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Bildmontage aus drei Fotos: Die beiden Jungdesignerinnen mit dem Kids-in-Fashion-Erfinder sowie Monia mit einer der extra angefertigten Federn und Nadine mit ihrem schon umgesetzten Design des bunten Federnkleides
Bildmontage aus drei Fotos: Die beiden Jungdesignerinnen mit dem Kids-in-Fashion-Erfinder sowie Monia mit einer der extra angefertigten Federn und Nadine mit ihrem schon umgesetzten Design des bunten Federnkleides
22.07.2023

Bunte Federn, Heißklebemuster und Wattekreise…

KiJuKU-Lokalaugenschein in der Werkstatt von Kids in Fashion, dem größten Mode-Nachwuchs-Bewerb. 63 der 3000 von Kindern und Jugendlichen eingeschickten Entwürfe werden hier geschneidert.

Wer gerne in Bergen von Stoff wühlen würde, fände hier eine Art Paradies. Hier ist in einer Ecke des großen Raumes im J.A.M., einem der Standorte der Wiener Jugendzentren liegen sie ballenweise. Die „Jugendräume am Muhrhoferweg“ in Wien-Simmering fast schon am Rande der Stadt verwandeln sich einige Wochen der Sommerferien Jahr für Jahr in eine kreative Schneider:innen-Werkstatt. Meister:innen ihres Faches sowie Mode-Schüler:innen, die hier Praktikumswochen absolvieren, bilden die zweite Phase von „Kids in Fashion“ (KiF) dem wohl kreativsten Modedesign-Nachwuchsbewerb (nicht nur) in Österreich.

Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… durfte die Werkstatt besuchen – und dabei zwei der jungen Designer:innen treffen, deren Entwürfe verwirklicht und bei der Gala im Oktober von jugendlichen Models am Cat-Walk vorgeführt werden: Nadine Zarrougui und Monia Fattoum. Die beiden 12-Jährigen hatten im 5er-Haus, dem Jugendzentrum in der Grünwaldgasse (Wien-Margareten), ihre Modedesigns gestaltet – nicht zum ersten Mal. Beide haben im Vorjahr und auch heuer jeweils gut ein halbes Dutzend Entwürfe für den Bewerb eingeschickt, erzählen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Und fanden andere Entwürfe fast noch besser als jene, die verwirklicht wurden/werden.

Dreidimensional

Sowohl Zarrougui als auch Fattoum zeichneten weniger, sondern arbeiteten mit Material und erstellten somit dreidimensionale Entwürfe. Erstere klebte auf eines der Blätter bunte Federn. Und siehe da, der bereits Kleid gewordene Entwurf ist beim Lokalaugenschein fast schon fertig, die Schneidermeisterin Elisabeth „Lisi“ Kappel tauchte mit dem Kleid aus vielen Lagen eines feinen, durchscheinenden, gitterartigen Stoffes (Organza) auf. Da entfuhr der Designerin ein „wowh, das ist ja sogar mehr als ich erwartet habe“, zollte sie den Schneiderinnen (in diesem Jahr werken ausschließlich Frauen in der Werkstatt) großes Lob, wie sie aus dem Entwurf ein wirkliches Kleid angefertigt haben.

Das war auch viel Arbeit, mehrere Tage werkten einige daran aus Stoff diese vielen Federn herzustellen. Wie solche Federn gestaltet werden, zeigte Lisi später selber an einer der Nähmaschinen und anschließend mit Schere und Messer. Dafür durften sich die beiden Jung-Designerinnen eine Farbe aussuchen, beide wählten schwarz.

Making of Federn

Zwei solcher Organza-Lagen legte Lisi übereinander nähte sie an zwei Stellen in der Mitte knapp nebeneinander zusammen, sodass eine Art Schlauch entstand. Durch diesen fädelte sie einen umwickelten Draht, der oben und unten raussteht, um Schlingen bilden zu können. Nun schnitt sie aus dem viereckigen ganzen Stücke eine ovale Form aus, die an ein Baumblatt oder eben eine Feder erinnert, legte das Ding auf eine starke Kartonunterlage und schnitt mit einem scharfen Messer heftig und rasant jede Menge Streifen von der Mitte weg hinein. Hochgenommen und schon ergibt sich – noch dazu bei ein bisschen Bewegung – das Bild wehender Federn.

Frech

Monia Fattoum schildert: „Ich hab vor allem Entwürfe mit viel Glitzer gemacht und viel wo ich einfach Zeugs draufgeklebt hab auf die Zeichnungen“. Darunter hat ihr der eine oder andere besser gefallen als jener, den die Jury ausgewählt hat. „Der ist schon ein bisschen frech“, schmunzelt sie ein wenig verschämt vor dem großen Tisch, auf dem Entwürfe auf Stoff übertragen werden, Modeschülerinnen aus unterschiedlichsten Stoffen Teile für die verschiedensten Gewandstücke schneiden.

Das „Freche“: „Ich hab mit Heißkleber nur viele Kurven und Linien auf die Zeichnung der Figur aufgetragen, darunter gar kein Kleid gezeichnet, also auf die nackte Haut“ sozusagen, beschreibt die Modeschöpferin ihren Entwurf. Die schon genannte Werkstätten-Co-Leiterin – neben Alice Schanovsky, die demnächst eine weitere Meisterinnen-Ausbildung (Herrenschneiderei) angeht, gesteht, „dass wir dem Model aber schon ein – weißes – Kleid anziehen“, das kann sie auch schon herzeigen. Darauf wird dann Monia Fattoums Design in einer schillernden Silikonmasse aufgetragen – nach dem Muster des Entwurfs.

Schule für Freund:innen, Sport und Bio

An Schule gefällt den beiden „vor allem Freundinnen und Freunde treffen“, Nadine findet darüberhinaus „Biologie ist schon geil“, ihre Schulkollegin Monia mag „vor allem Sport und wieder Sport“. Erstere spielt auch liebend gern mit Freundinnen und Freunden Volleyball, Monia daneben auch Fußball. Und beide tanzen gerne.

Watte, keine Sägespäne…

Bella Neller (16) schneidet einen Kreis nach dem anderen aus einem nicht leicht zu schneidenden Stoff aus Dacronwatte (wie sie in Pölstern oder auch Kuscheltieren zu finden ist). „Die werden dann mit Farbe besprüht“, erklärt die Herbststraßen-Modeschülerin und zeigt dem Journalisten den Entwurf von Fabienne Linke. Diese vielen bunten Wattekreise werden dann zwischen zwei durchsichtige Schichten eingeschlichtet und dieses dann zum Kleid, das der Einsendung der 12-jährigen Designerin entspricht.

Weiters werken am Tisch die 16-jährige Wilhelmine Kohlmayr und Verena Draxler, erste jugendliche Schülerin, Zweitgenannte macht ihre Ausbildung im Kolleg, nachdem sie zuvor Kultur- und Sozialanthropologie studiert hatte, „aber das war mir alles zu theoretisch und ich wollte nun was Praktisch-Handwerklich-Kreatives lernen“, verrät sie dem Reporter. Sie schneidet Zacken in einen Karton – und der wird die Basis für Elemente im von der Jury ebenfalls ausgewählten Entwurf des zehnjährigen Theodor Adevuysi. Diese Streifen werden mit hellbraunem Stoff beklebt oder überzogen, erläutert der künstlerische Leiter von Kids in Fashion, Leo Oswald, die folgenden Schritte. Der Jungdesigner hatte zwar handschriftlich angemerkt, dass die hellbraune Farbe aus Sägespänen sein sollte, aber das wäre doch kaum realisierbar, meint der Erfinder des Mode-Bewerbs der Wiener Jugendzentren; ein Interview mit ihm, geführt von Stefanie Kadlec, die derzeit bei Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… in den Journalismus schnuppert, ist hier unten verlinkt.

Mehr als 3000 Einsendungen

Zum 29. Mal haben Hunderte Kinder und Jugendliche Zeichnungen mit Mode-Entwürfen an die Zentrale der Jugendzentren geschickt. In diesem Jahr langten mehr als 3000 Designs ein, deutlich mehr als in den vergangenen Jahren wo es immer so rund um die 2.200 Entwürfe aus Kinder- und Jugendhänden (4 bis 21 Jahre – in drei Alterskategorien) waren. Eine Jury wählt dann immer rund fünf Dutzend Designs aus, heuer genau 63. Damit gewinnen weit mehr junge Modeschöpfer:innen als nur die jeweils drei Erstplatzierten der Kategorien 4 bis 10 Jahre, 11 bis 15, sowie 16 bis 21 plus zwei Sonderpreise, die nach München gehen, wo es seit vielen Jahren eine Kooperation mit gleichsam einer Schwesterorganisation der Wiener Jugendzentren gibt. Apropos Ausland, Leo Oswald, der KiF-Erfinder und selbst seit Jahrzehnten Modekünstler, verriet Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, dass „heuer eine Klasse aus Hamburg (im Norden Deutschlands) Entwürfe eingeschickt hat und die wollen sogar extra zur Gala nach Wien in die Mensa der WU (Wirtschaftsuniversität) kommen“.

Follow@kiJuKUheinz

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Kids in Fashion

Zum 29. Mal konnten Kinder und Jugendliche (4 bis 21 Jahre) Mode-Entwürfe für diesen Bewerb der Wiener Jugendzentren einsenden.
Nun (Sommerferien 2023) werden die von der Jury ausgewählten Top-63-Designs in der Werkstatt verwirklicht.

In der nächsten Phase suchen die Jugendzentren Jugendliche (14 bis 23 Jahre), die die Gewänder am Cat-Walk vorführen – Casting am 14. September 2023, Bewerbungen bis 10. September 2023 (Infos im Link unten) – bei der…

… Kids in Fashion Show

7. Oktober 2023
WU-Mensa
1020, Welthandelsplatz 1, Gebäude D1/Top 1

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