Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Szenenfoto aus "Schön und gut"

Kreativ und magisch für Biodiversität

Eine Art Rumpelkammer wird zur Bühne – die beiden Spieler zaubern daraus einen magischen Raum. Skurrile Gebilde aus Naturmaterialien wie Zweigen, Wurzeln und (gesäubertem) Müll werden unter ihren Händen, mit wenigen Worten – und mit Lichtern aus Taschenlampen – zu zauberhaften Wesen mit Fantasienamen.

In „Schön und gut“ – derzeit im Dschungel Wien – verschaffen Stefan Ebner und Antonio Ramón Luque (Gruppe „Material für die nächste Schicht“) klitzekleinen, aber durchaus auch größeren diese oben genannten Objekte „Live“-Auftritte als Wand-Dramsel, gelbe Seiltanzspinne, Frostkeulenbaum, Flötenmaus, Moorfeuchttanne und noch gefühlt mindestens hundert weiteren Fantasietieren und -pflanzen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Schön und gut“

Auf Publikum zugehen, -krabbeln, -kriechen

Erst fast in sich versunken, mit den Rücken zum Publikum, schrauben und drücken sie an technischen Geräten, erzeugen Quietsch-, Rausch- und andere Geräusche, dazwischen das eine oder andere Licht-Geblinke bevor sie Schatten einiger dieser oben erwähnten Kombinations-Gebilde an der Wand tanzen lassen. Um danach mit einigen Kasteln und Regalen als Art offener musealer Vitrinen in den Publikumsbereich vorzudringen. Die Upcycling-Fantasietiere machen sich unter den Händen des Performance-Duos ebenfalls in Richtung Zuschauer:innen auf. Erst zaghaft, dann immer offensiver ersuchen nur mit Blicken einzelne im Publikum sozusagen die Patronanz für das eine oder andere Objekt zu übernehmen und es in den Regalen zu platzieren – wo auch immer sie wollen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Schön und gut“

Alles hängt mit allem zusammen

„Schön und gut“ ist einerseits ein Loblied auf die Kreativität, vielleicht sogar Anregung, aus wenig, meist von 99 Prozent aller anderen nicht beachteten herumliegenden oder gar weggeworfenen Dingen (Bühne und Kostüm: Sophie Schmid), Fantasiegebilde zu bauen, die aus Objekten fast Subjekte entstehen lassen. Die ¾-stündige Performance (ab 8 Jahren, aber sicher auch schon für Jünger – und genauso für Erwachsene) ist aber noch viel mehr. Mit wenigen, teils poetischen, jedenfalls in einer Phase (Dramaturgie: Tanja Spielmann) auch gedichteten Worten erschafft das Duo eine zusammenhängende Welt dieser Kreaturen. Würde eine fehlen, bräche das System zusammen. Damit wird „Schön und gut“ – wie es am Ende sein soll, wenn wir alle achtsam mit Tieren, Pflanzen, der Umwelt umgehen – vermittelt die Wichtigkeit von Biodiversität verspielt und ganz ohne pädagogischem, erhobenen Zeigefinger.

Follow@kiJuKUheinz

Foto einer der Doppelseiten aus einem der UMUT-Bände

Elefant Umut mit zwei verschiedenen Ohren…

Traumhafte Geschichten – sozusagen im wahrsten Sinn des Wortes, das sind die Bücher rund um den kleinen Elefanten namens Umut, oder wie ihn die Autorin Mirjam Ploteny manches Mal auf ihrer Website auch schreibt uMut (!). Ein Elefant aus der Fantasie, denn einen solchen gibt es im echten Leben gar nicht: Mama indische Elefantenkuh, Papa afrikanischer -bulle. Äußeres Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten, die sich in Wirklichkeit nicht miteinander vermehren können: Erstere haben kleinere Ohren, dafür aber längere Rüssel als die Zweiteren.

Dieser Umut – ein türkisches Wort mit persischen Wurzeln (Omed) für Hoffnung, als Vorname sowohl bei Mädchen als auch Buben gebräuchlich und genau deswegen bewusst von Ploteny so benannt – hat ein rechtes überdimensional riesiges Ohr, über das er fast stolpern könnte, dafür aber ein recht kleines linkes Ohr. Vor allem aber hat er ein offenes Herz. So geht er ganz sanft und zart um mit einem kleinen Vögelchen, das in Band 5 (dem letzten) vor dem großen, grauen Riesen landet. Auch wenn Umut mit den Rufen „Afrika, Afrika“ des verletzten und damit viel zu früh zwangsweise gelandeten Langestreckenfliegers so gar nichts anfangen kann.

Was ist dieses Afrika. Umut kennt nur Manege, Zirkuszelt und das wenig Drumherum in den Orten, wo der Zirkus Halt macht. Jetzt beginnt er seine Eltern danach zu fragen, was das Vögelchen meinen könnte… Denn Umut will nicht nur Hoffnung verbreiten, sondern ist vor allem auch neugierig. In Band drei will er unbedingt wissen, was in einem geheimen, irgendwie unheimlichen Häuschen passiert, das neben dem Zirkuszelt versteckt ist. Und natürlich hat er auch genügend Mut, sich hineinzutrauen…

Anregung zu eigener Kreativität

Das Besondere an diesem Buch und seinen vier „Geschwistern“ ist nicht nur der wunderbar ausgedachte kleine Elefant – und seine warmherzigen Begegnungen mit unterschiedlichsten anderen Tieren, aber auch Menschen, sondern auch die Gestaltung der Bücher. Neben den Zeichnungen von Matthias Zech zeichnen sie sich auch durch das verspielte Zusammenwirken von Text in verschiedenen Schriften, Größen, Formen, manchmal wie bei Erstlesebüchern Bildchen statt Wörtern mit den Illustrationen aus (Grafikdesign/ Gestaltung: Florian Solly). Und mindestens genauso mit den Hinweisen und Bitten, selber Geschichten weiterzuspinnen oder etwas dazu zu zeichnen.

Für Letzteres bieten neben vier leeren Seiten am Ende auch noch die sehr ungewöhnliche Bindung der Bücher Gelegenheiten. Die sogenannte „japanische Bindung“ bedeutet, dass immer zwei Seiten zusammenhängen, vorne gefaltet sind, womit sich dazwischen eine Art Versteck bildet, wo du Zeichnungen hineinstecken kannst. Genauso gut kannst du aber auch die Verbindung der jeweils zwei Seiten aufzuschlitzen und auf den dann vor dir liegenden jeweils zwei inneren weißen Seiten malen.

Autorin mit einem ihrer Bücher und dem Stoff gewordenen Hauptdarsteller ihrer Umut-Geschichten
Autorin mit einem ihrer Bücher und dem Stoff gewordenen Hauptdarsteller ihrer Umut-Geschichten

Geträumt

Und jetzt kurz zurück zum ersten Wort dieses Beitrages: Die Autorin hat in einem Telefonat mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verraten, dass „ich die Figur geträumt habe. Da war auch so mancher Blödsinn dabei, den hab ich dann immer aufgeschrieben“. Das ist schon ein Weilchen her. Es hat dann auch lange gedauert, bis sie sie eine Buchbinderei (Ira Laber, die immer wieder auch Buchmach-Workshops mit Kindern abhält) gefunden hat, die das Buch so herstellen konnte. Denn auch das hatte sich Ploteny in den Kopf gesetzt.

Autorin und Plüsch-Elefant
Autorin und Plüsch-Elefant

Als Kind wurde ihre Kreativität beschränkt

Auf die Idee des Weiterspinnens und vor allem -zeichnens sei sie gekommen, „weil mir als Kind Bilderbücher immer zu bunt, zu fertig zu plastisch waren und kaum bis keinen Platz für meine eigene Fantasie gelassen haben. Deswegen hab ich in diesen Umut-Büchern viel Freiraum gelassen, damit die Kinder ihre eigene Fantasie spielen lassen können.“

Seltsame Strafe

Mirjam Ploteny kommt aus dem Schauspiel, hat lange Zeit in Wien im Theater in der Josefstadt und auch in Mailand im Piccolo Teatro (später Teatro d‘Europa) bei Giorgio Strehler sowie für Filme gespielt. Weil sie, wie sie im Telefon-Interview erzählt, „eine schlechte Schülerin war, durfte ich in der Schule nicht am Schauspiel teilnehmen. Aber das schulische Lernen war nicht so mein’s. Ich hab lieber Wände angemalt, bin herumgelaufen und hab dabei Text für Stücke gelernt, die’s gar nicht gegeben hat.“

Autorin (Mitte) mit Illustrator und Grafikdesigner/ Gestalter der Bücher
Autorin (Mitte) mit Illustrator und Grafikdesigner/ Gestalter der Bücher

Doch sie hatte das Glück, dass ihre Eltern sie in ihrer Kreativität bestärkten, sie haben gesagt, „dann probier‘ halt Schauspiel“. Jetzt schreibt sie, organisiert auf einem renovierten Weingut mit kleinem Freilufttheater im Burgenland Kulturprojekte und hat rund um ihre Umut-Bücher die Website „Blog-Hupferl“ (Bücher Lesen Online Gestalten) gebaut, wo sie einerseits Umut als Plüschtier auf Fotos an verschiedenen Orten auftauchen lässt und dies mit Quizfragen verbindet und andererseits User:innen einlädt, ihr Zeichnungen oder Fotos zu senden, die sie dann dort veröffentlicht.

Follow@kiJuKUheinz

Der Elefant auf dem Schuber mit allen fünf Bänden
Der Elefant auf dem Schuber mit allen fünf Bänden
Kinder gestalten kunterbunte Riesen-Lampions

Jungstudentin macht aus ihrem Kunstobjekt ein Lehrmittel

Leopold klebt Unmengen der bunten, kuscheligen kleinen und größeren Bommeln auf seinen zuvor in Streifen bemalten weißen großen papierenen Lampion. Hinter ihm hat Amalia ihr Objekt in diesem Workshop der kinderuniKunst vor allem mit farbenfrohen Schmetterlingen und zwei großen A bemalt – drei davon kommen in ihrem Vornamen vor.

Neben Maja liegen die beiden Schwestern Johanna und Lotti fast ständig in scherzhaftem Streit, wer von wem welche der Ideen geklaut hat. Sie liefern gleichsam ein witziges Dauerkabarett. Ohne in ihrer kreativen Arbeit inne zu halten.

Johanna hat ihren Lampion mit den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde bemalt – nun wo Golmaz und Lisa mit den Material-Sackerln durch die Reihen wandern, klaubt Johanna zunächst vor allem orangefarbene Bommeln heraus, um die züngelnden Funken ihrer gemalten Flammen dreidimensional zu verstärken. „Damit kann ich dann zu Hause meinem kleinen Bruder die vier Elemente erklären“, erklärt sie dem Journalisten ihre Beweggründe für die Gestaltung ihres Kunstobjektes.

Follow@kiJuKUheinz

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Ballspiel nun von der Rückseite ;)

Kopf-Ball im wahrsten Sinn des Wortes

Efekan hält einen Fußball in Händen, spielt damit. Neben ihm auf der Couch in einem der Filmstudios des Medienzentrums von wienXtra sitzen Randy und Furkan. Vor ihnen steht eine Leinwand. Davor baut Udo, ein Mitarbeiter des Medienzentrums eine Kamera auf, daneben greift Regine vom Programm AFit Potenzial Jugend bei T.I.W. – Verein für Training, Integration & Weiterbildung – zum Handy und telefoniert mit Radmila. Die ist unterwegs, um einen leichten Ball zu kaufen, nachdem es – derzeit noch – keinen Wasserball in den umliegenden Geschäften gibt. In der Zwischenzeit kommt auch Olivera. „Ich schnupper heute nur und schau zu“, stellt sie sich vor und verrät, dass sie am liebsten in einer Hotelrezeption arbeiten würde.

Die Jugendlichen sind alle zwischen Schulabschluss und Suche nach ihren weiteren Bildungswegen. Randy wird eine weiterführende Schule für Tierpflege besuchen, die beiden anderen Jungs wollen Lehren im Bereich KFZ-Mechanik machen und Radmila würde lieber heute als morgen eine Lehrstelle als Bürokauffrau, vielleicht mit Buchhaltung, antreten. Neben Praktika in diversen Partnerfirmen des Vereins steht jedes Jahr für jene, die das wollen, auch die Produktion von (Trick-)Filmen im Medienzentrum auf dem Programm. Hier dreht es sich darum, die kreativen Potenziale ins Zentrum zu rücken.

Ideen-Findung

Für jenen Film, bei dessen Entstehung Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… zuschauen und fotografieren darf, haben sich die genannten Jugendlichen eine Geschichte mit einem Ball ausgedacht. Grundsätzlich. Noch ist nicht (ganz) klar, was mit dem Ball wirklich passieren soll. Im Zimmer neben dem Studio, sozusagen dem Regie- und Ton-Raum, sitzen alle im Kreis, Ideen werden einge- und wieder verworfen. Bis eine sich verfestigt. Randy und Efekan schupfen den Ball hin und her. Irgendwann trifft der Ball auf Efakans Kopf. Der fliegt weg – der Kopf, nicht der Ball wohlgemerkt. Landet in Randys Händen. Die Idee mit „la lü la lü“ und Rettung wird gleich wieder beiseite geschoben. Nein, der Kopf wird wieder zurückgeworfen, landet auf Efekans Hals. Ende gut, alles gut! Nur mit Verblüffung, Erstaunen.

Umsetzung

Gesagt – nun geht’s um die Umsetzung in die Tat. Udo holt Kartons, Stifte und Messer, klebt den Karton an die Rückseite der Leinwand. Efekan stellt sich davor, Olivera und Regine zeichnen die Umrisse des Schattens, den sein Kopf auf den Karton wirft, nach und schneiden den Papier-Kopf danach aus. Udo, Furkan und Efekan kleben eine durchsichtige Anglerschnur an eine lange ausziehbare Teleskopstange und an den anderen Enden den Ball. Das Gleiche passiert mit dem ausgeschnittenen Karton-Profil.

Nun stellen sich Randy und Efekan hinter die Leinwand, das Saal-Licht wird ab- und dafür eine starke Lichtquelle hinter der Leinwand aufgedreht. Furkan und Regine halten an den Stange Ball bzw. Kopf. Udo gibt Tipps – auch für die eine oder andere Wiederholung mit Varianten. Vor der Leinwand nimmt Radmila hinter der Kamera Platz. Klick, klick, klick. Die ausgedachte und beschriebene Szene wird gespielt. Die Schatten fotografiert.

Vertonung

Eine halbe Stunde und 300 Fotos später sitzen alle im Regie-Raum, schauen einige der Bilder an – und überlegen gemeinsam, welche Geräusche und/oder Ausrufe zu welcher der Szenen passen würden. Mehr oder weniger mutig, stellen sich die Jugendlichen ans Mikro, um die Vertonung des Trickfilms vorzunehmen. Noch bleibt einiges zu tun, bevor der Trickfilm geschnitten werden kann – das steht beim nächsten Nachmittagstermin im Medienzentrum auf dem Programm. Einige der jährlich hier von diesen Jugendlichen gestalteten Filme werden übrigens für die Video- und Filmtage, die das Medienzentrum seit mehr als zwei Jahrzehnten ausrichtet – Einreichungen für Kinder und Jugendliche (bis 22 Jahre) bis zum 28. August; Festival 5. bis 9. Oktober 2023) gezeigt, andere im Sommer auf ORF III im Format „Kunstraum – Kurzfilmbühne für benachteiligte Jugendliche“ ausgestrahlt.

Follow@kiJuKUheinz

ausbildungsfit-potenzial-jugend

videoundfilmtage 2023