188 Autorinnen und Autorin hatten für die jüngste, die 17., Runde des Literaturpreises „Ohrenschmaus“ Texte eingesandt. Kurze, lange, gereimte – in deutscher Schriftsprache sowie in österreichischen Dialekten. Beiträge, die von Persönlichem ausgingen, Lebensrealtitäten ver- und bearbeiten, ebenso wie ausgedachte Geschichte und Anekdoten, Wünsche, Träume, Utopien.
Da beschreibt etwa die 18-jährige Leonie Schmidt, die Schriftstellerin werden will seit sie noch nicht einmal in die Schule gegangen ist, wie sie ewig lang mit Zahlen, ja sogar der Uhrzeit zu kämpfen hatte. „Jahrelang gab ich mir die Schuld, dass ich einfach zu dumm zum Wissen bin“, bis eine Freundin sie fragte, ob sie „Dyskalkulie“ habe. Vereinfacht gesagt ist das sozusagen das schon lange bekannte Phänomen Legasthenie (Lese- und Schreibschwäche) eben für Mathematik. Erst da dämmert ihr: „Doch so langsam verarbeite ich, es liegt weder an mir noch an sonst wem.“
Wobei der letzte Teil ist durchaus zu hinterfragen. In Einrichtungen wie Schulen hätte das einer Pädagogin/ einem Pädagogen vielleicht auch früher auffallen können – und damit der jungen Autorin viel Leid erspart.
Schmidts Text beeindruckte die Jury – zum Großteil aus bekannten Autor:innen wie Vea Kaiser, Heinz Janisch und heuer neu Arno Geiger – dermaßen, dass der 18-Jährigen einer der drei Hauptpreise verliehen worden ist. Was mit jeweils 1000 € und – heuer neu – einem Laptop belohnt wurde.
Fatih Duran, ebenfalls Hauptpreisträger, beschreibt eindringlich seine wechselvolle Lebensgeschichte mit Drogen und fast Abrutschen in Kriminalität sowie dem Kampf aus diesem Schlamassel – als Warnung vor allem für Jugendliche – wie er am Beginn und am Ende seines langen Textes schreibt.
Dritter im Bunde der Hauptpreise in diesem Jahr ist Wolfgang Prochazka. 13 Zeilen in Mundart vom Tanz bis zu einem Faustschlag – heftigst.
Aus allen ausgezeichneten Texten lasen die Schauspieler:innen Chris Pichler und Markus Hering und verliehen diesen damit auch den gebührenden Stellenwert.
Auszüge aus den Preistexten veröffentlicht Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… im Bereich „Einfach – Nachrichten in einfacher Sprache“. Und zwar nicht nur aus den drei Hauptpreisen sondern auch aus jenen 14 die es auf die „Ehrenliste“ geschafft; und dazu noch aus jenen vier Texten, die mit dem Abdruck auf der papierenen Schleife der zwei Sonder-Schokoladen aus der Manufaktur Zotter gewürdigt worden sind.
Aus einem der Ehrenlisten-Preisträger-Texte hat KiJuKU sich den Titel (Überschrift) für diesen Beitrag ausgeborgt, allerdings ein wenig gekürzt. Im Original heißt es in David Tritschers „Anders“: „Ich sehe die Welt anders als du, trotzdem blicken wir auf die gleiche Welt…“ Und am Ende seines kurzen, dichten Gedichts schreibt er: „Auch wenn ich ein Mensch mit Beeinträchtigungen bin, bin ich ein Mensch wie du.“
Die Bandbreite der Texte ist riesengroß – von einer fiktiven Geschichte namens Anti-KI (Benjamin Bohn über den dringenden Abnehm-Wunsch eines Mannes (!) mit dem Titel „Leicht wie eine Feder“ (Rene Glössl) bis zu Micha Zeigers Dialog mit dem Blatt Papier auf das sie schreibt.
Auch daraus Auszüge auf KiJuKU.at – unten verlinkt – und alle Texte in voller Länge gibt es in einem eigenen Buch – siehe Infobox.
Der bekannte (Drehbuch-)Autor Felix Mitterer, der von Anbeginn den Ehrenschutz für „Ohrenschmaus“ übernommen hat und immer auch Teil der Jury ist – die übrigens die Texte anonymisiert bekommt – meinte mehrmals: „Kein Mitleidsbonus, es ist Literatur!“
Aus dem Literaturpreis, den Franz-Joseph Huainigg, seit Jahrzehnten engagierter Kämpfer gegen Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen und für deren Gelichberechtigung und Inklusion, wie viele andere Initiativen auch ins Leben gerufen hat, ist im Laufe der Jahre mehr geworden, so gründete sich 2017 „Ohrenklang“, ein inklusives Musik-Ensemble in Zusammenarbeit mit der Universität für Musik und darstellende Kunst. Dieses vertont ausgezeichnete Texte aus dem Literaturpreis.
Drei Musiker:innen von Ohrenklang – Christoph Falschlunger, Stefanie Wieser und Ronny Pfennigbauer (der die Preisverleihung oftmals moderiert hatte) – bestritten in diesem Jahr das künstlerische Rahmenprogramm der Preisverleihung in der Woche vor den Osterferien im Raiffeisen-Haus am Donaukanal.
Ferner gibt es seit dem Vorjahr Schreibwerkstätten in allen Bundesländern sowie die Literatur Bootschaft. Mit zentralen Treffen auf dem Badeschiff am Donaukanal werden literarisch schreibwillige Autor:innen – aus dem Bewerb aber auch darüber hinaus ermuntert, ermutigt, unterstützt, ihrer Leidenschaft nachzugehen, sie auszubauen… Übrigens, einer dieser Botschafter, Anton Tatzber, moderierte heuer erstmals mit der langjährigen TV-Moderatorin Dani Linzer.
Ich bestimme selbst.
Ich bin frei.
Schlagzeug spiele ich gerne.
Dafür brauche ich Sticks. Ich übe viel.
Manchmal trete ich auf einer Bühne auf.
Ich zeige was ich gut kann.
Ich fühle mich stolz. Sehr stolz.
Ich breite meine Arme aus
und fühle mich frei.
Ich bin frei.
Ich habe nicht viele Worte.
Ich habe stattdessen Gebärden.
Ich habe Bilder.
Und ich habe meine Körper-Sprache.
Das ist meine Freiheit.
Mir geht es gut,
wenn die Menschen
mich verstehen.
Was ist Freiheit? Ich weiß es nicht.
Vielleicht ist es Freiheit,
wenn Menschen einfach nett
zueinander sind.
Wenn sich Männer einfach
küssen können.
Wenn Frauen arbeiten gehen
und die Männer daheim kochen.
Vielleicht ist das Freiheit.
Ich liebe die Freiheit,
keiner schafft mir was an;
Ich muss nicht sagen
wo ich hingehe,
kann machen was ich will
mit meinem Leben.
Sich gernhaben, lachen zuwikuscheln und umarmen
Spaß haben
Selber entscheiden können was ich im Fernsehen anschaue
Kleinigkeiten?
Sich „freien“ und Freitanzen.
Glocken hören, weil sie so schön klingen und ergreifend sind. Unter freiem Himmel ein Kirchenglockenkonzert hören, das Glockenspiel am Mozartplatz.
Reisen
Unbekanntes Suchen
Im Wald wohnen
Wandern auf einen Berg
Weitblick
… Dorthin Reisen – wo man mag. Wegfahren, Dinge anschauen und die gemachten Fotos danach anschauen.
…
Klettern kann man auch an der Sprossenwand und im Klettergarten und in der Kletterhalle. Über alle Hindernisse drüber klettern, da kann uns keiner aufhalten. Mut und Kraft und Stärke muss man haben, ausprobieren und versuchen. Keine Angst, weil angeseilt.
Pyramiden in Ägypten sind sehr schön. Drinnen sind ein Grab und der Pharao mit Diamanten und eine Mumie. Das ist ein Mensch in Kloopapier eingewickelt.
…
Wenn jemand einen Brief schreibt, auf einer einsamen Insel, wo er ist – dann schickt er eine Flaschenpost, jemand findet die Flasche, liest den Brief und befreit ihn.
…
Ich genieße das Wasser, lege mich auf den Rücken, ah, an nichts mehr denken, mit der Ruhe sein. Tauchen, keine Angst haben, schauen, was unter Wasser ist. Im Meer sieht man schöne Dinge: Fische, Korallen, Krebse, Steine und Muscheln und vieles andere meer. Im Schwimmbad sieht man nur Beine.
…
Wir fahren zur Partybude – dort ist die Bude los. … Wir tanzen auf der Luftmatratze übers Meer, dabei können wir gut flirten.
Zum Schluss fallen alle ins Wasser und schwimmen ins Himmelbett.
Sich freidenken, fliegen. Papierflieger in den blauen Himmel schicken.
Mit dem Luftballon Wünsche in den Himmel steigen lassen.
Die Träume werden wahr.
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