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Szenenfoto aus „... und die Ideen sprudeln“

Tanzende Mikros, Lichter und Menschen

Eine „Manege“ aus Lichtbändern, die ein Vieleck, fast einen Kreis ergeben. In diesem tanzt, springt, turnt Quim Girón vom zeitgenössischen Zirkus „Animal Religion“. Apropos Animal – nicht selten bewegt er sich auch tierisch fort, hüpft wie ein Hase oder Frosch, rutscht auf dem Bauch wie Robben, wenn sie aus dem Wasser aufs Eis springen…

Und er – sowie seien beiden Kollegen Jou Serra und Joan Cot Ros an den digitalen Musik- und Lichtpulten – versuchen in „… und die Ideen sprudeln“ sanft und unaufdringlich die rundum sitzenden Kinder ins Geschehen einzubeziehen. Zuerst mit Hilfe eines Mikrophons an einer langen Ton-Angel. Der Performer richtet damit das Mikro vor den Mund des einen oder anderen Kindes. Erst zaghaft und dann immer kräftiger kommen nach dem ersten viele „Hallo“s. Die vermixt Joan Cot Ros im Computer mit bei früheren ihrer bisherigen 139 Shows aufgenommenen „¡Hola!“, „Bon Jour“ und anderen Grüßen.

Quim Girón verwandelt die Ton-Angel danach in ein Zirkus-Gerät, jongliert sie auf Schultern, auf dem Kopf, lässt sie wirbeln und tanzen wie er es auch selber tut. Später „wachsen“ aus dieser Teleskopstange – nun ohne Mikro – glitzernde Lichtfäden. Mal leuchtet’s nur aus dem Loch, dann wuseln sie hervor, wandern und springen von Kopf zu Kopf im Publikum, werden zur Lockenpracht oder schweben als ein Mix aus Quallen und Oktopussen durch den Raum…
Zwischendurch wechselt Jou Serra bei jedem Publikumskontakt des Performers die Lichtfarbe.

Gegen Ende der halbstündigen Show holt der Performer eines der Kinder in die Manege. Jeder Schritt, jeder Hüpfer ein anderer Ton. Dann ein weiteres Kind und noch eines, bevor die beiden Kollegen an den Computern von denen aus sie Licht und Ton steuern, den Lichterkreis am Boden öffnen – als Einladung für alle. Wovon – bei der Vorstellung, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… besuchte – fast alle auch Gebrauch machten. Die einen zögerlich, die anderen gleich wilder. Kreuz und quer, im Kreis herum tanzten Kinder und ließen sich auf dieses Spiel von Bewegung, Licht und Ton ein.

Drei“faltigkeit“

Diese zuletzt genannte Drei-heit ist die Philosophie des Trios aus dem katalanischen Barcelona (Spanien), verraten sie im anschließenden Gespräch mit dem Journalisten. Seit gut zehn Jahren machen sie zeitgenössischen Zirkus. „Das ist aber unser erstes Programm für Kinder. Wir haben es 2019 entwickelt. Wir wurden zu einem Festival eingeladen, wo vor allem Künstler:innen, die bis dahin für Erwachsene Programm gemacht hatten, etwas für Kinder machen sollten.“

KiJuKU: Und wie sind Sie dann auf dieses Stück gekommen, was war der Ausgangspunkt?
Animal Religion: Zuerst einmal sind wir in viele Schulen und Kindergärten gegangen und haben mit den Kindern geredet und gespielt. Klar war für uns jedenfalls, wir wollen – wie immer – Licht, Ton/Klang/Musik und Körperbewegung miteinander verbinden. Aus den Workshops mit den Kindern hat sich diese Show entwickelt.

KiJuKU: Macht ihr neue Stücke für Kinder?
Animal Religion: ja, im März bringen wir ein neues Programm „to copy“ (kopieren) heraus, das ist aber für ältere Kinder, so acht bis 10 Jahre. Da geht’s um Tanz und es können die Kinder von Anfang an alle auf die Bühne kommen. Auch dafür waren wir schon und werden noch weiter in Schulen sein.

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Großgruppenfoto mit Artist:innen, Besucher:innen, Zirkusdirektor und Organisatorin des Spezialbesuchs

Vielsprachige Kinder trafen im Zirkus Artist:innen aus ihrer vertriebenen Heimat

Zwischen dicht an dicht gedrängten Tischen, Kleiderständern, Schachteln und Kisten voller Spielzeug, Gewand, Schuhe und anderer Dinge auf dem fallweise hier in Neu St. Marx stattfindenden Flohmarkt den Weg zum großen Zelt von Circus Louis Knie gebahnt, kamen am ersten Oktobersonntag so ungefähr eine Stunde vor Vorstellungsbeginn Hunderte Kinder, vor allem mit ihren Müttern. 250 von ihnen brauchten keinen Eintritt zu bezahlen, sie waren vom Zirkus eingeladen.

Jüngst-Clown und Katzensprache

Der zehnjährige Ivan übt sich als Nachwuchsclown und bringt mit seinen Grimassen die Umstehenden in der Warteschlange schon viel weiter vorne im eleganten in Rot gehaltenen Eingangszelt vor der Kordel ins große Manegen-Zelt um Lachen. Deutsch ist seine vierte Sprache, die er nun seit etwas mehr als einem Jahr lernt, aufgewachsen mit Ukrainisch und Russisch sowie Englisch, das er schon in Kyiw in der Schule lernte. „Ich kann sogar fünf Sprachen“, meldet sich die neben ihm Wartende Zoriana (6). Neben den eben genannten, „kann ich auch die Sprache meiner Katze Afina. Früher hat sie nur Miau gemacht, aber als ich mit ihr zu sprechen begonnen habe, hat sie auch viele andere Laute von sich gegeben und redet jetzt mit mir sehr viel. Wir verstehen uns gut.“

Sofia und Sascha, beide 11, sind aus einer Flüchtlingsunterkunft in Grünbach am Schneeberg zum Zirkusvormittag nach Wien angereist. Sie haben sich erst dort kennengelernt, denn Erstere ist aus Kyiw, Zweitere aus Dnipro. Sofia, ihre vierjährige Schwester Polina und Mutter Alona „freuen uns am meisten auf Clowns und Tiere. In der Ukraine waren wir schon oft im Zirkus.“

Ruck zuck von der Idee zur Umsetzung

Die Besucher:innen, die in Österreich vor dem Krieg in der Ukraine Zuflucht gefunden hatten, meldeten sich an diesem Vormittag bei einem Tisch beim Eingang von Circus Louis Knie bei einer eleganten Frau mit herzhaftem Lachen, die ihre Namen auf einer Liste suchte. Irina Guda, Business-Lady und Austro-Ukrainierin seit 30 Jahren, hatte in der Community die Kunde von der Einladung verbreitet und den Vormittag organisiert. Den Anstoß gegeben hatte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…. Als beim Medientermin für das neue Gastspiel in Wien erwähnt wurde, dass etliche der Artist:innen aus der Ukraine stammen, bat KiJuKU, Interviews mit einigen der Künstler:innen führen zu dürfen, die mit ihrem Engagement immerhin dem Krieg entkommen können – Links dazu weiter unten. Und fragte den Manager Alfred Toth, ob es möglich wäre, geflüchtete Kinder und Jugendliche einzuladen, immerhin gibt es – die schon oben genannte Aktivistin, die im Vorjahr eine Donau-Schifffahrt für rund 500 Kinder und Familien organisiert hatte.

Im Zirkus selbst hatte übrigens auch die Organisatorin einen Überraschungs-Auftritt: Auf einem der Pferde drehte sie – mit wehender blau-gelber ukraine-Fahne – zwei Runden in der Manege.

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Petr von den BMX-Riders in Aktion

BMX-Rider und traditionelle Zirkusnummern

In Neu Marx, einige Gehminuten vom Media-Quarter, auf dem noch das große Logo der zu Tode gebrachten Wiener Zeitung prangt, stehen das große und einige kleinere Zelte von Circus Louis Knie, dahinter Wohnwägen, es riecht nach Pferden. Künstler:innen in Glitzerkostümen unterstreichen traditionelle Zirkus-Atmosphäre; bzw. unterstreichen sie.  Clown Jimmy Folco sorgt für Späße, Moderation und sammelt einige der Artist:innen für die Fotos und Videos der Journalist:innen, die am Vortag der Premiere des Programms „It’s Showtime“ (1. September bis – vorläufig – 5. November 2023, Details siehe Info-Box am Ende des Beitrages) eingeladen worden sind.

Nicole Berousek dreht mit Armen und Beinen gleichzeitig - hier fünf - große Reifen
Nicole Berousek dreht mit Armen und Beinen gleichzeitig – hier fünf – große Reifen

Im Programm, das am 1. September 2023 Premiere hat, wird Jimmy aus italien – so die Ankündigung – neben Clownerie auch Jonglage, Zauberei und Akrobatik zeigen. Bis zu sieben glänzende große Hula-Hoop-Reifen lässt die aus Prag kommende Nicole Berousek an Armen, Beinen und Hals kreisen lassen. Außerdem wird sie mit Hunden auftreten.

Posing in der Manege: Ludmilla Valla-Bertini, Vioris Zoppis (im Hintergrund), moderierender Clown Jimmy Folco und Nicole Berousek
Posing in der Manege: Ludmilla Valla-Bertini, Vioris Zoppis (im Hintergrund), moderierender Clown Jimmy Folco und Nicole Berousek

Generationen von Zirkuskünstler:innen

Noch immer kommen viele Zirkusartist:innen aus Familien für die seit Generationen Manegen ihre Arbeitsplätze sind. Der Zirkusdirektor himself blickt auf 200 Jahre Circus Knie zurück. Ludmilla Valla-Bertini ist die Akrobatin in achter Generation. Sie liegt auf dem Rücken und lässt Tücher auf Füßen und Händen kreisend schweben.

Spagat in luftiger Höhe: Vioris Zoppis
Spagat in luftiger Höhe: Vioris Zoppis

Vioris Zoppis (22 Jahre) vollführt Spagat und noch krassere Kunststücke in luftiger Höhe. Er hat schon einen „Golden Clown“ beim internationalen Zirkusfestival von Monte Carlo gewonnen. Es wird nicht seine letzte Auszeichnung sein.

Akrobatik auf zwei Rädern

Neben traditionellen Nummern, zu denen auch Louis Knies klassischer Auftritt mit Pferden gehört, sorgen auch jungen BMX-Fahrer aus der Ukraine für atemberaubende Auftritte. Petro und Dima zeigten nicht nur rasante Schanzenfahrten, Sprünge auf dem Hinterrad auf selbst eine kleinste Plattform. Hin, her, kreuz und quer springt einer der Rad-Artisten über den auf dem Boden liegenden Kollegen. Und das unzählige Male.

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Doppelseite aus "Otis & Otilie. Ein Pony zum Frühstück"

Kommt ein Pferd zu einer älteren, bunten Frau…

Zirkus wird (fast) immer mit Unterhaltung, Spaß und Witz verbunden. Doch es eine Reihe von (Bilderbuch-)Geschichten, in denen die eine oder der andere ganz dringend raus will aus der Manege und dem ganzen Rummel. Oder einfach „Nein“ sagt.

In diesem Fall ist es ein superkleines Pferdchen namens Otis, das Vorstellung für Vorstellung aus einer Kanone durch die Luft geschossen wird. Das reicht dem PE-O-En-Üpsilon. Eines Tages beschließt es, eine andere, weitere Flugbahn zu nehmen, um aus dem Zelt hinaus und jenseits des Zauns zu landen. Und dann Freiheit – UND Apfel.

Diesen Traum verwirklicht sich Otis tatsächlich. Nur, wie’s weitergeht nach der Landung, das war nicht eingeplant. Und natürlich folgen Überraschungen. Mit Rückschlägen. Auch frei und selbstständig durchs Leben zu gehen, traben, galoppieren ist nicht nur einfach.

Außerdem braucht’s noch mehr zu einer dann doch rund 90 Seiten starken Geschichte, auch wenn die nicht nur von der Story, sondern mindestens genauso von den kunterbunten Zeichnungen, von denen viele wie Wimmelbilder wirken, lebt. Und natürlich muss es ja noch eine Otilie geben, heißt das comicartige Bilderbuch doch „Otis und Otilie. Ein Pony zum Frühstück“.

Alsdann, diese Otilie ist eine ältere, farbenfrohe Frau, die Tiere allerdings nur in der Pfanne oder möglichst weit weg mag. Und genau dort landet Otis. Wird von ihr – zum Glück nicht verzehrt, aber mehrfach vor die Tür gesetzt.

Was aber – siehe Titel und wie damit zu erwarten war – nicht so bleibt. Schließlich findet Otilie, zu zweit frühstücken ist weniger allein…

Bunt, fröhlich, witzig sind nicht nur die Bilder von Nina Dulleck, sondern auch so manche ihrer Formulierungen, nicht zuletzt die ausgeschriebene Schreibweise für das kleine Pferd – wie sie hier schon im zweiten Absatz verwendet worden ist.

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Titelseite von
Titelseite von „Otis & Otilie. Ein Pony zum Frühstück“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Applaus!"

Ein Zirkus der Tiere, nur der Tiere

Tiere – früher eine der Attraktionen in Zirkussen -, treten heute ganz selten in Erscheinung. Eingezwängt in enge Käfige die meiste Zeit des Tages, kaum wirklich Auslauf. Und die Dressur-Nummern hatten in der Regel genauso wenig mit artgerechtem Leben von Elefanten, Raubkatzen und anderen Tieren zu tun.

In diesem Bilderbuch ist alles aber ganz anders. Denn hier wird der Zirkus ausschließlich von Tieren bevölkert – in der Manege, hinter den Kulissen und im Publikum sind nur Tiere – gezeichnet von Verena Lichtsinn – zu erleben.

Die such(t)en sich ihre Kunststücke – ob Jonglage, Akrobatik in luftiger Höhe, Gewichtheben oder Gedankenlesen – auch selbst aus. Die Ansagerin ist beispielsweise die bunt bebilderte Katze Dora Doro, übrigens Cousine der drei Doros – Michaela, Frank und Bernd. Alle drei – unterschiedliche Tiere – aus dem Heim, bauen eine tierische Pyramide (siehe Bild ganz oben).

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Applaus!“

Vielfältig sind nicht nur die vertretenen Tierarten – auf der ersten Innenseite (fast) vollständig aufgelistet, aber du kannst noch das eine oder andere nicht dort aufgezählte Tier in den bunten Bildern finden. So ganz nebenbei treten auch ein (fast) blinder Rehbock (Tarek) auf dem schwingenden Reifen und eine gehörlose Katze (Emma – gemeinsam mit Laya) auf.

Durch das Buch führt Puk, ein Hund, der unter anderem Scheinwerfer bedient und eben viel zu erzählen hat, das ihn Autor Dieter Böge schildern lässt.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Applaus!“