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Let's play Art

Viel Aus-taOsch zwischen Publikum und Theaterleuten

Das Jubiläumsfestival ist Geschichte, das zehnte Theaterfestival für junges Publikum, spleen*graz ging vor einigen Tagen zu Ende. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… war vom Festival für drei Tage eingeladen – Links zu den Stückbesprechungen unten am Ende dieses Beitrages.

Ein Nachtrag hier noch – bevor ein Absatz mit Bilanz-Zahlen des Festivals folgt: Neben den Stücken, Performances und Vorstellung fürs (junge) Publikum, gab es auch wieder etliche Aktivitäten unter dem Übertitel spleen*trieb – Projekte der Next Generation. Und die waren durchwegs partizipativ, hoben die Grenze zwischen Kunst-Produzent:innen und -konsument:innen auf, luden ein zum gemeinsamen kreativen Tun.

Gemeinsam Kunst er-spielen

Ob es Nachbarschaftsgeschichten im „Erzähl-Café“ waren oder wie bei „Let’s play art“ ein verspieltes Miteinander bei dem Kunst entstand. Luftballone, Fragen-Kärtchen – von „Wie fühle ich mich?“ bis zu „Mag mein Einhorn lieber Popcorn oder Schokolade“ – sowie malen mit bunter Kreide auf dem Boden oder auf einem großen Papier auf Staffelei machen den Platz vor der Festivalzentral im und um das taO! – Theater am Ortweinplatz – zum Kreativ-Labor.

Im Foyer und den Nebenräumen des Theaters fand sich ein Tisch mit großteils angeklebten Gegenständen in einem Durcheinander, das an Arbeiten von Daniel Spoerri (1930 in Rumänien geboren, lebt in der Schweiz) erinnert.

Rund um das Stück „Body Boom Boom Brain“ über „fucking P*b*rt*t“ klebten Dutzende bunte Post-Its an der Foyer-Wand zu den Fragen „was will ich auf der Bühne sehen?“ bzw. „Was will ich auf der Bühne nicht sehen?“ ebenso wie zu Klischees rund um diese Jugend-Phase.

Der viele geplante – und dann auch stattgefundene – Austausch zwischen Künstler:innen und Besucher:innen – unterschiedlichen Alters lud die Organisator:innen auch zu einem Wortspiel ein, der vom Ort der Festivalzentrale ausging: TaOsch dich aus! – Spielbar, Denkbar, Hörbar…

Ideen und Gedanken zu Theater-Regeln
taOsch dich aus!

92 % Auslastung

Die Bilanz: 81 Einzelveranstaltungen von 34 Produktionen in 20 Sprachen an 7 Tagen in 8 Spielorten sowie im öffentlichen Raum. Insgesamt bespielten Künstler:innen und aktive Teilnehmer:innen aus 16 Ländern für und mit 4500 Besucher:innen im Alter von ein bis 103 Jahren. Das ergab eine Gesamtauslastung von 92% (!), wie die spleen*graz-organisator:innen feststellen konnten.

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Compliance-Hinweis: Das Festival spleen*graz hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … für drei Tage zur Berichterstattung nach Graz eingeladen.

Besprechung von Stücken, die beim 10. spleen*graz gezeigt werden, KiJuKU aber schon davor andernorts gesehen hat

Foto aus einer früheren "The Choreography"-Performance

Publikum erobert den Tanzboden

Schuhe ausziehen, Handys abschalten, Kopfhörer auf und rauf auf einen großen weißen Tanzboden. „Kommt in der Gruppe zusammen“, „geht auseinander“, „geh langsam“, „galoppiere durch den Raum“, „leg dich auf den Boden, entspann dich“… diese und viele Anweisungen, gelangen in die Ohren der Teilnehmer:innen von „The Choreography“. Mit dieser Performance gastiert die schwedische Gruppe „Johanssons pelargoner och dans“ beim zehnten spleen*graz.

Foto aus einer früheren
Foto aus einer früheren „The Choreography“-Performance

Keine Angst, nur Anregungen!

Die rund ¾-stündige Performance ist keine zum Zuschauen, sondern nur und ausschließlich zum Mitmachen. Doch keine Angst, bevor alle ihre Kopfhörer aufsetzen, erfolgt noch die Vorbemerkung, dass das Gesagt sozusagen keine Verpflichtung ist. Es gibt nur zwei Regel: Du musst nichts machen, wo du dich nicht wohlfühlst, mach deine eigene Version. Und zweitens: Du kannst nichts falsch machen.

Foto aus einer früheren
Foto aus einer früheren „The Choreography“-Performance

Von kleinen Gruppen zur großen Gemeinsamkeit

Da nicht alle die selben Anordnungen, pardon Bewegungsvorschläge, erhalten ergeben sich unterschiedlichste Bewegungsmuster im gesamten Raum. Doch nicht jede und jeder kriegt etwas anderes zu hören, sondern doch immer einige dasselbe, so dass sich auch – verteilt im Raum – Ähnlichkeiten ergeben. So ergibt sich letztlich doch der Titel der Performance: Choreografie. Die sich gegen Ende immer mehr zu einem größeren und dann großen gemeinsamen Ganzen zusammenfindet. Mit einer Abschlussrunde, bei der alle sagen können, wie „The Choreography“, bei der sich jede und jeder zunächst auf sich und zunehmend auch auf die Gruppe einlassen konnte, für jede/n Einzelne/n war.

Liste der verfügbaren Sprachen für
Liste der verfügbaren Sprachen für „The Choreography“

Inklusion

Übrigens: Die Gruppe hat die Ansagen in 18 verschiedenen Sprachen aufnehmen lassen – und da bietet damit neben naheliegenden wie Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, weit verbreitete wie Englisch – oder passend fürs Festival und andere Tour-Termine Deutsch -, sowie Arabisch, Spanisch, Farsi und Dari, Türkisch, Kurdisch (in dem Fall Sorani) usw. auch Romani, Soomaali und drei der zehn Sprachen der nordischen Minderheit der Samen (Meänkieli, Davvisámegiella und Aarjelsaemien gïele) an.

Eingangsbereich zum
Eingangsbereich zum „Salon Stolz“ in Graz

Ein Element der Inklusion – das gut – aus anderen Gründen zu diesem neuen Spielort der Performance passt, dem „Salon Stolz“, benannt und rund um gruppiert um den gebürtigen Grazer weltbekannten Komponisten Robert Stolz (1880 – 1975). Induktive Höranlagen, taktiles Leitsystem und musikalische Spiele, die gehört, gesehen oder auch be-griffen (Braille-Schrift) werden können.

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Besprechung von Stücken, die beim 10. spleen*graz gezeigt werden, KiJuKU aber schon davor andernorts gesehen hat

Foto aus einer früheren
Foto aus einer früheren „The Choreography“-Performance
Andreas Paragioudakis beim konzertanten Stück/theatralen Konzert "Der Straßenkehrer"

Gelassen leicht das ganze Publikum zum Mitmusizieren animiert

Mit Putzwagen, Wasserkübel und Wischmop reinigt der „Straßenkehrer Emillio“ den Bühnenboden, hält immer wieder Ausschau nach dem Schauspieler und Musiker, der eigentlich schon da sein sollte… Und obwohl da schon klar ist, dass er selbst in Wahrheit der Akteur für die kommende Stunde sein wird, nimmst du ihm auch die eher schüchterne, zaghafte, verspielte Annäherung an die Gitarre, das Akkordeon, die Laute … ab.

Der Vielfach-Musiker Andreas Paragioudakis ist beim internationalen Theaterfestival für junges Publikum „Luaga & Losna“ (schauen und hören) im Vorarlberger Feldkirch für das kurzfristig wegen eines Todesfalls in der Familie ausgefallene Teatro Distinto (Italien) mit dem geplanten Stück „Solitarium“ eingesprungen. Und verzauberte das Publikum durch die wenigen erzählten Geschichten und die vielfältige Musik, die er aus den genannten und noch weiteren Instrumenten wie u.a. einer Concertina oder Zungentrommeln „zauberte“. Vor allem aber gelang es ihm das Publikum sanft und sehr entspannt zum Mitsummen, trommeln, stampfen zu animieren. Dazwischen verteilte er Rasseln, Shaker, Glöckchen, Kalimbas und schaffte es so, ein gemeinsames Konzert zu erschaffen.

Andreas Paragioudakis beim konzertanten Stück/theatralen Konzert
Spielend leicht animierte der Musiker Menschen aus dem Publikum, mitzumachen

Reales Vorbild

Seine kleinen, kurzen Erzählungen knüpften an einem realen Straßenkehrer in seiner ersten Heimat Rethymno auf Kreta (Griechenland) an. Für viele ein Außenseiter, sei er im Haus seiner Oma immer willkommen gewesen, zwischen ihm und dem späteren Musiker sei gleich eine inspirierende, ja freundschaftliche Brücke entstanden. Ihm wollte Paragioudakis mit diesem musikalischen Stück, theatralen Konzert eine Art Denkmal setzen. Und sofort kommt Beppo aus Michael Endes „Momo“ in den Sinn und dessen Draht zur Hauptheldin gegen die Herren in Grau, die die Zeit stehlen wollen, und den anderen Kindern.

Und so baut der Musiker, der auch früh schon von Schauspielerei angefixt war, und seinen „Straßenkehrer“ irgendwie auch clownesk anlegt, auch die Traurigkeit der Figur ein über jene Jahre, in denen er fast nie Kinder traf, weil sie das Haus kaum verlassen, ja nicht einmal in die Schule gehen durften. Doch dann endlich…

Andreas Paragioudakis beim konzertanten Stück/theatralen Konzert
Andreas Paragioudakis beim konzertanten Stück/theatralen Mitmach-Konzert „Der Straßenkehrer“

Recherche bei Bregenzer Straßenkehrern

Für die Entwicklung seines Stückes habe er – so erzählt Paragioudakis im Nachgespräch – auch viel mit Straßenkehrern in seiner jetzigen Heimatstadt Bregenz gesprochen und deren philosophischen Betrachtungen der Welt schätzen gelernt. Ganz beglückt lächelt er noch jetzt, wenn er von der Situation berichtet, wo er mit seinem Fahrrad und dem Anhänger nicht sicher war, ob er zwischen zwei eng geparkten LKW durchkommen würde und den zufällig anwesenden Straßenkehrer fragend anschaute, worauf der gelassen aussprach: „Wenn du willst, kommst du überall durch!“

„Der Straßenkehrer“ ist ein Konzert/Theaterstück, das viel positive Stimmung durch die von Andreas Paragioudakis mit „nebenbei“ Leichtigkeit erzeugte Gemeinsamkeit und Freude über „kleine“ Momente versprüht und eine kräftige Portion Optimismus mit hinaus aus dem Theaterraum nehmen lässt.

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Compliance-Hinweis: KiJuKU wurde von Luaga & Losna zur Berichterstattung nach Feldkirch (Vorarlberg) eingeladen.

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