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Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski

Radwege sollen nicht im Nichts enden, mehr Öffis, Regionales und bewusste Ernährung

„Ich war damals so ungefähr fünf Jahre, wollte mit dem Rad in den Kindergarten fahren, ohne dass es gefährlich ist. Weil das nicht gegangen ist, wollt ich einen Brief an den Bürgermeister schreiben.“ Das nannte Johanna Schellnegger (heute 15 Jahre) aus dem steirischen Gleisdorf kürzlich als ihr erstes Engagement in Sachen Klimaschutz. Gemeinsam mit fünf anderen Kindern und Jugendliche saß sie in einer der Podiums-Runden der Konferenz „Kinderrechte als Chance und Auftrag im Klimaschutz“.

Die Tagung fand zwischen dem 34. Geburtstag der UN-Kinderrechtskonvention (20. November) und dem Auftakt der aktuelle laufenden 28. Weltklimakonferenz (30.November – 12. Dezember 2023) im Wiener Volkskundemuseum statt.

Neben Fachleuten unterschiedlichster Sparten, Aktivist:innen und Politiker:innen war eben eines der Podien – noch immer eine Seltenheit bei Konferenzen – Kindern und Jugendlichen gewidmet. Neben der schon Genannten sprachen Felix Kaufmann, Marlies Pernsteiner, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski (zwischen 6 und 17 Jahren) – moderiert von Daniela Köck von der steierischen Mitbestimmungs-Initiative beteiligung.st.

Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski
Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski

Radwege ins Nichts

Weil sie damals natürlich noch nicht einen ganzen Brief schreiben konnte, „hab ich ihn meiner Mutter diktiert“, verrät Johanna Schellnegger Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auf Nachfrage in der anschließenden Pause. Die weitere Frage beantwortet sie so: „Nein, ich hab nie eine Antwort bekommen.“

Im Podium selber berichtet sie: „Heute gibt es zwar schon mehr Radwege in Gleisdorf. Aber immer noch auch welche, die plötzlich aus sind und wo dann nur „Ende“ steht. Wäre das bei einer Straße so, dann würden sich sicher viele Leute aufregen.“ Eigentlich wäre es sogar ziemlich undenkbar. Außerdem sollte es beim Schulessen auch vegetarische und vegane Kost geben.

Die öffentlichen Verkehrsverbindungen hätten sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert, aber noch sind nicht alle Busse barrierefrei, weist die 15-Jährige auf ein noch vorhandenes Manko hin. Außerdem wünscht sie sich mehr politische und Umweltbildung in den Schulen, um diese wichtigen Themen ausführlich zu behandeln.

Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski
Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski

Raaaaadfahren!

(Mehr) Radfahren war vor allem auch dem sechsjährigen Anton Jordan-Lichtenberger aus dem Burgenland, „in der Nähe von Eisenstadt“ ein großes Anliegen. Mindestens drei Mal wies er in der Podiumsrunde darauf hin. Für Umwelt und Natur habe er sich „so mit drei oder vier Jahren“ zu interessieren „begonnen als in Tier-Dokus angeschaut habe“.

Ernährung und billigere Zugreisen

„Das Internet is ned immer schlecht, bei mir hat das Interesse mit YouTube-Videos über Nachhaltigkeit angefangen, als ich ungefähr zehn war“, so die 17-jährige Marie Saubart. „Mir ist die Ernährung sehr wichtig. Aber vegetarisch oder vegan zu leben ist nicht immer einfach. In Gasthäusern gibt’s oft Viel Auswahl bei Speisen mit Fleisch; vegetarisch aber ganz wenig und vegan oft nur Pommes.“

Weiters wünscht sie sich „Züge attraktiver zu machen, vor allem preistechnisch. Wenn wir in der Familie über Urlaub reden und ich sage, na fahren wir doch mit dem Nachtzug, statt zu fliegen, sagen die Eltern: Viel zu teuer und zu lang.“

Marie Saubart, die in Hitzendorf, in der Nähe von Graz wohnt, nennt als Verbesserung zwar einen Busbahnhof, von dem „jede halbe Stunde ein Bus nach Graz fährt, aber die Verbindung zwischen den ländlichen Gemeinden ist noch nicht so besonders. Da musst du erst nach Graz und von dort dann in diesen Ort fahren.“

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eAutos für die Polizei

„Dass Zugreisen billiger sein sollen“, fordert auch die sechsjährige Marlies Pernsteiner aus Brunn (Niederösterreich). „Bei Autos soll es mehr mit E-Motor geben. Da könnte auch die Polizei zum Beispiel mit solchen fahren.“

Ganz nah – und öffentlich doch so fern

Felix Kaufmann (17) wohnt in Gerersdorf, einem 884-Einwohner:innen-Ort ganz nahe bei St. Pölten. Sein wichtigstes Anliegen ist eine brauchbare öffentliche Verkehrsverbindung. „Mit dem Auto ist es von uns nur ungefähr drei Minuten bis St. Pölten und trotzdem fährt zu uns der letzte Bus um 18 Uhr. Ich arbeite nach der Schule bis 18.30 Uhr. Am Wochenende fährt überhaupt nur ganz selten ein Bus zu uns oder von uns nach St. Pölten.“

Regionalität

Leo Bydlinski (17) aus Gratwein nördlich von Graz nennt als „mein wichtigstes Anliegen ist Regionalität – nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei anderen Produkten wie zum Beispiel Solaranliegen. Die sollten wir in Europa, am besten sogar in Österreich produzieren, um uns lange Wege aus Fernost und damit CO2-Ausstoß zu ersparen.“ Bei Lebensmitteln führt er obendrein noch an: „In vielen anderen Ländern gibt es ja auch weniger strenge Auflagen was gentechnische Veränderungen oder Einsatz von Pflanzenschutzmitteln betrifft.“

Und dann nennt er noch in Sachen Reisen: „Unsere Familie sucht auch in der näheren Umgebung schöne Strände, zum Beispiel in Albanien, da müssen wir dann nicht hinfliegen.“

Einige Artikel der Kinderrechts-Konvention

Bei dieser Konferenz „Kinderrechte als Chance und Auftrag im Klimaschutz“ wurde mehrfach auf einige Artikel der vor 34 von der UNO-Generalversammlung beschlossenen Kinderrechtskonvention hingewiesen, die den Zusammenhang zwischen beiden Materien beinhalten.

Zwar wurde in Österreich leider nicht die gesamte Kinderrechtskonvention in die Verfassung aufgenommen, aber wenigstens einige Artikel. In diesem Verfassungsgesetz über die Rechte der Kinder gibt es auch eine Präambel (Vorbemerkung). In der heißt es etwa im Artikel 1: „Jedes Kind hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind, auf bestmögliche Entwicklung und Entfaltung sowie auf die Wahrung seiner Interessen auch unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit. Bei allen Kinder betreffenden Maßnahmen öffentlicher und privater Einrichtungen muss das Wohl des Kindes eine vorrangige Erwägung sein…“

16.000 Kinder und Jugendliche wirkten weltweit an Kommentaren mit

Verstärkt wurde nicht zuletzt das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Schutz vor Umweltschäden, die ja unter den Folgen der Klimakrisen noch viel länger und mehr zu leiden haben/hätten, durch den „General Comment Nr. 26“ zu der Kinderrechtskonvention. In mehreren Jahren hatten insgesamt mehr als 16.000 Kinder und Jugendliche in 121 Staaten der Erde an diesen Kommentaren mitgewirkt.

Ingrid Pintaritsch von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar und Sebastian Öhner von der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft fassten die wichtigsten Punkte aus diesem neuen Allgemeinen Kommentar zur Kinderrechtskonvention zusammen:

Forderungen in Österreich

Aus den beiden obigen Absätzen leiten Österreichs Kinder- und Jugendanwaltschaften folgende Forderungen ab: Klimaschutzgesetz mit Schutz ökologischer Kinderrechte und verstärkte Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in Fragen von Klima- und Umweltschutz.

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Schriftliche Kinder- und Jugendstimmen

Weitere Konferenz-Fotos

Collage aus den Zeichnungen der Sieger:innen aller vier Altersgruppen beim Unicef-Ideenbewerb "Denk dir die Welt"

Unsere Welt ist kunterbunt – und so soll es sein!

„Unsere Welt ist kunterbunt
und jeder ist froh und gesund
im Körper und im Geiste.
Wir wissen auch das meiste.
Ein jeder hat den anderen gern,
egal ob Nachbar oder fern.
Ob dünn, ob dick, ob breit, ob schmal,
schwarz, weiß, rot, gelb ist ganz egal
.
Ob lesbisch, hetero oder schwul
wir finden wirklich jeden cool.
Nahrung ist für alle da:

Das ist doch wirklich wunderbar.
Das wäre unsere ideale Welt,
So wie sie uns sehr gut gefällt.“

Dieses Gedicht – handgeschrieben und jedes Wort in einem bunt umrandeten Feld, dazu noch gemalte Bilder der Weltkugel, eine Waage im Gleichgewicht, eines Kindes im Rollstuhl mit einem Teddybären in den Armen, einem fröhlich tanzenden einarmigen Mädchen und etlichen Hashtags, die für Gender-Gerechtigkeit, Menschenrechte, gegen Diskriminierung usw. stehen … – mit dieser Zeichnung plus Gedicht reihte sich die 13-jährige Cora in Lieste der Gewinner:innen der dritten Auflage des Kreativbewerbs „Denk dir die Welt“ der Österreich-Sektion des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, ein. Sie belegte den dritten Platz in der Altersgruppe der 11- bis 13-Jährigen.

„Ich wünsche mir Frieden – für immer und für alle. Manchmal bekomme ich Angst, wenn ich Nachrichten vom Krieg höre. Das muss aufhören!“
Corinna, 12 Jahre

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Grenzenlose Vielfalt

Buntheit und Vielfalt dominierten viele Bilder. Sabrina (16), die mit „Meine Welt“ den zweiten Platz in ihrer Altersgruppe (14 – 17) belegte, erklärte auf der Bühne ihr Anliegen so: „Mein Bild ist ein farbliches Durcheinander“ – auf die Zwischenbemerkung der Moderatorin „das macht nix“, meinte die Jugendliche aber „das ist ja genau der Sinn, weil unsere Gesellschaft ist eben ein gemischtes Durcheinander. Es ist eben jede und jeder anders…“ Außerdem habe sie bewusst keine Ländergrenzen auf ihrer Weltkarte eingezeichnet. Es sei eben eine Welt und mit ihrem Bild wolle sie bestärken, „dass wir alle zusammenhalten sollen“.

Werke der Gewinner:innen

Die Bilder aller jeweils fünf Gewinner:innen in den vier Altersgruppen – sowie Screenshots der jeweils vier Text- bzw. Video-Gewinner:innen sind hier auf dieser Seite in Bilder-Galerien veröffentlicht.

Jüngste Gewinner:innen

Beste Bilder der 9- bis 10-Jährigen

Top-Werke der 11- bis 13-Jährigen

Älteste Gewinner:innen (14 bis 17 Jahre)

Sonderpreis

Die besten Texte

Die vier von der Jury ausgezeichneten Texte hier als Fotos, den Text des Siegers, Sebastian Knap (14), darf Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… in voller Länge – leichter als hier unten lesbar – veröffentlichen; der Übersichtlichkeit wegen in einem eigenen Beitrag, der weiter unten verlinkt ist.

Hier geht’s zum besser lesbaren Text „Club der Außenseiter“ von Sebastian Knap (14)

Ideen-Katalog mit 126 Werken

Noch viel mehr als die prämierten Werke – wie immer fiel die Auswahl sehr schwer (KiJuKU war auch Teil der Jury) – gibt es im Ideen-Katalog von Unicef, nämlich 126 Bilder bzw. Texte. Die ersten gedruckten Exemplare wurden am Freitag (25. November 2023) bei der Gala in der Erste-Bank-Hall, wo die besten der jungen Kreativen ausgezeichnet wurden, überreicht. Und diesen Katalog mit … Arbeiten gibt es auch online – bei den Screenshots aus den Videos jeweils dabei ein QR-Code, der zum jeweiligen Video führt.

„Ich bin zu schüchtern, um meine Wünsche laut rauszuschreien. Durchs Zeichnen konnte ich zeigen, was mir wichtig ist. Es war sehr schön dabei sein zu können! Es ist gut, dass Erwachsene auch mal auf Kinder hören!“
Nico, 8 Jahre

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Kinder und Jugendliche in der Jury

In der Jury, die aus allen – analog und digital – eingesandten Arbeiten die Top-Werke aussuchte, waren übrigens erstmals Kinder und Jugendliche aus allen vier Alterskategorien: Nico (8), Jakob (11), Luisa (13) und Nusaiba (17). Diese vier hatten zuvor bei der zweiten Ausgabe des Bewerbs Top-Plätze belegt. Kinder und Jugendliche waren auch Teil der beiden Diskussionsrunden zu „Frieden & ein gutes Miteinander“ sowie über „Klima- und Umweltschutz“. In Letzterer, in der auch die Umweltministerin Leonore Gewessler saß, verlangten vor allem die beiden Jugend-Delegierten bei der diese Woche in Dubai beginnenden 28. Welt-Klimakonferenz (COP – Convention on Climate Change) Jasmin Lang und David Jablonski, dass auch Österreich im Umweltbereich „seine Hausaufgaben“ machen muss. Immerhin warten alle seit mehr als 1000 Tagen auf ein Klimaschutzgesetz.

„Dass keine Papas und Kinder in den Krieg ziehen müssen, und andere auch nicht. Keine Kriege mehr und, dass der Frieden zurückkehrt.“
Michael, 12 Jahre

Themen-Hitliste

Klima- und Umweltschutz waren auch die meisten der Einsendungen gewidmet, gefolgt von Frieden & gutem Miteinander; Freundschaft, Zusammenhalt, Familie und Solidarität. Viele der Werke – ob in Bildern, Texten oder Videos durchzog auch der Wunsch, dass alle Menschen gleichwertig behandelt, niemand diskriminiert und ausgegrenzt wird. Und dabei gehe es um Chancen-Gerechtigkeit und nicht (nur) Gleichheit. Am besten drückten das ein Vergleichsbild aus, für das Muhammed Amir, Ahmad und Ismael aus einer Flüchtlingsunterkunft des Roten Kreuzes Anleihe bei einem bekannten Cartoon genommen haben. Unterstützt vom Graffitikünstler Manuel Skirl malten sie auf dem rechten Bild drei unterschiedlich große Menschen auf gleich hohen Kisten, die über eine Bretterwand schauen wollen. Und die drei gleichen Menschen – der Größte braucht gar keine Kist, der kleinste Mensch steht dafür auf zwei Kisten und kann auch drüber schauen!

Zu diesem Thema meinte vor allem Lisa Wolfsegger von der asylkoordination, dass endlich in Österreich alle Kinder und Jugendlichen gleichbehandelt werden sollten – also auch jene, die hier ihre Zuflucht finden. Wofür es besonders starken Applaus gab.

Musikbeiträge

Kräftigen Beifall gab es auch für Yara-Lucia (9) und die gleichaltrige Amira, die ihre Songs aus ihren Videos live auf der Bühne performten. Musikalisch wurde übrigens auch eröffnet, von drei Sängerinnen mit dem Song „Past-Self“ aus dem Projekt „Demokratie, was geht?“

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Titelseite des neuen Denk-dir-die-Welt-Ideenkatalogs
Titelseite des neuen Denk-dir-die-Welt-Ideenkatalogs

unicef.at/ – Ideenkatalaog 2023

Rebels of Change Jugendforum 2023 im Kulturareal Brotfabrik

Zukunft ist jetzt – Nachhaltigkeit unterschätzt

Es ist 2023 und die Zukunft ist jetzt
Noch immer wird Nachhaltigkeit unterschätzt
Mit kritischen Stimmen stellen wir fest
Unsere Forderungen brauchen ein Manifest
Wir junge Rebell:innen haben vieles zu sagen
Es liegt der Kurs der Entwicklungsziele im Argen
Unser Jugendforum fördert zu Tage

Wir befinden uns in einer kritischen Lage

Das sind acht von 156 – gereimten – Zeilen, die rund zwei Dutzend Jugendliche Anfang Oktober am Ende eins zweitägigen intensiven Gedankenaustausches und künstlerischer Workshops in Gruppenarbeiten in ihrem „poetischen Manifest“ formuliert haben. „Rebels of Change“ nennt sich das Jugend-Forum, zu dem die entwicklungspolitische NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) „Südwind“ immer wieder Jugendliche selbst einlädt, um deren eigene Standpunkte zu erarbeiten und vorzustellen.

Zwei Dutzend Jugendliche und junge Erwachsene setzten sich ein Wochenende lang intensiv vor allem mit sechs der 17 von der UNO gemeinsam beschlossenen Nachhaltigskeitsziele (Sustainable Development Goals – SDG) auseinander, die sie zu Beginn selbst ausgewählt haben. Diese sechs SDG-Ziele (Link zum Wikipedia-Artikel über alle 17 SDG-Ziele am Ende des Beitrages) waren:
1 – Keine Armut
3 – Gesundheit und Wohlergehen
4 – Hochwertige Bildung
5 – Geschlechter-Gleichheit
12 – nachhaltige/r Konsum und Produktion
13 – Maßnahmen zum Klimaschutz

Rebels of Change Jugendforum 2023 im Kulturareal Brotfabrik
Foto aus dem Skulpturen-Workshop

Kreativ umsetzen

Für ihr zum Abschluss entstandenes Manifest schreiben sie zunächst zu diesen auf, wie sie den derzeitigen Zustand – in der Welt, aber nicht zuletzt in Österreich sehen, um daraus in der Folge Forderungen abzuleiten und letztlich die Stichworte und Sätze zu reimen.

Davor hatten sie an den beiden Tagen schon ihre Gedanken – aufgeteilt – in drei künstlerischen Workshops erarbeitet und zum Ausdruck gebracht: Schauspiel (mit Joschka Köck vom Theater der Unterdrückten), Comic-Illustration (Esma Bošnjaković – Sturdelworte) und Bildhauerei (Osama Zatar), die in den vergangenen Monaten auch mit Jugendlichen für das Festival „DWG – Demokratie, was geht?“ gearbeitet hatten.

Über den zuletzt genannten Workshop erzählt Nicola im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…:
Nicola: Ich habe mich dem Bildhauerei Workshop gewidmet. Das war mir am weitesten entfernt und das habe ich als Möglichkeit gesehen, einmal hineinzuschnuppern.

KiJuKU: Wie habt ihr diese Hände im Workshop gemacht?
Nicola: Erstmal haben wir unsere Hand in ein Gefäß gegeben, wo wir eine silikonartige Substanz eingefüllt haben. 10 Minuten dauert es bis sie trocknet und dann ist ein Abdruck von unserer Hand in diesem Silikon entstanden. Diesen haben wir dann mit Gips gefüllt und das getrocknete Silikon aufgeschnitten. Unser Ziel war es, viele dieser Forderungen, die wir an die Politik haben, kreativ darzustellen. Mir war das Recht auf Bildung sehr wichtig. Deswegen habe ich eine Hand gemacht, die einen Stift haltet als Symbol für die Schulbildung.

Was an den Spruch der jüngsten Friedens-Nobelpreisträgerin (mit 17 im Jahr 2014) aller Zeiten Malala Yousafzai erinnert: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern.“

Zum ausführlichen Interview mit Nicola geht es hier unten.

Skulpturen

Zu den einzelnen Skulpturen formulierten die neuen Bildhauer:innen ihre Forderungen, zur Bildung etwa: „Wir fordern kreativere Menschen im Bildungswesen. Wir fordern eine Erneuerung des Bildungswesens, sodass es sinnvoll an heutige Bedürfnisse angepasst ist.

Hier nun die anderen Skulpturen – sowie jene Forderungen für die sie stehen:

Eine kämpferisch erhobene Faust, die die Erde hält steht für „Wir fordern, dass Klimaschutz gesetzlich verankert wird!“

Die Hand einer wohlhabenden Person (symbolisiert durch Ringe) hält die meisten Münzen in der Hand, die anderen Hände strecken sich danach aus und haben selbst zu wenig. Das steht für die Forderung nach Vermögensumverteilung.

Eine Männerhand, die einen Frauenmund zuhält und eine Frauenhand, die versucht die Männerhand wegzuziehen ist die dreidimensionale kreative Umsetzung der Forderung nach „mehr Frauenrechten“ sowie nach „Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung ohne Vorurteile“.

Schließlich steht eine aufrechte Hand auf einer Eisscholle und hält eine Sanduhr. Damit drücken die Teilnehmer:innen – stellvertretend für alle Forderungen – aus: Die Zeit läuft ab, wir müssen jetzt handeln!

Einige der Comics

Für Comics-Zeichnen hatte sich unter anderem Aeron entschieden, der dazu folgendes meinte:
KiJuKU: Was nimmst du jetzt von den zwei Tagen mit?
Aeron: Dass man Forderungen auch kreativ verarbeiten kann und dass es da Möglichkeiten gibt, an die ich vorher gar nicht gedacht habe. Ich habe mich für Comics entschieden. Es muss nichts Aufwendiges sein, es reichen so simple Sachen, wie ein Strichmanderl.
Das ausführliche Interview mit Aeron gibt es hier unten

Zehn Forderungen für eine nachhaltigere Zukunft

1. Wir fordern mehr Frauenrechte und eine konsequente Umsetzung der Rechte und Sanktionen bei deren Verletzungen!
2. Wir fordern eine Erneuerung des Bildungswesens, sodass es an die heutigen Bedürfnisse sinnvoll angepasst ist!
3. Wir fordern eine Vermögensumverteilung!
4. Wir fordern, dass Klimaschutz gesetzlich verankert wird!
5. Wir fordern kreativere Menschen im Bildungswesen!
6. Wir fordern, dass Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen ohne Vorurteile begegnet wird, sowie einen leichteren Zugang zu medizinischen Möglichkeiten der Geschlechtsänderung und eine Erleichterung von Namensänderungen!
7. Wir fordern zugängliche, nachhaltige Menstruationsprodukte und Verhütungsmittel für alle!
8. Wir fordern eine strengere Bekämpfung von Kinderarbeit und Sklaverei!
9. Wir fordern, dass es keine Massentierhaltung mehr gibt!
10. Wir fordern strengere Tierschutzgesetze!

Zum Poetischen Manifest geht es hier unten

Das Poetische Manifest des
Das Poetische Manifest des „Rebel of Change“ Jugendforums Anfang Oktober 2023

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Wikipedia-Artikel über die 17 Nachhaltigskeitsziele, SDG

Aeron schaut auf einige der in Sprechblasen formulierte Forderungen des Jugendforums

Schon viele Jahre Aktivist, vor allem in Klimafragen

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… konnte gegen Ende des „rebellischen“-Jugend-Workshops sich ein bisschen umschauen und -hören und durfte mit zwei jungen Teilnehmer:innen Interviews führen.

KiJuKU: Wie kann man sich diese Workshops „Rebels of Change“ vorstellen?
Aeron: „Rebels for Change“ ist eine Initiative von Südwind mit konkreten Forderungen, die vorher zusammengetragen worden sind. Ich habe mich vorher nicht besonders damit beschäftigt, sondern habe nur gesehen, dass es das gibt und mich angemeldet. Jetzt bin ich hier und es hat mir voll getaugt. Für die Workshops haben wir uns zügig in drei Gruppen aufgeteilt. Es gab Comics-Zeichnen, Bildhauerei/Gießen und einen Schauspielkurs.

Aeron (links) im Interview mit KiJuKU, u..a Stefanie Kadlec, die in den Journalismus hineinschnuppert
Aeron (links) im Interview mit KiJuKU, u..a Stefanie Kadlec, die in den Journalismus hineinschnuppert

KiJuKU: Wofür steht eure Initiative?
Aeron: Man kann es zusammenfassen in alles, was in Richtung Klimaschutz, Feminismus und Tierschutz geht.

KiJuKU: Wie genau bist du zu Südwind gekommen?
Aeron: Ich bin derzeit dank einer kleinen Umstellungsphase in einer AMS (Arbitsmarkservic) Teilzeitstruktur als Teilnehmer. Meine Betreuerin hat es im Internet gesehen und gesagt, das wäre was für mich. Das ist ganz unkompliziert gegangen.

KiJuKU: Das heißt, dass du dich auch schon vorher in diversen oder unterschiedlichsten Initiativen engagiert hast?
Aeron: Als Fridays for Future 2019 angefangen hat, war ich bei ein paar wenigen Streiks dabei. Dann war Corona und während meinem Maturajahr bin ich durch Zufallslosung zum Klima-Rat (rund 100 zufällig ausgeloste Bürger:innen hatten in mehreren Monaten an Wochenenden sich auf gemeinsam Forderungen für mehr Klimaschutz geeinigt und dies der Politik übergeben) gekommen. Aus dem Klimatrat der BürgerInnen hat sich der Verein des Klimarats der BürgerInnen gebildet, der versucht mit Veranstaltungen Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung zu schaffen. Im Rahmen dessen bin auch weiterhin im Klimabereich aktiv.

Aeron (links) im Interview mit KiJuKU, u..a Stefanie Kadlec, die in den Journalismus hineinschnuppert
Aeron (links) im Interview mit KiJuKU, u..a Stefanie Kadlec, die in den Journalismus hineinschnuppert

KiJuKU: Klima ist sozusagen dein Schwerpunktthema?
Aeron: Eigentlich schon. Ich gehe als Klimarat in Schulen und halte Vorträge. Nebenbei engagiere ich mich auch für Feminismus und gegen Sexismus, zum Beispiel in der Verwandtschaft oder am Dorfstammtisch, aber das weniger in einem größeren Ausmaß, sondern nur im Privatbereich.

KiJuKU: Aus welchem Dorf bist du?
Aeron: Ich bin aus Oberösterreich, dem Innviertel, aus dem Bezirk Ried im Innkreis. Die Gemeinde ist Kirchdorf am Inn.

KiJuKU: Du hast gesagt, du engagierst dich auch im privaten Bereich. Geht es darum, mit den Leuten zu diskutieren und sie zu überzeugen?
Aeron: Genau, alte Sichtweisen aufzubrechen, Verständnis dafür zu schaffen, dass sich das Denken geändert hat und Gedanken challengen. Dass ich ihnen einfach ein anderes Beispiel vorzeige, wo es ihnen dann wie Schuppen von den Augen fällt. Natürlich bin ich oft konfrontiert, dass jemand sagt: „Dann derf ma ja überhaupt nix mehr sogn!“
Darum geht es ja. Wenn man sein Leben lang eingetrichtert bekommt, das passt schon, und dann kommt ein Junger und sagt: Das passt nicht

Aeron schaut auf einige der in Sprechblasen formulierte Forderungen des Jugendforums
Aeron schaut auf einige der in Sprechblasen formulierte Forderungen des Jugendforums

KiJuKU: Ist das in einem kleinen Dorf nicht schwieriger als in der Großstadt?
Aeron: Durchaus. Ich bin am Dorf geboren und aufgewachsen, ich bin ein Dorfkind mit Leib und Seele. Mit allen negativen Seiten, die das Dorfleben mit sich bringt, zum Beispiel die Verbreitung von Nachrichten und Gerüchten wie ein Lauffeuer und dass dich alte Leute am Stammtisch nicht verstehen oder sagen: „Mei du liabs Mädel, du Schatzi.“ Was man dann auf der anderen Seite doch aber hinnimmt, weil man es nur so gekannt hat. Das ist eine kleine Gratwanderung.

KiJuKU: Du fühlst dich im Dorf aber trotzdem wohl, auch wenn du wahrscheinlich eine Minderheitenmeinung hast.
Aeron: Ja absolut. Als ich mir meine Haare abgeschnitten habe oder auf einmal ein Regenbogenband getragen habe, habe ich über Umwege mitbekommen, dass die Leute eine Freundin von mir angeredet und gefragt haben, was mit mir los sei. Ob ich nicht weiß, was ich bin oder was ich tue.

Ich finde so etwas einfach nur lächerlich, kann aber zum Glück darüber lachen. Ich habe meiner Freundin gesagt, sie soll ihnen einen schönen Gruß ausrichten und nächstes Mal sollen sie einfach zu mir kommen, dann kann ich es ihnen erklären. Ich nehme so etwas recht unkompliziert und habe auch das große Glück, dass mein Familienumfeld, was meine Identität betrifft, sehr offen ist.

Aeron zeigt seinen Comic
Aeron zeigt seinen Comic

KiJuKU: Du hast dir deinen Namen selber ausgesucht, wie kamst du auf „Aeron“?
Aeron: Ich hab gefragt, „Hey du Spezl, was sind deine top zehn geschlechtsneutralen Namen. Er schickt mir eine Liste. Der wird’s. Es hört sich komisch an, aber so war es.

KiJuKU: Deine Tattoos stellen chemische Verbindungen dar?
Aeron: Das sind Dopamin und Serotonin, die Glückshormone. Das ist die einzige Chemie, die ich in meinem Körper haben will und von der ich glaube leider zu wenig zu haben.

KiJuKU: Was nimmst du jetzt von den zwei Tagen mit?
Aeron: Dass man Forderungen auch kreativ verarbeiten kann und dass es da Möglichkeiten gibt, an die ich vorher gar nicht gedacht habe. Ich habe mich für Comics entschieden. Es muss nichts Aufwendiges sein, es reichen so simple Sachen, wie ein Strichmanderl.

Stefanie Kadlec, 17 und
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Zum Interview mit Nicola geht es hier unten

Und zu einem Überblicks-Bitrag über dieses „Rebels-of-Change“-Wochenende samt vielen Fotos, den Forderungen und dem dabei erarbeiteten Manifest geht es hier unten.

Kundgebung des österreichischen Klimarates und der Initiative Klima-Volksbegehren

Lautstark für Umsetzung der Klimarats-Vorschläge

Es ist nicht 5 vor 12, sondern genau um 12 Uhr Mittag, also sozusagen high noon, erklangen am Dienstag (4. Juli 2023) vor dem Parlament in Wien Trillerpfeifen, Trommelschläge – auf Kochtöpfen und die Rufe, wie sie von Fridyas-for-Future-Demos bekannt sind: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!“

Zur Kundgebung hatten der Klimarat und Initiator:innen des Klima-Volksbegehrens aufgerufen – praktisch nur intern und so blieb die Kundgebung von der Teilnehmer:innen-Zahl recht überschaubar. Grund und Anlass zugleich: Vor einem Jahr hatten die Klimarät:innen – zufällig vom Klimaschutzministerium eingeladene Bürger:innen, die sich monatelang in Wochenend-Diskussionen Maßnahmen überlegt hatten, diese an die Politik übergeben. 93 konkrete Vorschläge wurden von Klimaministerin Leonore Gewessler sowie Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher entgegen genommen – mit dem Versprechen, möglichst vieles davon umzusetzen.

Weil bislang davon wenig zu sehen, hören und erleben war/ist, gab’s am Dienstagmittag diese Unmutskundgebung mit den zentralen Forderungen „Wissenschaft und Klimarat ernst nehmen!“ sowie „Klimaschutz blockieren ist ein Verbrechen!“. Auf dem erstgenannten Transparent hatten auch Kinder und Jugendliche unterschrieben wie an deren Geburtsdaten ersichtlich – Magda, 2013; Aimé, 2011; Sebastian, 2007; Alba, 2011.

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Klimarat

klimarat -> Endbericht

Foto rund um die Preisverleihung im Vorjahr

Noch bis Mitte Jänner: Junge Projekte für Klimaschutz einreichen

Nur noch bis 15 Jänner 2023 können Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (bis 30 Jahre) Projekte für den „Climate Action Award 2023“ einreichen. Junge Menschen engagieren sich weltweit – und auch in Österreich – stark für Klimaschutz – in vielfältigster Form.

Die BundesJugendVertretung und das Klimaschutzministerium wollen am 22. Februar (2023) beim nächsten Klimajugendrat im Parlament (dem alten, neu renovierten) die besten Projekte auszeichnen und belohnen (500 €-ÖBB-Gutscheine und klimafreundliche Goodie-Packages).

Eingereicht werden können Projekte in drei verschiedenen Kategorien:

Klimahandeln: Essen, Öffis, Energie – viele Bereiche spielen beim Klimaschutz eine Rolle. Deine Aktion trägt dazu bei, die Klimakrise einzubremsen oder besser zu bewältigen.

Klimadialog: Richtig reden übers Klima ist dir wichtig? Egal ob generationenübergreifend, mit der Politik, in deinem persönlichen Umfeld – dein Projekt spricht klimarelevante Themen öffentlichkeitswirksam an.

Klimakunst: Du setzt dich auf kreative Weise mit der Klimakrise auseinander. Mit Bild, Text, Video, Musik oder einem Format deiner Wahl schaffst du Bewusstsein und regst andere zum Nachdenken an.

Einreichen können sowohl einzelne junge Menschen als auch Gruppen – ob aus Organisationen oder privaten Initiativen

Zum Einreichformular geht’s hier