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Szenenfoto aus "Body Music Explosion"

Hin- und mitreißende Körpermusik-Tanz-Performance

Zwischen aufspringen und mittanzen oder wenigsten -swingen wollen einer- und phasenweise wiederum sich fast meditativ fallen lassen reißen dich die fünf Performer:innen in „Body Music Explosion“ von Theater Foxxfire! auf den Sitzreihen des großen Saals im Dschungel Wien hin und her. In schier unglaublich perfektem Timing klatschen und stampfen sie fast ohne Ende – Body-Percussion und Mundmusik sind ihre Instrumente.

Wandlungsfähig wie ihr Tempo, ihre Rhythmen ist ihr Auftreten, sind ihre Kostüme (Ausstattung: Karoline Hogl). Kommen sie nach unzähligen erst in Reih und Glied eingeblendeten kleinen projizierten Punkten, die sich durch Töne und Klänge zu bewegen beginnen, zunächst als geschleckte uniformierte Musterschüler:innen auf die Bühne, so entledigen sie sich bald dieser Maskerade.

Gemeinsam erarbeitet

Das Quintett, das Regie, Choreo und Musik gemeinsam ausgesucht und erarbeitet hat, „explodiert“ immer wieder und bleibt dennoch stets im Gleichklang – ob synchron oder als Weitergabe der Impulse von einer zum anderen. In der Anfangsphase scheint es als könnten die fünf Performer:innen, die mit ihren Körpern Musik machen, ganz ohne Atempause auskommen. Erst nach rund ¼ Stunde kurz mal Break (Pause). Aber schon geht’s wieder weiter – immer wieder Tempo- und Rhythmuswechsel. Hin und wieder fast szenische kleine Erzählungen. Wenn Text zu Gesang kommt, dann nur englische Fragewörter. Die unterschiedliche Intonation von „what“ (was) beispielsweise ergibt fast schon eine kleine Geschichte.

Hin und wieder löst sich die 5er-Formation auf, Duette werden gespielt/getanzt, ge-körper-trommelt – vom an eine Kinderspiel erinnernden abwechselnden Handklatschen in komplizierter Abfolge bis zum gegenseitigen Necken. Nebeneinanderstehend mit der eigenen Hand den anderen an der weiter entfernten Schulter antippen, als käme jemand von der anderen Seite 😉

Und alles vor ständig wechselnden auf die jeweilige Bewegungsformation abgestimmten Visuals, die – ebenso wie das Konzept für diese hin- und mitreißende Performance – von Richard Schmetterer kommt, der auch Teil der Performance-Gruppe ist, die sich Groove-Crew nennt.

Als Antwort auf den – erwartbaren jubelnden Applaus – hat die Crew eine Zugabe einstudiert – bei der sie zum Mitklatschen und -stampfen einlädt.

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Szenenfoto aus "Zucht Neue Zeiten brauchen neue Körper"

Aus dem Gemälde ausbrechen – aber wohin?

Erst als alle sitzen geht das Licht im davor komplett dunklen Saal an, die vier Schauspielerinnen stehen, sitzen, liegen wie hingemalt. Lisa Oberleitner, die Einzige, die steht, beginnt als einzige zu sprechen. Erzählt, dass sie eben alle aus einem Gemälde seien. Oder sich in einem solchen befinden. Inspiriert von Claude Monets „Frühstück im Grünen“, das sie nicht 1:1 nachstellen (das sagt sie nicht), fühle sie sich doch ein wenig langweilig. Immer starr stehen zu müssen, in die gleiche Richtung zu schauen … befürchte auch, dass diejenigen, die sie anschauen sich fadisieren könnten…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Zucht Neue Zeiten brauchen neue Körper“

So startet das – nach jahrelanger Pause wiederaufgenommene Stück „Zucht – Neue Zeiten brauchen neue Körper“ des Grazer Jugendtheaters taO! (Theater am Ortweinplatz), das derzeit ein Gastspiel im Wiener Off-Theater gibt. Nach der eingangs geschilderten Szene: Black. Licht. Alles sieht gleich aus. Fast. Der Wechsel zwischen finster und hell wiederholt sich fast ¼ Stunde lang. Bei genauerem Hinschauen sind Veränderungen zu bemerken, manchmal kleine, dann wieder größere. Sehr oft mit Kleidertausch oder -wechsel. Blitzschnell (da steckt ein Trick dahinter!)

„Pumpen“

Irgendwann beginnen nach einem Black die vier Schauspielerinnen – neben der genannten noch Carmen Schabler, Maria Prettenhofer und Anna Weber – aus dem Bild zu treten. Und dann ganz kräftig sehr körperlich zu performen, zu „pumpen“, ihre Körper zu „optimieren“, auf voll sportlich durchtrainiert. Immer wieder kehren sie ins Gemälde zurück. Aber auch davor und rundherum verfallen die vier regelmäßig von Bewegungen in Standbilder – mit unterschiedlichen eingeblendeten Übertiteln – von Shopping-Mädchen bis zu Soldatinnen. Anspielungen auf Krieg gibt es mehrere in diesen Szenen der (Selbst-)Optimierung zu Kampfmaschinen. Und den Bogen zu ebensolchen auch für den alltäglichen Kampf im Konsumismus.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Zucht Neue Zeiten brauchen neue Körper“

Gleich und anders

Wieder einmal zurück im „Gemälde“ philosophieren sie über Gleich und Anders: Ab wann werden aus gleichen Dingen doch unterschiedliche. Und wie ist das, wenn trotz gleicher Äußerlichkeit sich das innere Gefühl ändert – sind sie dann trotzdem anders?

Trotz aller körperlicher Optimierung und tiefschürfender Reflexion irgendwas fehlt, meinen die vier. Irgendwas spüren wollen sie. So wie so manch Jugendliche sich ritzen, um doch etwas zu empfinden, bettelt erst die besonders drahtige Anna Weber, die bei den „Pump“-Standbildern fast jeden einzelnen Muskel zur Geltung bringt, um eine Watsch’n.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Zucht Neue Zeiten brauchen neue Körper“

Etwas spüren wollen

Zögerlich, fast widerwillig kriegt sie dann auch solche. Echte, keine gefakten Bühnen-Ohrfeigen. Da klatscht es richtig auf den Wangen. Nur kurz, denn die Rollen wechseln: Lisa Oberleitner wird von einer Mitspielerin gehalten, die beiden anderen kleschen links und rechts auf ihre Wangen ein. Ihr kommen Tränen – echte. Dennoch verneint sie die Fragen, ob’s weh tut. Unerträglich zum Zuschauen, allein das Geräusch tut beim Wegschauen weh. Muss auch den Zuschlagenden weh tun.

„Das war aber keine Vorgabe von der Regie“ (Miriam Schmid und Simon Windisch), sagen mehrere der Schauspielerinnen zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „das hat sich aus den Proben so ergeben, natürlich ist es sehr hart auch für uns, die hinhauen.“ Und die Geschlagene meint: „Bei den Proben hat sich herausgestellt, dass ich leicht wirklich zum Weinen gebracht werden kann. Wir haben dann einiges ausprobiert. Und bei Aufführungen ist es ganz unterschiedlich: Manche Leute müssen sogar rausgehen.“

Weniger offensichtlich, aber um nichts weniger brutal eines der jahrzehntelang gesungenen und gespielten Lieder von einem „schwarzbraunen Mädel“ und ihrer Vergewaltigung durch einen Unteroffizier.

Heftig und doch oder gerade auch deswegen sehens- und erlebenswert diese 1 ¼ Stunden des Gastspiels aus Graz. Alle vier Darstellerinnen kommen aus den einstigen Jugend-Werkstätten des Theaters am Ortweinplatz und sind aber ganz andere Studienwege gegangen, haben aber für diese Aufführungen wieder zusammengefunden und bringen nach ganz wenigen Wiederaufnahmeproben dieses extrem körperbetonte, exakte Spiel auf die Wiener Bühne.

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Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Zucht Neue Zeiten brauchen neue Körper“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Muskel, Furz und Superkraft"

Du hast Superkräfte – und bist dabei nicht allein

„Schau dir mal deine Füße an. Eigentlich sind sie recht klein und trotzdem tragen sie doch durch den ganzen Tag … schreibt die Autorin auf der zweiten Doppelseite des Bilderbuchs; auf der ersten, auf der es – das ganze Buch hindurch – um deinen, den menschlichen Körper geht. Dass es auch andere Körper gibt – zeigt dir die erste Doppelseite – ein ausgezeichnetes Zusammenspiel von knappem Text und großen, bunten Bildern, die den Horizont immer wieder ganz schön erweitern.

Sara Schausberger (Text) und Valerie Tiefenbacher (Illustration) haben mit „Muskel, Furz und Superkraft“ ein amüsantes, interessantes Sachbuch schon für sehr junge Kinder (angegeben ab 3 Jahren) zum Schauen, (Vor-)Lesen, und zum Überprüfen anhand des eigenen Körpers geschaffen. Wobei der Furz aus dem Titel im Buch selber dann „nur“ am Rande vorkommt – als eine der Zeichnungen über Töne und Geräusche, die du selbst mit deinem Körper erzeugen kannst 😉

Es finden sich aber auch – textliche und bildlich Anregungen, über das rein Körperliche hinauszu„sehen“ – etwa auf der Doppelseite wo es ums Sehen geht und der Satz steht: „Mach fest die Augen zu … – siehst du das Licht tanzen“. Sozusagen noch eine Superkraft, die der Vorstellung.

Und du findest vielleicht auch die eine oder andere überraschende Information über deinen Körper.

Ach, Superkräfte haben nicht nur unsere kleinen Füße, die uns herumtragen, angesprochen wird auch jene, dass kleine Verletzungen ganz von alleine heilen können – also wirklich super – die Körper der Menschen. Und zwar alle, ohne sie zurechtschnippeln zu müssen/sollen, übrigens auch, wenn bei dem einen oder der anderen manches nicht so funktioniert wie bei den meisten – das wäre ein Aspekt, der dem Buch auch noch gut getan hätte.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Muskel, Furz und Superkraft“