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Karikatur von KiJuKU-heinz
05.09.2023

Eeeeendlich mehr Plätze in Kindergärten…

… und dennoch scheint’s nicht um die Kinder, sondern die „Wirtschaft“ zu gehen, sozusagen Betreuung, aber es ginge um elementare Bildung!

Na eeeeendlich. Könnte ge-stoßseufzt werden, nachdem der Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehmanner im letzten der Sommergespräche 2023 einen kräftigen Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen ankündigte.

Und das ist immerhin ein 180°-Wendung gegenüber dem mittlerweile berühmt gewordenen Chat zwischen dem Ex-Bundeskanzler, damals Außenminister, und seinem „Prätorianer“ im Mai 2016. Die SPÖ und ÖVP-Spitzen Christian Kern und Wolfgang Mitterlehner hatten knapp mehr als eine Milliarde Euro für einen Rechtsanspruch auf Nachmittagsbetreuung samt Vereinbarung Bund, mit Gemeinden ausgemacht. Das hatte Thomas Schmid seinem „kriegst eh alles was du willst“-Boss getextet. So einen Erfolg wollte dieser – gemeinsam mit Innenminister Wolfgang Sobotka – Sprengmeister der damaligen Großen Koalition, Sebastian Kurz, nicht vergönnen.

Sebastina Kurz: „Gar nicht gut!!! Wie kannst du das aufhalten?“
Tomas Schmid: „Ich terrorisiere gerade Mahrer und Kaszanits und mache denen das klar. Ich sitze da nicht drinnen. Leider“
Kurz: „Bitte. Kann ich ein Bundesland aufhetzen?“
Schmid: „Das sollten wir – wir schicken deinen Leuten heute auch noch die Infos“

Elementare Bildung, nicht Betreuung

Also Friede, Freude, Eierkuchen. Wären da nicht zwei Dinge.
Zuallererst: Kindergarten ist die erste Bildungseinrichtung, Kinder haben ein Recht darauf, von dafür ausgebildeten Pädagog:innen möglichst früh gefördert zu werden. Und gleichzeitig voneinander zu lernen – von gleichaltrigen oder/und älteren Kindern.

Der Leiter des Media Lab am weltberühmten MIT (Massachussetts Institute of Technology“ hatte übrigens vor 20 Jahren bei einer Pädagogik-Tagung in Hamburg (organisiert vom damals existierenden Lego Learning Institute), bei der KiJuKU, damals als KiKU (Kinder-KURIER) dabei war, das Auditorium eingangs gefragt: „Was war die wichtigste Erfindung der vergangenen 500 Jahre?“ (Dezember 2003)

Lifelong Kindergarten Group

Dampfmaschine, Buchdruck, Computer, Internet lauteten praktisch alle Zurufe. Und Resnick verblüffte mit seiner Antwort: „Nein! Es war die Erfindung des Kindergartens durch den Deutschen Friedrich Fröbel – die professionelle, außerhäusliche, ergänzende Früherziehung“.

Der Leiter des Media Lab, an dem übrigens das spielerische Programmier-Lern-Tool Scratch für schon sehr junge Kinder entwickelt wurde, nennt seine Abteilung seit jeher Lifelong Kindergarten Group! (Link dazu unten am Ende des Beitrages)

Kinderrecht

Es geht – oder vielmehr sollte darum gehen: Kinder haben ein Recht auch auf diese erste Stufe des Bildungssystems. Und nicht nur um „Betreuung“, damit Eltern was anderes machen können wie arbeiten gehen. Und genau vom letzteren kommt der jetzige Ansatz des aktuellen Kanzlers. Seit Langem fordern die Vertretungen der Unternehmer:innen aufgrund immer krasser werdenden Arbeitskräftemangels: „Die Kinderbetreuung in Österreich muss dringend ausgeweitet und verbessert werden. Das merken nicht nur die Betroffenen, das sagen auch die heimischen Expert:innen. Kinderbetreuung ist aber auch ein Thema mit großer wirtschaftlicher Relevanz. Denn fehlende Betreuungsangebote drängen viele Eltern – zumeist die Mütter – in die Teilzeit. Das verschärft den aktuell ohnehin dramatischen Arbeitskräftemangel in Österreich noch weiter.“ (marie.woko.at)

Gut, aber…

Schön und gut, wenn auch von dieser Seite der Druck auf mehr Plätze – und hoffentlich ausreichend – Personal in der Elementarpädagogik kommt, aber es sollte doch wohl darum gehen, dass Kinder ein Recht auf beste möglichst frühe Bildung haben: Und da geht’s nicht um Einpauken, sondern um altersadäquates soziales, kognitives, kreatives, sprachliches und so weiter spielerisches Lernen!

Unter dem Gesichtspunkt von „Kinderbetreuung“ wird es obendrein immer eine konjunkturabhängige Sache bleiben: Werden viele Arbeitskräfte gebraucht, also mehr Plätze;  schwächelt die Wirtschaftsentwicklung, werden weniger Arbeitskräfte gebraucht, dann wird wieder getrommelt: Kinder doch möglichst zu Hause zu betreuen ;(

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MIT -> Lifelong Kindergarten Group