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Foto aus einer früheren "The Choreography"-Performance

Publikum erobert den Tanzboden

Schuhe ausziehen, Handys abschalten, Kopfhörer auf und rauf auf einen großen weißen Tanzboden. „Kommt in der Gruppe zusammen“, „geht auseinander“, „geh langsam“, „galoppiere durch den Raum“, „leg dich auf den Boden, entspann dich“… diese und viele Anweisungen, gelangen in die Ohren der Teilnehmer:innen von „The Choreography“. Mit dieser Performance gastiert die schwedische Gruppe „Johanssons pelargoner och dans“ beim zehnten spleen*graz.

Foto aus einer früheren
Foto aus einer früheren „The Choreography“-Performance

Keine Angst, nur Anregungen!

Die rund ¾-stündige Performance ist keine zum Zuschauen, sondern nur und ausschließlich zum Mitmachen. Doch keine Angst, bevor alle ihre Kopfhörer aufsetzen, erfolgt noch die Vorbemerkung, dass das Gesagt sozusagen keine Verpflichtung ist. Es gibt nur zwei Regel: Du musst nichts machen, wo du dich nicht wohlfühlst, mach deine eigene Version. Und zweitens: Du kannst nichts falsch machen.

Foto aus einer früheren
Foto aus einer früheren „The Choreography“-Performance

Von kleinen Gruppen zur großen Gemeinsamkeit

Da nicht alle die selben Anordnungen, pardon Bewegungsvorschläge, erhalten ergeben sich unterschiedlichste Bewegungsmuster im gesamten Raum. Doch nicht jede und jeder kriegt etwas anderes zu hören, sondern doch immer einige dasselbe, so dass sich auch – verteilt im Raum – Ähnlichkeiten ergeben. So ergibt sich letztlich doch der Titel der Performance: Choreografie. Die sich gegen Ende immer mehr zu einem größeren und dann großen gemeinsamen Ganzen zusammenfindet. Mit einer Abschlussrunde, bei der alle sagen können, wie „The Choreography“, bei der sich jede und jeder zunächst auf sich und zunehmend auch auf die Gruppe einlassen konnte, für jede/n Einzelne/n war.

Liste der verfügbaren Sprachen für
Liste der verfügbaren Sprachen für „The Choreography“

Inklusion

Übrigens: Die Gruppe hat die Ansagen in 18 verschiedenen Sprachen aufnehmen lassen – und da bietet damit neben naheliegenden wie Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, weit verbreitete wie Englisch – oder passend fürs Festival und andere Tour-Termine Deutsch -, sowie Arabisch, Spanisch, Farsi und Dari, Türkisch, Kurdisch (in dem Fall Sorani) usw. auch Romani, Soomaali und drei der zehn Sprachen der nordischen Minderheit der Samen (Meänkieli, Davvisámegiella und Aarjelsaemien gïele) an.

Eingangsbereich zum
Eingangsbereich zum „Salon Stolz“ in Graz

Ein Element der Inklusion – das gut – aus anderen Gründen zu diesem neuen Spielort der Performance passt, dem „Salon Stolz“, benannt und rund um gruppiert um den gebürtigen Grazer weltbekannten Komponisten Robert Stolz (1880 – 1975). Induktive Höranlagen, taktiles Leitsystem und musikalische Spiele, die gehört, gesehen oder auch be-griffen (Braille-Schrift) werden können.

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Compliance-Hinweis: Das Festival spleen*graz hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … für drei Tage zur Berichterstattung nach Graz eingeladen.

Besprechung von Stücken, die beim 10. spleen*graz gezeigt werden, KiJuKU aber schon davor andernorts gesehen hat

Foto aus einer früheren
Foto aus einer früheren „The Choreography“-Performance
Szenenfoto aus "Medea - Alles Gegenwart"

Überirdisches Schauspiel in unterirdischem Raum

Böse Kindsmörderin – so die einen. Opfer von Rassismus und Ausgrenzung, das zu einer Verzweiflungstat getrieben wird – so die anderen. Das sind die extremen Pole der Sichtweise auf die Figur der antiken Medea. Und beim „Nachgraben“ stellt sich heraus, in ursprünglichen griechischen Fassungen hat Medea gar nicht Mermeros und Pheres, die Söhne, die sie mit dem Argonauten Jason hatte, selber umgebracht.

Wie auch immer, unzählige Male wurde der mythologische Stoff in Bühnenversionen erzählt, war Ausgangspunkt für Bilder, Filme, Bücher usw. Aktuell wird er in einer sehr bewegenden psychodramatischen Form im Rahmen des Wortwiege-Theater-Festivals in den Wiener Neustädter Kasematten hinreißend gespielt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Medea – Alles Gegenwart“

Plus Bachmann-Text

Basis für diese Version (Regie – und Spielfassung: Anna Maria Krassnigg) ist Franz Grillparzers dritter Teil der gereimten Trilogie „dramatisches Gedicht“) „Das goldene Vlies“ (Der Gastfreund, Die Argonauten und eben Medea). Im Wesentlichen wurde der Originaltext verwendet – angereichert um das Gedicht „Liebe: Dunkler Erdteil“ von Ingeborg Bachmann, das mit den Zeilen „Der schwarze König zeigt die Raubtiernägel, zehn blasse Monde jagt er in die Bahn“ beginnt.

Aus Liebe eigene Familie verraten

Nina C. Gabriel, die in dieser unterirdischen Wehranlage wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt seit Jahren überirdisch die unterschiedlichsten komplexen Figuren verkörpert, lässt teilhaben an der Entwicklung der Liebenden. Für den Fremden namens Jason, in den sich die Königstochter von Kolchis unsterblich verliebt, stiehlt sie – entgegen der eigenen Vernunft – das mit allen Macht- und Ruhm-Fantasie aufgeladene Stück Schafffell, verrät die eigene Familie und flieht mit ihm. Nach abenteuerlichen Zwischenstationen landen sie in Korinth, wo Jason seine Jugend verbracht hat. König Kreon nimmt die Familie – Jason, Medea, Mermeros und Pheres – zunächst auf, ist aber eher auf das Beutestück erpicht. Jason und die Söhne will er samt dem Goldenen Vlies, hätte gern, dass der Mann seine Frau verlässt, und stattdessen des Königs Tochter Kreusa heiratet.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Medea – Alles Gegenwart“

Schmierig skrupelloser Herrscher

Irgendwie scheint Jason (Jens Ole Schmieder) Medea schon stark zu lieben, aber der Deal! Und mit Kreusa (Saskia Klar), die sich anfangs freundschaftlich mit Medea versteht, verbindet ihn die Erinnerung an die jugendliche Gemeinsamkeit mit doch auch mehr. In wenigen Momenten lässt er noch die Liebe zur Angetrauten aufblitzen, doch mehr zieht es ihn zum Angebot der neuen Macht hin. Peter Scholz verleiht König Kreon eine schmierige Skrupellosigkeit, die an so manch aktuelle Politiker in unterschiedlichsten Ländern der Welt erinnert.

Als sich die beiden Söhne – in projizierten voraufgenommenen Videos (Film sowie Musik: Christian Mair) Nico Dorigatti, Flavio Schily – gegen Medeas Bitten, mit ihr, die nun verbannt wird, mitzukommen, entschließen, zerbricht die Hauptfigur psychisch. Getrieben von Angst und Sorge, sie könnten als Söhne der Fremden, Wilden, Zauberin vielleicht Opfer rassistischer Attacken werden, wenn Jason und Kreusa dann „heimische“ Kinder hätten, oder sie würden – zu Helden erzogen – selbst zu Mördern werden, „befreit“ sie die beiden von solch möglichen Schicksalen von deren Leben und befördert sie in den Tod. Und will damit aber auch dem nun Ex-Mann Schmerzen zufügen, die an ihre eigenen (vielleicht) herankommen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Medea – Alles Gegenwart“

Die Kinder?

Ob der Mord an den Kindern durch die „Erlösungs“-Fantasie nicht nur ein Schönreden ist? So viele verschiedene Medea-Interpretationen es auch gibt, meines Wissens gibt es nur eine einzige, die versucht, die sich aufbauende Tragödie aus der Sicht der Kinder zu beleuchten. Suzanne Osten und Per Lysander schufen vor rund einem halben Jahrhundert Medeas Barn (Medeas Kinder), das 1975 vom Unga Klara Theater in Stockholm uraufgeführt wurde.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Medea – Alles Gegenwart“

Liebes-Fell und Projektionsfläche

Die Version in den Neustädter Kasematten hat übrigens noch einen spannenden „Mitspieler“: Zentral auf der Bühne, die fast immer an eine Kaimauer erinnert (Andreas Lungenschmid) hängt tatsächlich ein riesiges Vlies, ein Schafffell von der in Thessaloniki (Griechenland) lebenden und schaffenden aus Salzburg stammenden Künstlerin Evelyn Wallner Papadopoulou. Und dieses wird im Verlauf der Aufführung immer wieder zur Projektionsfläche – manchmal für die Videoeinspielungen und oft auch für Lichtspiele, die die jeweilige Stimmung widerspiegeln (Licht: Lukas Kaltenbäck). „Guardian Sheep“ (Wächter-Schafe) nennt die Künstlerin, die seit Jahren mit diesem Material arbeitet, ihre Installationen. „Wolle symbolisiert für mich bedingungslose Hingabe und Liebe“, erklärt sie Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… am Rande der Premiere. Die Zusammenarbeit mit der bildenden Künstlerin, die auch österreichische Honorarkonsulin in Griechenland ist, ergab sich zufällig mit der Wortwiege im Rahmen von deren „Sea Change“-Tour.

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wikipedia -> Medea

Szenenfoto aus "Tschandala - The Romani Version"

Den Rassismus eines Klassikers kunstvoll zerlegt

Berührend einer- und mitreißend andererseits stürzen Lindy Larsson und die Bon Bon Band, die er an diesem Abend in Bangalo umbenennt, August Strindberg und andere hochdekorierte „Bildungs“kanon-Typ:innen vom Sockel (Selma Lagerlöf etwa). Enthüllen ihre rassistischen Ansichten und Äußerungen gegenüber Roma, ihren Antiziganismus sowie den anderer hochdekorierter Größen aus weiteren Bereichen (Sozialwissenschaft, Politik, beispielsweise Alva Myrdal). Die nicht ganz zweistündige Theater-Musik-Performance deckt dies nicht im Sinne eines „ätsch“ auf, sondern bettet es ein in die Verfolgung von Roma, Sinti, Lovara, Jenischen… – in dem Fall konkret in Schweden. Von Vertreibung über Versuche durch Zwangssterilisierungen diese Volksgruppe zu vernichten bis hin zu späterer „nur“ Ausgrenzung und derart großem Druck, dass sich viele nicht zu ihrer Volksgruppe bekennen woll(t)en.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Tschandala – The Romani Version“

Gutheißen des Mörders

Um konkreter zu werden. August Strindberg hat 1889 seine Erzählung „Tschandala“ 200 Jahre zuvor in einem alten schwedischen Schloss. Herr Törner (Akademiker) mietet sich dort mit seiner Familie vorübergehend ein, trifft auf „Tattare“, wie fahrende Roma in diesem Land genannt werden. Törner verabscheut sie, findet jedoch eine Tochter der Familie attraktiv – als exotisches Lustobjekt. Trotzdem betrachtet er selbst nach dem Sex die junge Frau noch immer nur als „Tier“. „Mischmasch“ muss sterben. Törner ermordet sie. Und Strindberg stellt sich in seinem Text auf die Seite des Mörders als „Überlegenem“, sozusagen einem „Herrenmenschen“.

Das besagt im Übrigen auch der Titel der Erzählung. „Tschandala“, das sich von Chandala aus der Sanskrit-Sprache ableitet, steht dort für niedere Kaste/Klasse. Friedrich Nietzsche, von dem Strindberg den Begriff übernommen haben dürfte, bezeichnet mit diesem Wort „Mischmasch-Menschen“, die der Züchtung neuer, höherwertigerer Menschen im Wege stehen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Tschandala – The Romani Version“

Zitate und ihre Zerlegung

Lindy Larssen, der gemeinsam mit seine, Ehemann Stefan Forss den Text für „Tschandala – The Romani Version“ geschrieben hat, zitiert mehrmals in der Performance aus der englischen Version von Strindbergs Erzählung. Mal wird sie von Musik durchbrochen. Die Band besteht aus Sara Edin (Geige, singende Säge, Gesang), Miriam Oldenburg (Akkordeon, Glockenspiel), Mats Lekander (Kontrabass), Pia Lundstedt (Gitarre) und Michael Vinsao (Schlagzeug, Glockenspiel, Hackbrett) – und immer wieder auch Lindy Larsson himself – etwa auf einem elektronischen Akkordeon. Und als Draufgab spielen Sara Edin und Lindy Larsson manches Mal mit einem frühen elektronischen Instrument mit bunten Knöpfen und einem Slide-Board, das eher wie ein Spielzeug wirkt. Mal untermalt die Musik, dann wieder konterkariert sie den Text, andere Male wieder ist sie Ausdruck von Widerstand oder unterstreicht geschilderte erlittene Ungerechtigkeiten, Schmerz und Leid.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Tschandala – The Romani Version“

Dann wieder stellt er den Textabschnitten des berühmten Schriftstellers reale allgemeine, aber oft auch sehr persönliche Erlebnisse aus der eigenen Familie gegenüber. Der eigene Vater wurde – wie viele Roma- aber auch Kinder indigener Familien in Nordamerika und Australien – der eigenen Familie weggenommen, in ein Heim gesteckt. Und brutal be-, vielmehr misshandelt. So heftig, dass Lindys Vater mit elf Jahren ernsthaft an Selbstmord (nicht nur) dachte. Was ihm zum Glück misslang. Mit Müh und Not entging er der Zwangssterilisierung…

Früh auf Kunst orientiert

Lindy Larsson hatte als Kind oft Angst, dasselbe Schicksal wie sein Vater zu erleiden, rettete sich in Fantasiewelten und wollte früh Schauspieler und Sänger werden. Was als Angehöriger einer so diskriminierten Gruppe – selbst in Schweden, das sich so offen und tolerant präsentiert und in vielfacher Hinsicht auch ist – kein leichter Weg war. Auch darüber erzählt das Stück – sowohl den Weg Larssons, also auch die nur halbherzige Entschuldigung des schwedischen Staates für die ewig lang zugefügten Leiden. Für Lacher sorgte der Musiker und Schauspieler als er auf die Kirche zu sprechen kann – eine Institution, die mehr als kräftig an die Verbrechen an Roma beteiligt war. „Dabei ist doch die Bitte um Vergebung eines der Kerngeschäfte der christlichen Religion von Anbeginn an…“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Tschandala – The Romani Version“

Für Berlin entwickelt

„Tschandala – The Romani Version“ entwickelte er für das Berliner Gorki-Theater, das ihn schon 2017 eingeladen hatte im Stück „Roma Armee“ mitzuwirken. Sandra und Simonida Selimović, die vor zehn Jahren in Wien „Romano Svato“ (Romanes – auf Deutsch: Stimme erheben) gegründet und nun zum dritten Mal das Festival „E Bistarde /vergiss mein nicht“ organisierten, in dessen Rahmen auch die hier besprochene Performance zu sehen und hören war, hatten dieses kämpferische Selbstermächtigungs-Stück konzipiert und federführend daran und darin mitgewirkt.

In der Performance eröffnet Lindy Larsson nicht zuletzt, dass so manche in seiner Familie viel offener auf sein Homosexuellen-Outing reagiert haben als darauf, dass er sich offen zu seiner Roma-Identität bekannte. Was viel darüber aussagt, wie’s wirklich um die Offenheit der schwedischen Gesellschaft steht.

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Tommy (Johannes Sautner), Pippi (Anna Knott) und Äffchen Herr Nilsson (Sarah Grassler)

Das starke, Mut machende Mädchen, tanzt über Österreichs Bühnen

Sie ist selbstständig – nicht ganz freiwillig ist doch die Mutter tot und der Vater auf den Weltmeeren unterwegs. Aber sie macht was draus, lebt selbstbestimmt, ist stark und gestaltet sich die Welt so wie sie will. Aber nie rücksichtslos. Heftig geht sie nur mit jenen um, die gemein zu ihr sind, ihr ziemlich blöd kommen oder sie maßregeln wollen. Und sie stellt vermeintliche immer schon gültige Regeln einfach in Frage.

Selbst wenn’s nicht ohnehin schon im Titel stehen würde, bzw. aus dem Foto mit der Darstellerin mit den roten, abstehenden Zöpfen ersichtlich gewesen wäre, hätten jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach die meisten die beschriebene Figur erkannt: Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump wie sie im schwedischen Original, geschrieben von Astrid Lindgren heißt; erschienen vor fast 80 Jahren (1945; auf Deutsch dann vier Jahre später).

Pippi Langstrumpf wurde damit für viele Generationen von Kindern zu einer Mutmacherin – geh deinen eigenen Weg, hinterfrag vieles/alles, was dir Erwachsene aufs Aug drücken wollen. Das alles aber mit sehr viel Mitgefühl für andere (Kinder). Und hab Spaß im Leben. Auch wenn das so manche Erwachsene bis vor nicht allzu langer Zeit als Vorbereitung auf Anarchie gebrandmarkt haben.

Zu Gast: Die erste Annika-Filmdarstellerin

Am Tag vor dem internationalen Frauentag wurde die neue Tournee einer Familien-Musical-Version von „Pippi Langstrumpf“ (1. April bis 4. Juni 2023, siehe weiter unten und Info-Box) in der schwedischen Botschaft in Wien präsentiert – mit etlichen der Darsteller:innen; UND mit Maria Ann-Christin Persson. Sie hatte Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre die Annika Settergren im Kinofilm und der TV-Serie gespielt – während rund dreieinhalb Jahren. Und sich die Rolle fast in Pippi-Langstrumpf-Manier erobert.

Als Siebenjährige schrieb sie, als sie davon über Medien erfahren hatte, dass Pippi Langstrumpf verfilmt werden sollte, einen Brief, dass sie da unbedingt mitspielen wolle. Aus 8000 Bewerberinnen wurde sie ausgewählt.

Die Mutigere

„Und ich war eigentlich die mutigere, während Inger (Nilsson, die dann die Pippi spielte) eher schüchtern war“, plauderte sie auf der kleinen Bühne der Botschaft aus. „In Kontakt sind wir nach wie vor – in einer WhatsApp-Gruppe.“

Mit 21 Jahren übersiedelte sie nach Mallorca: „Ich liebe die Menschen in Spanien, sie sind so offen.“ Gedreht hat sie nicht mehr, sondern alle möglichen Jobs ausgeübt, „in meiner Umgebung weiß auch niemand, dass ich als Kind eine bekannte Darstellerin war“.

Als der Moderator sie fragte, ob sie für die jetzige Annika-Musicaldarstellerin (Michaela Khom) einen Tipp habe, meinte Persson nur: „Sie sollen nur sie selbst sein!“

Strenge Figur

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … bat zwei Darstellerinnen, die sich bei der Tournee eine Nebenrolle teilen zum kurzen Gespräch: Christina Bahlo hatte „Fräulein Prysselius“ schon vor drei Jahren einstudiert und einmal gespielt. An fünf Terminen in der Aufführungsserie übernimmt Johanna Mucha die Rolle jener Frau, die Pippi in ein Kinderheim stecken will. Was dem starken Mädchen so natürlich gar nicht gefällt und sie sogar ihren Namen verballhornt als „Prusseliese“. Mit diesem, nein nicht Prüsseliese, sondern als Prysselis, wurde sie übrigens erst in den Verfilmungen eingeführt. Das Vorbild dafür war die Rosenblom in den Büchern.

Mehrschichtig

„Naja, sie ist ja gar nicht so böse, sie will Pippi, die allein aufwächst nur helfen und meint es gut mit ihr. Und irgendwie lässt sie sich von dem Mädchen ja doch auch um den Finger wickeln“, meinte Christina Bahlo. Ähnlich sieht ihre Kollegin diese Figur, in deren Rolle sie fünf Mal schlüpfen wird. „Ich hab mir die Videos angeschaut, meine Kollegin hat das ja schon gespielt und ich kann daraus viel lernen, auch wenn ich vielleicht schon Eigenes einbringen darf und kann“, so Johanna Mucha, die zu sprudeln beginnt als sie sich an ihre Kindheit erinnert, „bei meiner Oma hab ich die damaligen Verfilmungen auf Video-Kassetten oft geschaut. Zu Hause bei den Eltern hatten wir keinen Fernseher. Viele Kassetten hat die Oma auch nicht gehabt – König der Löwen und eben Pippi Langstrumpf.“

Fast ganz Österreich

Aus den drei Büchern (Pippi Langstrumpf, Pippi Langstrumpf geht an Bord, Pippi in Taka-Tuka-Land), die in fast 80 Sprachen übersetzt worden sind, wurden unzählige Theaterstücke, Filme und Musicals. Eine österreichische Musical-Version fiel nach einer einzigen Aufführung vor drei Jahren dem ersten Lockdown zum Opfer. Nun, wird daran angeknüpft. Nächste Woche beginnenden dreiwöchigen Wideraufnahme-Proben tourt „Pippi Langstrumpf“ zwischen 1. April und 4. Juni durch Österreich (mit Ausnahme von Vorarlberg und Salzburg in allen Bundesländern – siehe Info-Block am Ende des Beitrages.

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