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Szenenfot aus TRASHedy
Szenenfot aus TRASHedy
25.06.2022

So viel Mist machen wir: Mit viel Witz gewürztes Umweltstück – ohne Zeigefinger

Leider noch immer – und sogar noch stärker – aktuelles Stück „TRASHedy“ beim „Luaga & Losna“-Theaterfestival in Vorarlberg.

In die Hand genommen, an den Mund geführt, scheinbar trinken und in mehr oder minder hohem Bogen weggeworfen. Becher für Becher. Aus Plastik. Der Vorrat, den die Schauspielerin Julia Mota Carvalho hinter dem Rücken ihres vor ihr stehenden Kollegen Daniel Mathéus hervor„zaubert“, scheint fast unerschöpflich. Nach und nach füllt sich der Bühnenboden in „TRASHedy“ mit diesem Mist. Einer der Becher landet hinter der Projektionswand und „taucht“ gezeichnet in der dortigen Animation im Meer oder Badesee wieder auf.

Direkt auf Publikum zugehen

„performing:group“ aus Köln und „tanzhaus nrw“ (Nordrhein-Westfalen) aus Düsseldorf (Deutschland) touren seit gut zehn Jahren mit dem Stück über Konsumverhalten und Umweltschutz, einem Mix aus Schauspiel, Tanzeinlagen, Pantomime, wenig Worten dafür viel animierten Zeichnungen sowie Musik, Geräuschen und Klängen. Der Auftritt bei „Luaga & Losna“, dem Theaterfestival für junges Publikum im Vorarlberger Nenzing war der 165. Das sagt Martin Rascher, der bei der Stückentwicklung von Anfang an dabei war, sowie für die Videos, Animationen, Klang und Sound sorgt.

Szenenfot aus TRASHedy
Szenenfoto aus „TRASHedy“

An den Anfang setzt das Stück pantomisch in Kürzestfassung die Entwicklung des bewegten Lebens – aus dem Meer an Land, zu Wasser, auf der Erde sowie in den Lüften. Und führt schließlich die Menschheit ein, die mehr und mehr den Planeten und seine Ressourcen ausbeutet und vermüllt. Die eingangs geschilderte Plastikbecher-Szene ist nur eine. In anderen wird das Publikum direkt angespielt, Zuschauer:innen Schuhe oder Handys vorübergehend abgenommen, im Mistkübel versenkt, nachdem zuvor die Lieferkette animiert projiziert wird.

Szenenfot aus TRASHedy
Szenenfoto aus „TRASHedy“

Selbst in Frage stellen – mit viel Humor

Droht das Stück spätestens da in eine Zeigefinger-Lehrstunde in Sachen Klimakrise abzudriften, so bricht das Duo den „pädagogischen Auftrag“ immer wieder – nicht zuletzt, indem es diese Belehrungen hinterfragt und vor allem das Spiel immer wieder stark mit Humor würzt (Idee, Regie, Zeichnungen: Leandro Kees, der auch das Stück gemeinsam mit dem schon genannten Rascher sowie Spieler Mathéus entwickelte). Gegen die Vermittlung des Gefühls von Ohnmacht schlüpfen die beiden Spieler:innen in die Rolle von Klima-Aktivist:innen in Protest-T-Shirts, samt Transparenten und Plakaten mit Forderungen nicht nur für Umweltschutz, sondern auch Demokratie, Freiheit, Achtsamkeit, Empathie und nicht zuletzt Humor. Und enden doch nicht hier, sondern stellen auch in Frage, ob das allein hilft oder gar die Lösung ist. Denn eine solche können – und wollen – sie mit ihrem Stück gar nicht anbieten. Höchstens zum Weiterdenken, -spinnen anregen.

Eigene Beiträge

Das nicht belehrende und der Witz im Spiel beeindruckten auch Schüler:innen der Mittelschule Nenzing, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … erzählten, dass sie das Stück sehr gut gefunden haben, es ihnen Spaß machte. Sie so manches ohnehin schon gewusst haben und auch darauf achten – Stofftaschen zum Einkaufen nutzen statt Plastiksackerln, nicht dauernd Getränke in Plastikflaschen kaufen und viele mit dem Fahrrad in die Schule kommen.

Wiewohl das individuelle Verhalten auch „nur“ ein – und nicht der größte – Beitrag gegen die Klimakrise sein kann. Die Theatergruppe selber achtete selber schon bei der Entwicklung des Bühnenbildes darauf, „dass alles in einen großen Koffer passt, mit dem wir möglichst mit der Bahn reisen können“, so der schon oben zitierte Martin Rascher.

Follow@kiJuKUheinz

Compliance-Hinweis: KiJuKU wurde von Luaga & Losna zur Berichterstattung nach Nenzing eingeladen.

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Trashedy

über Konsumverhalten und Umweltschutz
performing:group und tanzhaus nrw / Deutschland
Ab 11 Jahren

Idee, Regie, Zeichnungen: Leandro Kees
Stückentwicklung: Daniel Mathéus, Martin Rascher, Leandro Kees

Mit: Julia Mota Carvalho und Daniel Mathéus
Dramaturgische Mitarbeit: Julia Mota Carvalho
Klangkomposition und Video: Martin Rascher

Das gesamte Programm findest du hier

luagalosna -> Programm Juni 2022