist es oft notwendig, dass die Pädagogik „out-of-the-box“ denkt und handelt.
KiJuKU: Go raibh míle maith agat (Tausend Dank)
Emma Lang ist noch nicht Lehrerin, aber schon im Masterstudium auf Lehramt in den Fächern Englisch und Geschichte in Österreich.
KiJuKU: Spielt Inklusion im Lehramtsstudium eine Rolle?
Emma Lang: Tatsächlich hab ich im Rahmen einer Lehrveranstaltung von diesem Seminar erfahren. Es gibt einige, die sich mit Inklusion beschäftigen. Ich hab’s spannend gefunden, weil es mehr Praxisbezug bietet als die theoretischen Lehrveranstaltungen dazu an der Uni.Und ich hab einen Platz bekommen.
KiJuKU: Hat sich die Erwartung erfüllt? Was haben Sie Neues erfahren?
Emma Lang: Ganz spannend waren und sind die verschiedene Ansichtsweisen, weil eben nicht Uni-Lehrende vortragen. Unglaublich spannend war die Tour mit einem ehemaligen Obdachlosen, der uns durch Wien geführt hat. Da hab ich vieles erfahren, das ich vorher nicht wusste. Und da kriegt man so auch Tipps mit, was man auch mit Schüler:innen machen kann oder könnte.
Auch in dem Buchladen („Löwenherz“ für Schwule und Lesben) war es sehr spannend. Ich hab einfach Neues kennengelernt, auf das ich sonst vielleicht nicht draufkommen würde, weil Vieles davon in der Ausbildung nicht so detailliert vorkommt.
KiJuKU: Hat der internationale Austausch Ihnen auch Neues vermittelt?
Emma Lang: Zu einem gewissen Teil schon, weil für Gruppenübungen schon gesagt wurde: Mischt euch und bleibt nicht in euren nationalen Gruppen. Aber in der Freizeit findet das weniger statt, weil wir alle auch in verschiedenen Hotels untergebracht sind.
Interessant war auch zu erfahren, wie das Schulsystem in anderen Ländern aufgebaut ist und dass nicht nur Lehrpersonen teilgenommen haben.
KiJuKU: Vielen Dank
Mehmet Yılmaz unterrichtet Englisch und Sport im türkischen Antalya, hat aber auch schon unter anderem in Van, im Südosten, dem kurdischen Teil seines Landes gelehrt.
KiJuKU: Wie schaut die Situation in Ihrer Schule bzw. insgesamt in der Türkei aus Inklusion in den Klassen?
Mehmet Yılmaz: Die meisten Schulen sind inklusiv, bei manchen, schweren Behinderungen körperlicher oder mentaler Natur gibt es schon separierte Schulen. Divers sind unsere Klassen vor allem, weil wir viele Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen nationalen Hintergründen haben, Migrant:innen aus Nachbarländern der Türkei. Sicher haben wir auch LGBTIQ-Jugendliche (Lesbians, Gays, Bisexuals, Transgender, Intersex & Queers) aber es ist schwierig, solche Themen anzusprechen, weil sich Eltern beschweren könnten, dass wir darüber sprechen. Das ist in der Türkei ein bisschen ein kompliziertes Thema.
KiJuKU: Was hat Sie bewogen, an diesem Seminar in Sachen Inklusion teilzunehmen?
Mehmet Yılmaz: Ich habe keine Ausbildung in diesem Bereich, ich wusste da noch nicht so viel und wollte mehr lernen, wie ich mit unterschiedlichen Schüler:innen umgehen kann, sie besser entsprechend behandeln kann.
Im Bereich Migrant:innen ist es so, dass jene Schüler:innen, die noch nicht gut Türkisch können entweder vor oder nach dem Unterricht in der gemeinsamen Klasse Sprachkurse machen müssen.
KiJuKU: Was nehmen Sie sich von diesem internationalen Seminar bisher mit?
Mehmet Yılmaz: Vor allem Vieles rund um LGBTIQ war für mich neu, da ist die Türkei schon recht konservativ. Dieses Wissen und auch die Erfahrungen der anderen Diskussionen, und Programmpunkte will ich meinen Schülerinnen und Schülern weitergeben. Ich hoffe, ich kann ihnen ein gutes Vorbild für gemeinsames, gutes Zusammenleben geben.
KiJuKU: Teşekkür ederim, spas (Kurmanji, eine der kurdischen Sprachen)
Zwischen den international renommierten Grammy-Awards für Musik sowie den Oscars als weltweite Auszeichnungen für Filme wurden nun die Gewinner:innen der Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreise bekanntgegeben (Preisverleihung: 27. Mai 2025, Kultur und Kongress Zentrum Eisenstadt).
Aus insgesamt 103 Einreichungen wurden vier Bücher österreichischen Autor:innen und Illustrator:innen und / oder heimischer Verlage für die Hauptpreise ausgewählt, sechs weitere Neuerscheinungen wurden in die „Kollektion zum Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2025“ aufgenommen (Jury: Severin Filek, Alexandra Hofer, Franz Lettner, Barbara Mayer, Ursula Tichy).
„So vielfältig wie die Geschichten sind, die in diesen Büchern erzählt werden, so einfallsreich und bunt ist auch der Stil der Autor:innen und Illustrator:innen, die sie erfunden und in Szene gesetzt haben“, wird in der Aussendung zu den Preisen der auch für Kunst- und Kultur noch zuständige Minister Werner Kogler zitiert. „Unsere Preisträger:innen zeigen, dass Bücher und Literatur mehr als bloß Information und Zerstreuung bieten. Sie sind erzählende Einführungsvorlesungen in unsere Welt und Versuchsanordnungen für Neues und Unbekanntes; sie sind Trainingscamps der Fantasie ebenso wie Experimentierstuben für unser Vorstellungsvermögen; und sie sind auch jener Ort, an dem unsere Wahrnehmung und unser Verstand geschärft werden kann. Kurz gesagt: Lesen macht klug, stark und – nicht zu leugnen – glücklich!“
Hier aber nun zum noch Wesentlicheren, den Preisbüchern – viele davon sind hier auf Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schon besprochen worden, die Links dazu finden sich gleich bei der jeweiligen Nennung der ausgezeichneten Werke.
Ida, Chris und Emil im Zug
Sarah Michaela Orlovský, Michael Roher
Tyrolia Verlag 2024
Drei Wasserschweine brennen durch
Matthäus Bär, Anika Voigt
dtv 2024
Was keiner kapiert
Michael Hammerschmid, Barbara Hoffmann
Jungbrunnen Verlag 2024
Der Rosengarten
Kathrin Steinberger
Tyrolia Verlag 2024
Hier folgt die Buchbesprechung erst.
Das Nachtkind
Armin Kaster, Sabine Rufener
Jungbrunnen Verlag 2024
Immer wenn wir … von kleinen Gesten und großen Traditionen
Teresa Mossbauer, León Schellhaas, Yulia Drobova
Achse Verlag 2024
Ich hab da was für dich
Lena Raubaum, Katja Seifert
Tyrolia Verlag 2024
Die Ritter holen Gold
Bjørn F. Rørvik, Camilla Kuhn; aus dem Norwegischen von Barbara Giller
Picus Verlag 2024
Tigerträume
Julian Tapprich
Luftschacht Verlag 2024
Gazelle
Heinz Janisch, Michaela Weiss
Bibliothek der Provinz 2024
Seit 1955 werden die jeweils von einer Jury ausgewählten besten Kinder- und Jugendbücher eines Produktionsjahres mit diesem Preis der Republik Österreich ausgezeichnet. Neben den Hauptpreisbüchern küren die Juror:innen immer auch weitere Bücher für die „Kollektion“. Die (vier) Hauptpreise werden aktuell mit je 6.000 Euro belohnt.
Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport stellt der Buchklub jährlich 40 Bücherkoffer mit allen ausgezeichneten Büchern des „Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreises“ und den passenden Unterrichtsmaterialien zusammen, die im folgenden Schuljahr gratis zum Ausleihen für Schulen zur Verfügung stehen.
Umgeben von vielen Löwen – gezeichnet, gemalt, gedruckt und in unterschiedlichsten 3D-Figuren zeigt und erklärt Markus Bruckner Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… seine Arbeit. Die ist seine Leidenschaft von jungen Kindesbeinen an: Zeichnen!
Vor Kurzem hat er sein erstes Buch veröffentlicht – den „ersten Band einer auf mindestens sechs, höchstens sieben Teile“ konzipierten Manga-Serie namens „I am from Austria“. Alex, ein Held, der (nieder-)österreichischen Dialekt spricht, macht sich auf, Österreich vor drei Kaisern zu retten… – Besprechung in einem eigenen Beitrag – Link am Ende des Artikels.
„Gezeichnet hab ich schon immer gern und viel“, beginnt der 31-Jährige im Gespräch in Felbring / Muthmannsdorf in Niederösterreich vor der Hohen Wand zu erzählen.
„Das machen ja fast alle Kinder, wie kam’s dazu, dass mehr daraus geworden ist“, will der Journalist wissen.
Schon in der Volksschule sei er von Lehrer:innen dafür gelobt worden, viel detailreicher, „auch im Hintergrund“ zu zeichnen, wo andere nur den Vordergrund gemalt haben. „Mit 14 habe ich so richtig meinen ersten Comic gezeichnet, der war so spongebob-mäßig und hat „Das erste Mal in New York“ geheißen.“
Ob er schon in dieser US-amerikanischen Stadt gewesen sei und sich davon inspirieren habe lassen, drängt sich die Frage auf.
„Nein, gar nicht, ich war einmal in London, aber das erst mit 23 Jahren. Im Comic ist es um die Vorstellung gegangen, wie es für jemanden aus einem kleinen Dorf ist, in eine Großstadt zu kommen.“
Er selbst stammt aus dem nahegelegenen Gaaden – „und das ist sehr klein, im Prinzip nicht viel mehr als ein Kreisverkehr, in die Volksschule bin ich in Stollhof, in die Mittel-, damals noch Hauptschule in Winzendorf gegangen.“ Nach der Schule absolvierte Bruckner eine Tischler-Lehre, „hab dann aber als angelernter Elektriker und alles mögliche andere gearbeitet. Und immer viel gezeichnet. Die Geschichten hab ich mir immer ausgedacht – eben auch wie sich wer aus einem Mini-Ort eine riesengroße Stadt vorstellt.“
Nach dem ersten Comic, „der leider bei einer Übersiedlung unabsichtlich verloren gegangen ist“, begannen ihn Mangas zu faszinieren. „Mit meinen Freunden hab ich viel Anime-Serien im Fernsehen angeschaut. Geschichten hab ich mir selber ausgedacht, im Internet nach Manga-zeichnungen gesucht und ein paar Sachen angeschaut. Aber im Prinzip hab ich mir das allermeiste selber beigebracht.“
Vor so drei, vier Jahren habe er sich intensiv mit der Entwicklung eigener großer Manga-Geschichten beschäftigt, sagt Markus Bruckner im KiJuKU-Interview. „Zwei Jahre habe ich geübt, gezeichnet, geschrieben, viel gelesen und begonnen an meiner ersten ganz großen Geschichte zu arbeiten.“ Die aber sei viel zu groß für eine Erstveröffentlichung. „Da müsste ich schon mit einem Verlag zusammenarbeiten.“ Diese Riesenstory hat er in groben Zügen schon im Kopf, aber will natürlich nichts davon verraten, „Löwen spielen eine wichtige Rolle – so viel kann ich aber schon sagen“.
In der Zwischenzeit gewann er mit einer kurzen, vierseitigen Geschichte – das ist die Vorgabe – einen der Hauptpreise bei der „Dokomi“ (Abkürzung für Deutscher Comic Market, japanisch doitsu komikku māketto). Und das ist immerhin die größte Anime- und Manga-Convention Deutschlands (2009 mit 1800 Besucher:innen begonnen, kamen im Juni dieses Jahres immerhin 180.000 Menschen zu dieser Veranstaltung in Düsseldorf.
Außerdem arbeitete er eben an „I am from Austria“ (IAFA). „Als ich entdeckt habe, dass es keinen Manga mit österreichischem Helden, noch dazu einem der im Dialekt redet, hab ich begonnen mir diese Geschichte auszudenken.“
Wie er an die Entwicklung von Stories herangehe, will KiJuKU im Interview wissen: „Zuerst erfinde ich immer die Charaktere. Da hab ich die Geschichte schon grob im Kopf, auch das Ende kenn ich da schon zumindest im Grunde genommen. Dann arbeite im am Storyboard, danach kommen Skizzen kapitelweise. Für IAFA kenn ich die ersten vier Bände schon, vom fünften und sechsten ein bisschen. Und vielleicht, sogar wahrscheinlich werden’s sieben. Nach den Skizzen kommt das Inken (mit Tinte zeichnen). Und dann das Storyboard fürs nächste Kapitel.“
So bis zu fünf, sechs Seiten am Tag schaffe er. „Meistens sitz ich 14 Stunden täglich an meiner Arbeit.“
Abschließend will Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… natürlich wissen, ob alles von Hand gezeichnet wird oder so manches digital entsteht. „90 Prozent zeichne ich mit Tinte auf Papier. Dann scanne ich’s ein – den Text schreib ich am Computer und auch kleinere Korrekturen an Zeichnungen erfolgen dann noch digital.“
Weil Markus Bruckner als Kind schon immer wissen wollte, die Autor:innen und Illustrator:innen arbeiten, aber wenig darüber erfahren hat, bittet KiJuKU den Manga-Zeichner und -Geschichten-Erfinder für Leserinnen und Leser eine kleine Kostprobe zu geben, wie er selbst arbeitet. In dem rund zweiminütigen Video unten zeigt er dir vor, wie er Schritt für Schritt von einem Kreis bis zu einem Manga-Figuren-Gesicht kommen. Darfst du gerne nachmachen!
Seit 35 Jahren gibt es die von der Generalversammlung der UNO beschlossenen Kinderrechte. Zu diesem Jahrestag stellte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, den Bericht „The State of the World’s Children 2024: The Future of Childhood in a Changing World“ (Der Zustand der Kinder in der Welt 2024: Die Zukunft der Kindheit in einer sich verändernden Welt) vor. Und beginnt mit den Mega-Krisen Klima, Umwelt, Ungleichheiten… womit „die Zukunft der Kinder auf dem Spiel steht“.
„Kinder sind bereits heute mit einer Vielzahl an Krisen konfrontiert, von Klimaschocks bis hin zu digitalen Gefahren, und diese werden in den kommenden Jahren noch intensiver“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Die Prognosen dieses Berichts zeigen, dass die Entscheidungen, die die weltweit Regierenden heute treffen – oder nicht treffen – die Welt definieren werden, die Kinder erben werden. Eine bessere Zukunft im Jahr 2050 zu schaffen, erfordert mehr als bloße Vorstellungskraft, es erfordert Handeln. Jahrzehntelange Fortschritte, insbesondere für Mädchen, sind bedroht.“
2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war. Laut dem Bericht werden sich in der Dekade von 2050 bis 2059 Klima- und Umweltkrisen weiter verschärfen: Achtmal so viele Kinder werden extremen Hitzewellen ausgesetzt sein, dreimal so viele extremen Flussüberschwemmungen und fast doppelt so viele extremen Waldbränden, verglichen mit den 2000er Jahren.
Ein Kind mit Zugang zu klimaresilientem Wohnraum, Kühlinfrastruktur, Gesundheitsversorgung, Bildung und sauberem Wasser hat eine größere Überlebens-Chance gegenüber klimatischen Erschütterungen im Vergleich zu einem Kind ohne diesen Zugang. Der Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit zielgerichteter Umweltmaßnahmen zum Schutz aller Kinder und zur Abschwächung der Risiken, denen sie ausgesetzt sind.
Für die 2050er Jahre wird prognostiziert, dass Subsahara-Afrika und Südasien die größten Kinderpopulationen haben werden. Gleichzeitig zeigt sich eine alternde Bevölkerung, da der Anteil der Kinder in allen Weltregionen zurückgehen wird. In Afrika sinkt der Kinderanteil auf unter 40 % – von 50 % in den 2000er Jahren. In Ostasien und Westeuropa fällt er auf unter 17 %, wo Kinder in den 2000er Jahren noch 29 bzw. 20 % der Bevölkerung ausmachten.
Diese demografischen Verschiebungen stellen Herausforderungen dar: Während einige Länder unter Druck stehen, ihre Dienste für große Kinderpopulationen auszubauen, müssen andere die Bedürfnisse einer wachsenden älteren Bevölkerung ausbalancieren.
Der Bericht erkennt an, dass bahnbrechende Technologien – wie künstliche Intelligenz (KI) – sowohl Chancen als auch Gefahren für Kinder bieten, die bereits heute mit KI in Apps, Spielzeug, virtuellen Assistenten, Spielen und Lernsoftware interagieren. Doch die digitale Kluft bleibt stark ausgeprägt: Im Jahr 2024 sind über 95 % der Menschen in Hochlohnländern mit dem Internet verbunden, verglichen mit fast 26 % in Niedriglohnländern.
Der Bericht zeigt auf, dass ein großer Teil der jungen Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Schwierigkeiten hat, Zugang zu digitalen Kompetenzen zu erhalten, was ihre Fähigkeit beeinflusst, digitale Werkzeuge in der Bildung und an zukünftigen Arbeitsplätzen effektiv und verantwortungsbewusst zu nutzen. Diese Barrieren stehen oft im Zusammenhang mit sozioökonomischen Rahmenbedingungen, Geschlecht, Sprachbarrieren und Zugänglichkeit.
Der Report enthält auch gute Nachrichten. Die Lebenserwartung bei der Geburt wird voraussichtlich steigen. Die Fortschritte im Bildungszugang für Kinder in den letzten 100 Jahren werden ebenfalls voraussichtlich anhalten, und bis in die 2050er Jahre werden fast 96 % der Kinder weltweit mindestens eine Grundschulausbildung erhalten – ein Anstieg von 80 % in den 2000er Jahren. Mit erhöhten Investitionen in Bildung und öffentliche Gesundheit sowie strengeren Umweltvorschriften könnten die Ergebnisse für Kinder deutlich verbessert werden. Beispielsweise würde sich der Geschlechterunterschied im Bildungsniveau verringern und die Exposition gegenüber Umweltgefahren reduziert.
The State of the World’s Children 2024 betont die Bedeutung der Berücksichtigung von Kinderrechten, wie sie in der UN-Kinderrechtskonvention verankert sind, in allen Strategien, Politiken und Maßnahmen. Der Bericht fordert, den Herausforderungen und Chancen der drei Megatrends zu begegnen, indem:
* in Bildung, Dienstleistungen und nachhaltige und resiliente Städte für Kinder investiert wird;
* Klima-Resilienz in Infrastruktur, Technologie, wichtigen Diensten und sozialen Unterstützungssystemen ausgebaut wird;
* Konnektivität und sicheres Technologie-Design für alle Kinder gewährleistet werden.
Der diesjährige Weltkindertag, der jährlich von Unicef als Aktionstag für Kinder gefeiert wird, steht unter dem Motto „Listen to the Future“. Im Rahmen der Kampagne hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Kinder dazu aufgerufen, Briefe über die Welt zu schreiben, die sie sich im Jahr 2050 wünschen. Antworten kamen aus der ganzen Welt – darunter aus Gaza-Stadt, Haiti und Tansania – und äußern den Wunsch der Kinder, sicher, gesund und gebildet zu sein sowie vor Krieg und Klimakatastrophen geschützt zu werden. In Österreich bat Unicef die 15-jährige Luisa, ihre Gedanken zu äußern und zitierte sie so: „Es ist frustrierend, dass der Klimaschutz immer noch so zögerlich umgesetzt wird, obwohl längst klar ist, was auf dem Spiel steht. Ich möchte in einer Welt leben, in der die Luft frei von jeglichen Schadstoffen ist, Naturkatastrophen nicht zur Normalität werden und keine Tierarten vom Aussterben bedroht sind. Ich möchte in einem Land leben, das Verantwortung übernimmt und konsequent handelt, anstatt die Schuld von sich zu weisen und sich in leeren Versprechungen zu verlieren.“
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… darf den gesamten offenen Brief von Luisa veröffentlichen – in einem eigenen Beitrag hier unten verlinkt
„Der Internationale Tag der Kinderrechte ist ein Moment für die Politik, ihr Engagement für die Rechte und das Wohlergehen jedes Kindes zu zeigen“, sagte Russell. „Wir können eine bessere Zukunft für die Kinder von morgen gestalten, und wir müssen heute damit beginnen.“
„Listen to the Future bedeutet für UNICEF, Kindern und Jugendlichen und ihren Problemen mehr Gehör zu schenken. Die auch in Österreich immer stärker merkbaren Auswirkungen des Klimawandels zeigen uns, Zuhören alleine genügt nicht. Um 2050 einen lebenswerten Planeten für unsere Kinder und Kindeskinder zu haben, müssen wir als globale Gesellschaft nachhaltiger ins Handeln kommen. Entscheidungen zu Klimaschutzmaßnahmen werden regelmäßig vertagt, nicht weniger als die Zukunft unserer Kinder steht auf dem Spiel“, erklärt Christoph Jünger, Geschäftsführer von UNICEF Österreich.
Zu einigen Statements von Kindern bzw. Jugendlichen aus verschiedensten Ecken und Enden der Welt geht es hier
Während ein derzeit häufig gesendeter Werbespot auf allen Kanälen bösartige Streitereien zwischen Vertreter:innen politischer Parteien als „Kindergarten“ scheinbar lustig zeigen will, versuchen einige Programme im ORF-Kinderfernsehen sachlich und doch spannend zu erklären, wie wichtig Wahlen und Demokratie sind.
Beginnend mit Montag, 23. September erklären fünf ZiB Zack Mini-Spezialausgaben vor der Nationalratswahl am Sonntag (29. September 2024) vieles dazu. Zwei Tage später startet eine zehnteilige fiktive Serie mit Schauspiel und Animationsfiguren namens „Demokratino“, einem vorerst unbekannten Land, in das die drei Kinder-Protagonist:innen während eines Besuches im österreichischen Parlament gebeten werden.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte die erste Folge vorab sehen – und aus dieser hier schildern, sowie den Erfinder derselben, Thomas Brezina, per eMail einige Fragen stellen – dieses Interview in einem eigenen Beitrag – unten verlinkt.
Zunächst sind Doro, Leopold und Niko mehr als unzufrieden. In ihrer Schulklasse hat die Lehrerin die Kinder in verschiedene Exkursions-Gruppen eingeteilt. Neben Team Tiergarten und Team Kanal gibt’s auch eine Spezialtour im Parlament. Die haben diese drei zugeteilt bekommen. Das stellen sie sich viel weniger abenteuerlich vor als das was ihre Kolleg:innen erkunden dürfen.
Natürlich kommt dann alles ganz anders. Aber mit diesem Trick startet die zehnteilige Serie im ORF-Kinder-Fernsehen. Mastermind hinter der Serie namens „Demokratino“ ist wie schon erwähnt der bekannte Autor, TV-Format-Erfinder und Ausdenker diverser Erlebniswelten Thomas Brezina. Für die drei Kinder, die durch die Geschichte führen, hat er drei unterschiedliche Rollen geschrieben. Doro (Nora Riedl) fotografiert alles – digital klarerweise. Ihr Kollege Leopold (Matteo Haudeck) schreibt die Notizen auf ein großes Tablet und Niko (Sam Göll) ist der Verträumte, der immer wieder da und dort stehen bleibt, sich Objekte in dem historischen Gebäude genauer anschaut. Und auf einmal etwas von einer bläulich schimmernden Lichtkugel erzählt. Die die anderen – natürlich – nicht sehen, du aber als Zuschauerin oder Zuschauer siehst sie sehr wohl 😉
Plötzlich beginnt’s aus der Kugel zu sprechen – eine animierte Zeichentrickfigur namens Max, die von ihren Kleidungsfarben ein wenig an Pinocchio erinnert -, versucht das Trio zu sich nach „Demokratino“ zu holen. Und so rasen sie wie durch eine Röhren-Rutsche in diese Welt.
Sie müssten dieses – für alle vorerst unbekannte – Land vor dem bösen Diktatos retten…
Einige dafür notwendige Informationen über das Parlament als Sitz der Demokratie in Österreich haben sie schon von den beiden Guides, gespielt von Magdalena Bönisch und Christian Dobler, erfahren. Andere werden sie in „Demokratino“ in den weiteren Folgen ausspielen können – die in Form von Rückblenden auch den Zuschauer:innen vermittelt werden – über Gesetze, Wahlen, politisch Parteien, Regierung, Abgeordnete, Opposition oder Steuern…
Zum eMailigen Interview mit Thomas Brezina über „Demokratino“ geht es hier unten.
KiJuKU: Ging die Initiative zu Demokratino von dir aus oder wurdest du vom Parlament gefragt, dir etwas zum Thema einfallen zu lassen?
Thomas Brezina: Demokratino ist eine Geschichte, die ich schon vor vielen Jahren erfunden habe. Mir geht es darum, das Thema Demokratie auf eine Weise zu schildern und zu erklären, die nicht belehrend ist, sondern Demokratie erlebbar macht
KiJuKU: Wie bist du auf die Idee der „Entführung“ gekommen?
Thomas Brezina: Aus diesem Grund werden die drei Hauptpersonen in die Welt von Demokratino versetzt, wo ein Diktator versucht die Macht an sich zu reißen und sie ihre Erfahrungen von einem Besuch des Parlaments nun in diesem Land umsetzen müssen, damit es eine Demokratie bekommt und nicht Dikataturia wird. Ich freue mich, dass Demokratino jetzt auch auf den Bildschirm kommt.
KiJuKU: Wird ausgehend vom Konzipieren dieser Serie auch etwas in Buch-Form erscheinen?
Thomas Brezina: Dazu habe ich schon vor rund zehn Jahren ein Buch gemacht, es gibt aktuell Überlegungen, dass wir begleitend Demokratino auch in Buchform wieder zurückbringen – aber mehr kann ich dazu noch nicht sagen.
Einschub: Peinlich, gestehe als Journalist von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – und davor eben schon beim Kinder-KURIER – habe ich dies offenkundig versäumt – und auf Nachfrage beim Management erfahren, dass dies auch nicht mehr verfügbar ist ;(
KiJuKU: Das Parlament hat seit mehr als 15 Jahren die Demokratie-Werkstatt – hast du mit diesen Workshops bei der Arbeit an „Demokratino“ Kontakt gehabt, Erfahrungen ausgetauscht?
Thomas Brezina: Die Zusammenarbeit mit dem Parlament war großartig. In der Vergangenheit habe ich persönlich schon mehrere Videos zu verschiedenen Themen für das Informationsbüro auf Social Media gemacht.
KiJuKU: Kommen in den Folgen demokratische Möglichkeiten direkt für Kinder vor – von Klassen- über Schulsprecher:innen, Mitbestimmungsmöglichkeiten in Gemeinden und Städten wie Kinder- und Jugend-Million in Wien …?
Thomas Brezina: In diesem Jahr habe ich die Drehbücher für eine TV-Fassung geschrieben. Im Sommer wurde im Parlament und im Studio gedreht. Derzeit werden die Folgen fertiggestellt, die eine Menge Aufwand an Animation haben, da die Demokratino-Welt gezeichnet ist, die drei Hauptdarsteller aber real. Die TV-Serie soll für alle eine Möglichkeit sein, das Thema Demokratie zu erleben und zu erfassen. Daraus ergeben sich viele Möglichkeiten und ich sehe es als Aufgabe von Schulen etc. darauf aufbauend mit Schülerinnen und Schülern zu erarbeiten, was alles im eigenen Umfeld in die Tat umgesetzt werden kann.
Da das Interview nicht live – weder telefonisch noch online-video-mäßig möglich war, weil der Autor derzeit in London weilt, und dort viel am Schreiben ist, sondern es nur möglich war, Fragen per eMail über das Management zu übermitteln und auf diesem Weg auch die Antworten kamen, konnte hier nicht nachgefragt werden, weil die letzte Antwort auf einen Teil der Frage nicht eingeht – und nicht alle Folgen zur Sichtung vorlagen/ vorliegen, sondern nur die allererste.
Im Folgenden undauch schon weiter oben übrigens einige Links zu Storys über Aktionen und Möglichkeiten, wo Kinder Demokratie wirklich selber (mit-)erleben können.
Was und für wen ist sie? Und was? Wem gehört sie? Sie, die Heimat. Nach Selbstomptimierungswahn und Kapitalismus widmet sich das junge „Ensemble Ehrlos“ in der dritten Produktion diesem von allen möglichen Seiten vereinnahmten Begriff, der sehr oft zur Spaltung in „wir“ und „ihr“ oder gar „die da“ mit dem entsprechenden abwertenden Unterton führt. Und natürlich ist auch „Bussi Baba“ wieder mit viel Humor und (Selbst-)Ironie gespickt.
Vor einem üppig mit Schaumrollen und ähnlichem gedeckten Tisch spielen, tanzen, musizieren Valerie Bast, Marc Illich, Leon Lembert, Pia Nives Welser, Charlotte Zorell. Und stopfen in die eigenen oder die Münder ihrer Mitspieler:innen das picksüße Zeugs hinein.
Vom Dirndl bis zum Badeanzug, von der Robe bis zum Frack, dieser ohne Hose, schafft allein schon das Outfit die Distanz zur jeweiligen Figur. Sprachfärbungen – vom „Deutscheln“ bis zu tiefen ordinären Beschimpfungen – eröffnen einerseits ein breites Spektrum, schließen andererseits immer wieder auch andere aus.
Rainhard Fendrichs heimliche Nationalhymne „I am from Austria“ vor allem mit den Zeilen über „Ratten“ und die „Dummheit, die zum Himmel schreit“, Anklänge an Sisi-Nostalgie und sich der Offenheit rühmen, weil Englisch und Französisch gekonnt wird… – gekontert davon, dass gerade in der Monarchie auch die Sprachen der anderen Völker wie Bosnisch, Kroatisch, Serbisch oder Ungarisch auf der Tagesordnung standen. „Und Rumänisch“, eingeworfen von Marc Illich, der seit zwei Jahren am deutschen Theater in Timișoara engagiert ist. Wobei da ein sich aufdrängender Gag ausgelassen wurde, als alle einander weinselig zu„prosten“ – heißt doch das Rumänische „prost“ auf Deutsch „dumm“, steht für Depp oder Trottel.
Kaum ein Klischee im Zusammenhang mit Österreich – nicht zuletzt auch Skifahren – wird ausgespart und dreist auf die Schaufel genommen; selbst Mausi und der kürzlich verstorbene „Mörtel“ ohne ihn zu nennen kommen vor. Aber auch Nationalismen anderer Völker werden angespielt, wobei der Wolfsgruß der türkischen faschistischen Grauen Wölfe vielleicht auch angedeutet gereicht hätte, ohne ihn hocherhoben zu zeigen. Wenn Nazis karikiert werden, muss auch nicht unbedingt der rechte Arm zum einschlägigen Gruß erhoben werden.
Das fünfköpfige Bühnen-Ensemble erarbeitete innerhalb von viereinhalb dichten Wochen die Performance – von den ersten Ideen über Texte, die bei Improvisationen entstanden sind, die Kürzung derselben und die Bühnen-Show. Bei einer Residence im Rahmen des Theaterfestivals „Hin & Weg“ im niederösterreichischen Litschau „konnten die FestivalbesucherInnen auch eine Stunde pro Tag bei offenen Proben einen Einblick in unseren Entwicklungsprozess bekommen“, berichtet Valerie Bast Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
Außerdem habe es dramaturgische Beratung als „Blicke von außen“ von Kolleg:innen, nicht zuletzt einigen der gemeinsamen Direktor:innen des Theaters Olé (Wien-Landstraße) – in dem „Bussi Baba“ noch zwei Mal zu sehen ist – gegeben. Wobei eine Art dramaturgischer Bogen schon ein bisschen zu vermissen ist, aber als Art Nummern-Revue gegen Österreich-heimat-Klischees bietet die Stunde doch viele Lach-Gelegenheiten.
Fast alle der befragten 660 Kinder in Deutschland (6 bis 11 Jahre) sagen auf die Aussage „Ich werde wütend, wenn ich ungerecht behandelt werde“ mit „eher ja“ (94 Prozent). Aber auch kaum weniger Kinder werden auch „wütend, wenn andere ungerecht behandelt werden“ (83 Prozent sagen da ebenfalls „eher ja“.
Dies ist eines von vielen Ergebnissen der Studie „Wie gerecht ist Deutschland“, die Mitte Juli 2024 vorgestellt wurden. Die Universität Bielefeld hatte – (mit-)finanziert von der Bepanthen-Kinderförderung (im Bereich Gesundheit und Ernährung wirtschaftender Konzern Bayer) 660 Kinder sowie 570 Jugendliche (12 bis 16 Jahre) repräsentativ ausführlich befragt.
Zur Ausgangsfrage stellten die Studienautor:innen (Fakultät für Erziehungswissenschaft; Leitung Prof. Holger Ziegler) den Jugendlichen die Frage offenbar ein bisschen differenzierter: „Ich bin empört und wütend…“ mit mehr Antwortmöglichkeiten – trifft eher zu/ voll und ganz / überhaupt nicht bzw. eher nicht. Voll und ganz empört und wütend bei eigener ungerechter Behandlung sind demnach knapp mehr als die Hälfte (56 %) und wenn andere betroffen sind knapp mehr als ein drittel (34 Prozent). Aber die Summe aus „voll und ganz“ plus „trifft eher zu“ ergibt dann im individuellen Fall auch 93 Prozent und bei anderen 86 Prozent also ähnlich viele wie bei den Kindern mit „eher ja“.
Auch bei anderen Fragen zeigen die Antworten, dass viele Kinder und Jugendliche sich offenbar von der Ellenbogen-Mentalität und der Ich-AG wie sie der Neoliberalismus prägt, entfernen. So sehen die Befragten (in dem Fall Jugendlichen) Handlungsbedarf der Politik nicht nur in Sachen „Bildung von Kindern und Jugendlichen“ und „Chancengleichheit von Kindern“, sondern auch in mindestens gleichem Ausmaß für Rentner*innen, gleiche Lebensbedingungen, Arme, Gleichverteilung von Vermögen und Einkommen – all die genannten Themen erhalten Zuspruch zwischen 60 und 65 %.
Mehr als ¾ der befragten Jugendlichen fühlt sich aber von politischen Entscheidungsträger:innen nicht wahrgenommen. „Leute wie ich, haben keinen Einfluss darauf, was die Regierung macht“ meinen fast acht von zehn 12- bis 16-Jährigen „eher“ (32%) bzw. „voll und ganz“ (46%).
Einfluss auf die Meinung der befragten Kinder bzw. Jugendlichen haben einerseits die wirtschaftliche Situation der eigenen Familie sowie die gesellschaftspolitische Haltung der Eltern. So finden 87 Prozent der Kinder (6 bis 11 Jahre), deren Eltern mit der Demokratie in unserem Nachbarland zufrieden sind Deutschland „eher“ (71 %) bzw. „sehr gerecht“ (16%). Die vergleichbaren Anteile bei Kindern, deren Eltern mit der Demokratie im Land unzufrieden sind liegen bei 44 bzw. 6 – in Summe also nur bei der Hälfte (50 Prozent).
Als Unterscheidungskriterium in Sachen „sozialökonomischer Status“ (SOES) wollten die Studienautor:innen von den Befragten wissen: „Für unsere Familie ist es manchmal finanziell schwierig, alle Dinge zu bezahlen, die wir für die Schule brauchen“ vs. „Unsere Familie kann es sich leisten, Markenklamotten zu kaufen“.
So erleben nicht einmal zwei von zehn Jugendliche (12 bis 16 Jahre) mit hohem SOES in ihrem Leben Ungerechtigkeiten im eigenen Leben, während dies auf mehr als ein Drittel (37%) Jugendlicher mit Familien, die’s finanziell schwer haben, erleben muss.
Insgesamt finden jedoch die befragten – in dem Fall – Kinder (ein bisschen mühsam an der Studie ist, dass offenbar nicht jede Frage jeweils Kindern und Jugendlichen gestellt wurde), dass es in Deutschland viel eher gerecht zugeht als in der ganzen Welt (zwei Drittel zu einem Viertel).
Besonders überraschend fand der Leiter der Studie, Holger Ziegler von der Universität Bielefeld, „dass Kinder und Jugendliche zwar ein differenziertes Bild davon haben, wie eine gerechte Gesellschaft aussieht, diese Komponenten in ihrer Lebensrealität aber gar nicht unbedingt wahrnehmen. Sie fühlen sich von der Gesellschaft und der Politik nicht genug gesehen. Trotzdem machen sie sich auch Sorgen um andere Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel Rentner*innen. Die Vorurteile der neuen Generation gegenüber, diese „würden sich nur für sich selbst interessieren“ können in unserer Studie keinesfalls bestätigt werden.“
Nun, eine direkt vergleichbare Studie fand Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… nicht. Die BundesJugendvertretung – gesetzliche Interessensvertretung aller Menschen in Österreich bis 30 Jahre – verwies einerseits auf den „Jugendmonitor“ der Arbeiterkammer (1200 befragte 16 bis 29-Jährige; Institut Foresight). Neben dem herausragenden Ergebnis, dass die soziale Schere weiter auseinandergeht und Teuerung und Krise Jugendliche bzw. junge Erwachsene besonders stark trifft, wurde auch andere Themen wie etwa Mitbestimmung abgefragt.
„Menschen wie ich können etwas bewirken, wenn sie sich politisch beteiligen“ beantwortete die Hälfte mit „stimme sehr zu“ (16%) bzw. „ziemlich“ (34%). „Gar nicht“ fanden 13 % und „wenig“ 28% – 9 Prozent gaben dazu nichts an oder „weiß nicht“. Allerdings klafft auch hier eine Lücke zwischen Reicheren und Ärmeren: So finden fast sechs von zehn der „oberen 30%“, dass ziemlich bzw. sehr etwas bewirken können (57%), während dieser Anteil beim unteren nicht ganz Drittel nur bei 42 Prozent liegt.
Im Vorjahr erhob das Institut Sora die Einstellung junger Menschen zu Demokratie und veröffentlichte im November 2023 die Ergebnisse der Telefon- bzw. Online-Befragung von 343 16- bis 26-Jährigen, die in Österreich wohnen. 48 Prozent bewerten die Funktionsfähigkeit des politischen Systems sehr (11%) bzw. ziemlich (37%) gut. Was allerdings im Vergleich zu 2018 einem doch deutlichen Rückgang entspricht – damals: 13 und 56, also in Summe 69%.
Aus diesen und anderen Studien und Umfragen schlussfolgert die BundesJugendVertretung: „Die Wahlbeteiligung junger Menschen entspricht aus den Erfahrungen und Wahlstudien der vergangenen Jahre dem Durchschnitt der Bevölkerung, bei Erstwähler*innen liegt er sogar darüber. Jugendliche sind politisch interessiert und engagiert. Rund die Hälfte aller Jugendlieben engagiert sich ehrenamtlich. Und jene, die in Vereinen und Organisationen, die unter dem Dach der BJV versammelt sind, aktiv sind, halten die Demokratie noch höher als Nicht-Mitglieder. Gleiches gilt fürs Zugehörigkeitsgefühl zur österreichischen Gesellschaft.
Alterung der Gesellschaft und daher weniger Gewicht von „jungen Stimmen“ und fehlendes Wahlrecht für Nicht-Staatsbürger*innen sei eine große Herausforderung für die Demokratie und nicht zuletzt dafür ausschlaggebend, dass junge Menschen immer weniger den Institutionen der Politik vertrauen und sich zu wenig mit ihren Sorgen ernst genommen fühlen. Die Demokratie als Staatsform wird aber wenig in Frage gestellt.“
Felix, der wohl berühmteste Plüsch-Hase, urlaubt mit Sophie und ihrer Familie (aus dem deutschen Münster) in Bregenz am Bodensee – in Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland Österreichs. Am Abend besuchen sie den Seebühne und mitten in der Aufführung kriegt Felix einen riesigen Schrecken, springt über den Rand der Publikums-Tribüne und landet auf einem offenen Lieferwagen.
Schreck für beide – das Kind Sophie und ihr Kuscheltier. Doch dies ist nur der „Trick“ von Autorin Annette Langen für eine neue Reise – dieses Mal eben durch Österreich – natürlich wieder mit Zeichnungen von Constanza Droop. Übrigens lassen die beiden ihren Reise-Hasen heuer seit genau 30 Jahren Briefe an seine junge Besitzerin schicken. Im Namen von Felix verfasst die Autorin Briefe von einigen der Stationen auf der jeweiligen Reise. Im Buch kleben auf Seiten Briefkuverts, in denen diese Nachrichten in einer handschrift-ähnlichen Computerschrift stecken – zum Rausnehmen und Auffalten. Und ja, du darfst sie gerne lesen – oder dir vorlesen lassen, hier wird kein Briefgeheimnis verletzt 😉
Aus Österreich – das Felix nun von Vorarlberg über Tirol, Salzburg und so weiter durchreist – kriegst du über den Umweg an „meine liebe Sophie“ ein halbes Dutzend Briefe, eine Postkarte und den gezeichneten Stadtplan von der Wiener Innenstadt. Felix fliegt mit Adele, der Adlerin aus dem Österreich-Wappen, fährt per Schiff, Fiaker und nicht zuletzt in Wien auch im Kreis mit einer Gondel auf dem Riesenrad im Prater. Apropos Wien – die bekannten, jedes Jahr neu eingefärbten, Sitz und Liegemöbel im MuseumsQuartier (genannt Enzis nach der damaligen Geschäftsführerin der MQ-Gesellschaft) sieht Felix als überdimensionale Telefonhörer an.
Ein bisschen verwirrend ist, dass die Gletscher-Mumie, die liebevoll Ötzi genannt wurde, aus dem italienischen Südtirol fast nach Österreich eingemeindet wird – auf der Landkarte auf der Vorsatzseite ist’s allerdings richtig eingezeichnet.
Aus Wien sendet Felix ein paar regionale Bezeichnungen für Lebensmittel – samt Erklärung von Palatschinken (Pfannkuchen) bis zu Himbeerkracherl (Saft/Limonade). Die Zuordnung für den Gruß „Habidere“ nach Kärnten ist allerdings ein wenig… – sagen wir verpeilt, ist das zusammengezogene für Habe die Ehre doch eher im Osten und Norden Österreichs ebenso wie im bayrischen Süddeutschland üblich.
Apropos Sprachen – fein wäre gewesen, wenn Felix entweder in Kärnten oder im Burgenland wenigstens auf die eine oder andere in Österreich anerkannte Volksgruppensprache – Slowenisch, Burgenlandkroatisch, Ungarisch, Romanes – gestoßen wäre 😉
Mitte der Woche (12. Juli 2023) ging das 17. PeaceCamp, das erste nach den Pandemiejahren, zu Ende. Zehn Tage lang hatten Jugendliche aus Israel – jüdische und arabische -, Ungarn und Österreich gemeinsam Spiel, Spaß. Kreative Workshops und (heftige) Diskussionen. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… war bei der abschließenden Show4Peace im Dschungel Wien – zu einem Bericht darüber gibt’s den Link unten am Ende dieses Beitrages. Vier der Teilnehmer:innen erzählten dem Reporter über ihre Eindrücke: Ido (16) aus Kfar-Hasidim (Israel), Ehab (16) aus Nazareth (Israel), Hanna (16) aus Budapest (Ungarn) und Ami (17) aus Wien (Österreich).
Ido: Ich war vor den zehn Tagen sehr aufgeregt. Und kurz gefasst, das PeaceCamp brachte mehr als ich erwartet habe mit all diesen wundervollen Menschen und jetzt ist es wenige Stunden vor dem Abschiednehmen.
Natürlich spielte der Konflikt zwischen Israel und Palästina eine große Rolle, es war Platz und Zeit, darüber intensiv zu diskutieren. Aber aufgrund der vielen gemeinsamen Aktivitäten haben wir nicht zu viel darüber geredet. Und selbst dann, wenn wir intensiv diskutiert haben, waren wir alle freundlich und nett zueinander. Das ist mein Eindruck von dem, was PeaceCamp kann. Als Kids, als Jugendliche ist es vielleicht noch leichter zu begreifen: Wir sind alle Menschen.
Ehab: Die ersten beiden Tage hatten wir nur Spaß, konnten Teenager sein. So war es einfach, den Kontakt zueinander zu knüpfen. Ja, und dann kamen die großen Runden dazu, in denen wir ernsthaft diskutierten. Was ich am PeaceCamp mochte und mag, ist wie intensiv auch immer die Diskussionen waren, gleich danach waren wir einfach die Teenager wie in den ersten beiden Nur-Spaß-Tagen. Wir haben nie politischen Fragen vermischt mit dem, wer wir als Menschen sind. Wie unterschiedlich auch unsere Standpunkte waren oder sind, wir respektieren und mögen einander einfach als Menschen.
Hanna: In den zehn Tagen habe ich all die anderen Jugendlichen als Menschen kennengelernt, sie sind nun alle meine Freund:innen. Und es ist jetzt ein paar Stunden vor dem Ende echt schwer, Abschied zu nehmen. Aber ich hoffe, dass wir weiter alle in Kontakt bleiben können, um miteinander zu reden. Wir haben gemeinsame Erfahrungen gemacht und die sind sehr wichtig.
Ami: Die Menschen, die ich hier getroffen habe, haben wirklich mein Leben verändert, weil ich viel über alle anderen hier, über sie und ihre Kultur, gelernt habe. Ich habe auch an Aktivitäten anderer Religionen teilgenommen. Ich habe gelernt, Probleme auf unterschiedliche Art zu lösen. Und ich bin glücklich“, strahlt die Wiener Schülerin, die im Gegensatz zu ihren drei anderen Interview-Kolleg:innen die Information über das PeaceCamp nicht in ihrer Schule, sondern im Jugendzentrum bekommen hat. „Ich plane eine Reihe von Video-Calls mit Teilnehmer:innen, ich will ständig in Kontakt mit ihnen bleiben, weil die zehn Tage zu schnell vergangen sind. Aber ich habe viele Erinnerungen, viele Bilder und ich bin glücklich und weiß, in vielen Monaten oder Jahren werde ich zurückblicken und sicher nicht bereuen, mich auf diese zehn Tage eingelassen zu haben.“
Ido erfuhr in der Schule und ist einer von acht, die teilnehmen durften, Ehab hat’s auch in der Schule erfahren. Hanna wurde nur vom Englisch-Lehrer informiert und findet es einen Fehler, dass es nicht in der Schule allgemein verbreitet wurde, dass es diese Chance gibt. „Zuerst hab ich mich nicht getraut, aber dann hat mich meine Mutter ermutigt, aus meiner Komfortzone rauszugehen und mich doch für die Teilnahme anzumelden. Ich bereue es auf keinen Fall!“ Ami besucht seit 2019 ein Jugendzentrum in Wien, das von Lia Böhmer geleitet wird. Sie ist die Tochter der beiden Gründer:innen von PeaceCamp. „Sie hat mir das empfohlen und weil ich ihr vertraue, bin ich da.“
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