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Szenenfoto aus "Die Ersten Von den Frauen, die die Welt entdeckten"

Spannende Entdeckungsreisen auf den Spuren von Pionierinnen

Wer waren nun mal Valentina Tereschkowa, Ida Pfeiffer oder gar Felicity Aston und Jeanne Baret? Auch wenn mittlerweile das erste Viertel des 21. Jahrhunderts vorbei ist, werden Frauen und ihre Leistungen – in den meisten Ländern – nicht als gleichwertig wahrgenommen. Das Linzer Theater des Kindes – mit Premiere beim aktuellen, dem 13.,  Schäxpir-Festival – stellt in „Die Ersten“ die genannten vier Frauen – stellvertretend für viele ihrer Geschlechtsgenossinnen – dem Publikum auf spannende in unterschiedlichen Szenen vor.

Simone Neumayr schlüpft in dieser guten Stunde in die Rollen der doch nicht unbekannten Kosmonautin und damit ersten Frau im Weltall, der doch einigermaßen bekannten Reise-Schriftstellerin, der ersten Frau, die allein die Antarktis durchquerte und jener Naturforscherin, die aber kaum bekannt ist und als erste Frau an Bord eines französischen Schiffes 1766 die Welt umsegelte – als Mann verkleidet, anders wäre ihr das nicht möglich gewesen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Ersten Von den Frauen, die die Welt entdeckten“

Forschende Erzählerin

Bevor sie mit wenigen Handgriffen, einem Seil sowie einem großen weißen Stoff Segelschiff, Eiswüste, aus einer Metallkiste eine Weltraumkapsel (Bühne: Michaela Mandel) erschafft und zentrale Lebensstationen der vier Pionierinnen in Worten und Schauspiel erzählt, taucht sie als Suchende auf. Mit Schmetterlingsnetz, breitkrempigem Tropenhut und einer Art Geigerzähler taucht sie aus dem „Bauch“ des Theaters auf den der Blick dank des ausnahmsweise weggezogenen schwarzen Vorhangs freigegeben wird, auf. Leicht verwirrt blickt sie sich um.

Perdita Polaris, so ihr Name, ist Sammlerin von Geschichten, vor allem über Menschen, die forschen, entdecken… und selber vergessen wurden, verloren gegangen oder weniger bekannt sind. (Perdita kommt übrigens aus dem Italienischen und steht für Verlust, leck, undicht…). Doch ihre bisherige Sammlung besteht praktisch nur aus Forschenden mit Bart 😉

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Ersten Von den Frauen, die die Welt entdeckten“

Frau mit Bart

Und damit stößt sie auf ein Bildnis von einem jungen Menschen mit Schnauzbart, wird stutzig, das Gesicht zeige doch eine Frau. Und damit führt sie das Publikum in die Geschichte der Jeanne Baret, die nicht nur, verkleidet mit dem Vornamen Jean, als Assisteint(in) und Freundin des Naturforschers Philibert Commerson auf den Schiffen Boudeuse und Étoile als erste bekannt gewordene Frau die Welt umsegelte. Die Botanikerin erforschte zahlreiche Pflanzen. Erst rund 250 Jahre später wurden ihre Leistungen anerkannt – einige französische Städte benannten Straßen nach ihr, 2012 und 2023 wurden Pflanzen(gattungen) nach ihr benannt und im Vorjahr anlässlich der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris wurde für sie – sowie für neun andere Frauen aus der französischen Geschichte – eine Statue aufgestellt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Ersten Von den Frauen, die die Welt entdeckten“

Weltraum und kompliziert

Die vielleicht bekannteste – wenn auch nicht unbedingt dem Namen nach – ist die erste Frau im Weltall. Valentina Tereschkowa, Textilarbeiterin, die sich im Abendstudium zur Technikerin weiterbildete, begeisterte Fallschirmspringerin war, umkreiste 1963 an Bord der Raumkapsel Wostok 6 drei Tage lang die Erde.

Ihre Popularität in der Sowjetunion und bald danach darüber hinaus als Pionierin setzte sie danach viele Jahr(zehnt)e für Gleichberechtigung von Frauen ein. Schlug sich später auf die Seite Waldimir Putins, beantragte in der Duma (dem russischen Parlament) eine Verfassungsänderung, damit er länger als die auf zwei Amtsperioden begrenzte Zeit herrschen könne, unterstützte den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.

Letzteres thematisiert das Stück und lässt die Protagonistin fast ratlos zurück: „alles so kompliziert!“ – einerseits Pionierin, andererseits den Krieg verherrlichen?! Wobei sich noch angeboten hätte zu erwähnen, dass sie zu den Gründer:innen der Junarmija gehörte, einer Organisation, in der Kinder und Jugendliche auf Soldat:innen gedrillt werden.

Aber Perdita Polaris ist ja forschende Geschichten-Sammlerin – da gehört eben auch nicht so Feines in ihre kleinen Büchlein, die sie in einer hölzernen Umhängekiste trägt, und so tut, als würde sie all die erzählten Erkenntnisse per Knopfdruck dort hinein befördern (Kostüme: Anna Katharina Jaritz).

Weltreisende

Ida Pfeffers (1797 – 1858) späte – auch festgehaltenen Weltreise-Erlebnisse (rund ¼ Million Kilometer auf Meeren und mehr als 30.000 km an Land auf vier Kontinenten) und Erkenntnisse hat sie in den längst auch bekannten 13 Reisetagebüchern (in sieben Sprachen übersetzt) veröffentlicht, es gibt auch ein tolles Bilderbuch über sie – Link zu einer Buchbesprechung unten am Ende des Beitrages.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Ersten Von den Frauen, die die Welt entdeckten“

Solistin

Dass forschendes Reisen nicht immer ein Vergnügen ist, nicht selten gerade das Gegenteil – an die Grenzen und darüber hinaus gehen, kann lebensbedrohlich werden und sein. Das schildert die Schauspielerin als Felicity Aston, die 2012 als erste Frau im Alleingang die Antarktis durchquerte. Schnaufen, schleppenden Schrittes, an der Kippe zum Umkippen… – weshalb sie Aston auf die ihr gestellte Frage, ob sie noch einmal so eine Expedition wagen würde, antworten lässt: Sofort, aber nicht alleine. Menschen seien dafür geschaffen, miteinander zu agieren.

Und damit wendet sich die Schauspielerin an die eine und den anderen im Publikum – vielleicht würde Perdita Polaris ja einmal deren oder dessen Geschichte sammeln.

Weiter sammeln, aber verschenkter Schluss

Was ein schöner Schluss (gewesen) wäre. Aber nein, der Regisseur Henry Mason, vertraute offenbar nicht ganz auf diesen spannenden Bogen der Geschichtensammlerin und ihrer vier Pionierinnen – Untertitel „Von den Frauen, die die Welt entdeckten“ – er erfand eine Rahmenstory: Anfangs ertönt aus dem Off eine Stimme (die von Harald Bodingbauer, Assistent der künstlerischen Leitung des Theaters des Kindes): Bedauerlicherweise könne heute nicht gespielt werden, die Schauspieler:innen fehlen… und Perdita Polaris muss zu Beginn sagen, dass sie gar nicht wisse, wo sie sich hier befinde… Dieses doch seltsame Intro – alle wissen ja schon vorher zu welchem Stück sie gekommen sind – muss natürlich noch zu einem Kreis geschlossen werden; worauf viele gar nicht mehr hören.

kijuku_heinz

Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.

Ankündigungsfoto zum Stück
Ankündigungsfoto zum Stück „Die Ersten Von den Frauen, die die Welt entdeckten“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Die Komödienschildkröte"

Alle Nationen sind gleich willkommen

Einladung zum 250. Geburtstag! Und das für alle Artgenossinnen und -genossen aus der ganzen Welt. Dies ist der Ausgangspunkt des neuesten Bilderbuchs von Patrick Addai und dieses Mal illustriert von Jokin Michelena. Das uralte Geburtstags„kind“ ist eine Schildkröte. Auf dem Buchcover reitet sie auf einem lustig dreinschauenden blauen Elefanten.

Nach ein paar Seiten rund um Begegnungen der Hauptfiguren mit unterschiedlichsten Schildkröten beginnen in „Die Komödienschildkröte“ Dutzende Seiten mit diesen langsamen, bedächtigen Tieren, deren Panzer in den Farben und Symbolen verschiedenster National-Flaggen leuchten.

Da zwar am Beginn sowie am Ende des Buches die Flaggen (fast) aller Länder der Welt als kleine Bildchen abgedruckt sind, für die großen Fahnen auf den Schildkrötenpanzern aber nicht so viel Platz war, findest du auf sechs Seiten dieses Bilderbuchs „nur“ Umrisse einiger Schildkröten, die du anmalen und mit jenen Flaggen zeichnen und malen kannst, die du gerne hättest und die zuvor noch nicht vorkommen. Oder vielleicht auch mit Fantasie-Flaggen oder jenen deines Lieblings-Fußballklubs oder eines Volleyballteams oder was auch immer.

Innenseite aus dem Bilderbuch
Innenseite aus dem Bilderbuch „Die Komödienschildkröte“ – 13 Sprachen, ein Slogan, der aus einem der erfolgreichen Songs des Reggae-Musikers Lucky Philip Dube stammt, dem der Autor das Buch gewidmet hat

Fast alle Flaggen, 13 Sprachen

Die Botschaft, die der Autor, vermitteln will ist wohl klar, unterstreicht er aber im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… nochmals deutlich: Alle (Schildkröten) aus allen Ländern sind (bei diesem Geburtstagsfest) willkommen. Und um diese nochmals hervorzuheben hat er sie im Buch noch ziemlich zu Beginn so ausgedrückt: „Verschiedene Farben ein Volk“ findest du in 13 verschiedenen Sprachen, u.a. Arabisch, Hebräisch, Englisch, Türkisch, Japanisch, Kisuaheli und Ashanti-Twi. Die zuletzt Genannte ist übrigens jene in Ghana weit verbreitete Sprache mit der Addai aufgewachsen ist, bevor er zum Studium nach Österreich gekommen und Linzer geworden ist.

Nächste Lese-Performance

Kommende Woche – am 28. Februar 2025 (Details siehe Info-Box am Ende des Beitrages) wird der Autor dieses sein neuestes Buch (dem allerdings ein wenig Lektorat und Korrektur nicht schlecht getan hätte) in der Wiener Buchhandlung AfriEuroText im Rahmen des Black History Month (Monat der Schwarzen Geschichte) vorstellen. Wie immer wird das nicht nur eine Lesung, Patrick Addai erweckt die Figuren seiner Bücher mit Sprache, Mimik und ganzem Körpereinsatz zum Leben, nicht selten auch von Trommelmusik begleitet.

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Hier unten geht’s zu einem Interview mit dem Autor

Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Die Komödienschildkröte“

Szenenfoto aus "leb' wohl, bohème" im Theater Experiment am Liechtenwerd

Sie war ihrer Zeit weit voraus

„Liebst du mich?“, fragt die unvermittelt zwischen Vorhängen, Licht und Schatten, auf dem Boden herumliegenden Büchern auftretende Solo-Schauspielerin. Wirkt aufs erste, als würde sie die Frage ans Publikum richten, weshalb bei der Premiere auch eine Stimme halblaut „Ja!“ ruft.

Die wirkliche Antwort aber kommt von einer (männlichen) Stimme aus dem Off. Er liebe sie, wisse aber nicht warum, und quäle sich damit herum, dass er das Gefühl habe, seine Zuneigung würde nicht erwidert werden. Seine Stimme ist im Verlauf der rund 1¼ Stunden dann noch einige Male zu hören. Die Frau, um die sich alles dreht, die offenbar (nicht nur) ihm den Kopf verdreht hat ist – Margarete Beutler, immer wieder Grete genannt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „leb‘ wohl, bohème“ im Theater Experiment am Liechtenwerd

Ausgegraben

Alice Schneider verkörpert diese weitgehend in Vergessenheit geratene Literatin – sowohl Prosa als auch Lyrik und Theaterautorin – und Lebefrau ihrer Zeit (1876 – 1949). Stefanie Elias, neben dem jahrzehntelangen Direktor Erwin Bail die junge Co-Leiterin des ältesten Kellertheaters der freien Szene Wiens (seit 1956), Theater Experiment am Liechtenwerd (Alsergrund; 9. Bezirk), ist bei einer Ausstellung in München auf diese Literatin gestoßen – mehr dazu in einem Interview in einem eigenen Beitrag – am Ende dieses Beitrages verlinkt.

Bogen aus Biografie und Beutlers Texten

Stefanie Elias hat diesen – bis 20. Februar 2025 laufenden – Abend aus der Lebensgeschichte Margarete Beutlers und so manchen ihrer Texte zu einem schlüssigen, runden, immer wieder berührenden, manchmal mit Humor gespicktem, überraschenden Bogen konzipiert und inszeniert. Überraschung, weil Beutler mit vielen ihrer Gedanken, Ansichten und Verhaltensweisen ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus war: Eine selbstbewusste, emanzipierte Frau, die aber auch in Kauf nahm, lieber unter präkeren Verhältnissen leben und ihre Kunst betreiben zu können, als sich in Abhängigkeit – von Männern – zu begeben, um weniger ums Überleben kämpfen zu müssen. In ihren Texten beschreibt Beutler aber nicht nur ihr eigenes Leben, ihre Gefühle, ihre Gedanken zur Welt, sondern sie bezeichnet sich auch als „Sammlerin von Lebensgeschichten“, mit denen sie die Gesellschaft anschaulich und sozusagen im Kleinen das Große beschreibt. Immer wieder dringt durch, dass sie sich nicht unterkriegen lässt: „Muss möglichst häufig lieben und das Fasten anderen lassen!“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „leb‘ wohl, bohème“ im Theater Experiment am Liechtenwerd

Unsichtbarer Bogen zu heute

Alice Schneider ist auf der Bühne diese eigenständige, widersinnige, lebenslustige Frau von vor rund 100 Jahren und transportiert, ohne dass da irgendetwas aktuelles hinzugefügt werden müsste, dass diese Haltung heute rundum wieder bedroht ist. Erreichtes in Sachen Emanzipation da und dort weltweit zurückgedrängt werden. Diese gesellschaftspolitische Dimension wirkt aber nie und nimmer aufgesetzt, durchzieht einfach die gespielte Lebensgesichte. Die oft mit viel Licht und Schatten arbeitet – nicht zuletzt mit Hilfe eines beim älteren Publikum aus der Schulzeit bekannten für Jüngere seltsam anmutenden Overhead-Projektors (Co-Regie und Licht-Design: Andreas Seidl).

So manches der Stimmungen des Abends wird durch Musik (komponiert von Oliver Steger) ausgedrückt.

Zufall

Ein beeindruckender Abend, der einem großen Zufall zu verdanken ist – wurden doch viele der Gedichte, Prosatexte und Theaterstücke Margarete Beutlers erst Jahrzehnte nach ihrem Tod von einem ihrer Enkel beim Ausmisten des Dachbodens entdeckt. Sie selbst hatte sich mit Aufkommen der faschistischen Herrschaft in Nazi-Deutschland in die innere Emigration zurückgezogen und ging auch nach 1945 nicht mehr mit ihren Texten an die Öffentlichkeit.
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Hier geht’s zum erwähnten Interview mit der Regisseurin und der Schauspielerin

Schauspielerin Alice Schneider (links) und Regisseurin Stefanie Elias (rechts) beim Applaus

Licht und Schatten des Künstlerinnen-Lebens

KiJuKU: Wie seid ihr auf Margarete Beutler gestoßen? Die ist ja heute völlig unbekannt, in Vergessenheit geraten…
Stefanie Elias: Ich bin wieder mal wie bei der letzten Produktion auf die Suche nach Autorinnen gegangen, weil ich gerne aufzeigen will, dass es immer Frauen gegeben hat, die geschrieben haben. Mir ist dann eingefallen, dass es vor einem Jahr in München eine Ausstellung zu Frauen in der Bohème gab. Da waren drei Frauen im Fokus,  Margarete Beutler war eine davon. Dadurch habe ich sie kennengelernt. Es war eine spannende Ausstellung über mehrere Frauen aus der Bohème-Zeit und wie die damals eigentlich schon gleichberechtigt in dieser Künstler-Bubble unterwegs waren.

Was ist Bohème?

KiJuKU: Was genau versteht man unter dem Begriff „Bohème“, weil ich höre den Begriff zum ersten Mal …
Stefanie Elias: Das war Anfang des 20. Jahrhunderts eine Bewegung, die in den Großstädten entstanden ist, also in Berlin gab es eine große Bohème-Szene, in München und Paris.Alice Schneider: Es waren diese Leute, die „künstlerisch und schlampig“ lebten, nicht so geordnet und sesshaft waren. Stefanie Elias: Die sich auch zum Beispiel gegen die Ehe ausgesprochen, sich vom bürgerlichen Leben distanziert und einfach als Künstler und Künstlerinnen gelebt haben. Eigentlich Underdogs waren. Das klingt heute immer alles sehr romantisch, aber in Wahrheit hatten sie wenig Geld. Alice Schneider: Es gibt zum Beispiel ein tolles Lied von Charles Aznavour „La Bohème“, der diese Zeit besingt. Gegen die Konventionen, mit wenig Geld, aber Kunst.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „leb‘ wohl, bohème“ im Theater Experiment am Liechtenwerd

Zu ihrer Zeit schon bekannt

KiJuKU: Die anderen beiden Frauen sind auch relativ unbekannt gewesen?
Stefanie Elias: Die eine war Franziska von Reventlow, die auch nicht so bekannt ist, und die andere Emmy Hennings, die noch als Partnerin von Hugo Ball und wegen des Dadaismus ein bisschen ein Begriff ist. Ich glaube, dass das alles Frauen waren, die zur damaligen Zeit schon namhaft waren und auch publiziert haben. Alice Schneider: Ja, der Thomas Mann hat Margarete Beutler schon geschätzt. Sie hat in der Zeitschrift „Simplicissimus“ geschrieben.Stefanie Elias: Was ich nicht wusste und was ich spannend fand: Sie hat auch für die Zeitschrift die „Jugend“ geschrieben und nach dieser Zeitschrift hat der Jugendstil seinen Namen bekommen, weil das so eine Epoche-machende Zeitschrift war.

Theatral vorstellbar

KiJuKU: Warum hast du dich dann für die Beutler entschieden?
Stefanie Elias: Ich habe so ein bisschen die Texte durchgelesen und mich haben sie total angesprochen. Dadurch, dass diese Prosa-Kurzgeschichten in der Ich-Perspektive sind, konnte ich mir das theatral gut vorstellen und dass man diese Texte als Monologe nehmen kann. Ich fand sie auch so witzig.

KiJuKU: Du hast ja wahrscheinlich trotzdem extrem eine Auswahl treffen müssen bei der Fülle ihrer Texte. Hast du das dann alleine oder habt ihr das gleich gemeinsam gemacht?
Stefanie Elias: Ich habe alleine die Vorauswahl getroffen und wir hatten dann so bei der ersten Leseprobe noch einige Texte mehr dabei. Nach zwei, drei Runden haben wir gemeinsam ein paar Texte ausgesiebt. Die Auswahl war schwer.

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Szenenfoto aus „leb‘ wohl, bohème“ im Theater Experiment am Liechtenwerd

KiJuKU: Du hast vorher schon eine Auswahl gehabt, die du gelesen hast. Im Programmzettel und auf der Homepage steht, dass ja erst viele Texte aus diesen Kisten, die der Enkel gefunden hat, aufgearbeitet und publiziert werden. Hast du dann Kontakt mit jenen gehabt, die das herausgegeben haben und werden?
Stefanie Elias: Ja, ich hatte Kontakt mit dem Herausgeber, allerdings eigentlich erst ein bisschen später. Ich habe von ihm keine Texte, die noch nicht herausgegeben wurden, und keine geheimen Schätze bekommen, außer dass er mir noch Lieder und Liedmaterial zukommen hat lassen. Man findet noch so zwei, drei ihrer Gedichtbände, die ja publiziert wurden, und Texte aus der Kindheit oder die ganzen Erzählungen aus dem Nachlass. Alice Schneider: Da möchte ich wirklich unbedingt betonen, dass diese Werke nie jemand gesehen hat. Sie hat sie in ihrem verlassenen Heim geschrieben und sie wurden nie publiziert. Erst der Enkel hat 35 Jahre später, als sie das Haus verkauft haben, diese Kisten entdeckt.

Innere Emigration

KiJuKU: Weiß man über den Enkel eigentlich, was ihr Beweggrund war, dass sie damit nix gemacht hat zur Veröffentlichung, nachdem sie vorher schon bekannt war und publiziert hat?
Stefanie Elias: Sie wollte nicht mit dem nationalsozialistischen Regime zusammenarbeiten und nachdem Erich Mühsam, der Anarchist war, umgebracht wurde, hat sie sich total zurückgezogen.

KiJuKU: Sie ist quasi in die innere Emigration gegangen…
Stefanie Elias: Um publizieren zu können, hätte sie Partei ergreifen müssen.

KiJuKU: Aber nach 1945 war sie dann schon zu alt dafür?
Stefanie Elias: Sie ist 1949 in einem Alten- oder Pflegeheim gestorben, also ich glaube sie war zu dem Zeitpunkt dann einfach auch schon vergessen und zu alt.Alice Schneider: Ich glaube, sie wollte dann eigentlich auch nicht. Sie hat sich dann wirklich dieser Bohème entsagt, wie dieses eine Gedicht mit der Zeile „diese schlechte dicke Luft fressen“ darauf anspielt.Stefanie Elias: Wie sie die Bohème-Szene verlassen hat, hat sie schon noch geschrieben und auch publiziert, da ist sie bewusst aufs Land gegangen. Aber ich glaube, sie hat sich Anfang der 30er Jahre vom Publizieren zurückgezogen und dann Mitte/Ende der 40er hat sie nicht wieder damit angefangen. Ich vermute, sie hat sich damit nach Jahrzehnten abgefunden.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „leb‘ wohl, bohème“ im Theater Experiment am Liechtenwerd

Puppenspiel und Schattentheater

KiJuKU: Im Stück wird auch viel mit Licht und Schatten gearbeitet, wie genau kam es dazu? Was waren die Schwierigkeiten dabei?
Stefanie Elias: Es war eine Grundidee, weil ich vom Puppenspiel komme und mit Puppen sowie Schattentheater arbeiten wollte. Es hat sich angeboten, weil in ganz vielen der Texte (wie die erste Gespielin) der „Schatten“ angesprochen wird. Da war es naheliegend, mit Schatten zu arbeiten. Die Schwierigkeiten waren, sich gegen den Andi und die Technik durchzusetzen, weil am Anfang hieß es, das sei so ein Aufwand und da brauche man ganz tolle Scheinwerfer. Aber dann haben wir verschiedene Lichtquellen und Techniken ausprobiert und es ging mit Overhead eigentlich ganz gut.

Woher?

KiJuKU: Wo habt ihr denn den Overhead-Projektor aufgetrieben?
Stefanie Elias und Alice Schneider: Über Willhaben! Von einem Lehrer-Ehepaar.

KiJuKU: Das ist ja auch so eine mehr oder minder aussterbende Technologie.
Alice Schneider: Sie war am effektivsten. Wir haben mehrere Sachen probiert

KiJuKU: Ich habe gedacht, ihr habt dann gleich im Kopf gehabt, dass das über Overhead geht…
Stefanie Elias: Ja, am Anfang habe ich mir schon gedacht, dass es wahrscheinlich, wenn man mit Schattenfiguren arbeiten will, mit Overhead eine ganz gute Lösung ist. Es gab aber auch andere absurde Ideen.

Schauspielerin (links) und Regisseurin (rechts) beim Applaus
Schauspielerin Alice Schneider (links) und Regisseurin Stefanie Elias (rechts) beim Applaus

KiJuKU: Wie war der Vorbereitungsprozess für die Rolle?
Alice Schneider: Also ich habe einen Grundvertrauen in die Stefanie gehabt. Wir haben den ganzen Sommer zusammen Theater gespielt. Jeden Abend, jeden Tag in einem anderen Gemeindebau, 35 Mal (Utopia Theater). Dadurch haben wir uns richtig gut kennengelernt und ich weiß sie sehr zu schätzen. Gegen Weihnachten hat sie mich angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte, was mit ihr zu machen. Ich habe mich unglaublich gefreut und sehr geehrt gefühlt. Es war herausfordernd, weil es viel Text gab. Toll war auch, dass ich davor den Oliver gekannt hab, der dann die Musik zu Liedern im Stück komponiert hat. Poesie vertonen ist nicht so leicht und er hat das in kürzester Zeit geschafft.

Haben die Texte gleich angesprochen

KiJuKU: Ja, wie hast du das geschafft?
Oliver Steger: Mich haben die Texte angesprochen und mir ist gleich etwas dazu eingefallen. Es war ein Glücksfall vielleicht.

KiJuKU: Wenn du diese Bücher oder Hefte auf der Bühne aufschlägst, liest du dann wirklich ab oder kannst du alles auswendig und das Reinschauen ist nur fake?
Alice Schneider: Nein, ich könnte nicht eineinhalb Stunden alles auswendig aufsagen, aber mittlerweile kenne ich natürlich schon einige Texte und dann kann ich mich davon lösen. Bei manchen, die komplizierter gestrickt sind, muss ich noch mal hinschauen. Aber vielleicht nach drei Spielwochen kann ich dann alle.Stefanie Elias: Es war logisch, es mit dieser Geschichte mit den Kisten auf dem Dachboden zu verbinden. Sie räumt ihren Nachlass, ihr Lebenswerk, zusammen und liest selber daraus. Alice Schneider: Normalerweise würde man aus den Kisten ausräumen, aber wir haben eingeräumt. Das fand ich eine sehr schöne Idee.

Szenenfoto aus

Allein auf der Bühne?

KiJuKU: Wie ist es eigentlich, allein auf der Bühne zu stehen, auch im Vergleich, wenn man mit anderen spielt?
Alice Schneider: Ja, also jetzt sind ja noch alle da. Die Stefanie, der Andi, der für das Licht zuständig ist, und der Oliver. Also gerade habe ich noch nicht das Gefühl, dass ich allein bin. Ich weiß noch nicht, wie es dann ist, wenn die alle weg sind, kann ich noch nicht sagen. Am herausforderndsten war die Szene mit der Puppe.

KiJuKU: Ist sie dafür angefertigt worden oder habt ihr sie irgendwo eingekauft?
Stefanie Elias: Die habe ich für eine Performance vor einem Jahr gebaut, aber eigentlich auch, um diese Puppentechnik auszuprobieren. Sie war in meinem persönlichen Puppenfundus.

Alice Schneider: Danke, dass ihr da wart.
KiJuKU: Nein, danke, dass du gespielt hast und du, Stefanie, überhaupt auf die Idee gekommen bist!

Stefanie Kadlec

Doppelseite aus dem Bilderbuch "Die Ritter holen Gold"

Wer holt da wirklich das Gold?

„Das ist nichts für Mädchen, Begonia“, meinte der König und Vater des Mädchens den Wunsch der Tochter vom Tisch seines Büros mit Aussicht auf Land und Stadt des Reiches zu wischen.
„Zeig mir, wo das steht!“ konterte die Prinzessin.
Das würde zwar nirgends schriftlich festgehalten, aber „es war immer schon so.“

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Die Ritter holen Gold“

Nicht mit ihr

Da hatte der Herrscher die Rechnung ohne seine Tochter gemacht. Mit einem „du bist so wahnsinnig altmodisch!“ rauschte sie ab, schlug die Tür zu und …

… natürlich wird sie am Ende dieses Bilderbuchs „Die Ritter holen Gold“ ihren Kopf durchgesetzt, und damit den Buchtitel ein wenig Lügen gestraft haben. Das kannst du wohl annehmen – ohne Details zu verraten.

Mutig und listig

Davor aber hat sich Bjørn F. Rørvik (Übersetzung aus dem Norwegischen: Barbara Giller) noch die Begegnung Begonias mit ihren Lieblingsrittern Rosenbusch und Zack einfallen lassen. Die bittet sie um Trainingseinheiten in den Bewerben eines Turniers auf der Klampenburg. Mit einer List will sie – zunächst – unerkannt teilnehmen, denn mutig ist sie sowieso.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Die Ritter holen Gold“

In buntem comic-artigem Stil zeichnete Camilla Kuhn Ritter, die Prinzessin, ihren Vater und verschiedene Burgen und Wettkämpfe – klassisch ritterliche und einen Extrabewerb, der hier nicht gespoilert wird.

Vater wird klüger

Als Begonia nach ihrer überaus erfolgreicher Teilnahme den Helm lüftet und der Herzog der Klampenburg protestiert, greift Vater und König zu sehr ähnlichen Worten wie sie ihm seine Tochter zu Beginn an den Kopf geworfen hatte 😉

kijuku_heinz

Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Die Ritter holen Gold“
Sakteboarden für Einsteiger:innen

Friedliche sportliche Wettkämpfe als Beispiel gelungenen Zusammenlebens

Junge Männer – und auch Frauen, davon deutlich weniger – kickten am Wochenende bei brütender Hitze auf den verschiedenen Fußballfeldern. Vom großen Feld über mittlere und kleinere – diese mit hölzernen Banden – bis zu einem Mini-Feld mit aufpumpbarer Begrenzung für die Allerjüngsten liefen sie sich oft sozusagen die Seele aus dem Leib, um den jeweiligen Ball im Tor des anderen Teams unterzubringen.

In der Halle, die fast einer Sauna glich, beförderten Teams gleichzeitig auf vier Feldern die Bälle über Netze im Volleyball-Turnier.

Begegnungen

Diese Ballspiele sind seit dem ersten Mal Bestandteil des Integrationsfestivals „Von Kabul bis Wien“, organisiert vom Verein „Neuer Start“. Zum elften Mal – nur unterbrochen durch die Pandemiejahre – zeigen Hunderte Menschen vor allem solche, die in den vergangenen Jahren aus Afghanistan geflüchtet sind, wie friedliches, gleichberechtigtes Zusammenleben funktioniert. Wobei gerade an den Sportbewerben bunt zusammengesetzte Teams teilnehmen, was das Festival eben zu einer Begegnungsstätte unterschiedlichster Kulturen macht.

Riesen-Reis-Topf

Zum zweiten Mal hintereinander spielte sich das vom Verein „Neuer Start“ organisierte bunte Treiben auf dem Gelände der ASKÖ-Sportanlage samt Halle in der Hopsagasse in Wien-Brigittenau (20. Bezirk) ab. Die besagte Halle, in der sich die Volleyball-Matches abspielten, diente am Samstagabend auch für Musik- und Tanzdarbietungen sowie Auftritte in Trachten verschiedener Regionen Afghanistans. Natürlich durfte auch – wie alle Jahre – Kulinarik nicht fehlen – traditionelle Gerichte aus diesem Land. Gewaltig der Riesen-Topf mit Reis!

Skateboards vor allem für Anfänger:innen

Das diesjährige Festival brachte aber auch eine neue Aktivität. Unterstützt von Mitarbeiter:innen der Initiative „Skate 4 Fun“ konnten Skateboards – natürlich samt Helm, Knie- und Ellenbogen-Schützern – ausgeborgt und erste Schritte auf die rollenden Bretter gemacht werden. Was vor allem sehr junge Kinder, darunter sehr viele Mädchen, nutzten. Anna erzählt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: „Ich hab im Internet Skateboard-Videos gesehen, das wollte ich auch machen. Hier kann ich das ausprobieren.“ Sie und ihre Freundin Roxana standen das allerallererste Mal auf Skateboards. Anfangs noch an der Hand von erwachsenen Helfer:innen des Vereins, kamen sie eine halbe Stunde später schon ganz allein nach einer Runde um den Fußballplatz auf den Reporter zu. Und bedrängten den Journalisten: „Du musst das auch probieren, ich helf dir“, meinten beide abwechselnd. Was blieb mir anderes übrig. Aber angstfrei waren die ersten Roller nicht gerade 😉

Der Spruch zur Gleichberechtigung auf einigen T-Shirts
Der Spruch zur Gleichberechtigung auf einigen T-Shirts

Barabari – Gleichberechtigung

Neu waren auch die T-Shirts einiger der Mitarbeiter des Festivals. Männer in schwarzen Leiberln mit der Aufschrift „Barabari“ / Gleichberechtigung auf dem Rücken und dem Zusatz: „Das Patriarchat schafft sich nicht von selbst ab!“

Neben dem jährlichen großen Wochenend-Festival mit Sport, Kultur, Essen und Begegnungen organisiert „neuer Start“ seit fast zehn Jahren Workshops nicht zuletzt für Männer, ihre eingelernten, traditionellen Rollen zu hinterfragen – Frauen übrigens ebenso – Link zu einem Bericht eines Workshops für Männer weiter unten; ein weiterer Link zu einer Reportage über sportliche Angebote auch unter dem Jahr.

Pass-Egal-Wahl

Gemeinsam mit SOS Mitmensch fand beim Festival auch die „Pass-Egal-Wahl“ statt. Menschen, die schon lange in Österreich leben, aber nicht wählen dürfen, haben dabei die Möglichkeit wenigstens symbolisch auch ihre Stimme abgeben zu können. „Das Festival hat sich als bedeutendes Symbol für erfolgreiche Integration und den Abbau von Vorurteilen etabliert. Wie viele andere Projekt, die aus den Communities selbst kommen, zeigt es, wie Geflüchtete durch gezielte Unterstützung und aktives Engagement einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten können“, findet Shokat Walizadeh, Projektleiter von „Neuer Start“.

Männer mit Fluchthintergrund

Ali Rezae, Obmann des Vereins ergänzt: „Männer, die im Krieg geboren und aufgewachsen sind und es nach einem schweren Fluchtweg hierhergeschafft haben, brauchen von Beginn an Unterstützung. Aus unserer eigenen Erfahrung wissen wir, wie wichtig es ist, Inklusion von Anfang an zu fördern. Genau deshalb setzen wir uns intensiv für die Integration und das Wohlbefinden dieser Menschen ein.“

Beide bedauern, dass derartige Initiativen allerdings nicht jene Unterstützung bekommen, die sie bräuchten, um ihre Workshops noch stärker und breiter anbieten zu können. Und so „nebenbei“ würden diese positiven Beispiele mindestens so viel Öffentlichkeit verdienen wie Beispiele einzelner Gewalttäter oder gar Deals mit den radikal-islamistischen Machthabern Afghanistans, die Mädchen Bildung und vieles mehr verbieten.

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Neuer Start -> Von Kabul bis Wien

Szenenfoto aus "Amazonen"

Von Amazonen bis Pussy Riot

Eine schauspielende Erzählerin, ein großer Tisch mit vielen Legofiguren und Bausteinen, zwei Lampen, eine Kamera und ein großer Screen daneben. That’s it. Hier spielt sich im Theater in einer Art spannenden Schulstunde eine mythologische sowie eine (fast) historische Geschichte – beides hin und wieder mit aktuellen Bezügen – und fallweise auch im Zweigespräch mit den Kindern ab. Alles dreht sich dabei um den Kampf von Frauen um Selbstbestimmung und Gleichberechtigung.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Amazonen“

„Amazonen“, eine von den Wiener Festwochen aus Spanien eingeladene Produktion („Agrupación Señor Serrano“) in deutschsprachiger Regie (Jofre Carabén) und Spiel (Nora Jacobs) macht Hippolyta, die als Kind Architektin werden wollte, ebenso lebendig wie ihre engste Freundin Antiope. Irgendwann im Erwachsenenalter erwachen ihre Kindheitsträume wieder und sie haben es satt zu kochen, putzen, Kinder zu betreuen und so weiter. Sie machen sich – um rund 550 vor unserer Zeitrechnung – mit weiteren Frauen, die ähnlich empfinden und denken auf den Weg in Richtung Kaukasus ans Schwarze Meer und gründen in der Gegend der heutigen Nord-Türkei ihr eigenes demokratisches Gemeinwesen.

Die Herrscher im antiken Athen bekommen davon Wind, schicken eine Erkundungsmission mit Königssohn Theseus und seinem Freund Herakles (Herkules). Ersterer entführt Hippolyta. Die Amazonen wollen sie zurückholen. Verhandeln hilft nicht…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Amazonen“

Figurenspielerin, Erzählerin, Kamera- und Lichtfrau

Die genannte Performerin führt nicht nur die Legofiguren durch die verschiedenen Welten, sich richtet auch die kleine Kamera ein, die das Geschehen auf die große Wand überträgt und justiert obendrein die beiden Lampen, um die der Szene angemessene Lichtstimmung zu erzeugen. Und sie tritt zu Beginn und fallweise zwischendurch ins Gespräch mit den Kindern – die Vorstellung ist ausschließlich für ein Publikum zwischen 6 und 12 Jahren (bei Klassen dürfen Lehrpersonen mit, da sie die Aufsichtspflicht haben und einige Journalist:innen durften ausnahmsweise auch in Vorstellungen).

Und da zeigt sich, dass viele der jungen Zuschauer:innen – zumindest in jener ersten Aufführung, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… besuchen durfte, ein ziemlich gutes Gefühl für die Ungerechtigkeiten der Einteilung in sogenannten Frauen- und Männerarbeiten bzw. angebliche Mädchen- und Bubenspiele haben.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Amazonen“

2000 Jahre später

Nach rund einer halben Stunde ist die Geschichte der Amazonen vorbei. Nicht ganz; Das Stück hängt als zweite, kürzere Einheit tatsächliche, ein wenig zurechtgebogene, Ereignisse ca. 2000 Jahre später an. Mitte des 16. Jahrhunderts sind spanische Eroberer in Südamerika unterwegs. Einer der bekanntesten ist Francisco de Orellana. Der wollte für seinen König einerseits Zimt und andererseits Gold nach Hause holen. Als er auf Indigene traf, denen er Zimt abkaufen wollte, konnte er es nicht fassen, dass er mit Frauen verhandeln sollte. Es kam zu Kämpfen mit heftigen Pfeilschüssen der Frauen – weshalb ihnen die Spanier – dem antiken griechischen Mythos nach die Bezeichnung Amazonen verpassten – und später gleich den ganzen riesigen Fluss und den Regenwald Amazonas nannten.

Hin und wieder sind in den Regenwald und andere Szenen Fotos von Demonstrant:innen, Protestierenden mit Masken und Wollhauben zu sehen. Aus den vergangenen Jahr(zehnt)en (Guerilla Girls, Pussy Riot) – um eine Brücke von den Amazonen zu noch immer nötigen aktuellen Kämpfen möglichst vieler Menschen (nicht nur von Frauen) gegen Männer-Herr-schaft (Patriarchat) zu bauen. Und der Botschaft: Alle Menschen, egal welchen Geschlechts, können Amazonen sein!

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Amazonen“

Ungeklärte Namens-Herkunft

Auch wenn im pädagogischen Begleitmaterial zum Stück behauptet wird, Amazonen würde „genau genommen Stadt ohne Männer bedeuten“, heißt es auf der Online-Enzyklopädie wikipedia, dass die „Herleitung des Namens umstritten und bis heute ungeklärt“ sei. Manche führen es „auf das griechische a-mazos (ἀμαζός „brustlos“) zurück; denn die Amazonen sollen ihren kleinen Töchtern die rechte Brust verstümmelt haben, damit diese später den Bogen ungehindert abschießen konnten. Allerdings wurden Amazonen in den griechischen Darstellungen gewöhnlich mit zwei Brüsten wiedergegeben und nach Philostrat wurden sie nur nicht an der Brust gesäugt.“

Eine andere griechische Herleitung gehe auf a-maza (ἀμᾶζα „brotlos“) zurück, da sie vor allem Fleisch aßen. „Ebenfalls wurde an eine Herleitung von zone (ζώνη „Gürtel“ von ζώννυμι „gürten“) gedacht. Ama-zone bedeutete demnach etwa „wohlgegürtet“ und hätte auf die Tracht der Amazonen angespielt, die sich so auch im Mythos vom Raub des Gürtels der Hippolyte durch Herakles widerspiegelt. Erwogen wurde auch eine Zusammensetzung aus hama und zosai (ἅμα ζῶσαι) im Sinne von „zusammen lebend“.

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wikipedia -> Amazonen

Doppelseite aus dem Papp-Bilderbuch "Maya" über Maya Angelou

Mutmacherin schon in einem Papp-Bilderbuch

Kürzlich wurde hier auf dieser Seite das Kinderbuch über die Autorin, US- Bürgerrechtskämpferin Maya Angelou, die in ihrem Leben auch eine Reihe anderer Berufe ausgeübt hat, besprochen. Davon gibt es mittlerweile noch eine Version für noch jüngere Kinder – ein Papp-Bilderbuch mit ganz wenig Text. Und weniger Seiten. Manches ist auch ausgespart, etwa, dass Maya vom Freund ihrer Mutter vergewaltigt worden war. Die Folge, dass sie daraufhin längere Zeit sprachlos wurde, kommt hingegen schon vor.

Das Papp-Bilderbuch ist wie das größeren „Geschwisterkind“, das hier schon vorgestellte Bilderbuch – Link dazu weiter unten – ebenfalls in der Mutmach-Serie „Little People Big Dreams“ (Kleine Leute große Träume“ erschienen. Die Illustrationen sind die selben (Leire Salaberria), der englische Originaltext stammt von der selben Autorin (Lisbeth Kaiser), nur die deutschsprachige Übersetzung wurde von wem anderen (Silke Kleemann) bewerkstelligt.

Doppelseite aus dem Papp-Bilderbuch
Doppelseite aus dem Papp-Bilderbuch „Maya“ über Maya Angelou

Und es endet gleich wie das für etwas ältere Kinder: Maya Angelou las zur Amtseinführung von US-Präsident Bill Clinton ein Gedicht vom Redepult vor dem Weißen Haus in Washington aus.

Das Tanztheaterstück mit Live-Musik „Das Leben macht mir keine Angst“, das auf einem der berühmten Gedichte von Maya Angelou basiert – für Kinder ab 6 Jahren – wird im Jänner wieder im Dschungel Wien gespielt – Link zur Stückbesprechung weiter unten.

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Titelseite des Papp-Bilderbuchs
Titelseite des Papp-Bilderbuchs „Maya“ über Maya Angelou
Collage aus den Zeichnungen der Sieger:innen aller vier Altersgruppen beim Unicef-Ideenbewerb "Denk dir die Welt"

Unsere Welt ist kunterbunt – und so soll es sein!

„Unsere Welt ist kunterbunt
und jeder ist froh und gesund
im Körper und im Geiste.
Wir wissen auch das meiste.
Ein jeder hat den anderen gern,
egal ob Nachbar oder fern.
Ob dünn, ob dick, ob breit, ob schmal,
schwarz, weiß, rot, gelb ist ganz egal
.
Ob lesbisch, hetero oder schwul
wir finden wirklich jeden cool.
Nahrung ist für alle da:

Das ist doch wirklich wunderbar.
Das wäre unsere ideale Welt,
So wie sie uns sehr gut gefällt.“

Dieses Gedicht – handgeschrieben und jedes Wort in einem bunt umrandeten Feld, dazu noch gemalte Bilder der Weltkugel, eine Waage im Gleichgewicht, eines Kindes im Rollstuhl mit einem Teddybären in den Armen, einem fröhlich tanzenden einarmigen Mädchen und etlichen Hashtags, die für Gender-Gerechtigkeit, Menschenrechte, gegen Diskriminierung usw. stehen … – mit dieser Zeichnung plus Gedicht reihte sich die 13-jährige Cora in Lieste der Gewinner:innen der dritten Auflage des Kreativbewerbs „Denk dir die Welt“ der Österreich-Sektion des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, ein. Sie belegte den dritten Platz in der Altersgruppe der 11- bis 13-Jährigen.

„Ich wünsche mir Frieden – für immer und für alle. Manchmal bekomme ich Angst, wenn ich Nachrichten vom Krieg höre. Das muss aufhören!“
Corinna, 12 Jahre

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Grenzenlose Vielfalt

Buntheit und Vielfalt dominierten viele Bilder. Sabrina (16), die mit „Meine Welt“ den zweiten Platz in ihrer Altersgruppe (14 – 17) belegte, erklärte auf der Bühne ihr Anliegen so: „Mein Bild ist ein farbliches Durcheinander“ – auf die Zwischenbemerkung der Moderatorin „das macht nix“, meinte die Jugendliche aber „das ist ja genau der Sinn, weil unsere Gesellschaft ist eben ein gemischtes Durcheinander. Es ist eben jede und jeder anders…“ Außerdem habe sie bewusst keine Ländergrenzen auf ihrer Weltkarte eingezeichnet. Es sei eben eine Welt und mit ihrem Bild wolle sie bestärken, „dass wir alle zusammenhalten sollen“.

Werke der Gewinner:innen

Die Bilder aller jeweils fünf Gewinner:innen in den vier Altersgruppen – sowie Screenshots der jeweils vier Text- bzw. Video-Gewinner:innen sind hier auf dieser Seite in Bilder-Galerien veröffentlicht.

Jüngste Gewinner:innen

Beste Bilder der 9- bis 10-Jährigen

Top-Werke der 11- bis 13-Jährigen

Älteste Gewinner:innen (14 bis 17 Jahre)

Sonderpreis

Die besten Texte

Die vier von der Jury ausgezeichneten Texte hier als Fotos, den Text des Siegers, Sebastian Knap (14), darf Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… in voller Länge – leichter als hier unten lesbar – veröffentlichen; der Übersichtlichkeit wegen in einem eigenen Beitrag, der weiter unten verlinkt ist.

Hier geht’s zum besser lesbaren Text „Club der Außenseiter“ von Sebastian Knap (14)

Ideen-Katalog mit 126 Werken

Noch viel mehr als die prämierten Werke – wie immer fiel die Auswahl sehr schwer (KiJuKU war auch Teil der Jury) – gibt es im Ideen-Katalog von Unicef, nämlich 126 Bilder bzw. Texte. Die ersten gedruckten Exemplare wurden am Freitag (25. November 2023) bei der Gala in der Erste-Bank-Hall, wo die besten der jungen Kreativen ausgezeichnet wurden, überreicht. Und diesen Katalog mit … Arbeiten gibt es auch online – bei den Screenshots aus den Videos jeweils dabei ein QR-Code, der zum jeweiligen Video führt.

„Ich bin zu schüchtern, um meine Wünsche laut rauszuschreien. Durchs Zeichnen konnte ich zeigen, was mir wichtig ist. Es war sehr schön dabei sein zu können! Es ist gut, dass Erwachsene auch mal auf Kinder hören!“
Nico, 8 Jahre

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Kinder und Jugendliche in der Jury

In der Jury, die aus allen – analog und digital – eingesandten Arbeiten die Top-Werke aussuchte, waren übrigens erstmals Kinder und Jugendliche aus allen vier Alterskategorien: Nico (8), Jakob (11), Luisa (13) und Nusaiba (17). Diese vier hatten zuvor bei der zweiten Ausgabe des Bewerbs Top-Plätze belegt. Kinder und Jugendliche waren auch Teil der beiden Diskussionsrunden zu „Frieden & ein gutes Miteinander“ sowie über „Klima- und Umweltschutz“. In Letzterer, in der auch die Umweltministerin Leonore Gewessler saß, verlangten vor allem die beiden Jugend-Delegierten bei der diese Woche in Dubai beginnenden 28. Welt-Klimakonferenz (COP – Convention on Climate Change) Jasmin Lang und David Jablonski, dass auch Österreich im Umweltbereich „seine Hausaufgaben“ machen muss. Immerhin warten alle seit mehr als 1000 Tagen auf ein Klimaschutzgesetz.

„Dass keine Papas und Kinder in den Krieg ziehen müssen, und andere auch nicht. Keine Kriege mehr und, dass der Frieden zurückkehrt.“
Michael, 12 Jahre

Themen-Hitliste

Klima- und Umweltschutz waren auch die meisten der Einsendungen gewidmet, gefolgt von Frieden & gutem Miteinander; Freundschaft, Zusammenhalt, Familie und Solidarität. Viele der Werke – ob in Bildern, Texten oder Videos durchzog auch der Wunsch, dass alle Menschen gleichwertig behandelt, niemand diskriminiert und ausgegrenzt wird. Und dabei gehe es um Chancen-Gerechtigkeit und nicht (nur) Gleichheit. Am besten drückten das ein Vergleichsbild aus, für das Muhammed Amir, Ahmad und Ismael aus einer Flüchtlingsunterkunft des Roten Kreuzes Anleihe bei einem bekannten Cartoon genommen haben. Unterstützt vom Graffitikünstler Manuel Skirl malten sie auf dem rechten Bild drei unterschiedlich große Menschen auf gleich hohen Kisten, die über eine Bretterwand schauen wollen. Und die drei gleichen Menschen – der Größte braucht gar keine Kist, der kleinste Mensch steht dafür auf zwei Kisten und kann auch drüber schauen!

Zu diesem Thema meinte vor allem Lisa Wolfsegger von der asylkoordination, dass endlich in Österreich alle Kinder und Jugendlichen gleichbehandelt werden sollten – also auch jene, die hier ihre Zuflucht finden. Wofür es besonders starken Applaus gab.

Musikbeiträge

Kräftigen Beifall gab es auch für Yara-Lucia (9) und die gleichaltrige Amira, die ihre Songs aus ihren Videos live auf der Bühne performten. Musikalisch wurde übrigens auch eröffnet, von drei Sängerinnen mit dem Song „Past-Self“ aus dem Projekt „Demokratie, was geht?“

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Titelseite des neuen Denk-dir-die-Welt-Ideenkatalogs
Titelseite des neuen Denk-dir-die-Welt-Ideenkatalogs

unicef.at/ – Ideenkatalaog 2023

Rebels of Change Jugendforum 2023 im Kulturareal Brotfabrik

Zukunft ist jetzt – Nachhaltigkeit unterschätzt

Es ist 2023 und die Zukunft ist jetzt
Noch immer wird Nachhaltigkeit unterschätzt
Mit kritischen Stimmen stellen wir fest
Unsere Forderungen brauchen ein Manifest
Wir junge Rebell:innen haben vieles zu sagen
Es liegt der Kurs der Entwicklungsziele im Argen
Unser Jugendforum fördert zu Tage

Wir befinden uns in einer kritischen Lage

Das sind acht von 156 – gereimten – Zeilen, die rund zwei Dutzend Jugendliche Anfang Oktober am Ende eins zweitägigen intensiven Gedankenaustausches und künstlerischer Workshops in Gruppenarbeiten in ihrem „poetischen Manifest“ formuliert haben. „Rebels of Change“ nennt sich das Jugend-Forum, zu dem die entwicklungspolitische NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) „Südwind“ immer wieder Jugendliche selbst einlädt, um deren eigene Standpunkte zu erarbeiten und vorzustellen.

Zwei Dutzend Jugendliche und junge Erwachsene setzten sich ein Wochenende lang intensiv vor allem mit sechs der 17 von der UNO gemeinsam beschlossenen Nachhaltigskeitsziele (Sustainable Development Goals – SDG) auseinander, die sie zu Beginn selbst ausgewählt haben. Diese sechs SDG-Ziele (Link zum Wikipedia-Artikel über alle 17 SDG-Ziele am Ende des Beitrages) waren:
1 – Keine Armut
3 – Gesundheit und Wohlergehen
4 – Hochwertige Bildung
5 – Geschlechter-Gleichheit
12 – nachhaltige/r Konsum und Produktion
13 – Maßnahmen zum Klimaschutz

Rebels of Change Jugendforum 2023 im Kulturareal Brotfabrik
Foto aus dem Skulpturen-Workshop

Kreativ umsetzen

Für ihr zum Abschluss entstandenes Manifest schreiben sie zunächst zu diesen auf, wie sie den derzeitigen Zustand – in der Welt, aber nicht zuletzt in Österreich sehen, um daraus in der Folge Forderungen abzuleiten und letztlich die Stichworte und Sätze zu reimen.

Davor hatten sie an den beiden Tagen schon ihre Gedanken – aufgeteilt – in drei künstlerischen Workshops erarbeitet und zum Ausdruck gebracht: Schauspiel (mit Joschka Köck vom Theater der Unterdrückten), Comic-Illustration (Esma Bošnjaković – Sturdelworte) und Bildhauerei (Osama Zatar), die in den vergangenen Monaten auch mit Jugendlichen für das Festival „DWG – Demokratie, was geht?“ gearbeitet hatten.

Über den zuletzt genannten Workshop erzählt Nicola im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…:
Nicola: Ich habe mich dem Bildhauerei Workshop gewidmet. Das war mir am weitesten entfernt und das habe ich als Möglichkeit gesehen, einmal hineinzuschnuppern.

KiJuKU: Wie habt ihr diese Hände im Workshop gemacht?
Nicola: Erstmal haben wir unsere Hand in ein Gefäß gegeben, wo wir eine silikonartige Substanz eingefüllt haben. 10 Minuten dauert es bis sie trocknet und dann ist ein Abdruck von unserer Hand in diesem Silikon entstanden. Diesen haben wir dann mit Gips gefüllt und das getrocknete Silikon aufgeschnitten. Unser Ziel war es, viele dieser Forderungen, die wir an die Politik haben, kreativ darzustellen. Mir war das Recht auf Bildung sehr wichtig. Deswegen habe ich eine Hand gemacht, die einen Stift haltet als Symbol für die Schulbildung.

Was an den Spruch der jüngsten Friedens-Nobelpreisträgerin (mit 17 im Jahr 2014) aller Zeiten Malala Yousafzai erinnert: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern.“

Zum ausführlichen Interview mit Nicola geht es hier unten.

Skulpturen

Zu den einzelnen Skulpturen formulierten die neuen Bildhauer:innen ihre Forderungen, zur Bildung etwa: „Wir fordern kreativere Menschen im Bildungswesen. Wir fordern eine Erneuerung des Bildungswesens, sodass es sinnvoll an heutige Bedürfnisse angepasst ist.

Hier nun die anderen Skulpturen – sowie jene Forderungen für die sie stehen:

Eine kämpferisch erhobene Faust, die die Erde hält steht für „Wir fordern, dass Klimaschutz gesetzlich verankert wird!“

Die Hand einer wohlhabenden Person (symbolisiert durch Ringe) hält die meisten Münzen in der Hand, die anderen Hände strecken sich danach aus und haben selbst zu wenig. Das steht für die Forderung nach Vermögensumverteilung.

Eine Männerhand, die einen Frauenmund zuhält und eine Frauenhand, die versucht die Männerhand wegzuziehen ist die dreidimensionale kreative Umsetzung der Forderung nach „mehr Frauenrechten“ sowie nach „Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung ohne Vorurteile“.

Schließlich steht eine aufrechte Hand auf einer Eisscholle und hält eine Sanduhr. Damit drücken die Teilnehmer:innen – stellvertretend für alle Forderungen – aus: Die Zeit läuft ab, wir müssen jetzt handeln!

Einige der Comics

Für Comics-Zeichnen hatte sich unter anderem Aeron entschieden, der dazu folgendes meinte:
KiJuKU: Was nimmst du jetzt von den zwei Tagen mit?
Aeron: Dass man Forderungen auch kreativ verarbeiten kann und dass es da Möglichkeiten gibt, an die ich vorher gar nicht gedacht habe. Ich habe mich für Comics entschieden. Es muss nichts Aufwendiges sein, es reichen so simple Sachen, wie ein Strichmanderl.
Das ausführliche Interview mit Aeron gibt es hier unten

Zehn Forderungen für eine nachhaltigere Zukunft

1. Wir fordern mehr Frauenrechte und eine konsequente Umsetzung der Rechte und Sanktionen bei deren Verletzungen!
2. Wir fordern eine Erneuerung des Bildungswesens, sodass es an die heutigen Bedürfnisse sinnvoll angepasst ist!
3. Wir fordern eine Vermögensumverteilung!
4. Wir fordern, dass Klimaschutz gesetzlich verankert wird!
5. Wir fordern kreativere Menschen im Bildungswesen!
6. Wir fordern, dass Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen ohne Vorurteile begegnet wird, sowie einen leichteren Zugang zu medizinischen Möglichkeiten der Geschlechtsänderung und eine Erleichterung von Namensänderungen!
7. Wir fordern zugängliche, nachhaltige Menstruationsprodukte und Verhütungsmittel für alle!
8. Wir fordern eine strengere Bekämpfung von Kinderarbeit und Sklaverei!
9. Wir fordern, dass es keine Massentierhaltung mehr gibt!
10. Wir fordern strengere Tierschutzgesetze!

Zum Poetischen Manifest geht es hier unten

Das Poetische Manifest des
Das Poetische Manifest des „Rebel of Change“ Jugendforums Anfang Oktober 2023

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Wikipedia-Artikel über die 17 Nachhaltigskeitsziele, SDG