„Das Lächeln“ ist einer von 15 von der Jury der 25. Video und Filmtage ausgezeichneten Kurzfilme von Kindern und Jugendlichen.
Ein Schulgang. Jugendliche räumen Bücher in ihre Metallspinde am Gang, eine Schülerin lüftet kurz ihren Mund-Nasen-Schutz, um eine Kollegin anzulächeln. Ruppiger Befehlston eines Mitschülers: „Maske rauf“. Ähnliches spielt sich in der Klasse ab. Jene Schülerin, die sich um Freundlichkeit bemüht, wird wieder zusammengesch…
„Das Lächeln“ ist einer der 61 Kurzfilme, die bei den 25. Video und Filmtagen von wienXtra-Medienzentrum gezeigt wurden – und einer jener 15 Filme davon, die von der Jury Montagabend mit einem Preis belohnt wurden. Sachpreise, die zu weiterem Filmen motivieren wollen. Die ganze vorjährige 4d der AHS (allgemeinbildenden höheren Schule) hatte Lächeln als Abschlussprojekt der Unterstuf gedreht. „Wir haben in Kleingruppen mehrere Drehbücher erarbeitet. Dieser Film ist sozusagen ein Kompromiss aus mehreren Vorschlägen“, berichten mehr als ein halbes Dutzend der Jungfilmer:innen dem Journalisten. „Es war das aktuellste Thema, aber nicht nur auf Corona und die Masken beschränkt. Wir wollten das nicht immer einfache Verhältnis von Nähe und Distanz zeigen.“
Der Film endet „natürlich“ einigermaßen happy. „Das Filmprojekt überzeugt durch den beeindruckenden Einsatz filmischer Erzählweisen“, begründeten die Juror:innen die Auszeichnung.
Schock im Finsterwald
Arno Sonnlechner, Felix Chung, Paul Konrath, Anton Zeiner
Jurybegründung: Der Wald ist im Horrorfilm ein Ort des Unheimlichen. Ein bekannter Topos also, der in diesem Film gekonnt inszeniert wird. Zum Beispiel mit einer Kamera, die ganz genau weiß, wann sie von statisch zu bewegt wechselt. Ein weiteres Highlight sind die beiden Schauspieler, die mit vollem Körpereinsatz bei der Sache sind. Eine Geschichte, getragen von der Freude am Tun, mit einer überraschenden Wendung. Man stellt sich dem Monster und findet einen Freund. Ein Gemeinschaftsprojekt, wie es schöner nicht sein kann – und das nach einer Fortsetzung schreit.
Das Lächeln
Schüler_innen der 4D (20/21) der AHS Heustadelgasse
Jurybegründung: Ein leerer Schulgang, es läutet zur Pause. Der Versuch einer ersten Annäherung zwischen zwei Schülerinnen wird vereitelt: „Hey, Maske auf!“, schreit einer. In einer einzigen langen Einstellung wird klar, was der Film verhandelt: Nähe, Kommunikation, Geschlechterrollen, Unsicherheit und Kontrollwahn in Zeiten der pandemiebedingten Ausnahmesituation. Das Filmprojekt überzeugt durch den beeindruckenden Einsatz filmischer Erzählweisen.
Prank News
Tobias Hübl, Leon Köllnhofer
Jurybegründung: Ein Kurzfilm, der sich selbst und in weiterer Folge das gesamte Medium Film als Sammelbecken von optischen Täuschungen, Tricksereien und in die Irre führende Montagen entlarvt. Am Ende bleibt nicht nur Donald Trump bei den explodierenden Bäumen und der Wetterreporter im steirischen Regen zurück – auch die Zuseher_innen verweilen nach dem Abspann im Staunen und Schmunzeln vor der Leinwand. Was letztendlich Wahrheit und was nur Fiktion ist, bleibt bis zum Ende dem Publikum überlassen. Fest steht: Das textgewaltige Sieger-Duo hat bewiesen, dass sie nicht nur Filmschaffende sind, sondern außerdem News-Reporter, Comedians, Satiriker mit feiner Klinge und ein Zwei-Mann Produktionsstudio.
The Ocean is for Dreamers
Schüler_innen der 6b des BORG Wien 15 Henriettenplatz
Jurybegründung: Noch nie wurden Liebe, Exzess, Aliens und fehlender Telefonempfang so crazy und hoffnungsvoll filmisch verhandelt wie hier. Ein Gewinner_innen-Film, der den Möglichkeitshorizont von kollektivem Filmschaffen bis in ferne Galaxien wachsen lässt, um ihn dort schließlich komplett aufzulösen. Was bleibt ist das Gefühl der bezaubernden Grenzenlosigkeit des Animationsfilms.
Mit Mut zur Dystopie hat sich dieser Film direkt in unsere Herzen gebahnt und uns davon überzeugt, dass die Liebe am Ende siegen wird.
Jörg begeht eine unbewusste Sünde
Melissa Stummer, Alina Paroubek, Julia Wimmer
Jurybegründung: Eine mit viel Liebe zum Detail gestaltete Kulisse in einer filmisch sehr raffiniert gedachten Animation, die ein zeitaktuelles Thema verhandelt. Das junge Filmemacherinnen-Trio zitiert mit ihrer Animation unbewusst Citizen Kane und gibt uns zudem eine klare Botschaft mit auf den Weg… nämlich: unser Konsumverhalten, besonders in Zeiten von Lockdowns, kritisch zu hinterfragen und verantwortungsvoll an die Konsequenzen zu denken.
Wer sind wir … wirklich?
Eva Bauer, 18 Jahre
Jurybegründung: Wir vergeben einen Preis an einen Film, der äußerst gekonnt mit Genrekonventionen spielt. Mit geringsten Mitteln, dafür einer ausgeklügelten Kameraarbeit, einer beinharter Kampf-Choreografie, smarten Dialogen und nicht zuletzt tollen Schauspielerinnen, gelingt es der Filmemacherin einen echten Actionfilm zu erzählen, der auch noch eine ganz große philosophische Frage aufwirft.
2084
David Kreuzhuber, Florian Kastinger, Maximilian Gerner, Tobias Roidmaier, Thomas Grabner
Jurybegründung: Der Gewinner_innen-Film zeichnet ein dystopisches Bild über die Auswirkungen der Pandemie mit viel technisch ausgeklügelter Vorgehensweise und überrascht mit einem mutigen Twist für ein positives Ende. Sowohl die saubere Kameraarbeit und das Set-Design, als auch die passende Locationwahl und die Liebe fürs Detail sowohl in der Postproduktion als auch der Soundgestaltung helfen dem Kurzfilm, auf mehreren Ebenen zu überzeugen.
Friend.exe
Michael Jung, Max Vesely, Fabio Merstallinger, Klara Lee Eckhardt
Jurybegründung: Ein Film über eine ungewöhnliche Freundschaft, die viele Fragen aufwirft. Eine Dystopie in einer gar nicht allzu weit entfernten Zukunft und darin eine Geschichte, die der Lebensrealität der Filmschaffenden entspringt. Wir sind nicht nur vom hohen Niveau der technischen und erzählerischen Umsetzung beeindruckt, sondern auch von der professionellen Art und Weise, wie sich dieses junge Kollektiv präsentiert.
Das Rot der Erde
Eva Kirschner
Jurybegründung: Ein sehr persönlicher und poetischer Film, der Themen behandelt, die uns alle angehen. Eine idyllische Szenerie gerät aus den Fugen. Die Filmemacherin konfrontiert uns durch Nachrichtenbilder mit dem katastrophalen Zustand der Welt. Schützenswertes scheint verloren, gepflückte Mohnblumen zerfallen zu Asche. Der direkte Blick in die Kamera klagt an und macht die Verzweiflung deutlich. Nothing to say? Diese Filmemacherin hat uns viel zu sagen. Die Preisträgerin erhält eine Sony Vloggingkamera, wir freuen uns auf viele weitere filmische Arbeiten von ihr.
Daughter
Lisa Grall, Theresa Buger, Isidor Dietrich
Jurybegründung: Die drei Filmemacher*innen haben sich an kein einfaches, aber umso wichtigeres Thema herangewagt. Ihr Animationsfilm setzt sich mit Scham, Schuld und intimen Grenzüberschreitungen auseinander. Der Film regt zu Gesprächen über diese Themen an, über die sonst wenig offen geredet wird. Gekonnt wurden hier gestalterische Mittel der Animation eingesetzt, um abstrakte Bilder mit einer starken symbolischen Aussagekraft zu schaffen. Sowohl auf der visuellen, als auch auf der auditiven Ebene wirken diese noch lange nach.
Der Film erzählt eine Minute aus dem Leben der Protagonistin. Sie zählt die Sekunden und gibt dabei einen tiefen Einblick in ihre Gedanken aus dem Moment, der für sie so ausweglos erscheint.
Mutter
Naomi Hozaien
Jurybegründung: Wir befinden uns in einer dystopische Szenerie, in einem leeren und devastierten Gebäudekomplex, in dem tierähnliche Wesen um das Futter kämpfen, das ihnen von einer unsichtbaren Macht in Form von Torten hingestellt wird. Jeder gegen jeden und in stets neuen Allianzen gegen den scheinbar Schwächsten. Mit gutem Gefühl für ein dramaturgisches Timing, den filmischen Raum und mit einem subtil stets bedrohlich wirkenden Sounddesign gelingt der Filmemacherin eine Parabel auf unsere Zeit: Kann man wirklich erst dann aus diesem „Spiel“ aussteigen und die Maske ablegen, nachdem es bereits zur Katastrophe gekommen ist?
Neben Mir
Raphael Dombäck, Lea Zitzenbacher, Vanessa Waldhauser
Jurybegründung: Der Preis geht an einen Film, der auf sensible und achtsame Weise ein sehr schweres und gesellschaftlich aufwühlendes Thema behandelt. Mit beeindruckender schauspielerischen Leistung wird das Innenleben der Protagonistin behutsam gezeichnet, die in den Momenten des Schweigens am meisten von ihrem Schicksal erzählt.
Stern
Lea Stern
Jurybegründung: Mit großer filmischer Leidenschaft führt die Filmemacherin ihren Cast zu beeindruckenden schauspielerischen Leistungen. Besonders die Hauptdarstellerin glänzt als alter Ego der Filmemacherin in diesem Plädoyer für mutigen Selbstausdruck im künstlerischen Schaffen. Beeindruckend vorbereitet und umgesetzt spannt das ganze Team einen großen Bogen und verwebt komplexe Ebenen zu einem beeindruckenden Erstlingswerk.
Bussi, Baba
Bahare Ruch
Jurybegründung: Der Preis geht an eine Filmemacherin die sich unglaublich mutig, selbstbewusst und auf besonders intime Weise mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzt. Mit beeindruckend gearbeiteter Präzision vereinen sich installative, dokumentarische und experimentelle Elemente zu einem rührenden Filmerlebnis: Die Überwindung eines Traumas und eine Liebeserklärung an ihren Vater.
Images of 2020
Alma Dorner
Jurybegründung: Die Pandemie hat unser aller Leben geprägt und verändert. Wie aber mit all diesen Gefühlen umgehen, wie sie verarbeiten? Wir möchten gerne diesen Preis an eine junge Künstlerin vergeben, der Ungewöhnliches gelingt: Sie erarbeitet in mehreren Episoden verschiedene Emotionen und Stimmungen des letzten Jahres als Choreografien heraus, die sie dann nicht nur zum Teil auch selbst als Tänzerin umsetzt, sondern in eindrückliche filmische Bilder übersetzt. Aus der Not einer schlechten Kamera macht sie körnige SW-Bilder, findet für jede Tanzszene passende kinematografische Entsprechungen durch Kamera-Einstellung, Licht-Setzung oder Projektionen, die sie auf die Szenerie wirft. So entstehen stimmige und spannende filmische Tableaus zu Gehorsam, Einsamkeit, Langeweile und Sehnsucht nach körperlicher Nähe in Zeiten sozialer Distanz.
Das Publikum des fünftägigen Festivals des jungen Kurzfilms konnte online auch für ejen filme voten, die den Zuschauer:innen am besten gefallen haben. dei meisten Stimmen auf sich vereinen konnte:
JUNGE SUCHT SAUBERER
Merlin Franek, Alex Neubauer, Luka Pavičević, Sadettin Stanfel und Nikola Stoisits vomBORG für Musik und Kunst in der Wiener hegelgasse 12 drehten den 4 Minuten 10 Sekunden halb Zeichentrick-halb Spielfilm über einen Jungen, der in einem Park schläft und sich nach dem Aufwachen in einer Parallelwelt wiederfindet. Hilfe erhofft er sich vom rappenden Zauberer Merlin.