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Foto aus der Ausstellung "Kind sein" auf der Schallaburg (Niederösterreich)
Foto aus der Ausstellung "Kind sein" auf der Schallaburg (Niederösterreich)
22.10.2023

Manches aus Kinderaugen betrachtet

Nur noch wenige Wochen läuft die erlebenswerte Ausstellung „Kind Sein“ auf der Schallaburg (Niederösterreich).

Ein riesengroßer Sessel dominiert den ersten Raum in dieser Ausstellung. Da können Erwachsene in das Gefühl eintauchen, wie es sehr jungen Kindern tagtäglich geht. Die Sitzgelegenheiten, der Tisch oder was auch immer ist für sie ähnlich hoch wie bei „Kind sein“ in der Schallaburg (Niederösterreich, bei Melk, Bahnstation – Shuttlebus). Und Kinder können sehen, dass sich da Erwachsene ganz schön schwertun würden, raufzuklettern. In den beiden Ecken des besagten Raumes stehen nachgebildete Erwachsenenbeine – für deren Oberkörper ist der Raum zu niedrig 😉

Die Herbstferien könnten vielleicht für einen Tagesausflug zu dieser Ausstellung genutzt werden, läuft sie doch nur noch bis 5. November 2023. Übrigens einige Räume weiter findet sich in der Mitte zwischen den Bildern und Objekten an oder vor den Wänden eine eigene kleine Welt, in die Kinder locker hineinkriechen oder wenn sie noch jünger sind -gehen können. Es ist praktisch ein Areal für sie allein, Erwachsene schaffen’s kaum sich da reinzuzwängen.

Eine spätere Spielstation mit mehreren Zimmern und unter anderem einer Leiter zum Raufklettern in eines davon, ist hingegen so groß, dass auch Erwachsene in den einzelnen Zimmer Platz finden. Und in einem zu ebener Erde können sich Erwachsene in kurzen Videos, die Schüler:innen aufgenommen hatten, Begriffe erklären lassen wie Beef, Bro, Cringe, Flexen, GG oder Swag…

Seltsames Spielzeug

Neben solch durchdachten spielerischen Objekten findest du verschiedene Themen – Spielzeug ist natürlich eines. Bei uraltem Spielzeug ging’s meistens darum, die Kinder an das spätere Leben als Erwachsene zu gewöhnen – bis hin zu Ritterrüstungen in Kindergrößen oder einem Jagdgewehr für die 14-jährige Erzherzogin Maria Amalia ;( Aber auch modernstes Spielzeug ist nicht nur fein, so findet sich in der Ausstellung die sprechende Puppe „My friend Cayla“. Hinter der süß lächelnden Maske findet sich im Innenleben eine elektronische Sende-Einheit, womit die Puppe zur versteckten Spionin wurde, die Kinder dauernd überwachen kann, weswegen sie auch verboten worden ist.

Foto aus der Ausstellung
Diverses Schummel-Zeug in der Vitrine…

Schummeln…

In thematisch gegliederten Ausstellungsbereichen kannst du noch Dinge sehen wie einen Original-Milchzahn der Kaiserin Elisabeth samt dem metallenen Behälter, in dem dieser aufbewahrt worden ist. Oder eine Kinderzeichnung aus der Römerzeit, aber auch beispielsweise – knapp vor dem Ende der Schau – die echte Tür eines Mitarbeiters der Schallaburg aus seiner Jugendzeit, in der er einen Totenkopf draufgemalt und „Eintritt lebensgefährlich“ draufgeschrieben hatte. So hat er seinen Eltern mehr als deutlich zu verstehen gegeben: Das ist meine Privatsphäre.

In einer Glasvitrine sind so manche Schummel„zettel“ aus unterschiedlichsten Epochen zu sehen, woanders eine Schulordnung – die sehr alt ausschaut und doch in so manchem an heutig Diskussionen erinnert wie Kleidungsvorschriften.

Kinder gefragt

Kinder kommen in der Ausstellung – wie oben schon erwähnt bei den Erklärungen für Erwachsene – zu Wort. Einige wurden auch für den umfangreichen Katalog zur Ausstellung befragt. Der ist übrigens keine – wie oft üblich – Ansammlung von Fotos der Objekte und Bilder samt Erklärung dazu, sondern vor allem ein interessantes Werk rund um Kindheit von vielen Seiten betrachtet – unter anderem mit Texten von literarischen Autor:innen, unter anderem Julya Rabinowich, Heinz Janisch oder Cornelia Travnicek.

Foto aus der Ausstellung
Wie Kindern Freude am Lernen leider abgewöhnt wird

Unter dem Titel „Wir Kinder stellen viel mehr Fragen“ kommen Helene, Anna M., Clara, Emma, Valerie, Ferdinand, Isabel, Emil, Jonathan, Lukas, Ella, Anna H., Sara, Josefine, Iris, Johanna und David (zwischen 4 und 11 Jahren) zu Wort – einleitend und immer wieder in verschiedenen Kapiteln. Ein bisschen bedrückend ist, dass sie mehrfach Schule als Last empfinden – wozu die Ausstellungstafel mit folgenden Sätzen passt (oder auch davon inspiriert worden ist?): „Am Anfang lernen wir alles, was uns interessiert. Bis jemand kommt und uns vorgibt, was wir zu lernen haben. Und was nicht.“

Immer wieder sind in der Ausstellung übrigens die Kinderrechte (die nun bald 34 Jahre alt werden – am 20. November 1989 von der UNO-Generalversammlung beschlossen) ein Thema – mit so manchem „Aha“-Erlebnis für Erwachsene, etwa wenn es in einem Quizspiel unter anderem um die Privatsphäre geht. Was zu kurz kommt, sind Blicke über den Tellerrand – auf die Welt von Kindern in der ganzen Welt.

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Kind sein

Ausstellung in der Schallaburg
3382 Schallaburg 1
Bis 5. November 2023
Montag bis Freitag: 9 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag: 9 bis 18 Uhr
Telefon: 02754 6317-0
schallaburg -> kindsein

Kind Sein – Publikation zur Ausstellung

Ca. 200 Seiten
22 €
schallaburg -> Katalog