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regenbogenbunter Zebrastreifen in Kufstein (Tirol)
regenbogenbunter Zebrastreifen in Kufstein (Tirol)
26.12.2021

Geschenke für Kids aus ärmeren Familien, Regenbogen-Zebrastreifen und-Sitzbank

Zu Gast in Kufstein, wo es einen Jugend-Gemeinderat gibt und Jugendliche selbst über ein eigenes Budget verfügen.

Auch wenn sehr oft die Rede davon ist, der wahre Wert des Weihnachtsfestes liege ja gar nicht in Geschenken, kann es für Kinde rund Jugendliche, die (fast) nichts kriegen, doch auch ganz schön traurig sein. Dass auch junge Menschen, wo die Eltern jeden Euro umdrehen müssen, um es wenigstens nicht kalt in der Wohnung haben, doch was kriegen, sorgen im Tiroler Kufstein Jugendliche.

Auch heuer beschloss der aus Jugendlichen bestehende Jugendgemeinderat aus dem eigenen Budget Geld für Geschenke zur Verfügung zu stellen: 600 Euro ans Jugendzentrum, das individuell nach den Bedürfnissen der bedürftigen Jugendlichen Geschenke besorgte.

Selbst lackiert

Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … besuchte Kufstein und traf einige der Jugendvertreter:innen, die unter anderem eine Halloweenparty und eine Impfaktion speziell für junge Leute organisierten.

Der Jugendgemeinderat sorgte aber auch für dauerhaft sichtbare Zeichen in Kufstein. Dazu gehören unter anderem ein regenbogenbunter Zebrastreifen und eine ebensolche Sitzbank bei der Busstation auf dem Platz vor dem Inntal-Center in der Feldgasse. Diese Errungenschaft zeigen Michael Dillinger, Shiva Swist-Standl und August Perschke dem Reporter mit einiger Freude und gewissem Stolz. „Wir wollten damit Zeichen setzen für Offenheit und Toleranz“, so die drei Jugendgemeinderät:innen.

Mag das vielleicht in Wien nichts Besonderes sein, so ist in Kufstein zu hören, dass dies erst der zweite Regenbogen-Zebrastreifen in ganz Tirol sei. In der Landeshauptstadt Innsbruck sei sogar eine Sitzbank, die in den Farben des Regenbogens, der für Offenheit und Toleranz steht, in den Inn geworfen worden.

Beflaggung des Kufsteiner Rathauses im
Beflaggung des Kufsteiner Rathauses im „Pride“-Month

Meist geclickt

In Kufstein war im Pride-Month (Stolz auf Vielfalt-Monat) – aus diesem Anlass hatten Jugendliche die Bank eigenhändig gestrichen und wurde der Fußgänger:innen-Übergang in diesen Farben markiert – sogar das Rathaus mit einer Regenbogen-Fahne beflaggt. Es war das meistgeklickte Foto auf der Facebook-Seite der Stadt, erzählt Harald Stoiber dem Journalisten. „Und fast nur positive Kommentare, rund 200 Likes“, ergänzt der im Rathaus für Kinder und Jugend zuständige leitende Beamte.

Auf eine andere Aktivität des Jugendgemeinderates weist die Psychologie- und Soziologie-Studentin Shiva Swist-Standl hin, die sich Besonders für Umwelt einsetzt. „Wir haben bei einem Stadtrundgang festgestellt, dass schon zu viel zubetoniert ist. Zwischen Kindergarten und der angrenzenden Straße haben wir eine Bepflanzung als Abgrenzung – Sicht- und Lärmschutz – gut gefunden. Das haben wir dann selbst in die Hand genommen und die Pflanzen eingesetzt.“

Sozialaktionen

Der 18-jährige IT-Lehrling Michael Dillinger, nebenbei auch in der Gewerkschaftsjugend und beim Roten Kreuz als Sanitäter sehr aktiv, sowie August Perschke (15 ½), Schüler der International School Kufstein (ISK) berichten noch von sozialen Aktionen des Jugendgemeinderates. Dazu zählt unter anderem die Kohle für Geschenke für junge Leute aus weniger begüterten Familien. „Und für die Stadtbibliothek haben wir rund 1000 Jugendbücher besorgt.“

Der Jugendgemeinderat in Kufstein, dem unter anderem noch Elif Koca und Julian Pfurtscheller angehören, hat jährlich ein eigenes Budget, über das die Jugendlichen selbstständig verfügen dürfen. Im Normalfall sind das 10.000 Euro, aufgrund von Corona wurde alle Abteilungen der Stadt gebeten, ihre Budgets um zehn Prozent zu kürzen, daher stehen auch heuer nur 9000 € zur Verfügung.

Neben den Jugendgemeinderätinnen – jenen Jugendlichen, die regelmäßig aktiv sind – finden regelmäßig auch Konferenzen und Foren statt, an denen möglichste viele Jugendliche ihre Ideen einbringen können. Aus dem im Vorjahr abgeschlossenen Erasmus- Projekt #YouthStein ist übrigens der Jugendgemeinderat mit eigenem Budget hervorgegangen.

Kinder- und jugendfreundliche Gemeinden

Gerade dieses überantwortete eigenständige Budget hat der Stadt Kufstein – neben rund 220 anderen österreichischen Gemeinden – die Auszeichnung mit dem Zertifikat „kinderfreundliche Gemeinde“ der Österreich-Sektion des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, UNICEF, eingebracht. „Wobei wir vorläufig nur jugendfreundlich sind, für Kinder müssen und wollen wir auch noch mehr tun“, so der oben zitierte Rathausmitarbeiter. Politisch verantwortlich im „alten“ Gemeindegremium ist Gemeinderätin Susanne Thaler von der Liste „Die Parteifreien“, die nun schon in der zweiten Periode hintereinander auch den Bürgermeister stellen.

Follow@kiJuKUheinz

Compliance-Hinweis: Unicef-Österreich hat die Kosten des Reiseaufwands für diese Reportage übernommen

HINTERGRUND-INFOS

*„Kinderfreundliche Gemeinden“ sind Teil der UNICEF Initiative „Child Friendly Cities“ – in mehr als 40 Ländern der Welt.

*UNICEF Österreich setzt die Initiative seit 2014 gemeinsam mit der „Familie & Beruf Management GmbH“ – siehe Link unten – um.

*Beim Programm „Kinderfreundliche Gemeinde“ muss in der jeweiligen Gemeinde gemeinsam mit Kindern und/oder Jugendlichen die Lage für die jungen Menschen in diesem Ort untersucht werden. Auf dieser Basis müssen mindestens drei Maßnahmen namhaft gemacht werden, die es – in den folgenden drei Jahren – umzusetzen gilt.

Diese Maßnahmen müssen unter die sieben UNICEF-Themenbereiche fallen – Auflistung im Folgenden:
+ Kinderfreundliche Verwaltung/Politik
+ Partizipation
+ Gesundheit
+ Freizeit
+ Familien- und schulergänzende Betreuung
+ Sicherheit (Kinder- und Jugendschutz, Verkehr, Spielanalagen etc.)
+ Bildung

*Um ein Zusatzzertifikat zu bekommen, muss ein Workshop mit Kindern- und Jugendlichen durchgeführt werden.

Aktuell sind rund 220 Gemeinden in ganz Österreich mit dem UNICEF-Zusatzzertifikat ausgezeichnet.

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