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"Diskriminierungen HIV-Positiver bringen mich und meine Kinder um", sagt Lukhanyiso aus dem südafrikanischen Kapstadt
"Diskriminierungen HIV-Positiver bringen mich und meine Kinder um", sagt Lukhanyiso aus dem südafrikanischen Kapstadt
01.12.2021

Alle zwei Minuten infizierte sich 2020 ein Kind mit HIV

Unicef veröffentlichte zum Welt-Aids-Tag erschreckende Zahlen betroffener Kinder, verstärkt durch die Covid-Pandemie, weil damit die Versorgung sinkt. Aidshilfe-Wien: Ungleichheiten beseitigen!

Im Jahr 2020 haben sich mindestens 300.000 Kinder neu mit HIV infiziert – also alle zwei Minuten eines. Weitere 120.000 Kinder starben im gleichen Zeitraum an den Folgen von AIDS. Die anhaltende COVID-19 Pandemie verschärft die Ungleichheiten, warnt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, in einem zum Welt-Aids-Tag (1. Dezember) veröffentlichten Bericht.

Der Bericht stellt fest, dass es in zahlreichen Ländern aufgrund von COVID-19 anfangs 2020 zu erheblichen Unterbrechungen der HIV-Dienste kam. In Ländern mit hoher HIV-Belastung gingen die HIV-Tests für Kleinkinder um 50 bis 70 Prozent zurück. Die Zahl der neu begonnenen Behandlungen für Kinder unter 14 Jahren sank um 25 bis 50 Prozent. Obwohl die Inanspruchnahme der Dienste ab Juni 2020 wieder anstieg, liegt aktuell der Versorgungsgrad noch immer weit unter dem Niveau vor COVID-19. Das wahre Ausmaß der Pandemie-Auswirkungen bleibt unbekannt.

Lusanda und ihr 5-jähriger Sohn Thabo in der Township Phillipi in Kapstadt (Südafrika)
Lusanda und ihr 5-jähriger Sohn Thabo in der Township Phillipi in Kapstadt (Südafrika)

Behandlung nur für die Hälfte der betroffenen Kinder

Im Jahr 2020 entfielen 89 Prozent der pädiatrischen HIV-Neuinfektionen und 88 Prozent der weltweit mit HIV lebenden Kinder und Jugendlichen auf Afrika südlich der Sahara. Etwa 88 Prozent der AIDS-bedingten Todesfälle bei Kindern waren in Afrika südlich der Sahara zu verzeichnen. Ebenfalls ist alarmierend, dass weltweit zwei von fünf Kinder, die mit HIV leben, ihren Status nicht kennen. Und nur etwas mehr als die Hälfte der Kinder mit HIV erhalten eine antiretrovirale Behandlung.

15,4 Millionen Kinder haben im vergangenen Jahr einen oder beide Elternteile durch AIDS verloren. Davon leben drei Viertel dieser Kinder in Afrika südlich der Sahara. Die durch AIDS verwaisten Kinder machen 10 Prozent aller Waisen weltweit aus. Immerhin: Im östlichen und südlichen Afrika gingen die jährlichen Neuinfektionen unter Jugendlichen seit 2010 um 41 Prozent zurück, während im Nahen Osten und in Nordafrika die Infektionen im gleichen Zeitraum um 4 Prozent zunahmen.

„Die HIV-Epidemie tritt in ihr fünftes Jahrzehnt ein, und zwar inmitten einer globalen Pandemie, die die Gesundheitssysteme überlastet und den Zugang zu lebensrettenden Diensten erschwert hat. Gleichzeitig erhöhen zunehmende Armut, psychische Probleme und Missbrauch das Infektionsrisiko für Kinder und Frauen“, sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Wenn wir uns nicht verstärkt darum bemühen, die Ungleichheiten zu beseitigen, die die HIV-Epidemie vorantreiben und die jetzt durch COVID-19 noch verschärft werden, werden sich noch mehr Kinder mit HIV infizieren und noch mehr Kinder den Kampf gegen AIDS verlieren.“

Die 28-jährige Lukhanyiso, Mutter zweier 2-Jähriger und Betreuerin ihrere bettlägirgen Oma, kämpft täglichgegen Aids, Angst und Ungerechtigkeit in Kapstadt (Südafrika)
Die 28-jährige Lukhanyiso, Mutter zweier 2-Jähriger und Betreuerin ihrere bettlägirgen Oma, kämpft täglichgegen Aids, Angst und Ungerechtigkeit in Kapstadt (Südafrika)

Welt-Aids-Tag & Österreich: Ungleichheiten beseitigen

Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Erstmals 1988 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen, steht dieser Tag für Solidarität mit Menschen mit HIV und AIDS und soll Diskriminierung entgegenwirken. Er erinnert an jene, die an den Folgen der Infektion verstorben sind und ruft dazu auf, den Zugang zu Vor- und Versorgung weltweit zu sichern. Das diesjährige Motto lautet: End inequalities. End AIDS. End Pandemics, als Ungleichheiten, AIDS und die Pandemie beenden.

„Vierzig Jahre nach dem Beschreiben der ersten AIDS-Fälle ist die Welt vom gemeinsamen Ziel der Epidemie ein Ende zu setzen, noch weit entfernt. Nicht, weil es an Wissen oder Instrumenten zur Reduktion von HIV-Neuinfektionen und der Bekämpfung von AIDS mangelt, sondern wegen struktureller Ungleichheiten, die den Zugang zu HIV-Prävention und -Behandlung erschweren“, erklärt Andrea Brunner von der Aids Hilfe Wien. Und weiter: „Wenn wir die von UNAIDS gesetzten Ziele bis 2030 erreichen und die Epidemie beenden wollen, muss die wirtschaftliche, soziale, kulturelle und rechtliche Ungleichbehandlung von HIV-positiven Menschen in Österreich und weltweit beseitigt werden.“

Mehr als 100 österreichische Unternehmen gegen Diskriminierungen

Anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember ziehen die AIDS-Hilfen Österreichs eine erfreuliche Bilanz zur im Dezember 2020 gestarteten Antidiskriminierungsinitiative #positivarbeiten. Bereits über 100 Dienstgeber*innen aus ganz Österreich haben die Deklaration für einen diskriminierungsfreien Umgang im Arbeitsleben unterzeichnet und unterstützen in einer bespiellosen Solidaritätsaktion die Initiative #positivarbeiten.

Workhsops für Jugendliche in Sachen Aids
Workshops für Jugendliche von der heimischen Aids-Hilfe

Sie bekennen sich zur aktiven Förderung der Antidiskriminierung und zur Unterstützung HIV-positiver Mitarbeiter*innen. Seit dem Kick-off am 1.12.2020 sind rund 30 Unternehmen hinzugekommen. 

Menschen mit HIV haben heute bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung eine durchschnittliche Lebenserwartung und können leben und arbeiten wie andere Menschen auch. Schwerer als die gesundheitlichen Folgen der Infektion selbst, wiegen heute für viele Menschen mit HIV Diskriminierung und die Angst davor. Auch im Arbeitsleben erfahren Menschen mit HIV immer wieder Benachteiligung.

Gerade in Hinblick auf die aktuellen, pandemiebedingten Herausforderungen sind Verantwortungsbewusstsein und Engagement für ein solidarisches Miteinander besonders wichtig. Die Aids Hilfe Wien organisiert daher rund um den Welt-AIDS-Tag zahlreiche Aktionen, um auf das Thema HIV aufmerksam zu machen und der Diskriminierung von Menschen, die mit HIV leben, entgegenzuwirken. Alle Aktivitäten sind den aktuellen Rahmenbedingungen angepasst und finden entweder Online oder als sichtbare Aktionen im öffentlichen Raum statt.

aids.at/weltaidstag