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Szenenfoto aus "Licht aus" vom Theater am Ortweinplatz, Graz - derzeit Gastspiel in Wien

Humorvolles Schauspiel um Angst vor Dunkelheit im teils finsteren Zelt

Angst vor der Dunkelheit? Das hat sie – vorgeblich – nicht. Marlen, die als Schauspielerin mit gleichem Vornamen (Nachname: Weingartmann) das Zuschauer:innen in kleinen Gruppen in eine Jurte, kreisrundes Stoffzelt geführt hat, erzählt von ihrem bisher erfolgreichsten Tag. Alles was sie sich vorgenommen hat, erledigt. Noch dazu großteils Dinge, die sie nicht musste, sondern wollte.
Nun steht nur mehr die letzte Handlung aus: Dafür nimmt sie einen klobigen Lichtschalter in die Hände.

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Szenenfoto aus „Licht aus“ vom Theater am Ortweinplatz, Graz

Ein bisschen spoilern

„Nein“, „noch nicht jetzt“, „bitte nicht“… Stimmen von hinter den Stoffwänden erklingen. Und dann zeigt sich der Verursacher: Völlig schwarz gekleidet bettelt er, der sich Leo nennt (Leo Plankensteiner), es nicht ganz dunkel zu machen. Denn das sei sein Ende, ist er doch Schatten, jener von Marlen. Nicht nur sie wundert sich, wieso der Schatten ein Eigenleben führt.

Sie hat aber Verständnis für seine Ängste vor der Finsternis. Und damit beginnt ein – streckenweise sehr witziges – Spiel rund um Ängste vor Dunkelheit, Monstern und Gespenster…

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Szenenfoto aus „Licht aus“ vom Theater am Ortweinplatz, Graz

Gastspiel in Wien

Mehr sei über das Stück „Licht aus“ des tao!, des Theaters am Grazer Ortweinplatz, das damit derzeit in Wien beim Slup-Festival gastiert, nicht verraten. Naja, doch noch zwei Triggerwarnungen: Stroboskoplicht kommt einmal vor und völlige Dunkelheit auch ein paar Mal kurz.

Nur noch so viel: Am Montag, 10. März 2025 ist es noch zwei Mal im Dschungel Wien zu erleben. Das Festival selbst läuft bis 23. März 2025 im genannten sowie weiteren Theaterhäusern der Bundeshauptstadt – WuK, Burgtheater, NEST (Neue Staatsoper im Künstlerhaus) – siehe Info-Box am Ende des Beitrages.

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Szenenfoto aus "Wolf" in der Bühne im Hof (St. Pölten; Gastspiel des NÖ Landestheaters)

Wie könnte der „Wolf“ besänftigt werden?

Ein stilisierter Wald – aus vor allem sechseckigen geschlossenen und röhrenförmigen hölzern wirkenden Elementen sowie im Hintergrund ebenfalls sechs hohen Stoffröhren mit Blätter und Rindenmuster (Bühne und Kostüme: Thorben Schumüller). Hier spielt sich „Wolf“ in der Bühne im Hof (St. Pölten ab). Es ist das jährliche Jugendstück-Gastspiel des nahegelegenen Landestheaters. Und es ist eine von mehr als einem halben Dutzend Dramatisierungen (in deutschen Städten) des gleichnamigen Erfolgsromans von Saša Stanišić – mit Illustrationen von Regina Kehn, von denen eine (Seite 67) offenbar die Formen der Bühnen-Elemente inspiriert hat.

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Szenenfoto aus „Wolf“ in der Bühne im Hof (St. Pölten; Gastspiel des NÖ Landestheaters)

Ferienlager, noch dazu im Wald, das hasst der ich-erzählende Jugendliche, der seinen Namen sowohl im Buch als auch folgerichtig auf der Bühne erst im allerletzten Satz Preis gibt; was blöderweise der Programmzettel konterkariert; weshalb er hier, aber auch in der Info-Box am Ende nicht genannt wird. Die Mutter hat ihn angemeldet, weil es sich für sie betreuungsmäßig nicht anders ausgegangen ist. Also muss er wohl mit – gemeinsam mit den meisten aus seiner Klasse. Was er sich ebenfalls lieber sparen würde.

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Szenenfoto aus „Wolf“ in der Bühne im Hof (St. Pölten; Gastspiel des NÖ Landestheaters)

Albträume

Als Außenseiter profitiert die Hauptfigur „nur“ davon, dass ein weiterer Mitschüler namens Jörg noch mehr „andersiger“ (Wortschöpfung von Stanišić) ist, das Opfer des Ober-Mobbers und dessen Kumpanen. Und klar landen Jörg und der Erzähler gemeinsam in einer der Hütten. Wolf – die Titelfigur – taucht in (Alb)Träumen des zentralen Jugendlichen auf – und, das sei gespoilert, auch in solchen von Jörg. Angst – des einen, ständig gemobbt bis gewalttätig behandelt zu werden; des anderen vor allem vor der Feigheit, nichts dagegen zu sagen oder gar zu tun.

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Szenenfoto aus „Wolf“ in der Bühne im Hof (St. Pölten; Gastspiel des NÖ Landestheaters)

Während Roberto Romeo ausschließlich diesen einerseits zwiegespaltenen, andererseits doch rebellischen Jugendlichen gegen die vorgegebenen Zwänge des Ferienlagers spielt, schlüpfen seine drei Schauspiel-Kolleg:innen in alle anderen Rollen aus denen sie – meist mit andere Kleidung, aber auch anderem Tonfall und Gehabe wieselflink switchen. Wobei manche Figuren mehrmals von anderen Spieler:innen dargestellt werden.

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Szenenfoto aus „Wolf“ in der Bühne im Hof (St. Pölten; Gastspiel des NÖ Landestheaters)

Drei Schauspieler:innen mit vielen Rollenwechseln

So gibt Marthe Lola Deutschmann nur zu Beginn die Mutter der Hauptfigur, dann eine der Ferienlager-Betreuerinnen namens Bella, aber auch hin und wieder deren Kollegen Piet und mindestens noch eine Mitschülerin namens Benisha, vom Erzähler ein bisschen angehimmelt. Deutschmann wird aber auch der Ober-Mobber Marko. Den verkörpert aber meisten Michael Scherff, der wiederum auch noch den Koch, den einzigen, der den Hauptdarsteller zu verstehen scheint, ebenso spielt wie den Klettertrainer den Betreuer Piet und noch Zora. Vierter im Bunde auf der Bühne ist Tobias Artner als in anderen Szenen ebenfalls Betruer Piet, Klettertrainer, vor allem aber Jörg, das Mobbingopfer.

Projizierte Ängste

Der Wolf taucht in Projektionen (!) – auf einer ebenfalls sechseckigen Fläche im Hintergrund – auf, oft nur als überdimensionales Angst einflößendes aufgerissenes Auge, gegen Ende als animierte Zeichnung und da fast als sanftes fast Haustier, dazwischen mit Karton-Maske – wie andere Tiere – auf den Köpfen der Schauspieler:innen. Die so ernste Story wird schon im Buch, auf der Bühne vielleicht sogar noch mehr, neben dem Spielwitz von Humor durchzogen. Für Lacher sorgen auch am stilisierten Lagerfeuer uralt-Songs wie „Marmor, Stein und Eisen bricht…“

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Szenenfoto aus "Rosa Riedl, Schutzgespenst" nach dem Buch von Christine Nöstlinger im Dschungel Wien

Heimliche Helferin gegen Ängste und für Gerechtigkeit

In der Bühnenversion von „Rosa Riedl Schutzgespenst“ von Christine Nöstlinger, die bis Ende des Jahres 2024 im Dschungel Wien gespielt wird, lebt Anstasia, genannt Nasti, allein mit ihrem Vater; im Gegensatz zum vor 45 Jahren mit dem österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichneten rund 200-seitigen Buch der preisgekrönten Autorin (1936 – 2018).

Kern der Geschichte ist und bleibt aber: Die rund 11-Jährige – gespielt von Pippa Fee Rupperti – hat sehr viel Angst – im Gegensatz zu ihrer Freundin Tina (Pilar Borower, die gegen Ende noch in die Rolle von Berta, der Haushälterin von Ing. Filzmeier schlüpft). Vielleicht liegt’s daran, dass Tina um ihren Hals ein Ketterl mit Schutzengel hat. Ein solches hätte Nasti auch gern. Eines Tages aber taucht bei ihr – vom Dachboden – ein Schutzgespenst auf.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Rosa Riedl, Schutzgespenst“ nach dem Buch von Christine Nöstlinger im Dschungel Wien

Helferin

Rosa Riedl, die einst hier lebte, wurde von einer Straßenbahn tot gefahren, als sie die Straße überqueren wollte. Das war 1938. Rosa Riedl wollte schnell über die Straße laufen, um einzuschreiten. Zwei Nazis von der SA (Sturmabteilung) hatten den jüdischen Uhrmacher Fischl getreten und beschimpft. Alle Leute rundum haben nur zugeschaut, schlimmstenfalls die Schläger noch angefeuert.

Titelseite des Buches bzw. eBooks von Christine Nöstlinger
Titelseite des Buches bzw. eBooks von Christine Nöstlinger „Rosa Riedl Schutzgespenst“

Aus dem Buch

„Da ist in mir die Wut und der Zorn und die Empörung ganz heiß und rot und wild aufgestiegen. Ich wollt hinüber über die Straße. Ich wollt dem Fischl helfen. Ich wollt denen, die keine Nazis waren, sagen, dass wir was tun müssen, dass es so was nicht geben darf. Und da bin ich über die Straße hinüber, ohne zu schauen. Die Straßenbahn hat leider nicht so schnell bremsen können. ›Herr Fischl‹, hab ich noch gerufen, ›Herr Fischl, ich komm ja schon!‹ Aber ›So helfts ihm doch!‹ hab ich nimmer rufen können“, steht darüber in Nöstlingers Buch.

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Szenenfoto aus „Rosa Riedl, Schutzgespenst“ nach dem Buch von Christine Nöstlinger im Dschungel Wien

Gespenst

Die tote Frau wurde zu einem guten Geist, lebte auf dem Dachboden – und Jahrzehnte später verspürte Rosa Riedl wieder das dringende Bedürfnis, zu helfen. Dieses Mal der Nasti gegen verschiedene ihrer Ängste. Ihr gibt sie sich zu erkennen. Im Buch kann sie sich höchstens für einige Momente „materialisieren“, in der Bühnenversion (Regie: Anna Horn) gelingt ihr das viel länger und öfter, aber nur gegenüber von Kinder– was fürs Schauspiel natürlich einfacher ist als unsichtbar in den Szenen zu agieren. Dieses Schutzgespenst spielt Caroline Koczan in einer herzlichen Art mit einem Schuss Nöstlinger’scher Herbheit „Ja, Madl…“

Den Vater, einen Beamten im (Unterrichts-)Ministerium gibt Wolfram Rupperti, der später auch den Ing. Filzmeier spielt, der ein Truhe kauft, in der sich die Rosa Riedl wegen des Patschuli-Geruchs gelegt hat.

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Szenenfoto aus „Rosa Riedl, Schutzgespenst“ nach dem Buch von Christine Nöstlinger im Dschungel Wien

Komplikationen

Natürlich ist das nicht so einfach mit dem Angst-Abbau Nastis. Das Auftauchen des Schutzgespensts sorgt für so manche Verwirrung – was zu köstlichen Szenen samt vielen Lachern im Publikum sorgt. Und es kommt zur dramatischen Situation, wie oben angedeutet, dass die Truhe weit weg ans andere Ende der Stadt verfrachtet wird. Rosa Riedl, das weiß Nasti, hat zudem Platzangst.

Außerdem kommt’s zum heftigen Streit zwischen Nasti und ihrer besten Freundin, weil erstere nun viel Zeit mit Rosa Riedl verbringen will, was natürlich lange ihr Geheimnis bleiben muss… Aber natürlich Happy End. Nun aber, wo Nasti die meisten ihrer Ängste los ist, findet Rosa Riedl, dass sie woanders mehr gebraucht würde. Und da keimt in der Jugendlichen ganz schön viel Eifersucht und Egoismus auf, aber auch das… Immerhin gibt ja Nasti selbst der Rosa Riedl den Tipp, dass ihre Mitschüler Hannes, der offenbar zu Hause nicht liebevoll behandelt wird, dringend Hilfe benötigen würde.

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Szenenfoto aus „Rosa Riedl, Schutzgespenst“ nach dem Buch von Christine Nöstlinger im Dschungel Wien

Miniatur-Zimmer werden groß

Die Inszenierung im Dschungel spielt auf zwei Ebenen. Neben dem Schauspiel wird so manches mit Miniatur-Figuren – Ebenbilder der Bühnenakteur:innen und liebevolle Detail-Utensilien – in Kasteln und Laden gespielt, gefilmt und live groß projiziert (Ausstattung: Petra Schnakenberg; Mitarbeit: Ida Bekić). Die Filmer:innen sind die Schauspieler:innen selbst – immer, wer grad nicht zentral in der jeweiligen Szene dran ist.

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Kundgebung und Demonstration der Initiative "Change for the Youth" (Veränderungen für die Jugend

Fehler machen dürfen/sollen als Mut-Spritze

„In unseren kunst-, vor allem theaterpädagogischen Workshops dürfen, nein sollen die Kinder und Jugendlichen Fehler machen dürfen. Wir ermutigen sie dazu und feiern sie dafür. In einer späteren Phase nach der Reflexion der Fehler, des Scheiterns und was daraus entstanden ist oder entstehen kann, sollen sie dazu eigene Kunstwerke gestalten – ob Bilder malen oder Videos drehen…“ So schildert Fabienne Mühlbacher, Geschäfstführerin der BeyondBühne, die vor Jahren aus der schulischen Biondekbühne in Baden (Gymnasium Biondekgasse) hervorgegangen ist, das Projekt „Failstunde“. Es ist eines von zehn Projekten, das Ängste von Schüler:innen abbauen will und soll.

Fabienne Mühlbacher, Initiatorin von
Fabienne Mühlbacher, Initiatorin von „Failstunde“

Die zehn Projekte werden über die „Wiener Mutmillion – Angstfreier Schule“ gefördert, starten ab sofort und laufen bis spätestens Ende kommenden Jahres. Die Projekte werden dem Gemeinderatsausschuss Bildung, Jugend, Integration und Transparenz am 1. Februar 2024 zum Beschluss vorgelegt. Insgesamt wird rund eine Million Euro zur Verfügung gestellt, um Schule zu einem angstfreien Raum zu machen, aus dem Kinder und Jugendliche gestärkt hervorgehen und sich entfalten können.

Prävention

Die zehn Projekte werden über die „Wiener Mutmillion“ gefördert, starten ab sofort und laufen bis ins kommende Jahr. Mit Ende 2025 müssen die Projekte ihre Budgets abrechnen. Mental Health ist – vor allem durch die Folgen der Pandemie (Schulschließungen, nicht rausgehen dürfen…) verstärkt zum Thema geworden. Suizidversuchen Jugendlicher haben sich in den vergangenen Jahren verdreifacht und sind die zweithäufigste Todesursache von 15- bis 24-Jährigen. Diese erschreckenden Zahlen nannte der u.a. für Bildung, Jugend und Integration zuständige Stadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr am Donnerstagmittag in einem Mediengespräch – als Hintergrund für Gegenmaßnahmen. Die verstehen sich nicht als Krisenintervention, sondern als Vorbeugung gegen Mobbing, Ausgrenzung, Diskriminierung, Gewalt…

Im Vorjahr konnten Projekte eingereicht werden. Ein Beirat aus Vertreter:innen der Bildungsdirektion Wien, der Kinder- und Jugendhilfe, des Kuratoriums für Psychosoziale Dienste, der fördernden Abteilung Bildung und Jugend sowie der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Integration und Transparenz wählte aus den 30 Einreichungen zehn Projekte aus, darunter die eingangs genannte

Dominik Hejzak (Projektleiter von TGW Future Wings), Christoph Wiederkehr (Vizebürgermeister und STadtrat für Bildung, Jugend, Integration...), Fabienne Mühlbacher (
Dominik Hejzak (Projektleiter von TGW Future Wings), Christoph Wiederkehr (Vizebürgermeister und Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration…), Fabienne Mühlbacher („Failstunde“-Initiatorin)

Die anderen neun Projekte

Da die Projekte erst noch im Wiener Gemeinderat beschlossen werden müssen – finden sich vor allem auf den Webistes der größeren Träger-organisationen noch kaum bis keine Informationen.

Projektbegleitung

Die Projekte werden mehrere Monate durch ein förderndes Begleitprogramm von TGW Future Wings betreut, dem gemeinnützigen Bereich der TGW Future Privatstiftung, der seit 2007 über 32 Millionen Euro in Bildungsinitiativen investiert hat. Diese Begleitung besteht dabei aus einer Kombination von klassischen Workshops, Mentoring-Programme sowie Supervision. Damit soll, so Dominik Hejzak, Projektleiter bei TGW Future Wings, „auch ein besonderer Fokus auf die persönliche Stärkung der Teilnehmer:innen“ gelegt werden.

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Mediengespräch zur
Mediengespräch zur „Mutmillion“
Szenenfoto aus "Das Leben macht mir keine Angst" von VRUM Performing Arts Collective

„Hope-Punks“ mit Musik, Tanz und humorvollem Schauspiel gegen Ängste

Volle Lebenslust und Spielfreude. Schauspielerisch, musikalisch, mitunter schräg. Immer wieder auch humorvoll. Was gleich zu Beginn aus einem Türkasten mit Aufkleber Notausgang durch das Auftreten mehrere Clown:innen optisch vermittelt wird: Filip Sever  mit klassischer roter Nase, die sich ganz am Ende nach knapp mehr als 50 Minuten – nein, das sei nicht gespoilert. Und dazu noch Gat Goodovitch Pletzer mit grüner Locken-Perücke sowie Bandi Meszerics mit klassischen Riesenschuhen in blauem Filz-Style.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Das Leben macht mir keine Angst“ von VRUM Performing Arts Collective

Zu diesen drei schauspielenden Tänzer:innen gesellen sich fünf junge Musiker:innen (11 bis 15 Jahre) – Salome Bastien (Fagott), Jaša Frühwald (Schlagzeug), Isadora Magnusdottir (Geige), Pia Kaçınari Mikula (Cello),  Maya Villareal (Geige und Gitarre); Komposition und musikalische Leitung: Imre Lichtenberger Bozoki. Die Kinder und Jugendlichen beherrschen aber nicht nur ihre Instrumente, sondern wirbeln immer wieder mit dem Trio, das sich manchmal auch musikalisch zu schaffen macht, über die Bühne. Verbreiten Spaß, Lebensfreude und trotzen jeder szenisch gespielten oder angesprochenen Angst.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Das Leben macht mir keine Angst“ von VRUM Performing Arts Collective

Ob Drachen oder neue Klasse

Denn darum drehen sich die 50 Minuten: Um Ängste, und ihnen mutig zu begegnen. Ob das die Stockdunkelheit ist – ungefähr in der Mitte des Stücks – samt monsterartigen Gesichtern und Händen durch Taschenlampenbeleuchtung. Oder Monster unterm Bett, Frösche, Schlangen, feuerspeiende Drachen oder neu in einer Klasse zu sein… Heißt doch das Stück des VRUM Performing Arts Collectives, das derzeit (bis 13. Dezember und dann im Jänner wieder vier Tage – siehe Infoblock am Ende) im Dschungel läuft „Das Leben macht mir keine Angst“.

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Szenenfoto aus „Das Leben macht mir keine Angst“ von VRUM Performing Arts Collective

Inspirationsquellen

Wobei diese Textzeile die Übersetzung von Life doesn’t frighten me“. So titelte Maya (eigentlich Marguerite, aber schon als Kind von ihrem Bruder Maya genannt) Angelou (1929 bis 2014), Schwarze US-amerikanische Autorin, Bürgerrechtskämpferin sowie Tänzerin, Sängerin, Schauspielerin und zuvor Köchin und unter anderem Straßenbahnschaffnerin ihr Gedicht, das eine wichtige der Inspirationsquellen für Regisseurin, Choreografin und VRUM-Co-Leiterin Sanja Tropp Frühwald war. Diese Angelou-Gedicht ist übrigens – illustriert von Jean-Michel Basquiat vor mehr als einem ¼-Jahrhundert erschienen (auf Englisch, leider nie auf Deutsch übersetzt; ein Video mit der Originalstimme der Autorin ist unten im Info-Block verlinkt; in einem weiteren – ebenfalls im Info-Block verlinkten Video kannst du das Gedicht in einer VErsion hören, bei der durch das besagte Bilderbuch geblättert wird). Mehr über Maya Angelou in einem Bilderbuch – Link zur Buchbesprechung am Ende dieses Beitrages.

Weitere Texte in dem vor allem über Tanz und Musik performten Anti-Angststück stammen von Barbi Marković. Für die spielplatzartige Bühne zeichnet Irena Kraljić und für die Kostüme Ana Fucijaš verantwortlich.

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Szenenfoto aus „Das Leben macht mir keine Angst“ von VRUM Performing Arts Collective

Traumbilder

Die in der Mitte angesiedelten dunklen Bilder deuten auf die beiden Gedichtzeilen hin, die in der Übersetzung so lauten: „Falls ich überhaupt Angst hab/ Dann höchstens im Traum“. Und nach dem Erwachen daraus finden sich auf den die Spielfläche begrenzenden Leintücher Graffiti-artige Zeichnungen, die an den Stil von Basquiat erinnern.

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Szenenfoto aus „Das Leben macht mir keine Angst“ von VRUM Performing Arts Collective

Mut gegen Ohnmacht

Jene Ängste, denen sich auch Kinder nicht entziehen können wie die schier dystopisch scheinenden realen Zustände Kriege, Hunger, Armut und nicht zuletzt die weltumspannende Klimakrise werden nicht angespielt/ -sprochen. Aber das optimistische, lebensfrohe Zerlegen schon genannter und weiterer Ängste mit dem mutigen Statement des Stücktitels kann – hoffentlich – so viel Kraft verleihen, dass angesichts der erwähnten großen Bedrohungen wenigstens keine Ohnmacht aufkommt.

Im pädagogischen Begleitmaterial der Gruppe (Produktionsleitung: Till Frühwald) heißt es dazu: „In einer Zeit, die von Unsicherheit geprägt ist, wollen sie ein Stück schaffen, das Hoffnung lebendig hält. Dabei stießen sie auf den Begriff „Hope-Punk“, der sich gegen düstere Visionen und Resignation stellt. „Hope-Punk“ bedeutet, sich für eigene Werte einzusetzen und sich trotz Widrigkeiten zu behaupten. Mit Humor und einer positiven Lebenseinstellung möchten sie einen Beitrag leisten, um menschliche Werte in Kunst und Literatur zu verankern.“

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Szenenfoto aus „Das Leben macht mir keine Angst“ von VRUM Performing Arts Collective

Fast schon das halbe Leben

Einer dieser „Hope-Punks“ ist die 12-jährige Salome Bastien, die das doch nicht so alltägliche Instrument Fagott spielt – und das schon fast ihr halbes Leben – „seit fünf Jahren“, verrät sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…“ nach der zurecht vielumjubelten Premiere im Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier. „Jeden Tag übe ich so 30 bis 45 Minuten“, vertraut sie dem Reporter an. „Ja, Schauspielen und Tanzen war für mich schon neu, dabei hatte ich keine Erfahrung. Aber wir haben im Sommer geprobt und sind schön langsam auch in das Thema reingewachsen“, erzählt die junge Musikerin.

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Zu der oben erwähnten Besprechung eines Bilderbuches über Maya Angelou geht es hier unten