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Szenenfoto aus "dÄmonen"
Szenenfoto aus "dÄmonen"
01.07.2022

Von Auszuckern, Ängsten und anderen Gefühlen

Das Tanztheaterstück „dÄmonen“, eine internationale Kooperation – Schweiz, Belgien, Deutschland – dreht sich um den Umgang mit Emotionen.

„Hast du Ives gesehen?“ fragt die schauspielende Tänzerin den Mann hinter den Ton- und Lichtreglern und ist da schon nicht entspannt. Hetzt die Bühne auf und ab. Blicke hinter die Vorhänge, ums Eck, immer aufgebrachter. Der Kollege von Nora Vonder Mühll, der nun mit ihr das Stück „dÄmonen“ spielen soll, ist noch immer nicht aufgetaucht. Sie rastet aus, schreit, stampft, schmeißt Dinge, vor allem herumliegende Kleidungsstücke, durch die Gegend. Gekonnt, ja richtiggehend überzeugend, gespielt. Das scheint nun schon klar, dass Ives Thuwis, der hier mitspielen und -tanzen soll, sich nicht wirklich verspätet hat oder auslässt, sondern dies Teil der Inszenierung (Regie: Hannah Biedermann) ist.

Die Sprachnachricht, die nun (sicher voraufgezeichnet) kommt und übers Mikro abgespielt wird: Ives teilt mit, dass es ihm nicht so gut gehe. Letztlich taucht er – zusammengekauert – unter einem riesigen Berg von Kleidungsstücken auf. Und mit ihm in dieser Position das zuvor ausgesprochene Gefühl – genauso glaubhaft wie der Auszucker seiner Kollegin.

Gefühle verkörpern

Beide verkörpern sie – im wahrsten Sinn des Wortes – in der folgenden Stunde die unterschiedlichsten Gefühle. Meist solche, die negativ besetzt sind. Uns teilweise fast wie fremd entgegentreten, uns mitunter auch selbst erschrecken, ja sogar Angst machen können, dass wir sie in uns haben – wie Dämon:innen. Das Duo auf der Bühne taucht in oft Sekundenbruchteilen neu und anders gewandet und mit völlig wechselnden passenden Bewegungen in diese unterschiedlichsten Emotionen ein. Mit Hilfe eines großen Luftballons und auf allen Vieren tapsend und tanzend, schafft es Ives Thuwis in einer Szene kurz einmal rätseln zu lassen, was sind jetzt die Hände, was die Füße, wo ist vorne, wo hinten…

Wut, Ärger, Zorn, Angst, Schüchternheit, sich verstecken, öffnen, annähern, abwenden, streiten, kämpfen, aber hin und wieder auch Gegenteiliges, füreinander erwärmen, Zuwendung … Das Duo thematisiert sie alle und noch mehr und vor allem, dass sie zu uns allen gehören. Wir uns mit ihnen auseinandersetzen sollen, aber sie nicht – auf Dauer – wegschieben können. Dazu taucht gegen Ende Nora Vonder Mühll in ein weiteres, sicher vielen bekanntes, Gefühl ein: Pink gekleidet fragt sie das Publikum, was sie hier nun darstelle. „Flamingo“, tönt es aus dem Publikum im Kristallwerk an einem der letzten Tage des neunten Theaterfestivals für junges Publikum spleen*graz. Nun, so flatterhaft ist es nicht, dieses Gefühl der Vermeidung, das in der Folge szenisch gespielt und getanzt wird.

„Entzaubern“

Und so der mitschwingende Sub-Text des Stücks: Wenn wir uns unseren Gefühlen stellen, sie vielleicht als erstes einmal benennen (können), dann verlieren sie möglicherweise das „dÄmonische“ – das Schriftspiel mit dem großen Ä nach dem kleingeschriebenen Anfangsbuchstaben -, so das Duo zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … sollte die Angst nehmen, weil es eben so verspielt wirkt.

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Compliance-Hinweis: Das Festival spleen*graz hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … – wie schon früher den Kinder-KURIER zur Berichterstattung nach Graz eingeladen.

Dieses Stück wird auch bei spleen*graz 2022 gespielt. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … hat es schon im Vorjahr gesehen – die Stückbesprechung stammt von der Aufführung im Wiener WuK
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

dÄmonen

Nora Vonder Mühll (Schweiz), Ives Thuwis (Belgien), Hannah Biedermann (Deutschland)
Tanztheater

Stückentwicklung: Ensemble
Regie: Hannah Biedermann
Choreographie & Performance: Ives Thuwis, Nora Vonder Mühll

Sounddesign & Musik: Johannes Birlinger
Ausstattung: Regina Rösing
Mitarbeit Konzept & Tourneetechnik: Stefan Colombo
Produktionsleitung: Cornelia Wolf

Alle Infos zu spleen*graz gibt es hier