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Szenenfoto aus dem Film "Ein Mädchen namens Willow": Gretchen (Anna von Seld), Lotti (Mary Tölle), Willow (Ava Petsch) und Valentina (Cora Trube) (v.l.n.r.) vereinen ihre magischen Kräfte.

Magisches Erfolgsrezept

Ein geheimnisvoller Wald, ein Mädchen in langen roten Haaren – ein wenig schüchtern, Außenseiterin, weil sie mit ihrem Vater oft umziehen muss, dann doch ihr Zuhause findet. Den Wald erbt sie von ihrer Tante. Fühlt sich zu Bäumen und den Tieren hingezogen, dort ist sozusagen ihr Zuhause. Sie spürt – und erfährt dann –, dass sie magische Fähigkeiten hat, eine Hexe ist. Ihre Kräfte kommen aber erst voll zur Entfaltung, wenn sie drei weitere junge Hexen findet – jede für eines der vier Elemente. Sie selbst ist feurig. Und dann ist da noch der Wald von schmierigen Geschäftemacher:innen bedroht, die ihn abholzen und ein Einkaufszentrum hinpflanzen wollen.

Szenenfoto aus dem Film
Das Mädchen und der Fuchs

Das ist der Kern der Geschichte von „Ein Mädchen namens Willow“, ein Buch mit dem Schauspielerin und Autorin Sabine Bohlmann (Illustrationen: Simona Ceccarelli) vor rund fünf Jahren den Samen einer sehr erfolgreichen Serie pflanzte. Das Buch ging sozusagen durch die Decke – bisher vier weitere Bände  und eine Reihe von Sonder-Büchern (Waldtagebuch usw.) sowie Merchandisingprodukten – folgten. Im Sommer des Vorjahres wurde die Story – im Wesentlichen Band 1 – verfilmt und kommt nun Ende Februar in die Kinos.

Szenenfoto aus dem Film
Die Neue in der Klasse – in der Rolle der Lehrerin: Die Autorin der „Willow“-Bücher

Enge Freundschaften, auf Herz hören…

Vier enge Freundinnen – wenngleich zwecks Spannungsbogen einmal mit einem kurzfristigen Bruch; eng verbunden mit Tieren und Natur. Kämpferinnen für diese und gegen die Bedrohung des Waldes. Die Botschaft „Hör auf dein Herz“, die auch als Spruch in der Wand des alten verwilderten hölzernen Hexenhauses mitten im Wald eingeritzt steht. Ein Fuchs, der Vertrauen zwischen der Hauptfigur und dem Wald einleitet… Da klinge(l)n kräftig Element aus Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ an. Dort geht’s beim Herzen nicht ums Hören, sondern um‘s Sehen. („Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“) Kinder, die gegen die Bedrohung eines Waldes durch Abholzen und Verbauen kämpfen, sind schon aus „Das Städtchen Drumherum“ von Mira Lobe und Susi Weigel (erstmals vor 55 Jahren erschienen) bekannt.

Nichtsdestotrotz ein immer noch wichtiges Thema und wahrscheinlich heute dringender denn je zuvor, noch dazu wo Klima- und Umweltschutz wieder in den Hintergrund zu treten droht.

Szenenfoto aus dem Film
Auf dem Weg zur Feuerstelle: Lotti (Mary Tölle), Gretchen (Anna von Seld), Valentina (Cora Trube) und Willow (Ava Petsch) (v.l.n.r.)

Überzeugende junge Schauspielerinnen

Im Zentrum stehen die vier jungen Hexen – neben Willow (Feuer; Krafttier: Fuchs, der sie auch in den Wald führt), Valentina (Luft; Eule), Gretchen (Wasser; Schildkröte) und Lottika, meist nur Lotti genannt (Erde; Eichhörnchen). Ava Petsch, Cora Trube, Anna von Seld und Mary Tölle spielen diese vier überzeugend. Die erwachsenen (Mit-)Spieler:innen kommen „nur“ am Rande vor, allesamt allerdings – teils prominent besetzt – ebenfalls sehr passend zu ihren Rollen.

Szenenfoto aus dem Film
Erste Begegnung vom zum Mensch gewordenen Hexenbuch mit der Titelheldin

Buch wird Mensch

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Buch und Film (Drehbuch: Gesa Scheibner; Regie: Mike Marzuk): Das sprechende Hexenbuch verwandelt sich für die Kinoleinwand in einen Menschen mit bedruckten Papierstreifen als Haare und Anzug im Stile bedruckten Papiers. Dafür zeichnet Regisseur Mike Marzuk verantwortlich. Sein Beweggrund dafür wird im Presseheft zum Film so beschrieben: „war es ein großes Anliegen, dass die Kinderdarstellerinnen eine echte Person zum Anspielen hatten. Wäre es bei einem schwebenden Buch oder ähnlichem geblieben, das erst in der Postproduktion digital hätte eingefügt werden können, hätten die Kids beim Dreh einen kleinen Ball anspielen müssen.“

Szenenfoto aus dem Film
Ist Valentina (Cora Trube) eine Junghexe? Willow (Ava Petsch) macht mit dem „Zeig-Dich-Zauber“ den magischen Test.

(Über-)Natürlich

Landschaft und Tiere sind im Wesentlichen echt. Nur das Eichhörnchen ist digital animiert und der große Baum, von Willow Waldtraud genannt, ist eine künstliche Schöpfung: „Waldtraud sollte bigger than life wirken, schließlich ist sie ein ganz besonderer Baum“, so der Regisseur. „Der Baumstamm entstand in echter Handarbeit, nur mit Naturmaterialien, unter grünen Produktionsvorschriften – wie die gesamte Produktion nach grünen Standards abgewickelt wurde. Die Äste und komplette Baumkrone wurden zudem digital, also mit VFX, ergänzt. Waldtraud sollte zwar natürlich ausschauen, aber übernatürlich wirken. Sie ist ein mächtiger, magischer Baum. Den hätten wir in Natura vielleicht schon gefunden. Da er in der Geschichte aber gefällt wird, hätten wir das mit einem echten Baum auf keinen Fall machen wollen“, so die Produzenten. „Unser gebauter Baumstumpf ist ein Kunstwerk geworden. Es war ein Riesenakt, den an die Drehlocation zu bringen. Er steht dort immer noch und ist sicher schon von Efeu und Moos bewachsen und in den Wald integriert“, ergänzt das SamFilm-Trio. (Ewa Karlström, Andreas Ulmke-Smeaton, Bernd Schiller).

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Szenenfoto aus dem Musical "Die Omama im Apfelbaum" im Wiener Raimund Theater

„Sehr cool, weil viel Fantasie und Musik dabei ist“

„Sehr cool, weil so viel Fantasie dabei war“, fand Enzo die Musical-Version des Kinderbuchklassikers „Die Omama im Apfelbaum“ im Wiener Raimund Theater. Ariana wählte im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die selben eben zitierten ersten beiden Wörter, aber ihr Argument war „die Musik, weil es eben ein Musical ist und auf der Bühne nicht nur geredet wird“. Lucy begeisterte vor allem, „dass Andi am Ende beide Omas hat – die ausgedachte und alte Frau, die jetzt seine neue Nachbarin ist“.

Die beiden zuletzt Genannten posierten auch mit dem Plakat des Programmheftes vor einem Banner der Wiener Kinderfreunde im mit roten Teppichen ausgelegten Gang des 1. Ranges des auf Musicals spezialisierten Theaters.

Neu konzipiert

Seit rund 40 Jahren schenken die Wiener Kinderfreunde Tausenden Kindern – und Begleitpersonen, so genug Tickets vorhanden, jeweils ein Musical. Meist waren es eigens dafür geschriebene und komponierte. Nun wurde dieses musikalische Bühnengeschenk neu aufgestellt – Bücher aus dem Jungbrunnenverlag dienen als Vorlage, ein weitgehend neues Team inszeniert, textet, komponiert, spielt, singt und tanzt.

Den Auftakt machte – wie schon erwähnt – „Die Omama im Apfelbaum“ vom Erfolgsduo Mira Lobe und Susi Weigel, die zu sehr vielen Büchern der genannten Autorin die Illustrationen kongenial anfertigte – Buchbesprechung hier unten verlinkt.

Übrigens innerhalb ganz kurzer Zeit und teils überschneidend: Klassiker mit ausgedachten Protagonist:innen. Während es hier die von Andi fantasierte Omama ist, spielt in Christine Nöstlingers „Rosa Riedl Schutzgespenst“ die Hauptfigur (bis Jahresende im Dschungel Wien). Und dort spielte kürzlich in „Südpol.Windstill“ der Geist des Antarktisforschers Robert Falcon Scott eine große Rolle.

Szenenfoto aus dem Musical
Szenenfoto aus dem Musical „Die Omama im Apfelbaum“ im Wiener Raimund Theater

Schon frühe Anti-Klischee-Oma

Obwohl vor 60 Jahren geschrieben, zeichnet sich auch dieses Lobe-Buch durch eine große Zeitlosigkeit aus – wirkt heut genauso modern und spannend wie 1965 als es erstmals erschienen ist. Und: In gewisser Weise war es der damaligen Zeit weit voraus: Diese Omama, die sich Andi ausdenkt und die er in seinem täglichen Rückzugsort im Apfelbaum eines Tages vorfindet, ist eine höchst moderne Frau, abenteuer- und lebenslustig allen – selbst heute oft noch verbreiteten Oma-Klischees zum Trotz.

Für die schwungvolle, kurzweilige, abwechslungsreiche und spannende Inszenierung sorgt das gesamte Ensemble auf und hinter der Bühne: Regisseurin Caroline Richards (auch künstlerische Leiterin), Choreograf Reinwald Kranner (der auch selbst zwei Rollen übernimmt – Andis emanzipierten, kochenden Vater sowie die schreckschraubige, kinderhassende Nachbarin Frau Säu(b)erlich, die Live-Musiker Michael Hecht (Keyboard und musikalische Leitung), Patrick Walter (Gitarre), Bassist Lukas Rappitsch und Schlagzeuger Lukas Schlintl und natürlich die singenden und tanzenden Schauspieler:innen:

Szenenfoto aus dem Musical
Szenenfoto aus dem Musical „Die Omama im Apfelbaum“ im Wiener Raimund Theater

(Fast) alle sind Pirat:innen – und ein Auto

Tania Golden taucht spät als die bei der Schreckschrauben-Nachbarin einziehende nette, liebevolle Frau Fink auf, die zur zweiten, der realen (Ersatz-)Oma für Andi wird. Golden spielt aber auch die Piratenkapitänin. In dieser Szene verwandeln sich mit Ausnahme des Andi-Darstellers Paul Clementi und der Apfelbaum-Oma-Spielerin Elena Schreiber alle anderen in Pirat:innen, sogar die Musiker.

Szenenfoto aus dem Musical
Szenenfoto aus dem Musical „Die Omama im Apfelbaum“ im Wiener Raimund Theater

Klima-Demo und Klage über zu viel Verbote

Stella Kranner wie ihr Vater Reinwald schon seit viiiiielen Jahren Teil des weihnachtlichen Kinderfreunde-Musicals, schlüpft vor allem in die Rolle von Christl, der älteren Schwester von Andi, die auch ein paar Eigenschaften von Andis nur im Buch vorkommenden Bruder Jörg übernimmt. Sie spielt aber auch eine Möbelpackerin und natürlich eine Piratin. Als Christl hat ihr Stephan Lack (Text der Bühnenfassung & Regieassistenz), der sich weitgehend an die Buchvorlage hält, eine neue Szene auf den Leib geschrieben. Es dreht sich in der Familie ja fast alles nur um Andi und seine (ausgedachte) Omama im Apfelbaum. Sie engagiert sich nun gegen die Klimakrise und organsiert eine Demo mit. Eine mitreißende Szene, die besonders viel Anklang beim Publikum fand.

Ungefähr gleich viel wie die Szene, in der die Omama singend beklagt, „Was Kinder alles nicht dürfen: / beim Trinken schlürfen; … / das Teller-Abschlecken, / das Zunge-Rausstrecken – / sind streng untersagt! / Und wem das behagt, / der soll ruhig brav sein / und ein folgsames Schaf sein! / Mir jedenfalls behagt es nicht. / Punktum. Hier endet das Gedicht.“

Bei der Premiere am 8. Dezember 2024 – gespielt wird an den Sonntagen bis 28. Dezember 2024 (Details in der Info-Box am Ende des Beitrages) – gab es übrigens mehrfach Szenenapplaus, am Ende großen fast nicht enden wollenden Applaus.

Szenenfoto aus dem Musical
Die Familie bei Tisch

Drohne?!

Auch wenn dieses – wie die meisten Mira-Lobe-Bücher zeitlos ist, manche (technische) Veränderung kann getrost ausgeklammert werden: Geschichten funktionieren durchaus auch ganz ohne Handys. Aber wenn der Begriff Drohne natürlich auch für männliche Bienen steht und das im Text auch erklärend vorkommt, heutzutage verbindet wohl (fast) jede und jeder damit die kleinen ferngesteuerten Fluggeräte meist mit Kameras. Da hätte eine dazu hergestellte vielleicht auch witzige Verbindung ganz gut getan – wie die ein wenig kopfschüttelnde Reaktion vieler im Publikum nahelegte. „War sogar geplant“, meinte Text-Autor und Regie-Assistent Stephan Lack zu KiJuKU.at – „haben wir dann aber wieder rausgestrichen, vielleicht bauen wir’s wieder ein“.

Szenenfoto aus dem Musical
Abenteuer mit der Omama

Wandlungsfähig

Wandlungsfähig zeigt sich auch Kathrin Fuchs als Andis Mutter, Piratin und Möbelpackerin. Last but not least: Elena Schreiber ist die wilde, fantasievolle, abenteuerlustige Großmutter im Baum, bei deren Aktionen das berühmte Lied „meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad in den Kopf einschießt. Und der 22-jährige Paul Clementi ist ein wunderbarer Andi, der seinen Glauben an die Kraft der Fantasie ausstrahlt – was er auch im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verrät – Link dazu weiter unten.

Hunde-Puppe

Neben den menschlichen Schauspieler:innen gibt es auch einen „tierischen“: Eine von Rebekah Wild gebaute Hunde-Puppe, die abwechselnd von den Darsteller:innen als Art Stab-Marionette offen geführt wird (Puppencoach: Angelo Konzett). In Anlehnung an Frau Finks „Zwitscheriche“ (die Kanrienvögel) sowie – nur im Buch die Schwimmeriche im Aquarium – nennt Andi den Hund Bellerich.

Für Bühne, Kostüme und Maske ist Alois Ellmauer – und ein ganzes Team – verantwortlich. Wobei einen Teil des Bühnenbildes bauen die Schauspieler:innen mit ihren Körpern – etwa ein ganzes Rennauto 😉

Tisch mit Büchern auf denen das Musical aufbaut
Tisch mit Büchern auf denen das Musical aufbaut

Gewinnspiel

Alle Gratis-Karten sind vergeben, es gibt hin und wieder die Chance, dass Karten zurückgegeben werden, weil die entsprechenden Kinder dann doch nicht zur Vorstellung kommen können – das ist auf der unten verlinkten Kinderfreunde-Kindermusical-Site zu sehen (in der Infobox).

(Nicht nur) für jene, die keine Karte mehr bekommen, sondern für alle, vor allem auch Kinder, die zu weit weg vom Raimund Theater wohnen, haben die Wiener Kinderfreunde ein eigenes Gewinnspiel gestartet, bei dem insgesamt 50 Exemplare des Buches aus dem Jungbrunnen-Verlag verlost werden.

Zeichne, welches Abenteuer du gerne mit einer Fantasie-Oma erleben würdest. Scanne dein Bild oder mach – mit dem Handy – ein Foto davon und schicke es per eMail ein – Details siehe Info-Box am Ende des Beitrages.

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Hier geht’s zu einem Interview mit dem Andi-Darsteller

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Mehr Informationen

Hier geht’s zu einer Besprechung des Buches

Doppelseite aus dem Buch "Die Omama im Apfelbaum"

Wenn die ausgedachte Figur zur Realität wird

Rund 60 Jahre alt und noch immer neu, aktuell und für so manche Kinder auch ein vorbildliches Beispiel. Mira Lobe, die viele zeitlose, sozusagen ewig gültig Bücher geschrieben hat (u.a. die Bilderbücher „Die Geggis“, „Das kleine Ich bin ich“), lässt in „Die Omama im Apfelbaum“ (1965 erstmals erschienen, mittlerweile mehr als 30 Mal neu aufgelegt) die Hauptfigur, den Buben Andi sich eine Großmutter erfinden.

Vom Foto in den Baum

Beide Omas von ihm – und seinen Geschwistern – sind schon vor langer Zeit gestorben. Andi ist traurig darüber, dass er – im Gegensatz zu so manchen seiner Mitschüler – keine Großmutter mehr hat. Eines Tages stellte ihm die Mutter deswegen ein markantes Foto einer der beiden Omas in einem Bilderrahmen aufs Klavier. Und siehe da, als der Bub wieder an seinem Lieblingsort – im Apfelbaum – sitzt, ist er nicht mehr alleine. Diese Oma vom Foto leistet ihm Gesellschaft, nimmt ihn mit auf die wildesten Abenteuerreisen – ob mit einem Auto, einem Segelboot, zum Kämpfen mit Piraten und zur Jagd auf Wildpferde…

Doppelseite aus dem Buch
Doppelseite aus dem Buch „Die Omama im Apfelbaum“

Beleidigt reagiert er, als seine Geschwister sich über ihn und seine Fantasie-Oma lustig machen. Für ihn ist sie wirklich, so real wie ausgedachte oder „geheime“ Freunde nicht nur in Geschichten ob in Büchern, Filmen oder Theaterstücken und Musicals, sondern auch in echt. Immer wieder hilft es Kindern, sich solche Personen so intensiv vorzustellen, dass sie für sie sozusagen Wirklichkeit werden und sie sich weniger einsam und alleine fühlen.

Ersatz-Oma

Mira Lobe (1913 – 1995) – und wie fast immer in ihren Büchern mit Zeichnungen von Susi Weigel – lässt ungefähr nach 60 Seiten – im Nachbarhaus eine ältere Frau einziehen. Mit der freundet sich Andi an, zeigt sich höchst hilfsbereit, wird mit Kuchen belohnt und findet so eine reale (Ersatz-)Oma. Mit schlechtem Gewissen gegenüber jener im Apfelbaum. Bis er sich – in Absprache mit der Nachbarin namens Fink – nun für beide „Großmütter“ entscheidet.

Doppelseite aus dem Buch
Doppelseite aus dem Buch „Die Omama im Apfelbaum“

Neben dem Spaß, den die Autorin und ihre Illustratorin ihren Leser:innen sowie ihrer Hauptfigur und dessen Apfelbaum-Oma verschaffen, transportierte Mira Lobe auch hier unter anderem die Botschaft für Kinderrechte und Kritik daran, dass Kindern allzu viel verboten wird – in gereimter Form auf Seite 43.

Musical und Gewinnspiel

Ausgehend von diesem – nach wie vor spannenden – Buch wurde das diesjährige Musical-Geschenk der Wiener Kinderfreunde inszeniert – dazu ein eigener Beitrag, der demnächst auf KiJuKU.at erscheint. Alle Gratis-Karten sind vergeben, es gibt hin und wieder die Chance, dass Karten zurückgegeben werden, weil die entsprechenden Kinder dann doch nicht zur Vorstellung kommen können – das ist auf der unten verlinkten Kinderfreunde-Kindermusical-Site zu sehen.

Gewinnspiel der Wiener Kinderfreunde
Gewinnspiel der Wiener Kinderfreunde auf Instgram

instagram -> kinderfreunde-gewinnspiel -> Buch „Die Omama im Apfelbaum“

(Nicht nur) für jene, die keine Karte mehr bekommen, sondern für alle, vor allem auch Kinder, die zu weit weg vom Raimund Theater wohnen, haben die Wiener Kinderfreunde ein eigenes Gewinnspiel gestartet, bei dem insgesamt 50 Exemplare des Buches aus dem Jungbrunnen-Verlag verlost werden.

Zeichne, welches Abenteuer du gerne mit einer Fantasie-Oma erleben würdest. Scanne dein Bild oder mach – mit dem Handy – ein Foto davon und schicke es an
tamina.fischer@wien.kinderfreunde.at
mit dem Betreff „Gewinnspiel Omama“
Einsendeschluss: 28. Dezember 2024, 23.59 Uhr

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Hier geht’s zu einer Besprechung der Musical-Version

Titelseite des Buches
Titelseite des Buches „Die Omama im Apfelbaum“
Thomas Brezina nimmt sich in der Klinik Ottakring auch Zeit für einzelne Begegnungen mit kranken Kindern

Thomas Brezina als früher „Weihnachtsmann“

Ungewöhnlich früh, schon knapp nach dem ersten Adventsonntag gab es in diesem Jahr Buchgeschenke für kranke Kinder in der Klinik Ottakring, immer noch als Wilhelminenspital bekannt. So früh deshalb, weil der „Weihnachtsmann“, der Autor der Bücher himself, Thomas Brezina schon diese Woche in seine zweite Heimat, London, abdüst.

Posieren für ein Gruppenfoto unter und neben dem Weihnachtsbaum
Posieren für ein Gruppenfoto unter und neben dem Weihnachtsbaum

In den meisten der vergangenen 28 Jahre lag der Besuchstag des Erfolgsautors in der Kinderabteilung des Krankenhauses im 16. Bezirk knapp vor Weihnachten. Aber so wie schon vor dem Wiener Rathaus und nicht nur dort steht auch in der Klinik Ottakring schon jetzt der eine oder andere festlich geschmückten Nadelbaum, womit doch auch die passende Stimmung verbreitet wird. Brezina und Kinderfreunde besuchen kranke Kinder, bringen Bücher – und doch auch ein wenig Zeit für das eine oder andere Gespräch mit den jungen Patient:innen mit.

Foto aus einer Probe für das Musical
Foto aus einer Probe für das Musical „Die Omama im Apfelbaum“

Buch wird Musical

Brezina freut sich über die Freude der Kinder an den Begegnungen und den Büchern. Und an dem Engagement des Personals – ob Ärzt:innen oder Pfleger:innen. Neben den Büchern für kranke Kinder, schenken die Wiener Kinderfreunde einigen Tausend gesunden Kindern Jahr für Jahr ein Musical. Dieses Mal wird übrigens eine bekannte bebilderte Buchgeschichte des berühmten Duos Mira Lobe und Susi Weigel musikalisch in Szene gesetzt: „Die Omama im Apfelbaum“ im Raimundtheater; allerdings sind die meisten der 6000 kostenlosen Zählkarten schon weg, Restkarten gibt es noch für die Vorstellung (1¼ Stunden) am 28. Dezember um 14 Uhr – siehe Info-Box.

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brezina-schenkt-kranken-kindern-buecher-und-zeit <– damals noch im Kinder-KURIER

Gruppen-Posing bie einer Probe für das Musical
Gruppen-Posing bie einer Probe für das Musical „Die Omama im Apfelbaum“
Szenenfoto aus "lila in concert"

Lila – Liebe und Küsse überwinden Gräben

Ein Mix aus Geggis, Romeo & Julia und ein bisschen kleiner Prinz – so könnte am ehesten und leichtesten „Ljubičasto“ erklärt werden. Als großes Tanztheaterstück in Kroatien von Profi-Schauspieler:innen und -Tänzer:innen gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen auf der Bühne im Nationaltheater von Varaždin gespielt, gastierte eine konzertante Version mit einem Musik-Duo und zwei der Tänzer:innen beim Kultursommer in Wien.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „lila in concert“

Blau vs. rot

Iris vom Stamm / der Familie der blauen Schwimmer:innen und Mak von den roten Springer:innen verlieben sich ineinander. Ihre Familien mögen das ganz und gar nicht. Das Liebespaar haut deswegen vom Heimatplaneten Đumbatron ab. Irgendwann machen sich die jeweiligen Eltern auf die Suche nach ihren Kindern und landen auf unterschiedlichsten Planeten mit gewöhnungsbedürftigen Bewohner:innen. Die einen sehen fast nichts, weil sie ihre Pony-Frisuren lange wachsen lassen und ihre Augen so hinter einem Vorhang sind… Auf der Erde treffen sie auf Smombies (Smartphon-Zombies), die wiederum nix checken, weil sie beim Gehen in ihre – genau – starren!

Und als sie letztlich wieder zu Hause landen, spielen alle roten und blauen Kinder friedlich miteinander.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „lila in concert“

Mehrdeutig

Und was ergibt blau und rot?
„Ljubičasto“ heißt in den Sprachen Bosnisch, Kroatisch, Mazedonisch, Serbisch und Slowenisch „lila“! Und spannenderweise – sicher nicht ganz unbeabsichtigt – heißt der erste Teil in einigen der genannten Sprachen Liebe, in den anderen küssen!

In Originalsprachen gesungen und gespielt, tanzte Hedera Perhaj die Iris und Endi Schrotter den Mak. Vanesa Petrac als Sängerin in Weiß versuchte hin und wieder das Publikum – davon hätte sich das Tanz-Konzert schon einiges mehr verdient – zum Mitmachen zu animieren. Ihr ebenfalls weiß gekleideter Musiker-Kollege Ivan Marojević spielte Gitarre, vor allem aber Elektronik.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „lila in concert“

Das Ganze erleben!

Eine höchst stimmige Performance vom VRUM Performing Arts Collective, das schon viele Stücke auch für den Dschungel Wien entwickelt hat. Noch dazu ein so organisches sinnliches Plädoyer für Brücken bauen, wo andauernd Gräben aufgerissen werden. Wäre spannend die Vollversion – egal ob in Originalsprache, zweisprachig oder mit Übersetzungen zu erleben!

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Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „lila in concert“
Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei "Mira Lobe - Live Hörspiel" im Wiener WuK

Die Frau hatte eine Sau – und die hat Schwein

Mit einem Mittelding aus Grunzen und Schnarch-geräuschen versucht die Schauspielerin und Sängerin Marika Rainer im rosa Overall ihren Musiker-Kollegen Dieter Stemmer, der auf dem Keyboard eingeschlafen spielt, aufzuwecken. Und schleppt selbst noch ein zweites Keyboard heran. Um dann – gar nicht auf dem Instrument, sondern gesanglich, sprachliche und immer voll in Bewegung die schräge Geschichte vom „quiek-fidelen Borstenvieh“ zu erzählen.

Oper, Italo-Klassiker…

Es ist eine lange Geschichte mit vielen Wendungen in Reimen über eine Frau, die hatte eine Sau. Die aber haute ab und erlebt die ver-rücktesten Situationen, viele davon in einem Kaufhaus. Immer wieder muss sie aus unterschiedlichsten Gründen davonrasen. Natürlich hat sie dabei immer wieder das sprichwörtliche Schwein. Hin und her wuselt die singende Schauspielerin – unterstützt von unterschiedlichsten Melodien etwa einem Opernarien-artigen sowie dem italienischen Klassiker vom Fliegen „Volare“ – die ihr Kollege am Keyboard spielt. Und mit von ihm und auch von ihr auf ihrem Keyboard eingespielte digitale Geräusche und Sounds. Mehrmals rennt sie auch zwischen den Zuschauer:innen die Publikumstribüne rauf und runter.

Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei
Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei „Mira Lobe – Live Hörspiel“ im Wiener WuK

Mira Lobe

Geschrieben hat diese gedichtete Story die bekannte österreichische Kinderbuchautorin Mira Lobe (1913 – 1995). Du kennst vielleicht „Die Geggis“ oder „Das kleine ich bin ich“. Das quiek-fidele Borstenvieh“ – illustriert von Winfried Opgenoorth – ist 1983 erschienen und nur mehr gebraucht – zum Teil ziemlich teuer – erhältlich. Sie ist heute sogar so unbekannt, dass sie nicht einmal auf der Miralobe-Homepage zu finden ist.

Live-Hörspiel nennen die Künstler:innen – Regie Yvonne Zahn – ihre Performance, die nun noch am Sonntagvormittag im Wiener WuK zu erleben ist – Details in der Infobox am Ende des Beitrages.

Ein Haus erwacht – in der Nacht, oder

Als viele Kinder schon vermuten und einige auch hofften, dass mit dem Ende der Schwein-Geschichte die Performance aus ist, kommt noch eine zweite ebenfalls gereimte Story von Mira Lobe „Hokuspokus in der Nacht“. Diese Geschichte hatte sich übrigens der Illustrator Opgenoorth ausgedacht und Lobe zu seinen Zeichnungen den Text gereimt.

Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei
Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei „Mira Lobe – Live Hörspiel“ im Wiener WuK

In einem alten großen Haus erwacht zunächst die Maus Marlene und schaut zum Fenster raus. Stockwerk für Stockwerk gehen Lichter an und mit dem Bühnenduo lernen wir die verschiedensten Figuren und Personen kennen, einen Geiger und ein Trompeterin, eine Schlagzeugerin, einen Seiltanzenden Clown und zuletzt noch ein Krokodil – die Party geht richtig ab. Marika lädt Kinder auf die Bühne, um mit ihr Twist zu tanzen, Dieter greift sich ein neues Instrument, eine Keytar – umgehängt wie eine Gitarre ist es sozusagen ein tragbares Keyboard. Nur ein wenig zu wenige bunte Party-Hütchen für die mittanz-willigen Kinder sind verfügbar.

Doch dann ist der Hokuspokus vorbei: Alles sieht wie am Anfang aus: Ein Garten, ein großes altes Haus, das völlig im Dunkeln liegt… – war das kunterbunte Nachtleben vielleicht „nur“ ausgedacht – oder erträumt?

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Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei
Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei „Mira Lobe – Live Hörspiel“ im Wiener WuK
Szenenfoto von "Die Geggis" nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

Sumpf gegen Berg – ach wie blöd sind doch die Vorurteile

Für jene – wahrscheinlich wie bei der Premiere der jetzigen Wien-Serie – ganz wenigen, die die Geschichte nicht kennen, hier kürzest zusammengefasst: Die grünen Geggis leben im Sumpf, die roten auf den Bergen. Sie sind – seit „ewig“ verfeindet. Bei beiden gibt es je ein neugieriges Kind: Gil bzw. Rokko (die Anfangsbuchstaben der Farben!) und diese treffen zufällig aufeinander, beschimpfen sich, wie sie’s gelernt haben, kommen im Kampf aber drauf, stinken nicht und sind auch nicht blöd. Verkleidet als die/der andere gehen sie zu ihrem „Stamm“, um ihre Erkenntnisse zu verbreiten.

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

Kürzest: Die Story

Wie auch das Schmetterlinge-Kindertheater wendet Theater Asou in der Inszenierung den Trick an, dass die Darstellerin des verbohrten Sumpf-Geggi-Onkels Babo den kletternden Berg-Geggi Rokko spielt (Birgit Unger). Und wechselseitig schlüpft Ursula Litschauer sowohl in die Rolle des neugierigen Sumpf-Geggi-Kindes Gil (hier wie Chill ausgesprochen) sowie der schimpfenden Berg-Geggi-Tante Odumei. Deren rot-weiß-kariertes Kostüm (Katharina Krois, Barbara Häusl) nimmt übrigens Anleihe bei dem vielleicht noch bekannteren Mira-Lobe-Bilderbuch „Das kleine Ich Bin Ich“.

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

„Theater Asou“ hat für seine verspielte, rhythmische Version mit einiger Live-Musik (Gitarre, Melodica, Pfeiferln, Percussion: Ursula Urban) eine kurze Vorgeschichte erfunden: Tante Odumei und Onkel Babo waren – wie alle anderen Geggis – ursprünglich schon alle befreundet. Ein nichtiger Anlass hätte zum Streit und zur Feindschaft geführt…

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

Viele Einfälle

Dass Leitern die Berge der kraxelnden roten Geggis darstellen, ist fast „aufgelegt“, aber Sumpf und See als Luftballone auf Steckerln in verschiedensten Blau- und Grün-Tönen, zwischen denen die Spielerinnen auch eintauchen können, ist ein gelungener Bühnenbild-Einfall (Christian Heuegger) wie auch die klingende Hutblume, die die singende Erzählerin über der Sumpf-Geggin schweben lässt, weshalb die ja doch hinaufklettern will. Und erst der Mond als leuchtender großer kugelrunder Lampion, der auch einige „aaahs“ und „oooohs“ im Publikum auslöst. Apropos Publikum: Sonniger, sehr warmer Sonntagvormittag – und die Hütte war voll! Rokko und Gil auf ihrer Entdeckungstour wandern auch hinein auf die Tribüne der Zuschauer:innen und entdecken dort Grottenolme, Fledermäuse und Uhus.

Nicht unerwähnt sie die Szene des heftigen Streits der beiden jungen Geggis in Zeitlupe, die damit den Kampf zur Karikatur werden lassen.

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Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz
Die Stützpfeiler müssen weg gezwickt bzw. gefeilt werden

„Hier dürfen wir malen und basteln, was uns einfällt!“

Wer bin ich? Bin ich vielleicht wie du? Oder gibt’s mich gar doppelt – einmal in klein, aus Schokolade oder als Eiswürfel? Beim künstlerischen Schaffen tauchen Jung- und Jüngst-Studierende an der kinderunikunst „nebenbei“ auch ins Philosophieren ein.

Klingt, pardon liest sich der Anfang vielleicht ein wenig verwirrend, so wird das natürlich hier in diesem Beitrag – mit vielen Fotos und einigen Videos – doch aufgelöst. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … besuchte nach dem Auftakt der Kinderuni Wien auch das kreative Gegenstück an der Universität für Angewandte Kunst am Oskar-Kokoschka-Platz, wo sich das künstlerische Schaffen der jungen Student:innen in der zweiten Woche konzentrierte. In der Woche davor waren andere Kunst-Unis und -Einrichtungen in Wien und Niederösterreich „Spiel“Orte der kinderunikunst – mit insgesamt rund 3000 Plätzen in 153 Kursen, Workshops, Ateliers plus vier Online-Lehrveranstaltungen.

Unsichtbarer Vorhang

Nun also zunächst zu den ersten Fragen. „Vorhang auf!“ heißt es die ganze Woche in einem Theater-Workshop. Mira Lobes und Susi Weigels „Das kleine ich bin ich“, das es auch in vier-, drei- und zweisprachigen Versionen gibt (zuletzt im Vorjahr auf Deutsch und Ukrainisch erschienen) bildet die Basis für das Stück, das die Kinder mit den Lehrenden (Anne und Julija) erarbeiten. Aber nur die Grundlage. Nilpferd wollte niemand sein und so dachten sich die Student:innen für diese Begegnung des Wesens das alle Tiere fragt, wer es sein könnte, Schildkröten aus. Statt Kühen gibt es Füchse und aus den Fischen wurden Orcas. UND es gibt zwei Wesen, die gemeinsam das kleine ich bin ich spielen: Frederica und Emma. Erstere erzählt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… : „ich spiel gern Theater, wegen Corona sind in der Schule die Aufführungen jahrelang ausgefallen, in der vierten Klasse ist dann nicht mehr viel übrig geblieben. Hier hab ich die Chance gehabt, endlich eine Rolle mit viel Text spielen zu können. Das wollten auch andere, am Anfang waren’s sogar drei, aber jetzt spielen die Emma und ich die Hauptfigur, die auf andere Tiere trifft.“

Bei den anderen springen und laufen bei der Probe, die der Reporter sehen, filmen und fotografieren darf, vor allem die Pferde – Nora, Meta, Carla, Grete und Nives – lustvoll im Kreis. Bevor sie den beiden Suchenden sagen, dass diese keine Pferde sind. Am Ende – so viel darf schon verraten werden, weil es ohnehin keine Abschlussveranstaltung mit Präsentationen gibt, rufen alle laut, selbstbewusst und voller Lust, die Erkenntnis: Ich bin ich. Vielleicht sogar in mehreren Sprachen 😉

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Miniatur-„Zwilling“

„Oder gibt’s mich sogar doppelt?“ – diese am Anfang gestellt dritte Frage bezieht sich nicht darauf, dass es zwei kleine Ich bin ichs gibt, sondern auf einen ganz anderen Workshop, einen aus dem Bereich Architektur namens „Gemacht aus Schokolade“. Bence, Janna und Luca scannen die einzelnen kinderunikunst-Student:innen dreidimensional, lassen die Köpfe aus weißem Filament ausdrucken. Und dann arbeiten die Kinder mit kleinen Zangen und Feilen, um die Stützpfeiler des 3D-Drucks weg zu zwicken, -feilen und den kleinen Kopf, dessen Gesichter wirklich gut zu erkennen sind, freizulegen. Ob das nicht ein komisches Gefühl sei, sozusagen am Ebenbild des eigenen Kopfes herumzufeilen, will der Journalist wissen. „Irgendwie fühlt sich der kleine Kopf wie ein Zwilling von mir an und ich hätte nicht gern, dass meine Schwester auf meinem Kopf herumfeilt“, lächelt Johanna Lani und schickt noch gleich die Erklärung nach, dass ihr zweiter Vorname Hawainisch sei und Himmel bedeute. Während sie und Flora ihre Gesichter freikriegen, suchen die Lehrenden mit dem letzten ausgedruckten Kopf, zu wem der kinderunikunst-Studenten der gehört, denn dass es sich um einen Bubenkopf handelt, haben sie schon herausgefunden.

Schoko, Eis oder wie auch immer

Die kleinen Köpfe sind aber gar nicht das Endprodukt des Workshops, erklärt Bence. In der Mittagspause sägt er von einem langen Rohr lauter kleine Stücke ab und baut sie auf einer Platte auf. Mittlerweile pickt in jeder der kurzen Rohr-Stücke je ein Kopf, er rührt lebensmittelechtes Silikon mit einem „Vernetzer“ an, zwei der Kinder-Studentinnen lösen ihn beim Rühren ab. Die zähe Flüssigkeit wird in die Rohre rund um die 3D-Köpfe gegossen. Und muss über Nacht trocken und fest werden. Dann können die Kinder die Abguss-Formen ihrer Köpfe selber mit flüssiger Schokolade füllen oder zu Hause mit Wasser und ins Tiefkühlfach stellen um Eiswürfel, natürlich nicht-würfel, sondern Eis-Köpfe zu haben – oder was auch immer – jedenfalls mit ihrem eigenen Antlitz 😉

Gips, Holz, Metall, Farben …

Fast klassisch, aber in ihren eigenen Fantasiewelten malen die Kinder mit Golnaz in „Faszination Illustration“ – mit abstrakten Wellen- oder Kreisformen erschaffen sie ihre Bilderwelten, die in den „warmen“ Farben sind schon fertig und liegen zum Trocknen auf dem Boden, nun sind die kälteren, die Blautöne dran…

Im Raum daneben spielt Farbe auch eine Rolle, aber nur eine unter vielen. Hier sind Mina, Livia, Sebastian und ihre Mitstudent:innen an der „Materialerkundung durch Malerei“. Mina hat vor sich einen aus Gips gegossenen kreisförmigen Hügel, den sie bemalt. Sie freut sich vor allem, „dass wir hier machen können, was uns einfällt und nicht wie in der Schule, was uns gesagt wird und dann schauen alle Bilder gleich aus. Kunst ist doch, wenn jede und jeder was Eigenes schafft!“ Und so werken die einen einfach drauflos und schauen, was dabei rauskommt, andere gehen nach Plan vor. Sebastian, der seine Kreativität auch schon vorher bei seinem kinderunikunst-T-Shirt ausgelebt hat, in dem er einen der Kurzärmel zerschnitten, verflochten und verziert hat, schneidet nun an einem Hasengitter, das er an eine kreisrunde Holzscheibe montiert hat und erklärt: „Das wird ein Vogelhaus. Ich bastle gerne, auch wenn ich finde, dass das nicht meine Stärke ist“, was angesichts seiner Geschicktheit doch verblüfft.

Zwei Tische bohren abwechselnd zwei der Kinder – der eine an einem Holzwürfel, damit er ihn bei seinem aus Holz und Gips gebauten Objekt auf ein wegstehendes Teil draufstecken kann, der andere an einem geringelten Kunststoffschlauch, der aus seiner Holz-Gips-Ablagefläche „wächst“.

Farb-Berge

Viel gemalt – aber ohne direkt mit Pinsel – wird auch noch in einem weiteren Workshop, in den Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… kurz hineinschaut. „Ich brauch doch keinen Pinsel“ läuft übrigens zweisprachig – Deutsch und Ukrainisch – ab. Pinsel werden höchstens dazu verwendet, Farbe aufs Papier zu spritzen, aber ansonsten wird viel mit in Farbe getunkten Fingern oder kräftigen Farbtuben selbst gearbeitet, sodass teils dreidimensionale Farbberge entstehen.

Digital

Die Bandbreite der künstlerischen Betätigungsmöglichkeiten bei der kinderunikunst ist riesig. Da dürfen natürlich Computer nicht fehlen. Vor großen Bildschirmen programmieren bei „Kunst mit Code“ die Student:innen meist kleine Spiele mit Scratch. Für die meisten ist diese bausteinartige Programmier-Tool schon aus der Schule bekannt – aus Informatik, digitaler Grundbildung oder wie in der Schule von Oskar und Nils wo es sogar ein Freifach Coding gibt. Nils erzählt dem Reporter: „Ich hab schon 76 Spiele programmiert, aber nur zwei hab ich veröffentlicht – als Nilgra.“ Haibecken und ein Geschicklichkeitsspiel kannst du auf der Scratch-Site finden und spielen.

Während die meisten zu Figuren und Objekten aus dem großen Angebot von Scratch greifen, zeichnet Oskar auf dem Computer Figur sowie Werkzeuge für sein Spiel „Hau den Putin“ selbst. Während des KiJuKU-Lokalaugenscheins arbeitet er gerade in einer stark vergrößerten Ansicht an dunkle- und hellgrauen Pixel für einen Schlaghammer.

Am Computer vor ihm programmiert die viersprachige Jana – Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch – ein Spiel, in dem eine Katze möglichst die durch die Luft fliegenden roten Herzen fangen muss/soll/kann/darf 😉

Aus Alt mach Neu

Wieder zurück zu handfesteren Materialien. Stolz hält Max dem Reporter, der auch fotografiert, seine Halskette in die Kamera, die er hier im Workshop „Aus Alt mach neu“, der jeden Tag unter einem anderen Motto steht, gebastelt hat. An diesem Tag stand Schmuck auf dem Programm. Knöpfe, Kügelchen, Schnüre, Draht und viele andere Materialien standen den Kindern zur Verfügung. Nachdem Max den Bann gebrochen hatte, kommen viele der Kinder-Student:innen und präsentieren Ohrringe aus alten Kaffeekapseln, Ringe, Armbänder, Ketten – und immer wieder eigenhändig aus Papier gefaltete Schuck-Schachteln – mitunter mit sauberen Putzschwämmen ausgelegt, in die sie die Drähte der kreierten Ohrringe einhängen. Manche Schmuck-Teile haben sie aus lackiertem Draht angefertigt, den sie sich nun von Claudia-Eva, der Workshopleiterin mit einem Heißkleber beispielsweise auf kleine Kunststoff-Schmetterlinge picken lassen, die wiederum auf Haarspangen oder andere ihrer hergestellten Schmuckteile draufkommen.

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Doppelseite aus dem neu aufgelegten Kinderbuch "Ingo und Drago"

Buntes Ei statt Ball – das ungewöhnlichste Haustier

Ingo, ein Bub im Vorschulalter, spielt im Park allein mit seinem Fußball. Schießt ihn weit weg, hinter die Büsche am Rande des Spielplatzes. Kriecht hinein, um den Ball zu suchen. Findet ihn nicht. Dafür aber ein buntes, rundes Ding. Das ist nicht sein Ball bemerkt er schnell, es ist nicht kugel-, sondern anders-rund – wie ein Ei. Um ein solches handelt es sich auch.

Der Ball ist vergessen, das Ei wie ein geheimnisvoller Schatz. Sachte, sanft unter T-Shirt verborgen trägt Ingo es nach Hause. Tage später schlüpft ein Lebewesen heraus. Anfangs graust dem Buben und seiner Schwester Marion richtiggehend davor. Doch nach und nach wird es ein ungewöhnliches, aber niedliches Tierchen. Bewundert von allen, ganz fest ins Herz geschlossen von Ingo.

Und wieder ließ sich die Autorin, die bekannte Mira Lobe – 1913, am 17. September, geboren als Hilde Mirjam Rosenthal, 1995, am 6. Februar, gestorben – eine Wendung einfallen: Drago, wie Ingo das Tier nennt, das ihn an Dinosaurier erinnert, wird groß und größer, wild und wilder. Die Wohnung zu klein, das Futter zu wenig, Kaum auszuhalten. So viel zerstört er. Doch weggeben, wie die Eltern sagen? Nein, das will er keinesfalls.

Tante Slatka wiß übrigens, dass dies in einer anderen Sprache lieb und teuer heißt (wird auf Bosnisch, Kroatisch, Serbisch oft als Ansprache verwendet: sozusagen Drago Drago wäre Lieber Drago). Die Familie meint, dass Drago mittlerweile eher teuer als lieb geworden wäre.

Hin und her gerissen zwischen der Liebe zu Drago und dem Angefressensein, dass der kleine Drache so viel kaputtmacht, lässt Mira Lobe im Text – untermalt von Bildern ihrer jahrzehntelangen kongenialen Illustratorin Susi Weigel – den kleinen Buben einen Ausweg suchen – und finden. Immerhin scheint sich sein Liebling ja doch auch in der Beengtheit einer Stadtwohnung auch nicht wohlzufühlen. Aber verkauft oder im Zoo abgegeben – nein, das kommt nicht in Frage. Dazu ist Ingo zu gefühlvoll. Und darum ging’s der Autorin sicher in dem vor fast 50 Jahren (1975) erstmals erschienen Buch, das nun neu, leicht überarbeitet, aufgelegt wurde – sozusagen zum zweifachen 100er: der Verlag Jungbrunnen feiert heuer ebenfalls sein erstes Jahrhundert. Und Mira Lobe hat fast 100 Bücher geschrieben; ihr Geburtstag jährt sich heuer zum 110. Mal

Ach ja, Drago – ob es ihn wirklich gibt oder er vielleicht auch nur in Ingos Fantasie lebt, wer weiß – liefert am Ende eine ganz schöne Überraschung: Ach nein, kein Spoilern des Endes 😉

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Titelseite des neu aufgelegten Kinderbuchs
Titelseite des neu aufgelegten Kinderbuchs „Ingo und Drago“