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Screenshots aus virtuellen Welten im Online-Theaterstück "Alienation"
Screenshots aus virtuellen Welten im Online-Theaterstück "Alienation"
20.01.2022

Online-Gespräch mit den Erbauern von Nikolas virtuellem Paradies

Interview mit den beiden FH-Studierenden, die die digitalen Welten für das Netzbühnen-Stück „Alienation“ des Linzer Landestheaters erdachten, designten und programmierten.

Mit Theater hatten Nils Gallist und Manuel Lattner in ihrer Kindheit wenig zu tun – „nur manches Mal haben wir mit der Schule ein Stück besucht“, erzählen beide in ähnlichen Worten Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … in einem gemeinsamen Online-Interview. Jetzt umso mehr. Obwohl analog und live von innen haben sie dennoch nicht mehr von diesen Kultureinrichtungen besucht. Aber die beiden Digital-Arts-Master-Studierenden der Fachhochschule in Hagenberg bei Linz (FH OÖ) haben die üppigen, umfangreichen virtuellen Welte für das interaktive Netzbühnen-Stück „Alienation“ des Linzer Landestheaters designt und als Spiel „Build Your World“ (Baue deine Welt) programmiert.

Virtueller Theater-Rundgang

„Gefragt wurden wir, weil ich schon Ende 2020, Anfang 2021 für das Linzer Landestheater die Schauspielbühne digitalisiert habe, damit Jugendliche von außen einen virtuellen Rundgang durch das Theaterhaus machen können“, schildert Nils Gallist den Einstieg zu den jetzigen Wiesen-, Wüsten- und Paradieslandschaften. Und dazu kam er wiederum, weil er schon im Bachelor-Studium (Medientechnik und -Design) mit einem Künstler:innen-Kollektiv an Digitalen Bühnen und Schauspieler:innen für Festivals und (Opern-)Häuser arbeitete, die schon früh in der Lockdown-Ära suchten, präsent zu sein und Angebote für Kulturinteressierte zu schaffen.

Außerdem meinen die beiden, „vielleicht gelingt es ja mit digitalen Formaten und virtuellen Welten, auch jüngere Leute anzusprechen“.

Volle gestalterische Freiheit

Die guten Erfahrungen – nicht nur des Ergebnisses, sondern auch der atmosphärischen Zusammenarbeit bewogen die Regisseurin von „Alienation“ dazu, wieder in Hagenberg und bei Gallist anzufragen – wegen der genannten Welten, in die Nikola, die Hauptfigur, eintauchen kann.

„Im Sommer haben wir dann einen Entwurf des Stücks wie eine Art Drehbuch bekommen und Schlagwörter: Wüste, Paradies, Wiese bzw. Akropolis, Turm von Babel und Paradies-Turm, hatten aber volle gestalterische Freiheit“, freuen sich die beiden. „Klar gab’s ein paar Online-Meetings und Austausch von Ideen und Präsentation von Zwischenergebnissen, aber im Prinzip konnten wir unserer Kreativität freien Lauf lassen.“

Manuel Lattner übernahm vor allem den technischen Teil, fügte die Puzzleteile zu den jeweiligen Gesamtbildern zusammen. Sein Kollege hatte „die lästige Kleinarbeit, zum Beispiel, dass sich die Charaktere in diesen Welten richtig bewegen.“

Drei Monate Wollzeitjob

Die Arbeit gilt als das im ersten Semester des Masterstudiums erforderliche Semesterprojekt. „Für das wären 52 Stunden offiziell vorgesehen. Wieviel wir daran gearbeitet haben, wissen wir nicht so genau, wir haben das nie aufgeschrieben, weil es uns auch großen Spaß gemacht hat. Aber es war ungefähr so wie ein dreimonatiger Vollzeit-Job“, so Lattner.

Ob sie enttäuscht seien, dass in der Aufführung ja jeweils nur eine der Welten und eines der Bauwerke – und das nicht ewig lange – zu sehen sind, wollte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … wissen.

„Ich hätte mit viel weniger gerechnet“, so Manuel Lattner. „Ich war positiv überrascht, dass doch so viel zu sehen war“, pflichtet ihm Nils Gallist bei.

Es hat auch die Überlegung gegeben, bzw. es gibt sie noch immer, den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern danach das komplette Spiel zur Verfügung zu stellen, hieß es beim Nachgespräch mit den beiden Schulklassen, die die digitale Premiere besuchten. Dazu, so die Regisseurin Nele Neitzke, brauche es aber einen leistungsstarken Computer mit ziemlich neuer Grafikkarte und es wären noch einige rechtliche Fragen zu klären. „Aber wir sind dran, wenigstens ein Video dieser Welten zu erstellen und zur Verfügung zu stellen“, so die Erfinder und Konstrukteure. „Es ist übrigens kein klassisches Game, sondern mehr so eine Art Städtetrip. Einen gemütlichen Nachmittag könnte man schon damit verbringen, alle Ecken zu erkundschaften“, erfährt der nachfragende Journalist.

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