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Finalist:innen des zweiten Redeblocks am zweiten Tag im Wiener ORF-Zentrum - mit Juryvorsitzendem, ORF-Wien-Vertreterin, Moderatorin und einem Sponsor-Vertreter
Finalist:innen des zweiten Redeblocks am zweiten Tag im Wiener ORF-Zentrum - mit Juryvorsitzendem, ORF-Wien-Vertreterin, Moderatorin und einem Sponsor-Vertreter
26.04.2024

Was wäre ein Regenbogen mit nur einer Farbe?

Vielfältige, tiefgreifende, engagierte und mehrsprachige Reden – immer in Kombination mit Deutsch im Finale des 15. Durchgangs von „SAG’S MULTI!“; Wiener Finaltage im ORF-Zentrum Küniglberg; Lokalaugen- und -ohrenschein von KiJuKU bei einem Redeblock.

So junge und schon so tough – der erste und Gesamteindruck der Rede des erst 13-jährigen Vincent Pellegrini am zweiten Wiener Finaltag des 15. Durchgangs von „SAG’S MULTI!“, dem mehrsprachigen Redebewerb. Auf Französisch und Deutsch versprühte der Schüler aus dem Lycée Français zu Beginn des zweiten Rede-Blocks, dem Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… beiwohnte, im Hugo-Portisch-Atrium des ORF-Zentrums auf dem Küniglberg Energie, Freude, Lust am Sprechen und an Sprachen. Nicht nur den beiden, die er verwendete – Französisch und Deutsch (letztere müssen alle Teilnehmer:innen verwenden).

Vielfalt ist unsere Tradition

Er selbst spricht auch noch Englisch, da in den USA geboren, sowie Spanisch, die Sprache eines seiner Urgroßväter. Latein und Altgriechisch zählt er auch zu seinem Repertoire, „aber erst, wenn ich dann noch Italienisch gelernt habe, werde ich ich selbst sein.“ Er fühle sich als Sag’s Multi und liebe Wien gerade, weil es so ein Mosaik aus vielen Sprachen und Kulturen ist. In seiner mitreißenden Rede interpretierte er die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel um: Nicht Zwietracht hätte Gott mit der „babylonischen Sprachverwirrung“ unter die Menschen bringen wollen, sondern er wollte sie dazu bewegen, sich in ihrer Vielfalt verständigen zu lernen.

„Unsere neue Tradition wird es sein, multikulturell zu sein, indem wir mehrsprachig sind – ich spreche, wir sprechen, also sind wir!“

„Mitbestimmen, mitgestalten – Meine Stimme, mein Tun“…

… lautet das Thema des Bewerbs in diesem Schuljahr. 373 Schüler:innen – von der siebenten bis zur zwölften bzw. 13. (BHS) Schulstufe – hatten ihre Videos dazu eingesandt. Rund 100 Juror:innen – all der verwendeten Sprachen – sahen sich in Summe rund 40 Stunden der digitalen Reden an. Die besten 165 durften neue Reden im Finale und das live und analog (gleichzeitig digital gestreamt) halten. Seit der ORF Träger des Bewerbs ist (2020) und nach der Pandemie fanden/finden die Finalrunden jeweils in Landesstudios des öffentlich rechtlichen Rundfunks statt, in Innsbruck waren heuer erstmals auch Teilnehmer:innen aus dem benachbarten Italien, aus Südtirol mit dabei. Kassandra Steiner, Social-Media-Redakteurin im ORF Wien, moderierte die drei Finaltage auf dem Küniglberg, zitierte vor jeder Rednerin, vor jedem Redner Sätze aus deren Beiträgen in der Hauptrunde und führte danach kurze Live-interviews.

Wien – Prag – Paris

Ebenfalls von der französischen Schule in Wien kommt der 15-jährige Tobias Gross, liebe Deutsch und Französisch, Wien und Paris, die Donau und die Sein, aber genauso Prag und die Moldau – erzählte er blumig in seiner Deutsch-Tschechischen Rede. Sprachen sind Brücken für das Zusammenleben. Und mit jeder Sprache komme man der jeweiligen Kultur viel näher als beim Lesen von in die eigene Sprache übersetzten Texten. Ähnlich wie sein Vorredner beendete er seinen Beitrag mit einem aus Star Wars entliehenen Spruch: „Möge die Kraft und Macht der Sprachen mit Ihnen sein!“

Mitschüler:innen vertrieben seine Ängste

Bevor er mit acht Jahren das erste Mal in Wien in eine Volksschulklasse kam, habe er große Ängste gehabt, so gestand Alwaled Alkoud auf Arabisch und Deutsch. Doch binnen kürzester Zeit seien die völlig verflogen: Die Sitznachbarin habe etliches für ihn auf Arabisch übersetzt, seine Lehrerin – vom Balkan – und sein bester Freund, ein dunkelhäutiger Klassenkamerad, sowie andere Kinder mit weiteren Sprachen haben ihm die Integration leicht gemacht. Dies sei einer der großen Vorteile von Vielfalt, schlussfolgert der Schüler des Gymnasiums auf dem Bertha-von-Suttner Schulschiff in Wien-Floridsdorf (21. Bezirk).

Was er aber nicht verstehe, „dass so viele Kinder und Jugendlichen checken, dass Vielfalt schön und bereichernd ist, es aber Erwachsene gibt, die das noch immer nicht verstehen. Ein Regenbogen mit nur einer Farbe wäre doch auch nicht schön!“

Gefahr, in schlechten Nachrichten zu ertrinken

Die 17-jährige Theresia Čarnogurský aus dem Wiedner Gymnasium/ Sir Karl Popper Schule widmete sich in ihrer Rede (Slowakisch) der Flut von Nachrichten nicht zuletzt dank Internet und Social Media. Einerseits fände sie es sozusagen super, dass du ständig Informationen aus aller Welt verfügbar hast, andererseits können – insbesondere Nachrichten und Bilder über Kriege und Katastrophen dazu führen, dass diese wie eine Last auf eine/einen drücke. Sie sei sogar einmal fast in der Fülle solcher geistig und psychisch ertrunken. Da brauche es Pausen – und Konzentration auf angenehme, positive Meldungen und Gespräche im eigenen Umfeld. Damit wolle sie aber keineswegs für ein „Abschalten“ plädieren. Es sei sehr wichtig zu wissen, was in der Welt los ist.

Künftigen Generationen nicht die Zukunft stehlen

Florian Nehlich (16), auch aus dem Wiedner Gymnasium /Sir Karl Popper Schule, versuchte die Zuhörer:innen zu Beginn sich auf Perspektivenwechsel einzulassen. Wer im Raum sei die/der Wertvollste? Das käme wohl auf die Sichtweise an. Könnten Juror:innen sein, seine Mutter, genauso wie alle der jungen Redner:innen…

Den Hauptteil seiner Rede– auf Englisch und Deutsch –  widmete er kritischen Blicken auf eines der größten aktuellen Probleme, den Ressourcenverbrauch ohne oder jedenfalls mit zu wenig Rücksicht auf kommende Generationen.

Gegen Wissenschafts-Skepsis

Silvia Petrová (17) aus der Schule wie ihre beiden Vorredner:innen nahm die in Österreich weit verbreitete Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen aufs Korn – auf Bulgarisch und natürlich Deutsch. Als Beispiel führte sie Gentechnik an und sprach sich für – natürlich gut kontrollierten – Einsatz derselben an. Ohne diese hätte es beispielsweise bei Corona nicht innerhalb so kurzer Zeit den wirksamen Impfstoff gegeben.

Alwaled Alkoud aus dem Bertha-von-Suttner-Schulschiff sprach Arabisch und Deutsch
Alwaled Alkoud der schon viel hinter sich hat…

Weite „Reise“

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… sprach in der Pause nach dem Block dieser sechs Redner:innen kurz mit Alwaled Alkoud. Er erzählte: Ich bin in Abu Dhabi geboren und die ersten fünf Jahre aufgewachsen, dann kam ich mit meinen Eltern nach Syrien, wo wir schon nach einem Jahr wegmussten. Aber auch in der Türkei bin ich in eine arabische Schule gegangen, daher hatte ich dann in Österreich wie ich in meiner Rede berichtet habe, zuerst Angst vor der neuen Klasse. Ich dachte, ich wäre der einzige mit Arabisch oder überhaupt einer anderen Sprache als Deutsch. Die Vielfalt in der Klasse und die vielen Sprachen der Kinder haben mir sehr, sehr geholfen.“

Europäische Union

Neben ihm saß Julia Gapik (16), ebenfalls vom Bertha-von-Suttner Schulschiff. Und da sie schon im vorangegangenen Block dran war, fragte KiJuKu sie nach ihrem Thema und ihrer Rede. „Ich hab über Europa – die Zukunft braucht uns alle geredet (auf Polnisch und selbstverständlich Deutsch). Wir alle, egal wo wer herkommt, welche Hautfarbe oder Religion er oder sie hat – alle sind gefordert, an diesem gemeinsamen Europa zu arbeiten. Und es wird auch alle brauchen.“ Sie selbst habe sich durch einzelne herausragende junge Menschen zu ihrer Rede inspirieren lassen. Im Stream zum Nachhören beschreibt sie etwa Halin, die aus Indien kommt, auch Japanisch und Russisch kann, einen Buchklub auf die Beine gestellt hat, in einem Debattierklub ist, Psychotherapeutin werden will – und neben der Handelsschule samstags gearbeitet hat. Warum sollte so ein Mensch nicht an der Gestaltung Europas mitwirken? Und sie verweis auf das Motto der EU „In Vielfalt vereint!“

Gala im Wiener Rathaus am 17. Juni

Seit Anfang April hat es bereits sechs Sag’s Multi Veranstaltungstage in Graz, St. Pölten, Innsbruck, Linz und Eisenstadt gegeben. Am Freitag (26. April) findet – wieder im ORF-Zentrum auf dem Wiener Küniglberg der letzte Finaltag des diesjährigen Bewerbs statt. Und wie Jury-Vorsitzender und „SAG’S-MULTI!“-Erfinder Peter Wesely immer betont, „alle Finalist:innen haben schon gewonnen“, aber darüber hinaus kürt die Jury auch noch die Besten der Besten zu Preisträgerinnen und Preisträgern. Und diese werden bei der feierlichen Gala im großen Festsaal des Wiener Rathauses, zu der alle Finalist:innen eingeladen sind, geehrt – und auch erst dort bekanntgegeben. Diese steigt am 17. Juni 2024.

Follow@kiJuKUheinz

Links zu den Streams der (meisten) bisherigen Finaltage des aktuelen, 15. Mehrsprachigen Redebewerbs „SAG’S Multi!“

tvthek.orf.at -> Wien, 25. April 2024

tvthek.orf.at -> Wien, 24. April 2024

tvthek.orf.at -> Burgenland

tvthek.orf.at -> Niederösterreich

tvthek.orf.at -> Oberoesterreich

tvthek.orf.at -> Steiermark, Teil 1

tvthek.orf.at -> Steiermark, Teil 2

tvthek.orf.at -> Tirol

sagsmulti.ORF.at