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Szenenfoto aus "Vatertag" im Theater Forum Schwechat
Szenenfoto aus "Vatertag" im Theater Forum Schwechat
06.05.2024

Lachsalven über Parodien auf Klischees und Schimpfwortkanonaden

Nach dem bekannten „Muttertag“ im Vorjahr nun „Vatertag“ als Eigenproduktion im Theater Forum Schwechat.

Szenen-Applaus schon in den ersten Spielminuten – bei bemüht vorgetragenen Gedichten unter großen einem Lebkuchen nachempfundenen Herzen ebenso wie beim wie tiefe Hackeln fliegenden von Schimpfwörtern gespickten Streit zwischen Gäst:innen in einem Lokal bei der Premiere des neuesten Stücks, einer Eigenproduktion im Theater Forum Schwechat.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Vatertag“ im Theater Forum Schwechat

Aus dem „M“ im großen braunen Herzen im Bühnenhintergrund wurden der erste und der letzte Strich weg-gekletzelt, das „u“ erhielt einen roten Bogen oben und einen Strich daneben, weiters wurde ein „t“ abgekratzt – so wurde aus Mutter- ein Vatertag – vom Schriftbild her und bewusst gewollt, irgendwie zurecht gebastelt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Vatertag“ im Theater Forum Schwechat

Im Vorjahr hatte dieses Theater (übrigens nur wenige Gehminuten von der S-Bahn-Station gleichen Namens, vorletzte Station vor dem Flughafen) anlässlich des 30. Geburtsages des zum Kult gewordenen Films diesen (wieder wie ursprünglich) auf die Bühne geholt. Wurde zum Renner. Praktisch jede Vorstellung ausverkauft. Und nicht wenige Fans, die offenbar den Film mehr als nur in Mal gesehen hatten, konnten so manche Dialoge auf der Bühne im Publikum mitsprechen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Vatertag“ im Theater Forum Schwechat

Schon damals hatte das Theater angekündigt: 30 Jahre Frauen-Klischees, die schon durch den Kakao gezogen wurden, seien genug: „Die Frauen schlagen zurück, nächstes Jahr spielen wir Vatertag“ – samt Premieren-Termin eine Woche vor dem Muttertag.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Vatertag“ im Theater Forum Schwechat

Fünf Spieler:innen – fast drei Dutzend Rollen

Mit einem großen, schmerzhaften Hindernis in der Arbeit daran. Der damalige Regisseur Andy Halwaxx starb völlig unerwartet im Dezember – eine Woche davor war er zur Vorbesprechung im Theater Forum. Und so musste das Theater und der Regisseur, der schon oft hier inszeniert hatte, Marius R. Schiener, einen Pakt mit dem Teufel eingehen, um „Vatertag“ zu stemmen – mit zum Teil ganz neuen Mitwirkenden.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Vatertag“ im Theater Forum Schwechat

Die vielen Figuren (35, wenn ich mich nicht verzählt habe) – von nur fünf Schauspieler:innen mit andauernden Rollenwechseln verkörpert – orientieren sich weitgehend am „Muttertag“-Personal. Alle Personen, die Valerie Bolzano, Randolf Destaller, Michelle Hadyn, Manuela Seidl und Bálint Walter (alphabetische Reihenfolge) meist zum Zerkugeln als Karikaturen von Prototyp:innen darstellen, unten in der Infobox. Sie alle in den Text einzubauen würde eher zur Verwirrung beitragen. Natürlich ist das doch in kurzer Zeit aus dem Boden gestampfte Stück nicht derart ausgereift wie der erst auf der Bühne, dann zum Film und schließlich wieder auf die Bühne gebrachte „Muttertag“.

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Szenenfoto aus „Vatertag“ im Theater Forum Schwechat

Marktwert der Oma

Allerdings haben hier – wie versprochen als zurück schlagen – die Frauen das Kommando. Der Willi ist in dem Fall aber nicht der Hamster auf den sich der Opa gesetzt hat – mit den begleitenden Worten „I sog’s glei, i woar’s ned!“. Der Willi ist, viel mehr war hier der Opa, auf den sich ein Elefant bei der Safari in Afrika gesetzt hat. Und die Oma ist auf Mann-Suche. Dafür braucht sie Kohle, will sie sich doch Schönheits-Operationen unterziehen, um ihren Marktwert zu steigern. Wofür sie das Konto ihres Sohnes, des berühmten Edmund, dessen Ehrentag nun gefeiert werden soll, ebenso leerräumt, wie alles was nicht niet- und nagelfest ist verhökert.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Vatertag“ im Theater Forum Schwechat

Männlichkeit und „Sprechverbote“

Wobei – die Handlung ist – in Wahrheit wie bei Muttertag – zweitranging. Erstranging ist das Spiel mit Klischees. Hier werden einerseits Männerbilder aufs Korn genommen und andererseits vieles von dem, das „man ja nicht mehr sagen darf“. Letzteres immer wieder symbolisiert durch Verkleben der Münder mit schwarzem Gaffa (Gewebe-Klebeband, das insbesondere auf Bühnen oft zum Einsatz kommt, um Dingen Halt zu geben!) Letzteres wird dann gleich in doppeltem Sinn auf die Schaufel genommen, weil es ja doch stets lautstark hinausposaunt wird 😉

Und ersteres kulminiert in einem Männertreffen von Incels (INvoluntary CELibate – unfreiwillig zölibatär / sexuell enthaltsam). Wie „richtige“ Männer mit Frauen erniedrigend umgehen sollten … – und sich dabei – hier freiwillig – lächerlich machen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Vatertag“ im Theater Forum Schwechat

Bekannte Papa-Reime

Unter dem eingangs beschriebenen großen Herzen, das im Laufe der rund zwei stunden (eine ¼-stündige Pause) immer weiter runter rückt, haben die unterschiedlichsten Figuren Solo- bzw. Duett-Auftritte mit auf Vatertag adaptierten teils bekannten Gedichten und Liedern wie „Oh, mein Papa / hat mich fester geschlagen als Mama“, „Vater werden ist nicht schwer / Vater sein dagegen sehr…“, „Da Papa wird’s scho richt’n…“, „Mei Vota woar a Hausherr und a Seidnfabrikant…“

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Vatertag – Die Frauen schlagen zurück

Schwarze Komödie vom Teufel

Regie und Bühne: Marius R. Schiener

Charlotte Schöbel, Edmunds Mutter / Troll / Schülerin / Sandlerin / Scheich / Herr Penko: Valerie Bolzano

Edmund Schöbel / Speeddating-Kandidaten Vertreter und AC / Yogalehrer / Schüler /Butschettenbär: Randolf Destaller

Michael*a – Tochter und Sohn der Schöbels / Freundin von Konstanze / Speeddating-Kandidat Herbert / Kellnerin / Troll / 2. Bankangestellte: Michelle Haydn

Konstanze Schöbel / Bankangestellte / Lehrerin Hirsch / Kind / Speeddating-Kandidaten René und Gerhard / Troll / Nonne: Manuela Seidl

Sunny, Edmunds bester Freund / woker Vater / Speeddating-Kandidaten Wendelin und Roli / Date von Lotte / Pfarrer / Schüler / Bankangestellter / Yoga-Teilnehmer: Bálint Walter

Mitarbeit Regie und Choriegrafie: Amy Parteli
Playback-Aufnahmen: Gabor Rivo
Technische Leitung: Werner Ramschak
Kostüme: Sigrid Dreger
Bühnenbau: Amy Parteli, Jakobus van Ederen, Werner Ramschak, Daniel Truttmann

Wann & wo?

Bis 11. Juni 2024
Theater Forum Schwechat: 2320, Ehrenbrunngasse 24
Telefon: 01 707 82 72
forumschwechat -> vatertag