In „Die Reise“ lässt James Norbury Großen Panda und kleinen Drachen viele Hürden und Stolpersteine überwinden – mit offenem Ende.
Dieses Mal lässt Autor und Illustrator James Norbury sein doch recht ungewöhnliches Duo, das auch Titel seines ersten Bandes war – „Großer Panda und Kleiner Drache“ – über die fast 160 Seiten eine durchgängige Reise erleben. Der flauschig-kuschelige, fast kugelrunde Panda und der zarte, fast zerbrechlich wirkende, insektenähnliche Drache, die im ersten Buch – Link zur Besprechung samt Interview des Verlags mit ihm am Ende des Beitrages – viele einzelne Momente erlebten, machen sich hier auf die Reise.
Sie verlassen ihr Zuhause, was dem kleinen Drachen viel schwerer fällt als seinem Kompagnon. Wobei die Reise vielleicht auch „nur“ eine tiefgreifende gedankliche sein könnte. Oder einfach für eine mehr oder minder große Veränderung steht. Der Torii-Bogen auf dem bereits zweiten Bild des Buches, der aus der japanischen Architektur stammt, symbolisiert den Übergang vom Weltlichen zum Spirituellen.
Wie auch immer, das Duo begibt sich auf Wanderschaft und ihr Schöpfer lässt sie immer wieder über die jeweils gerade erlebten Situationen sinnieren – und bei Zweifel am Sinn des eben Durchgemachten einander zum Weitergehen motivieren, animieren – wobei diese oft große Hilfe so scheinbar klein sein kann.
So sagt Kleiner Drache auf Seite 24 – einer der nicht allzu vielen auch bunt illustrierten Bilder, die ansonsten fast ausschließlich mit tuschähnlichen Schwarz-Weiß-Zeichnungen auskommen -: „Ich würde dir immer helfen.“ – „Du hilfst mir jeden Tag“, sagte Großer Panda, „indem du einfach du selbst bist.“
Und natürlich will James Norbury (Übersetzung ins Deutsche: Sibylle Schmidt) wieder den Leser:innen Weisheiten für ihren eigenen Alltag mit auf die verschiedensten Wege geben, etwa: „Je weniger ich versuche, die Welt zu beherrschen, desto leichter fällt es mir, ihre herrlichen Wunder zu bestaunen.“
Besonders herrlich – nicht nur, aber gerade im schulischen Zusammenhang wären die Panda’schen Erkenntnisse auf die Frage vom Kleinen Drachen nach der Weisheit des Weggefährten: „Großer Panda überlegte ein Weilchen. „Weisheit ist in uns allen, mein kleiner Freund. Doch sie spricht mit so sanfter, leiser Stimme, dass wir sehr still sein müssen, um sie zu hören.“ – „Aber du scheinst auf alles eine Antwort zu wissen.“ – Großer Panda grinste. „Weil ich viel mehr Fehler gemacht habe als du.“
Ach ja, die Reise endet nicht wie bei „Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch wieder zu Hause, wie es einige Seiten vor dem Ende vielleicht scheinen könnte, sondern sie hat ein offenes Ende – siehe die vom Verlag uns zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellte Seite 153: „Dort draußen gibt es so viel Unbekanntes und so viele Möglichkeiten…“ – siehe Bild unten.
Text und Illustration: James Norbury
Übersetzung aus dem Englischen: Sibylle Schmidt
Die Reise – Großer Panda und Kleiner Drache
160 Seiten
Wunderraum im Wilhelmine-Goldmann-Verlag in der Penguin-Random-House-Verlagsgruppe
18,50 €
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