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Szenenfoto aus "Daphnes Garten"
Szenenfoto aus "Daphnes Garten"
17.02.2024

Banken, Gauner, Blüten – die Aufdeckerin und der Chor

„Daphnes Garten“, eine bewegte, bewegende Oper über die bekannte ermordete maltesische Investigativ-Journalistin Caruana Galizia.

Der Titel klingt zwar eher nach einer Wohlfühl-Performance, doch schon die Ankündigung von „Daphnes Garten“ verbindet die Oper mit dem dazugehörigen ganzen Namen Daphne Caruana Galizia. Da klingelt doch was, oder?  Sie war jene „maltesische Investigativ-Journalistin, die am 16. Oktober 2017 mittels einer Autobombe ermordet“ wurde.

Nach einer Auftrittsserie in Klagenfurt, Oberwart, Großwarasdorf / Veliki Borištof und Eisenstadt feierte die genannte Produktion, eine mitreißende, bewegende Oper mit Live-Musiker:innen und natürlich Sänger:innen, ihre vielumjubelte Wien-Premiere einer leider nur sehr kurzen Aufführungsserie im Off-Theater. Just am Abend jenes Tages, an dem Stunden zuvor der aktuell wohl bekannteste russische Oppositionelle, Alexej Nawalny, der auch journalistisch tätig war, im sibirischen Straflager „zu Tode kam“. Und „nebenbei“ nicht einmal einen Kilometer Luftlinie vom Theater entfernt, Rechtsextreme sich am „Akademikerball“ vernetzten.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Daphnes Garten“

Gauner überall

Gegen Korruption aber auch rechtsextreme Politik schrieb Daphne Caruana Galizia an. Der letzte Satz in ihrem Blog „Running Commentary“, der im Jahr nach dem Mord an ihr wieder online gestellt wurde und nach wie vor ist, lautete: „Gauner gibt es jetzt überall, wo man hinschaut. Die Situation ist verzweifelt.“ Nicht einmal eine halbe Stunde später explodierte ihr gemietetes Auto – per Fernzündung via SMS – so heftig, dass es über eine Mauer flog. Immer wieder hatte sie Morddrohungen erhalten und deswegen mehrfach Anzeigen erstattet, auch kurz vor dem tödlichen Attentat.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Daphnes Garten“

Vielschichtiges, dichtes Libretto

Die Schriftstellerin (und Lehrerin) Katharina Tiwald hat aus dem Mordanschlag und noch viel mehr den umfangreichen Aufdecker-Stories der maltesischen Journalistin, die Teil des internationalen Netzwerks International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) zur Auswertung der Millionen von Dokumenten der Panama Papers war, ein dichtes und doch gut verdauliches Libretto geschrieben: Und immer wieder poetische Passagen eingewoben – die bauen auf dem zweiten schreiberischen Standbein Galizias auf; sie gab das Magazin „Taste & Flair“ (Geschmack & Geruchssinn) heraus – was wohl auch zu „Daphnes Garten“ führte.

Und so bringen die Sänger:innen etwa in den letzten Minuten der knapp 1 ¾ Stunden einen Mix aus Pflanzen und Namen ermordeter Journalist:innen in verschiedenen Gegenden der Welt zu Gehör: Anna Politikowskaja, Ján Kuciak, Jamal Khashoggi, Viktoria Marinowa zwischen Zypressen, Orchideen, Kreuzblütengewächsen, Feuerlilien und anderen Blumen. Den Abend widmete das Ensemble Nawalny, dessen Name und Bild wohl in – hoffentlich – späteren Aufführungs-Serien auch noch gesungen und auf eine der sechs verschieb- und drehbare Wände projiziert werden wird.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Daphnes Garten“

Musik aus Kalifornien

Erling Wold aus Kalifornien komponierte zu diesem Libretto in wenigen Wochen die Musik, die das Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und Verzweiflung hör- uns spürbar macht. Daphne Caruana Galizias Investigativ-Geschichten – ihre Blogbeiträge erreichten nicht selten mehr Reichweite als alle Medien Maltas zusammen – animierten so manche Whistle-Blower:innen die Journalistin mit weiteren Informationen zu versorgen. Und sie führten immerhin zu zeitweisen Politiker-Rücktritten. Und dennoch – das Ende ist ja leider bekannt.

Szenenfoto aus

Vielstimmiges Ensemble

Peter Wagner, kulturengagierter Tausendsassa, der selber schon viele brisante Stücke geschrieben hat, inszenierte diese wuchtige und doch gefühlvolle Oper. Die Sänger:innen dafür wurden gecastet. Janina Schweitzer singt und spielt die Daphne, Michaela Khom gibt „die Stimme“, eine Art Erzählerin. Marika Rainer, Johanna Stacher, Martin Ganthaler und Fernando Hernandez schlüpfen mit ihrem Gesang und Schauspiel in die unterschiedlichsten Rollen, meist der korrupten auch namentlich genannten maltesischen Politiker:innen und Wirtschaftsleute. Oft agieren sie in der Art des klassischen griechischen Chors der Antike, um Galizias Geschichte zu verstärken, untermauern, mitunter aber übernehmen sie auch Gegenparts.

Meist großteils hinter den genannten verschiebbaren Wänden spielt das kleine Orchester: MusikerInnen der Camerata Sinfonica Austria: Violoncello (Charlotte Lang bzw. Aurelia Kegley), Kontrabass (Miha Firšt), Trompete (Martin Schuster bzw. Elias Domschitz), Posaune (Daniel Mascher bzw. Markus Wonisch), Schlagwerk (Marko Jurečič) und Akkordeon (Matjaž Balažic); die musikalische Leitung samt Dirigat übt Davorin Mori aus. Zeitweise projiziert eine Live-Kamera einige Musiker:innen auf die genannten Wände, auf denen ansonsten der Text ebenso eingeblendet wird wie Fotos und Videos (Bühnenoptik: Florian Lang).

Für die üppigen Kostüme zeichnet Markus Kuscher und für das Lichtdesign Alfred Masal verantwortlich. Eine nicht nur inhaltlich äußerst wichtige Oper, sondern als rundum Gesamtkunstwerk auch ein künstlerisch wertvoller, anregender, berührender und bewegender Abend.

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Daphnes Garten

Ein Opernprojekt der Theaterinitiative Burgenland/Landestheater der Autor:innen mit dem klagenfurter ensemble und dem OHO.

Libretto: Katharina Tiwald
Musik: Erling Wold
Inszenierung: Peter Wagner

Cast
Daphne: Janina Schweitzer
Stimme: Michaela Khom
In diversen Rollen: Marika Rainer, Johanna Stacher, Martin Ganthaler, Fernando Hernandez

Musikalische Leitung und Dirigat: Davorin Mori
MusikerInnen der Camerata Sinfonica Austria:
Violoncello: Charlotte Lang, Aurelia Kegley
Kontrabass: Miha Firšt
Trompete: Martin Schuster, Elias Domschitz
Posaune: Daniel Mascher, Markus Wonisch
Schlagwerk: Marko Jurečič
Akkordeon: Matjaž Balažic

Bühnenoptik: Florian Lang
Lichtdesign: Alfred Masal
Kostüm: Markus Kuscher

Produktionsleitung Oberwart: Alfred Masal, Orsolya Turai
Produktionsleitung Klagenfurt: Susanna Buchacher

Organisation Camerata Sinfonica Austria: Julia Fellner

Regie- und Produktionsassistenz, Videoprogrammierung: Michael Foster

Sounddesign und Live-Ton: Tom Eitel, Konrad Überbacher
Bauten und Technik: Jan Tomsits, Florian Decker, Miriam Sommer, Zoltán Galambos

Wann & wo?

17. und 18. Februar 2024
Off Theater Wien/ White Box: 1070, Kirchengasse 41
Karten-Telefon: 03352 38 555
karten@oho.at

eventim-light.com -> Daphnes Garten

Off Theater Wien

Theater Initiative Burgenland

Zu einem Trailer geht es hier unten

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Daphne Caruana Galizias Blog

wikipedia -> Daphne_Caruana_Galizia