Abschluss des Festivals rund um Stella, die Preise für herausragende Leistungen im Theater für junges Publikum, in Klagenfurt und Villach (Kärnten / Koroška).
Dieses Mal fallen die österreichischen Theaterpreise zeitlich fast zusammen. Zwei Tage bevor im Wiener Volkstheater die Nestroy-Verleihung über die Bühne geht, bekamen die Spieler:innen bzw. Macher:innen herausragender Leistungen im Theater für junges Publikum die Stella-Preise. Die von der Österreich-Sektion der internationalen Kinder- und Jugendtheater-Vereinigung ASSITEJ (Association internationale du théâtre pour l’enfance et la jeunesse) organisierte Preisgala findet jedes Jahr in einem anderen Bundesland statt. Im Idealfall samt einem Festival bei dem die (meisten) nominierten Stücke nochmals gezeigt werden. 2024 war Kärnten / Koroška dran – gespielt wurde in Klagenfurt und Villach. In der dortigen Neuen Bühne wurden die Awards vergeben. Anders als beim Nestroy sind auch die Statuen nie gleich, jedes Jahr werden sie von anderen – regionalen – Künstler:innen gestaltet. Heuer zeichneten sowohl für den Entwurf als auch die Anfertigung Jugendliche der 7e des BRG (BundesRealGymnasiums) Klagenfurt-Viktring verantwortlich – zu einem Telefoninterview mit der Klasse und ihrer Lehrerin geht es in einem eigenen Beitrag hier…
Doch nun zu den Auszeichnungen – für die Vergabe der Preise ist eine, jährlich wechselnde, Jury zuständig. Barbara Carli, Helen Isaacson, Götz Leineweber und Danielle Strahm-Fendt haben 126 Produktionen gesichtet, daraus 24 in fünf Kategorien nominiert und letztlich die folgenden Entscheidungen getroffen – mit Zitaten aus den Jury-Begründungen und oft Links zu den Stückbesprechungen von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
„Die Stars des Stückes sind die Hände der drei Performerinnen. Sie kneten, wuzeln, quetschen, rollen, sie entlocken Instrumenten Töne, sie verwandeln sich in Enten, sie öffnen gemeinsam ein Geschenk und sie umarmen. Begleitet von Livemusik entspinnt sich auf der Bühne eine Hommage an das Tasten und Begreifen. Und das alles ohne Betulichkeit, hier darf es richtig gatschig und glitschig werden. Die drei Künstlerinnen schaffen eine konzentrierte Atmosphäre, in der sich Geschichten entwickeln und die Kinder hautnah am Geschehen teilhaben können.“
„Mit einem stimmigen Einsatz der theatralen Mittel und einem klugen Umgang mit den Gegebenheiten des Ortes, zeigt diese Site-Specific-Produktion lustvoll eine kaputte Welt, inklusive Livejodlern und karikierten Figuren. Alles stagniert. „Verfallen“ thematisiert den „Verfall“ von Gebäuden, von Menschen und der Gesellschaft. Und es tut dies modern, zynisch, klug, humorvoll und gekonnt. Ein Theaterstück, das ein universelles Thema auf einen kleinen Ort fokussiert, einen in die Jahre gekommenen Veranstaltungssaal in einer Kleinstadt in der Oststeiermark. Und dennoch allgemeingültig für viele Ort in ganz Österreich. Das Private, persönlich Erinnerte wird hier politisch.“
„Es geht um eine Dystopie, eine Zukunft auf der Müllhalde, eine Zukunft mit Neid und Zerstörung, aber auch mit Magie und vor allem viel Musik. Marc Bruckner hat gemeinsam mit den Jugendlichen Musikerinnen und Musikern eine theatrale und reichhaltige Musik für ein Liveorchester komponiert. Diese laut-zart-schräge Musik passt perfekt zu diesem Abend, zu dieser Thematik und zu diesem Ensemble. Und beim Zuschauen kommt immer wieder der Gedanke: Wie toll!“
„Wieviel vergangener Generationen lebt in uns? Und wo? Wenn in uns die letzten drei Generationen leben, wieviel von ihrer Angst steckt noch in unseren Knochen? Den Traumata, die über Generationen wirken, setzt die atash dance company Szenen entgegen, die positive Wege zeigen und neugierig machen auf die eigenen Biografien. Der choreographischen Untersuchung geben Till Krappmann (Szenographie) und Michael Zweimüller (Licht) ihren Raum, um zu zeigen, dass darin neben Trauma auch Freude liegt, Licht und Dunkelheit, Schweres und Leichtes. Zwischen unheimlich und vertraut sind darin nur kleine Schritte. Wir müssen sie nur gehen. Ein gesamt gedachter, sehr körperlicher Raum, fluide und mit bestechender Schönheit, der auch inhaltlich ein wirklicher Partner für die herausragenden Tänzer*innen ist.“
„Vom ersten Moment an packen Maartje Pasman, Futurelove Sibanda und Joseph Tebandeke ihr Publikum und lassen es nicht mehr los. Dabei verhandeln sie nicht nur die ganz großen Fragen des Lebens über Glück und Freiheit, sondern erzählen von ihrer persönlichen Herkunft und der damit verbundenen kolonialen Geschichte. ,Erinnere Dich an Deine Krone, trage Deine Krone und helfe anderen, ihre Krone zu tragen.‘
Immer wieder kommen sie zusammen und zeigen, wie das geht. Über all dem schwebt Basquiats Krone, als Zeichen gegen die Grausamkeit unserer Vorurteile und Normen und als Erinnerung daran, dass wir nicht alleine sind. Diese Produktion funktioniert durch ihr perfekt aufeinander eingespieltes Ensemble: Gemeinsam lassen sie jegliche Barrieren und Berührungsängste auf der Bühne wie auch im Zuschauerraum verschwinden. Man staunt, wie leicht es scheint.“
Der Vorstand der ASSITEJ Austria vergibt – unabhängig von der Jury – jedes Jahr auch einen Sonderpreis an Einzelpersönlichkeiten. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Nadja und Martin Brachvogel mit ihrer Theatergruppe „follow the rabbit“ – Link zu einigen der Stückbesprechungen von KiJuKU.at und davor schon im Kinder-KURIER ebenfalls unten verlinkt.
Über „Mongos“ <- damals noch im Kinder-KURIER
Stückbesprechung „der kleine hässliche Vogel“ <- ebenfalls noch im KiKu
Compliance-Hinweis: Zur Berichterstattung vom Stella-Festival wurde KiJuKU.at von der ASSITEJ-Austria eingeladen.
Über die Gala folgen weitere Fotos und Videos in einem ergänzenden Bericht demnächst.