Knapp nach Beginn des Johann-Strauss-Jahres Gastspiel aus der Schweiz im Dschungel Wien: „Valse, Valse, Valse“.
„Alles Walzer”, sind die bekannten Worte nach der getanzten Choreografie bei großen Bällen. Derselbe Tanz eröffnet in Österreich das neue Jahr – zu den Klängen des der „blauen Donau“ gewidmeten Musikstückes von Johann Strauss (Sohn). Diesem Komponisten ist das ganze Jahr 2025 (anlässlich der 200. Wiederkehr seines Geburtstages) mit unzähligen Veranstaltungen gewidmet – Ausstellungen, Konzerte, sogar ein Escape-Room (im MuseumsQuartier) – hinein in den Strauss-Kopf und wieder aus seinen (möglichen) Gedanken. Und natürlich Musiktheater. Und dies nicht nur in Operetten-„Seligkeit“.
Die erste ungewöhnliche Strauss-Musik-Performance machte schon den Auftakt zum Jahreswechsel mit „Countdown feat. Martin Grubinger Superband“. Der weltberühmte österreichische Schlagzeuger und Percussions-Künstler arrangierte den Donauwalzer neu – um ihn auf dem Wiener Rathausplatz ab Mitternacht mit 100 Menschen, die sich im Vorfeld gemeldet hatten, gemeinsam zu musizieren.
Das erste Stück für ein junges Publikum spielte sich im Theaterhaus für junges Publikum, dem Dschungel Wien im MuseumsQuartier, ab: Ein Gastspiel aus der Schweiz unter dem Titel „Valse, Valse, Valse“, sozusagen dem französischen Gegenstück zu „Alles Walzer“. Hin- und mitreißend dreht sich in der einstündigen Aufführung aber gar nicht alles um Walzer. Vielmehr bildet dieser Tanz, in den Anfängen eher von kirchlichen und anderen Obrigkeiten verpönt, weil zu viel Nähe und auch Ausgelassenheit erlaubend, ja viel mehr noch erfordernd, den durchgängigen Hintergrund für Lebensfreude, aber auch Spiel mit (Geschlechter-)Rollen.
Die herr-schenden Vorgaben für Führung und mitmachendem Dreinfügen werden von Simea Cavelti, Neil Höhener, David Speiser und Momo Tanner bald durchbrochen. Männer tanzen mit Männern, die als Röcke bzw. Hosen angedeuteten Reifröcke bzw. entsprechende kurze Hosenbeine (Kostüm: Diana Ammann) wechseln fast fliegend ihre Benutzer:innen. Mal schlüpft eine der Tänzerinnen in die Rolle der Monarchin, vor der die anderen drei knien oder sich gar zu Boden werfen. Dann wieder verwandelt sich das Quartett mittels pastellfarbenen, fast monströsen Perücken in Hofdamen.
Und während die vier oder manchmal auch nur einige davon auf der Bühne tanzen und ihre immer wieder auch übertriebenen und damit witzig wirkenden Bewegungen in einem großen hoch hängenden ovalen Spiegel neue Perspektiven eröffnen, spielen live die Musiker:innen Joachim Flüeler (Cello), Marie Jeger (Bratsche) sowie Sebastian Loetscher (Geige). Die Musik ist bei Weitem nicht nur von Strauss, auch nicht nur von seinen Brüdern oder seinem Vater. Xenia Wiener (musikalische Leitung) hat klassische tanzbare Musik teils neu arrangiert – mit vielen Tempowechseln.
Das Streich-Trio – wobei die Musiker:innen ihre Instrumente manches Mal auch zupfend oder percussionierend spielen – ist aber mehr als nur Begleitung. Zusammen- und Wechselspiel mit den Tänzer:innen (Choreografie und künstlerische Leitung: Johanna Sofia Heusser) kennzeichnen die beschwingte, teils schräge, stellenweise witzige Performance. In einer Szene legt Marie Jeder ihre Bratsche zur Seite und reiht sich ein in die Tanzrunde. Apropos Runde, die vier Tänzer:innen zelebrieren den ¾-Takt in unterschiedlichsten Gruppen-Konstellationen – zu viert in verschiedenen Formationen – als Reihe, Runde, Viereck…
Wie vertraut die vier Tänzer:innen unter- und miteinander agieren zeigt die – phasenweise schon befremdliche – Szene, in der sie Kaugummi von- und miteinander aus ihren Mündern teilen.
Ein bisschen schwierig gestaltet sich das Ende – in den letzten zehn Minuten wirken mehrere Szenen so, als würden sie den Abschluss bilden, bei der Wien-Premiere lud eine davon dann auch einen Gutteil des Publikums zum Schluss-Applaus ein. War aber nicht so (Dramaturgie: Fiona Schreier, Johanna Hilari).
Zu erleben ist „Valse, Valse, Valse“ nun noch bis einschließlich 9. Jänner, eine Wiederaufnahme erfolgt Anfang April rund um den „Fledermaus“-Tag – dem Jahrestag der Uraufführung der bekannten Strauss-Operetten. Da spielt sich – nicht nur, aber vor allem im MuseusmQuartier – vieles rund um Fledermäuse ab – von „flatterhaften“ Trickfilmen, die Kinder im Zoom Kindermuseum produzieren können über eine einschlägige Biodiversitäts-Show bis zur Premiere von „Fledermäuse“, der neuesten Produktion des Performance-Kollektivs „schall und rauch agency“ im Dschungel Wien.
Koproduktion von Johanna Heusser, give me hope productions (CH) mit Dschungel Wien, Johann Strauss 2025 Wien, Theater im Pumpenhaus Münster (DE), Roxy Birsfelden (CH), Bühne Aarau (CH)
In Kooperation mit Stadttheater Langenthal (CH), Südpol Luzern (CH)
Residenzpartner*innen: Tanzhaus Zürich (CH), Dampfzentrale Bern (CH)
12 bis 16 Jahre; eine Stunde
Choreografie und künstlerische Leitung: Johanna Sofia Heusser
Musikalische Leitung: Xenia Wiener
Musiker:innen
Cello: Joachim Flüeler
Bratsche: Marie Jeger
Geige: Sebastian Loetscher
Tänzer:innen: Simea Cavelti, Neil Höhener, David Speiser, Momo Tanner
Bühne und Licht: Marc Vilanova
Dramaturgie: Fiona Schreier, Johanna Hilari
Outside Eyes (dramaturgische Beratung): Katharina Germo, Stephan Stock
Kostüm: Diana Ammann
Produktionsleitung: Maxine Devaud / oh la la ‒ performing arts production
Administration: Angie Menillo / oh la la ‒ performing arts production
Assistenz: Arina Fröhlich
Technische Assistenz: Chiara Leonhardt
Bis 9. Jänner 2025
5. – 8. April 2025
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
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johannstrauss2025 -> valse-valse-valse
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