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Titelseite des Jugendromans "Optimisten sterben früher" plus Schriftzug "Buchtipp des Monats vom institut für Jugendliteratur"
Titelseite des Jugendromans "Optimisten sterben früher" plus Schriftzug "Buchtipp des Monats vom institut für Jugendliteratur"
01.11.2021

„Wir können weder rückgängig machen, was passiert ist, noch kontrollieren, was als Nächstes kommt.“

Ein berührender Jugendroman über den Sieg des Optimismus.

Als die 16-jährige Ich-Erzählerin Petula den Jungen mit dem Roboterarm, Jakob, das erste Mal in ihrer Therapiegruppe sieht, weiß sie noch nicht, dass sie ein ähnliches Schicksal teilen. Petula ist Pessimistin, denn Optimisten „[…] gehen von der irrigen Annahme aus, dass sich alles in Ihrem Sinne fügen wird. Sie erkennen Gefahren nicht, bis es zu spät ist.“ (S. 16).

Das war sie aber noch nicht immer, früher war sie ein Mädchen mit einer besten Freundin, ebenso ein Bastelfreak wie sie; und die große Schwester einer zehn Jahre jüngeren Schwester – Maxine. Doch zwei Jahre zuvor war Maxine, als ihre Eltern gerade zum Einkaufen gegangen waren, an dem Knopf eines von Petula genähten Wolfanzugs – in Anlehnung an ihr Lieblingsbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“ – erstickt. Seit diesem Zeitpunkt lebt Petula in ständiger Angst und Vorsicht. Sie hat keine Freund*innen und versucht mit aller Kraft die Ehe ihrer Eltern zusammenzuhalten.

Erst Jakob schafft es, mit seiner einfühlsamen, direkten und beharrlichen Art, sie wieder zurück ins Leben zu holen. Er hilft ihr, sich ihren Ängsten zu stellen und versucht die Therapiegruppe zusammenzuschweißen. Ein gemeinsames Filmprojekt, in dem jede*r einzelne sich seinem oder ihrem Thema auf kreative Weise stellt, schafft tatsächlich eine Verbindung zwischen den Jugendlichen, die am Ende zu einer Freundschaft wird. Parallel dazu verlieben sich Petula und Jakob und werden ein Paar.

Erst als Petula durch einen Zufall auf Jakobs Geheimnis stößt, wird allen klar, dass er sich immer bedeckt gehalten hat und nicht mit ihnen über den tragischen Autounfall gesprochen hat, bei dem er betrunken gefahren ist und einer seiner besten Freunde ums Leben gekommen ist, während sein anderer Freund seitdem im Rollstuhl sitzt. Und Petula stellt fest, dass sich der Optimismus in ihr Leben geschlichen hat und sie unvorsichtig geworden ist. Wird sie Jakob je wieder vertrauen können?

Es ist die Schuldfrage, die fast alle Figuren in dem Buch belastet aber auch miteinander verbindet. Doch Schuldgefühle sind nicht rational. Weder Alonzo hat Schuld daran homosexuell zu sein, noch haben Petula und ihre Eltern Schuld an dem Tod von Maxine. Jakob ist der einzige, der lernen muss mit der Schuld am Tod seines Freundes zu leben – und das ist Strafe genug. Das wird am Ende auch Petula klar. Ein einfühlsamer und zutiefst bewegender Jugendroman!

PS: Das Zitat im Titel/der Überschrift stammt aus dem Jugendroman, Seite 252

jugendliteratur.at/

BUCH-INFOS

Idee und Text: Susin Nielsen
Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Anja Herre
Optimisten sterben früher
256 Seiten
ab 14 Jahren
Verlag Urachhaus
18,50 €