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Szenenfoto aus "Das Lied der Nibelungen" von teatro im Stadttheater Mödling

Nibelungenlied im Fantasy-Style ohne Gemetzel

Nibelungenlied – Machtkämpfe, Intrigen, Rache – mit vor allem Jahr(zehnt)e später viel Blut. Auch wenn das mittelalterlichen Helden-Epos darum kreist, müssen Inszenierungen nicht immer die Grausamkeiten ins Zentrum rücken. So schon ges(ch)ehen in etlichen Produktionen – nicht nur, aber vor allem – für junges Publikum: In der Reihe Classics for Kids im Wiener Rabenhoftheater (2017), in einer flotten Road-Trip-Version des NÖ-Landestheaters in der Bühne im Hof St. Pölten (2020), bei den Do-it-Yourself-Stummfilmszenen mit Schüler:innen im Grazer taO! (Theater am Ortweinplatz; 2018) oder als sarkastisch-ironisches Solo von Justus Neumann in seinem „Circus Elysium“ im Wiener MuseumsQuartier (2011) bei der er in Sekunden(-Bruchteilen) von einer in die andere Rolle schlüpft, weil alle handelnden Personen er selbst spielte.

Aber so weichgespült wie die Fantasy-Musical-Version von teatro, die Mitte Juli im Stadttheater Mödling ihre vielumjubelte Premiere feierte, war wohl noch keine. Selbst der von Hagen „getötete“ Siegfried feiert Auferstehung – besser geschrieben ist am Ende nur schwerst verletzt, aber nicht tot.

Suche nach sich selbst

In großartigen Tanz-Choreos und Gesängen erzählen die teils noch jugendlichen ebenbürtige mit den erwachsenen professionellen Darsteller:innen „Das Lied der Nibelungen“ in einer romantisierten Version im Look (Kostüme: Brigitte Huber

Maske: Renate Harter) eines Fantasy-Musicals. Norbert Holoubek (Buch und Regie) verrät im – wie immer umfangreichen – Programmbuch (stets mehr als ein Heft), dass er den ersten Akt nachdem er ihn geschrieben hatte, kübelte. „Im Original ist Siegfried von Anfang an selbstbewusst, stark, naiv, aber ohne Selbstzweifel oder offensichtliche Probleme. So war er auch bei mir zu Beginn des Schreibens, bis ich plötzlich dachte, so ist ja kaum Entwicklung möglich…“

„Drachen“kind

Und so ist der Siegfried (Benjamin Oeser), der hier übrigens von einem Drachen gebracht wird, nachdem seine Eltern keine Kinder kriegen konnten, alles andere als ein Held – „unsicher, schüchtern, ängstlich“. Aber er hat eine gute Fee – Nimmermehr (Lara Pauser) -, die ihn beschützt, leitet, warnt… Und ihm hilft zu seinen Zaubermitteln zu kommen: Ring, Tarnkappe und das Super-Schwert (Balmung heißt es im Original). Das muss er im Wettstreit mit Brunhild (Carolina Murg) aus dem Felsen ziehen (Anklang an König Artus‘ Excalibur). Ohne einander zu kennen oder voneinander zu wissen, wer die/der andere ist, scheint es aber zwischen den beiden – für einige Stunden – zu funken.

Will frei und unabhängig sein

Der Wormser König Gunther (Tobias Hornik-Steppan) will diese sagenhafte Brunhild von Isenland heiraten und er will seine Schwester Kriemhild (Anna Fleischhacker) unter die Haube bringen. Die hat ganz und gar keine Lust, ihre Freiheit und Unabhängigkeit aufzugeben. Da bedroht ein Drache Worms. Hagen (David Paul Mannhart) zieht in den Kampf – weil Gunther die Hand seiner Schwester dem Drachentöter versprochen hat (natürlich ohne deren Einwilligung). Aber, genau – Siegfried hat die Sache erledigt.

Und siehe da, genau, weil der sich nicht wie so ein Klischee-Held aufführt, findet Kriemhild an ihm Gefallen. Und er an ihr…

Betrug

Gunther will eine Doppelhochzeit, Siegfried-Kriemhild sowie er und Brunhild. Die aber möchte – ähnlich wie Kriemhild – frei und unabhängig bleiben. Wenn überhaupt, dann heirate sie nur einen Mann, der sie in verschiedenen Disziplinen wie Speerwurf usw. besiege. Weil er von vornherein schätzt, dass er das nicht schaffen werde, überredet Gunther den Siegfried ihm mit seiner Tarnkappe zu helfen. Ein wenig Skrupel hat er schon, aber er will Kriemhild heiraten… also steigt er auf den Betrug ein…

Brunhild weiß zwar nicht wie, aber ahnt, dass da irgendwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann… Und das bringt Murg mit unglaublich überzeugender Miene und Körperhaltung zum Ausdruck.

Warten?

Apropos Brunhild: Die in vielen Bühnen- und Film-Versionen oft recht unsympathisch gezeichnete Figur – weil starke Frau? – ist hier ganz anders konzipiert. Noch stärker als Kriemhild ist sie als emanzipierte noch dazu Power-Lady angelegt. Lediglich ein Song, in dem sie sich fast sehnsüchtig verzehrt nach dem unbekannten Mann verzehrt, mit dem sie um das Schwert im Felsen gerungen hat, passt so gar nicht dazu: „Finde mich, ich wart auf dich…!“ passt so gar nicht zu ihrem Naturell. So wie sie strukturiert ist, würde sie doch, wenn sie sich so sehr in ihn verliebt hat, eher nach ihm suchen, als tatenlos zu warten, oder?

Witzige Momente

Nicht nur sie, auch die anderen Darsteller:innen beherrschen nicht nur ihre tänzerischen Bewegungen und ihre Gesänge, sondern mitunter auch kleinste mimische und gestische Momente, die entweder viel sagen oder auch für den einen oder/ und anderen Lacher sorgen. Die Inszenierung – ca. 2½ Stunden netto; mit einer Pause nicht ganz 3 Stunden – lebt immer wieder auch von humorvollen Szenen und Elementen. Wenngleich einer knapp nach Beginn bei der Premiere nicht freiwillig war: Als Ausgleich für das Baby Siegfried muss sein Vater König Siegmund sterben. Norberto Bertassi, „Vater“ auch der ganzen Gruppe teatro, spielt diesen, kommt aber zur Sterbeszene ein bissl zu spät und klettert erst auf das Totenbett also alle schon auf dieses starren. Praktisch alle im Publikum, einschließlich Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… hielten das für einen der liebevollen bewussten humorvollen Gags. Nur dem Regisseur hat’s weniger gefallen.

Ensemble-Leistung!

Auch wenn sie jetzt hier nicht einzeln aufgezählt werden – in der Info-Box sind sie alle genannt: Neben den genannten Figuren und deren Darsteller:innen runden Nornen, Rheintöchter, Burgfräuleins, Rheintöchter und nicht zuletzt die überbefürsorgte Heldenmutter Sieglinde (Katharina Lochmann) das beachtliche Ensemble ab – und stehen in ihren Leistungen den Hauptfiguren um nichts nach. Zwei seien aber schon noch extra erwähnt: Als Art Schutzengel gibt Sieglinde ihrem Sohn auf seiner Abenteuerreise – der Suche nach sich selbst – zwei Helferleins mit auf den Weg, die der Autor und Regisseur erfunden hat: Tilda (Emily Fisher) und Adalmar (Konstantin Pichler). Mit Charme und Witz – vor allem Letzterer fast hofnarrenmäßig – spielen sie teils ironisch Retter:innen. „Ich weiß nicht, ich werde immer so besetzt. Aber das passt gut zu mir, wie ich auch in echt bin“, meint er in der Pause zu KiJuKU.

Live-Musik

Zu Musicals von „teatro“ gehört Musik, die eigens dafür komponiert – und live bei jeder Vorstellung gespielt wird. Sonja Equiluz, Stephan Först, Andreas Grünauer, Sandra Kugler, Christine Lochmann, Hanna Mikschicek, Wilfried Modlik, Alexander Rauscher, Wolfgang Wehner, Katrin Weninger und Elisabeth Zeisner (alphabetisch geordnet) spielen mit Bass, Gitarre, Schlagzeug, Klarinette, Saxophon, Keyboard, Posaune, Querflöte und Violoncello unter der Leitung von Walter Lochmann, die die von Intendant Bertassi komponierte Musik auch arrangiert hat.

LED-Wand und neue Projektionen

Und heuer ist das – im Hintergrund der Bühne spielende – Orchester mehrmals im Stück zu sehen. Die neue LED-Wand macht unter anderem ein neues Interagieren mit den eingeblendeten Bildern im Hintergrund – und eben auch dem Durchscheinen – möglich. „Die Darsteller:innen können viel näher ran, weil sie die Projektionen nicht im Gesicht haben“, freut sich der Regisseur.

Und trotz schon bisheriger toller Projektionen (Moritz Mausser) haben diese heuer eine völlig neue Qualität erreicht. Und dafür zeichnet der 17-jährige Tobias Hornik-Steppan verantwortlich. Er spielt, singt und tanzt König Gunther und hat die teils total realistischen (Wald) und dann wieder Fantasy (Schlösser und Burgen – außen sowie innen) 3D- teils animierten Bilder am Computer geschaffen.

Mit KI

Der HTL-Schüler (Spengergasse, Wien) hat teilweise auch Künstliche Intelligenz dafür verwendet. „Das Rendern von dreidimensionalen Bildern dauert oft sehr, sehr lange“, sagt er in der Pause zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Die bringt einen Zeiteffekt, weil du oft nicht alle Einzelbilder zeichnen musst, sondern die KI die Bilder dazwischen berechnet.“

Sehr intensiv sei das schon gewesen, eine (gar nicht zu kleine) Rolle zu spielen und gleichzeitig die Grafik für die Projektionen zu gestalten und schaffen. „Aber es war sehr interessant und toll, weil das auch einen Einfluss auf den gesamten Look des Musicals hatte und hat.“

Neben Schauspiel, Gesang, Tanz und eben computergenerierter Gestaltung des Bühnenbildes dreht Tobias Hornik-Steppan selber Filme und Videos – u.a. den sehr sehenswerten Trailer zum Musical – siehe Info-Box.

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Alle sind auch Siegfried – Raod-Trip in St. Pölten <- damals noch im Kinder-KURIER

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Szenenfoto aus "Aventura. Von den Abenteuern im Kopf und anderswo." im Theater-zum-Fürchten-Bunker in Mödling: Marion Rottenhofer, Xiting Shan, Tina Haller, Christina Saginth

Vom Adventure-Game in den Dschungel, zu Kapitän Nemo und zur Seeräuber-Jenny

„Aventura“, das jüngste Werk von „Theater zum Fürchten“ in Mödling führt durch abenteuerliche Geschichten aus der (dramatischen) Literatur und dem virtuellen Raum.

Quer durch Mödling hindurch, unter dem die Straße querenden Viadukt hindurch, am westlichen Stadtrand wo’s beginnt, in den bewaldeten Berg hinaufzugehen, führen Stufen hinauf in einen der wohl ungewöhnlichsten regelmäßig bespielten Theaterorte Österreichs.

Rauf zum Bunker

Üblicherweise wird ein Bunker unter der Erde erwartet. Hier führen Holztreppen hinauf. Aber das gut einen Kilometer lange Stollensystem ist ja unter der Erde, unter dem Berg, der dann auch hinaufgeht zur Burgruine Mödling, der Burg Liechtenstein, Seegrotte Hinterbrühl usw.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Aventura…“: Sophia Greilhuber, Marius Klicka, Stephan Bartunek, Valentina Himmelbauer, Manfred Fau

Seit einem ¼-Jahrhundert bespielt das „Theater zum Fürchten“ mit jährlich wechselnden Stationen-produktion die doch feucht-kalten Stollen (Besucher:innen Achtung: Entsprechend kleiden oder Kleidung mithaben, nie mehr als 10 Grad, die aber schon über Null)

Heuer stehen „Abenteuer im Kopf und anderswo“ auf dem Programm, ein Ort, der sich wunderbar dafür eignet – wobei die Palette der Abenteuer in „Aventura“ – über 17 Stationen verteilt – seeeehr breit ist, dazu mehr in der umfangreichen Info-Box sowie im Interview mit dem Theater-Abenteurer Bruno Max, dem Mastermind hinter diesem und den anderen Theatern, die zu seiner Gruppe gehören – Link dazu weiter unten.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Aventura…“: Manuel Bauhofer, Eva Lorenzo, Jörg Stelling

Licht

Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… darf wenige Tage vor der Premiere bei einigen Szenenproben zuschauen und – wie eben oben angekündigt, den Impressario interviewen. Noch montieren Lichtleute Lampengirlanden von einem der Stollen-Ein- bzw. -Ausgänge über die hölzerne Ballustrade der Treppe. Apropos Licht: Direktor und Regisseur Max ersucht die führende Elektrikerin, neue Lampen für eine Stelle der Tour zu tauschen, da hätte er gern mehr Helligkeit für die Szenerie. An einer anderen Stelle greift er hinauf in ein dickes Abzugsrohr, in dem eine Lampe „versteckt“ ist, verstellt den Winkel, damit der Lichtschein das Muster auf der metallenen Tür besser in den Blick rückt.

Im Dschungel

Die zuvor aus einem Kleinbus vom Stadttheater herangekarrten Schauspieler:innen, die im Theaterhaus kostümiert und geschminkt worden sind, haben sich auf die Spielstätten verteilt. In einem kurzen Querstollen warten Bruno Max und der Journalist. Hier wird sich dann eine Szene, inspiriert von gleichsam einem stark gealterten Rattenfänger von Hameln abspielen. Dann wird die Publikumsgruppe abgeholt und zur nächsten Station gebracht. Schon vor der Metalltür zu dieser scheinen Grünpflanzen aus den Wänden zu wachsen. Tür auf – und rein in den „Dschungel“ – ins Herz Afrikas. Texte des Forschers David Livingstone werden in Szene gesetzt bevor ein tierisches Gebrüll anhebt und Monty Python-mäßig zwei halbe Tiger in Erscheinung treten.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Aventura…“: Bettina Soriat, Bernhardt Jammernegg

Tiefsee und Piratin

Danach ab in die Tiefsee zu Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ mit Raimund Brandner als Professor Arronax, der hier allerdings noch seinen mächtigen metallenen Unterwasserhelm abnehmen muss, weil sich das Sichtfenster so sehr beschlägt, dass er gar nichts mehr sieht. Wie das gelöst werden könnte, dafür hat er auch schon eine Lösung parat – die natürlich erst nach der Probe gebastelt werden kann. Und Bruno Max spielt den Kapitän Nemo noch unkostümiert. Vom trockenen Unterwasser – mit Aussicht in den Luken auf digitale Seeungeheuer geht’s weiter Pirat:innen mit Bert Brechts Ballade von der „Seeräuber-Jenny“ aus der Dreigroschenoper. Bernhard Jammernegg steht Ziehharmonika spielende als Matrose ebenso in mehr als Knöchel-tiefem Wasser wie die Sängerin Bettina Soriat.

Und dann ist Wechsel angesagt. Die Spieler:innen weiterer Szenen sind angereist…

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Szenenfoto aus "Aventura. Von den Abenteuern im Kopf und anderswo." im Theater-zum-Fürchten-Bunker in Mödling: Bruno Max

„Welche Räume können wir zaubern?!“

Bruno Max, Kopf des „Theaters zum Fürchten“ und Regisseur auch des diesjährigen Stationentheaters „Aventura. Von den Abenteuern im Kopf und anderswo.“ Erzählt in einem kurzen Interview zwischen zwei Szenenproben Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… über das diesjährige Stück sowie die Entstehung dieses Theaterortes.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: Zu meiner Schande muss ich gestehen, ich bin jetzt das erste Mal hier in diesem Theaterbunker. Ihr seid gerade in den Endproben für das Stationentheater rund ums Thema Abenteuer…
Bruno Max:Es gibt zwei Sorten von Theater, die wir hier seit Jahren für den Bunker konzipieren: Entweder arbeiten sich die Stücke an einer Biographie ab und verbinden Werk und Autor – wir hatten „Ferdinand wie ein toller Hund“, „Kafka – unruhige Träume“, „Herzstich Nestroy“, wir hatten auch Edgar Allan Poe, E. T. A. Hoffmann. Oder es sind Themen – wir hatten „seven Sins“ (sieben Sünden), „Angels all over“, „Alles außer irdisch“, „Utopia“ – so entstehen dann die Stationen, sozusagen aus jedem Dorf ein Hund.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: Abenteuer heuer – greifst du in deinen Fundus oder entwickelt ihr das als Ensemble?
Bruno Max: Zuerst einmal müssen wir schauen, wen haben wir als Mitwirkende zur Verfügung, dann, welche Räume können wir zaubern. Welche Geschichten braucht man für die Räume? Das entsteht dann laufend, Stück für Stück. Hauptsächlich mach’s ich, zwei, drei Leute arbeiten zu – mit eigenen Vorschlägen oder wo ich sag: Bitte, lies diese 800 Seiten, ich brauch davon fünf Sätze.

Seit zwei Tagen haben wir alles unter Dach und Fach, was wir heuer brauchen, jetzt muss es zusammenwachsen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Aventura. Von den Abenteuern im Kopf und anderswo.“ im Theater-zum-Fürchten-Bunker in Mödling: Raimund Brandner (Professor Arronax), Bruno Max (Kapitän Nemo)

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: Wie kam’s zum Thema Abenteuer?
Bruno Max: Wir müssen immer relativ früh bekannt geben, was wir jeweils tun wollen. Ich hab mir gedacht, das passt heuer, es ist ein Thema, das wir noch nicht abgearbeitet haben und wir haben ja sehr viele verschiedene Ansätze von Abenteuern. Beginnend von den Computerspielern, die am Tisch sitzen und ein Adventuregame programmieren wollen, das ihnen allerdings völlig in die Hose geht über die Frau Aventure vom Hartmann von Aue, Adventure-Reisen, die wirklich so im Internet angeboten werden bis zu einer kleinen Geschichte vom Roald Dahl oder aus Geheimbüchern des S.O.E., des britischen Geheimdienstes im zweiten Weltkrieg, Abenteuer Alltag, oder im Herzen Afrikas, unter Wasser – Captain Nemo, eine Ballade über Piraten, Abenteuer zum Selber-Bauen – ein klassischer Gamer, der sich einen Avatar programmiert…

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: … ist das dann ein Bogen zum Beginn mit den Spiele-Progammierer:innen?
Bruno Max: Noch gar nicht, da ist noch viel dazwischen, dann haben wir Abenteuer Börse, wir haben Casanovas erotische Abenteuer, wir haben einen Stollen, der weiblichen Abenteuerinnen gewidmet ist, Pseudo-Abenteuer, ein lustige Indiana-Jones-Parodie, … dann kehren wir wieder zurück zum daneben geratenen Spiel…

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: Wie bist du seinerzeit auf den Bunker gekommen?
Bruno Max: Wir haben zwölf Jahre unter den Gewölben von Schloss Liechtenstein Theater gemacht. Das war sehr spannend aber halt klassisch jeweils ein Stück in einem schönen alten Gewölbe. Nachdem wir dann aber zum Theater Scala noch das Stadttheater Mödling übernommen haben, war noch ein reguläres Stück mit Anfang und Ende, für das wir sieben, acht Wochen proben, für mich nicht mehr so spannend. Da ist ja auch unser Sommerurlaub. Auf der anderen Seite war das Gewölbe schon baufällig und es hätte einen eigenen Fluchtweg gebraucht: Zwölf Meter unter der Erde – welche Armee baut uns diesen Fluchtweg 😉

Porträtfoto von Bruno Max, dem Regisseur des aktuellen Stationentheaters im Bunker Mödling und Leiter von
Porträtfoto von Bruno Max, dem Regisseur des aktuellen Stationentheaters im Bunker Mödling und Leiter von „Theater zum Fürchten“

Nachdem wir das Stadttheater übernommen hatten, bin ich mit dem damaligen Kulturamtsleiter herumgezogen, hab ihn gefragt, wo wär’s spannend und lustig, noch zu spielen. Wir kamen da vorbei, ich hab gefragt, was das denn sei. Er hat gesagt, das sei ein feuchtes Loch und eigentlich nix. Da hab ich gemeint: Das würd mich interessieren.

Es war natürlich logistisch ein riesiger Aufwand, das bespielbar zu machen. Aber, es ist uns gelungen, wird Jahr für Jahr ein bisschen professioneller. Wir gehen jetzt ins 25. Jahr. Voriges Jahr haben wir wegen einiger Coronafälle ausgelassen – wir sind ein Ensemble von mehr als vier Dutzend Leuten.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: Logistische Herausforderung ist doch auch, dass die Besucher:innen nur in Kleingruppen durchgehen können und die Schauspieler:innen ihre Szenen mehrmals hintereinander spielen müssen, aber zeitlich abgestimmt mit der vorhergehenden und der nachfolgenden.
Bruno Max: Ja, zwölf Mal wird gespielt. Das geht sich immer gut aus.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: Wie viele Stollen gibt’s da?
Bruno Max: Das Ganze ist ein sehr langes System mit zwei U-förmig parallel verlaufenden Stollen mit fünf Querstollen – in einem sitzen wir jetzt gerade.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: Ihr bespielt das ganze Stollensystem?
Bruno Max: Wir bespielen 90 Prozent, wir haben noch einen gewissen Lagerbereich und natürlich Fluchtwege.

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Szenenfoto aus "Cinderella" von teatro

Cinderella ist hier selber recht stark

„Cinderella“ ist die jüngste, flotte, junge, streckenweise mitreißende Musicalproduktion von „teatro“ im Mödlinger Stadttheater. Eine Woche nach der furiosen Premiere des hierzulande zu wenig bekannten Stoffes „Anne of Green Gables“ nun für das noch jüngere Publikum eine Adaption eines der bekanntesten Grimm’schen Märchens, das allerdings auch auf anderen Sammlungen beruht. Bei Grimm heißt es Aschenputtel, in älteren Versionen Aschenbrödel; es gibt – wie das umfangreiche, informative Programmheft (stets Teil von teatro-Produktionen) kundtut, auch die neapolitanische Sammlung Pentameron von Giambattista Basile (16. Jahrhundert) sowie Charles Perraults Cendrillon ou la Petite Pantoufle de verre (Aschenputtel oder der kleine Glasschuh).

Die reichlich anachronistisch Grundgeschichte – böse Stiefmutter samt ihren vielleicht noch bösartigeren Töchtern, die die Hauptfigur mobben, demütigen und die diesem Martyrium nur durch die Heirat mit dem Prinzen entkommt – wird hier doch ein bisschen moderner frisiert: Buch: Norbert Holoubek, Regie, Buch-Ergänzungen: Peter Faerber, Musik: Norberto Bertassi

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro: Die Konflikt-Parteien Cinderella und die „Böslinge“

Neu frisiert

Erstens ist das „böse“ Trio angeführt vom Hausdrachen Corinna Schaupp zur Karikatur überzeichnet, insbesondere die Stiefschwestern (Clarissa: Carolina Murg, Celestine: Sophie Rosenitsch) geben sich brillant ständig der Lächerlichkeit Preis. Zweitens ist Cinderella (Emily Fisher) nicht ganz allein, hat hier sieben starke Freund:innen und Helfer:innen – vier bunte Tauben (Konstantin Pichler, Anastasia Mila Krstić, Lydia Kodym und Leonhard Schwaiger) und drei groß(artig)e Mäuse (Cati Rachoner, Kaela Hitsch, Hanna Auerböck), die tragende Rollen mit eigenen unterschiedlichen Persönlichkeiten, spielen. Und drittens hat sich Cinderella selbst wenigstens ein bisschen Widerstandsgeist bewahrt. Die anonyme Begegnung mit dem Prinzen (David Mannhart) am Ball verleiht ihr zwar Auftrieb, gibt ihr aber „nur“ mehr Kraft im Kampf gegen die Tyrannei des Trios. Was vielleicht am treffendsten in einem der Dialoge gegen Ende gipfelt, als die Stiefmutter giftig fragt: „Was ist denn bloß in dich gefahren“ und Cinderella kontert: „Ich bin in mich gefahren!“

Szenenfoto aus
Aus 20 Meter Stoff „zauberte“ die Kostümbildnerin 180 Meter Saum – schwer, aber doch leicht zu drehen, so die Cinderella-Darstellerin

180 Meter

Eine besondere Erwähnung verdient – eigentlich bei jedem teatro-Stück – die Kostümbildnerin. Brigitte Huber tüftelt jeweils an einem Gesamtkonzept für alle Kleidungsstücke der Figuren im jeweiligen Stück und schafft darüber hinaus immer wieder auch totale Gustostückerln. So tanzt Emily Fisher als Cinderella auf dem Ball in einer himmelblauen Robe mit vielen Rüschenreihen. Aus den 20 Meter Stoff schneiderte die Kostümbildnerin so 180 (!) Meter Saum. Und sie bemerkte sofort, dass beim ersten Auftritt Fishers bei der Premiere, eine der Rüschen aufgegangen war, was durchaus Stolpergefahr beim Tanz bedeuten hätte können. Ruckzuck fixierte Brigitte Huber das im Bühnenhintergrund, bevor es auf zum Ball-Tanz ging. „Ein bisschen schwer ist das Kleid schon, aber es dreht wunderbar“, so Emily zu KiJuKU.at

Zu einem ausführlichen Interview mit ihr geht es hier unten:

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro im Stadttheater Mödling – das „böse“ Trio überzeugte durch viel Spielfreude

Böse zu spielen macht unheimlichen Spaß

Gegenspielerinnen Cinderellas (Emily Fisher – ein eigenes Interview mit ihr ist unten verlinkt) sind – gemeinsam mit ihrer autoritären Mutter (Corinna Schaupp) – die beiden Stiefschwestern Clarissa (Carolina Murg) und Celestine (Sophie Rosenitsch). Sie sind nicht nur – wie es das Märchen vorgibt böse und gemein, sondern auch mehr als tollpatschig., bereiten beim Ball dem Prinzen (David Mannhart) „schmerzhafte Begegnungen“ mit versuchten Tanzschritten mit denen sie ihm auf die Füße trampeln und noch hinpurzeln.

Letztere ist neu in der „teatro“-Familie, „fühl mich da aber von Anfang an sehr wohl. Ich hab mich beworben und diese Rolle macht mir viel Spaß, weil sie so witzig ist.“ Ihre „Schwester“ war schon in teatro-Produktionen („Peter Pan“ sowie „Anne Frank“) zu erleben und hatte genau so viel Freude daran, die Böse zu mimen. „Das Lustige ist, dass wir beide mit Emily (Cinderella) privat befreundet sind und ihr gleich als wir für diese Rollen eingeteilt waren, geschrieben haben, dass wir uns freuen, sie im Musical „ärgern“ zu dürfen!“, vertrauen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … an.

Starke „Neben“figuren

Cinderella hat in dieser Musical-Versionen von teatro gleich mehr als zwei – hier bunt gefiederte – Tauben als Freund:innen und Helfer:innen und dazu noch drei Mäuse, jedes der „Tiere“ mit eigenem Namen und eigener persönlicher Note. Alle sieben verwandeln sich für die Fahrt zum und beim Ball in Lakaien (Diener:innen), der nun prächtig gewandeten Cinderella. Und dieses Septett spielt mehr als nur Nebenrollen, sie verleihen den insgesamt nicht ganz zwei Stunden (einschließlich einer längeren Pause) sehr humorvolle Würze und lassen die gemobbte Cinderella praktisch nie allein und im Stich.

Eine dieser Mäuse, die namens Stubs spielt Kaela Hitsch – „13, fast schon 14!“. Seit sieben Jahren ist sie bei „teatro“, „zuerst in der MAB – Musical Academy Brigittenau – und seit „Bambi“ (2021) bei den großen Sommerproduktionen. Ich mag mein Rolle sehr, obwohl’s im Mauskostüm schon sehr heiß ist. Als Lakai tanzen wir in der sicher schwierigsten Choreografie des ganzen Stücks am Ball, da müssen wir die drei Bösen von Cinderella und dem Prinzen fernhalten. Und in dieser Choreo haben wir auch Bocksprünge drinnen. Das ist wirklich cool.“ Wie viele andere ihrer Kolleg:innen, die schon lange, manche auch, die erst kurz dabei sind, „möchte ich Musical-Darstellerin werden.“ Sie besucht den Musikzweig des Wiener Gymnasiums Boerhaavegasse, spielt Geige und Klavier.

Dialekt, frech

Taube Ringel gespielt von Leonhard Schwaiger, findet „vor allem cool, dass wir als Tauben im Dialekt sprechen dürfen, das liebe ich auch an dieser Rolle“, sagt er in der Pause, schon im Lakaien-Kostüme, in dem die sieben Diener:innen am Beginn des zweiten Aktes zunächst Cinderella in der schon knapp davor zur Kutsche umgebauten Ofen (in Form eines riesigen Fasses) zum Schloss begleiten. „So richtig bin ich hier erst seit zwei Jahren, war aber schon vorher ungefähr zwei Jahre auf Bühnen und bei Workshops“, so der 12-Jährige zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr…
Auch er will „jedenfalls später was mit Musical machen“.

Schorschi ist der Figurenname der frechsten unter den vier Tauben. In diese Rolle schlüpft der 13-jährige Konstantin Pichler. Und hat sichtlich und hörbar auch außerhalb der Bühne große Freude damit. „Obwohl zu Hause bin ich nicht frech, sondern nur aufgeweckt, würde ich sagen“, meint er von KiJuKU darauf angesprochen, ob das auch seinem Naturell entspreche. „Seit ich acht bin, mach ich bei teatro mit, in Mödling auf der Stadttheaterbühne erst seit Bambi (2021), wo ich ein Streifenhörnchen war.“

Seit eben auch dieser Produktion ist Anastasia Mila Krstić mit dabei, „zwar erst das dritte Jahr, aber schon mein fünftes Stück“, so die Darstellerin der Taube Wickerl zum Reporter. „Ich mag diese Rolle und bin überhaupt dankbar, dass ich seit Bambi in jedem der Musicals – Bambi, Schneewittchen, heuer Cinderella und zwei Mal bei der Weihnachtsgeschichte – mitspielen, -singen und -tanzen durfte.“

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Für KiJuKU interviewte die Schülerin Stefanie Kadlec die Hauptdarstellerin im teatro-Musical Cinderella, Emily Fisher

„Nicht aufgeben, dann gehen Träume schon in Erfüllung“

Nach der vielumjubelten Premiere von „Cinderella“ der Musiktheatergruppe „teatro“ im Stadttheater von Mödling mit standing ovations, konnte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ein ausführliches Interview mit der Hauptdarstellerin Emily Fisher führen. Zu einer Stückbesprechung und mehreren kurzen Interviews geht es in einem Link am Ende dieses Interviews.

KiJuKU: Ich habe gelesen, du bist sehr musikalisch und nimmst schon seit Jahren Klavier- und Gesangsunterricht. Welche Rolle spielt Musik in deinem Leben?
Emily Fisher: Eine riesige Rolle. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zu singen begonnen habe, aber ich habe immer schon gerne gesungen. Zuerst in Schul-Chören und habe dann irgendwann, das war schon relativ spät, mit 16, mir gedacht: Ich möchte mehr machen, denn ich liebe es so sehr. Dann habe ich das erste richtige Kindermusical gemacht und ich dachte mir: Das ist es. Ich habe seitdem auch nichts anderes mehr verfolgt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro im Stadttheater Mödling im schweren, aber leicht drehenden Kleid

KiJuKU: Also bist du durch die Musik zu „teatro“ gekommen, könnte man das so sagen?
Emily Fisher: Ja voll. Es war eigentlich ein lustiger Zufall. Ein Freund von mir, mit dem ich das erste Kinder- und Jugendmusical gespielt habe, war bei „teatro“ und hat eine Rolle nicht spielen können, weil er etwas anderes gespielt hat. Dann hat er mich gefragt, ob ich einspringen könnte. Der Norberto (Bertassi, Begründer dieses Musiktheaters für junges Publikum) hat mich irgendwann angerufen , ich kannte ihn nicht. Er hat mich gefragt, ob wir uns treffen können. Dann hat er mir alles gezeigt und ich habe innerhalb von so drei Tagen das Ganze, das war eine Rolle in „Pinocchio“ (der Volkshochschule Brigittenau) schnell gelernt. Im gleichen Jahr habe ich die Audition für „Alice“ gemacht. Ja, so war das.

KiJuKU: Dann habe ich noch gelesen, du studierst Pädagogik und arbeitest auch als Volksschullehrerin, stimmt das? Wieso gerade Pädagogik?
Emily Fisher: Ja, das stimmt. Ich hätte auch Logopädie studieren können, denn ich wurde bei beidem aufgenommen und habe mir beides angeschaut. Als Plan B ist es sehr schön. Man kann sich kreativ ausleben. Ich singe jetzt schon ganz viel mit den Kids und versuche Musik so oft es geht, in den Unterricht zu integrieren.

Für KiJuKU interviewte die Schülerin Stefanie Kadlec die Hauptdarstellerin im teatro-Musical Cinderella, Emily Fisher
Für KiJuKU interviewte die Schülerin Stefanie Kadlec die Hauptdarstellerin im teatro-Musical Cinderella, Emily Fisher

KiJuKU: Das wäre eigentlich auch meine nächste Frage gewesen, ob du beides verbindest…
Emily Fisher: Bei „teatro“ ist es ganz leicht, weil wir haben unsere Kinder im Ensemble. Das ist schön, mit Kindern zu arbeiten, denn sie sind immer ehrlich und faken nicht. Sie haben meistens einfach total viel Freude, keine Hemmungen und sind total verrückt, manchmal. Das ist so, wenn du das Schulhaus betrittst. Du wirst sofort mit hundert Emotionen überflutet und das ist hier auch so.

KiJuKU: Cinderella hält an ihren Träumen trotz aller Schwierigkeiten fest. Manchmal zweifelt sie auch und manchmal ist sie hoffnungslos, aber im Großen und Ganzen hält sie daran fest. Was sind deine Träume für die Zukunft, beruflich wie privat?
Emily Fisher: Mein großer Traum ist, dass ich weiterhin auf der Bühne stehen darf und Theater machen darf. Solange ich das machen kann, bin ich glücklich.

KiJuKU: Es gibt beim Ball im Stück diese Szene, wo alle beginnen, voll Freude zu tanzen. Ist das Tanzen auch eine Leidenschaft von dir?
Emily Fisher: Ich liebes es zu tanzen. Es macht so viel Spaß. Ich bin eine von diesen Menschen, wenn ich mal mies drauf bin, drehe ich meine Lieblingsmusik auf und tanze wild. Das ist pure Freude.

KiJuKU: Welche Figur bzw. Figuren außer Cinderella gefallen dir sehr?
Emily Fisher: Ich finde die Mäuse und Tauben ganz großartig. Sie zeigen einfach, wie es ist, wenn man zusammenhält und den Kopf auch nicht hängen lässt. Man tendiert ja manchmal dazu, sich selbst ein bisschen zu sehr leid zu tun. Die Tauben sagen: „Lass dich nicht so owezahn (runterziehen), du musst die Traurigkeit wegtanzen!“ Da haben sie voll recht.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro im Stadttheater Mödling – Cinderella mit ihren Freund:innen und hewlfer:innen, den Mäusen und den Tauben

KiJuKU: Hast du irgendein künstlerisches Vorbild?
Emily Fisher: Eigentlich jede Person, die ich treffe, die diesen Beruf auslebt, wird für mich sofort ein Vorbild, weil ich bewundere das so, dass man seinen Träumen nachgeht. Man kann diesen Beruf nicht ausüben, wenn man es nicht liebt und wenn man nicht die größte Leidenschaft dafür hat. Ich habe zum Beispiel beim „Glöckner“ mitspielen dürfen im Chor und alle, sowohl die Hauptdarsteller als auch die Ensemble-Leute, habe ich angehimmelt, weil ich dachte mir so „Wowh, ihr macht das, wovon ich träume“:

KiJuKU: Denkst du, dass alle Wünsche wahr werden können und wenn ja, welche Kriterien müssen erfüllt werden? Braucht man da wirklich eine gute Fee oder wie genau ist die Figur der guten Fee im echten Leben?
Emily Fisher: Ich glaube, es müssen nicht einmal alle Wünsche erfüllt werden. Aber im echten Leben braucht man definitiv manchmal eine gute Fee. Das kann eine Freundin sein, die dich aufbaut, wenn du gerade einen tiefen Moment hast, ein Haustier oder ein Lied, das gerade im Radio läuft, und du denkst „O mein Gott, genau dieses Lied habe ich gerade hören müssen“. Dann kriegst du neuen Mut und neue Hoffnung. Ich glaube, wenn man versucht, sich in seinem Leben treu zu bleiben, ehrlich zu sein und nicht aufzugeben, dann gehen die Träume schon in Erfüllung.

Das Interview führte Stefanie Kadlec, 17, die derzeit bei KiJuKU in den Journalismus hineinschnuppert.

Szenenfoto aus "Anne of Green Gables"

Rote Haare und das Herz auf der Zunge

Das Musical „Anne of Green Gables“ unter der Regie von Norbert Holoubek entführt Alt und Jung in die turbulente Welt einer fantasievollen Außenseiterin. Mitte Juli 2023 bei der Voraufführung der „teatro“ Sommerproduktion im Stadttheater Mödling (Niederösterreich) zeichneten sich die jungen SchauspielerInnen durch Professionalität und vielseitige Talente aus.

Die diesjährige Produktion ist dem Kinderbuch der kanadischen Autorin „Lucy Maud Montgomery“ nachempfunden, das erstmals 1908 erschienen ist – mehr über den Inhalt in einem Bericht über Proben eine Woche vor der Premiere in dem Bericht hier unten:

Anfängliche Enttäuschung über das Mädchen

Zunächst ist das ältere Geschwisterpaar Cuthbert bei der Ankunft des Waisenkindes „Anne“, das von Lili Beetz gespielt wird, enttäuscht. Sie wollten einen Jungen, der ihnen auf dem Hof hilft. Auch anderen BewohnerInnen des Dorfes „Avonlea“ sind dem Mädchen, das durch seine roten Haare und die lyrischen Ausschmückungen in seiner Sprache auffällt, anfangs gegenüber skeptisch. Doch Anne lässt sich nicht unterkriegen und stellt sich allen Hürden, die auf sie zukommen. In der Mitschülerin „Diana Barry“ (Anna Fleischhacker) findet sie eine Seelenverwandte, im Geschwisterpaar Matthew Cuthbert (Norberto Bertassi) und Marilla Cuthbert (Katharina Lochmann) eine Familie und vom gutaussehenden Gilbert Blythe (Nicolas Vinzenz) wird sie angehimmelt. Aber weil er sie wegen ihrer roten Haare Karotte nennt, schwört sie ihm „ewige Feindschaft“. Nach und nach erobert das Mädchen die Herzen der DorfbewohnerInnen, die des Publikums noch früher.

Rundum gelungen

Die Projektionen von Moritz Mausser und das liebevoll gestaltete Kostümbild von Brigitte Huber versetzen einen in das Dorfleben „Avonleas“. Nicolas Vinzenz, der das Oberstufenrealgymnasium der Sängerknaben besucht hat, sorgt mit seiner feinen Stimme („Wir könnten Freunde doch sein“) für gefühlvolle Momente im Stück, während die erfrischenden Dialoge zwischen Norberto Bertassi und Lili Beetz in den Anfangsszenen einen zum Schmunzeln bringen. Lili Beetz stellt als „Anne“ eine große Bandbreite an Emotionen zur Schau und die Rolle der Minnie (Pauline Faerber) bleibt durch ihre prägnanten Szenen in Erinnerung. Die Tanzeinlagen (Choreografie: Katharina Strohmayer) verleihen dem Musical durchgängig hervorragende Bewegung und das Finale („Hinter der Biegung“) weist darauf hin, dass „alles Veränderung sei“, wie es in einer der Liedzeilen heißt. Die Geschichte der Anne beweist, wie wichtig Fantasie und der Mut, man selbst zu sein trotz aller Widerstände, sind.

Stefanie Kadlec, 17, die derzeit bei KiJuKU in den Journalismus hineinschnuppert.

Zu Interviews mit Norberto Bertassi und Pauline Faerber geht es hier unten:

Probe der Freude über den Wiederbeginn der Schule

Sture unerwünschte Außenseiterin erkämpft sich große Anerkennung

Draußen drückende Hitze, drinnen im Saal des Mödlinger Stadttheaters wohltemperierte Kühle. Mitten zwischen den Publikumsreihen ein riesiges Technik-Pult mit Monitoren, Reglern und Knöpfen. Noch ist Probe. Auch wenn in wenigen Tagen die Premieren – zuerst jene von „Anne of Green Gables“ und eine Woche später die von „Cinderella“ – beides von der Kinder- und Jugend-Musical-Company teatro – über die Bühne spielen, tanzen und singen werden.

Bewegungen exakter setzen

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… darf bei einer Probe fürs erstgenannte Stück dabei sein. Was schon als kompletter Durchlauf angekündigt war, erweist sich dann doch „nur“ als Probe für den zweiten Teil nach der Pause. Und das ist für den zuschauenden, fotografierenden und filmenden Reporter noch viel spannender. Da sitzt noch so manches nicht. Unterbrechung. Choreografin Katharina Strohmayer unterbreitet Änderungsvorschläge bei der Szene, in der Anne und ihre Kolleg:innen sich freuen, dass nach den Ferien endlich die Schule wieder losgeht – sie einander treffen und die eine oder andere Party machen können. „Setzt mit euren Köpfen scharfe, große Akzente bei den Bewegungen am Anfang“, ist einer von vielen Tipps, um die Szene exakter zu tanzen.

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„Verkauft mir eure Sätze“

Regisseur und Stückfassungs-Autor Norbert Holoubek ergänzt: „Gerade die, die weniger Sätze haben, bitte kämpft um eure kurzen Solos, setzt eure kurzen Auftritte, verkauft mir eure Sätze!“ Manchmal unterbricht er, um eben bei der Probe ausgedachte neue Sätze ins Textbuch einzufügen, um einzelne Szenen klarer, zugespitzter zu gestalten. Etwa die schon angesprochene, in der es um die Freude am Wiedersehen zu Schulbeginn geht. „Jetzt geht‘s los! Endlich wieder Schule!“ wird nun die Szene neu eingeläutet!

Die Choreografie danach mit einer Art Räderschlagen der ersten und auf die Würfel springenden Tänzer:innen der zweiten Reihe wird – mal ohne und dann wieder mit Live-Musikbegleitung durch Walter Lochmann am Klavier – mehrmals wiederholt. Von Mal zu Mal hat sie mehr Drive, wird exakter. Bis sie sitzt.

Von Mal zu Mal geschmeidiger

Die angesprochenen Würfel müssen übrigens von den Akteur:innen auf der Bühne immer selber hergeholt und wieder weggeräumt werden – und das natürlich voll in die Bewegung der entsprechenden Nummer eingebaut. In einer anderen Szene mit der Waisen-Jugendlichen Anne (Lili Beetz) und dem sie adoptierenden älteren Geschwisterpaar Marilla Cuthbert (Katharina Lochmann) und Matthew (Norberto Bertassi) checkt Letzterer, teatro-Intendant und Komponist, „ach ja, ich hab vergessen den Würfel umzustellen“. Was für die Mitwirkenden der folgenden Szene wichtig wäre. Bei der Wiederholung klappt’s – natürlich.

Je länger die Proben dauern, desto mehr flutschen die Szenen über die Bühne – hin und wieder kommt auch Applaus von den wenigen im Saal, die gerade eben nicht auf der Bühne sind. Mittlerweile sind einige der digital produzierten Hintergründe, die projiziert das Bühnenbild gestalten, eingelangt und werden vom Techniker eingespielt. Die Projektionen stammen übrigens von Moritz Mausser, der jahrelang in teatro-Musicals selber mitgespielt hat und nun ab Oktober 2023 im Wiener Ronacher Hans Hölzel alias Falco spielen, singen und tanzen wird.

Die Story – kurz gefasst

Da das Original (1908 erschienen) – und viele Übersetzungen – zwar in vielen Ländern, natürlich im Ursprungsland Kanada, wo die Autorin Lucy Maud Montgomery lebte, aber auch in Dutzenden anderen sehe, bei uns weniger bekannt, ist, hier eine knappe Zusammenfassung des Inhalts:

Das ältere Geschwisterpaar und Matthew und Marilla Cuthbert leben in der (ausgedachten) Kleinstadt Avonlea auf Prince Edward Island (wo ach die Autorin aufwuchs) auf einem Hof dessen Dach grüne Giebeln hat (daher der Name). Sie erhoffen sich Hilfe von einem Buben aus einem Waisenhaus, stattdessen kommt Anne Shirley am Bahnhof an. Nach erstem Zögern finden sie sich mit dem Mädchen ab, Matthew warmherziger, seine Schwester strenger.

Anne ist ein viel redendes, fantasievolles und stures Kind und leidet unter ihren roten Haaren was ihr von Mitschüler Gilbert Blythe den Spottnamen Karotte – und diesem „ewige“ Feindschaft mit Anne – einbringt. Was sich natürlich am Ende wendet. Außerdem rettet Anne, weil sie im Waisenhaus viel praktische Lebenshilfe gelernt hat, der kleinen Schwester von Diane, der besten Freundin, deren Mutter jedoch den Umgang der beiden verbietet, das Leben.

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Die Autorin war durch einen Zeitungsartikel über ein Paar, das irrtümlich ein Waisenmädchen statt eines Jungen geschickt bekommen hatte, zu ihrem ersten Band des Buches inspiriert worden, der im Wesentlichen das Leben Annes von 11 bis 16 Jahre umfasst. Wegen des großen Erfolges schrieb sie Fortsetzung um Fortsetzung, ab Band sechs drehen sich die Geschichten um Annes Kinder.

Angeblich war Anne of Green Gables das Lieblingsbuch von Astrid Lindgren, was diese zu einigen Elementen ihrer Pippi Langstrumpf angeregt haben könnte – von den roten Haaren bis zur Sturheit.

Geigenprobe
Geigenprobe

Interviews

Bevor die Proben auf der Bühne losgehen, übt Léna Sophie Lochmann, die Julia Bell, eine Mitschülerin Annes spielt und im Ensemble tanzt, einen Song auf der Geige – begleitet von ihrem Vater Walter auf dem Klavier. Die 12-Jährige spielt seit vier Jahren dieses Instrument, zum ersten Mal dann live in dem Musical. „teatro-Musicals kenn ich schon lange, weil ich immer zugeschaut habe, wenn mein Vater die Musik gespielt hat. Mit der Geige hab ich bisher immer nur kleinere Konzerte gespielt.“

Essen motiviert

Der Beginn auf der Violine sei ihr leicht gefallen, „aber da ist es ja noch einfach, weil du bald Melodien kannst und dir am Anfang alle auch Fehler verzeihen. So nach zwei Jahren war’s dann schon schwieriger. Da werden die Stücke schwerer und die Nachsicht ist vorbei. Da war’s nicht immer leicht mich selber zu motivieren“, gesteht sie im Interview. Auf die Nachfrage, wie es doch immer wieder gelungen sei, lächelt die Geigerin „meine Mama hat mir Nutella-Brote gemacht. Oder Eis versprochen. Mit Essen kann man mich leicht motivieren.“

Ob die Geige zu ihrem Berufswerkzeug wird, weiß Léna Sophie Lochmann noch nicht, „aber sicher irgendetwas auf der Bühne, Schauspiel und Musik“.

Lange bei teatro, aber erstmals auf der großen Bühne

Auch eine Newcomerin auf der Mödlinger Bühne sind Tanja Marie Rathbauer (17) und Elea Rupprich (15). Erstere schlüpft in die Rolle des Waisenhausmädchens Jilly, Letztere in die einer Schulkollegin Annes, Gertie Pye. Neu ist für beide aber nur die große Bühne samt dem großen richtigen Theatersaal. Denn beide singen, spielen und tanzen schon seit jeweils gut sieben Jahren, also ein Drittel bzw. die Hälfte ihres Lebens mit teatro – in der „musical academy brigittenau (mab – in Wien, im 20. Bezirk). Bei den großen Produktionen im Mödling „haben wir fast jedes Jahr zugeschaut und wollten wenigstens einmal auf der großen Bühne spielen“, erzählen Rathbauer und Rupprich Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… heuer hat’s endlich geklappt.

„Ich hab zwar nur eine Szene“, so die Darstellerin des Waisenhausmädchens Jilly, „die Proben waren aber trotzdem schon anstrengender als in der mab, aber es ist sehr schön, hier spielen zu dürfen“. Dennoch ist Bühne nicht ihr Berufswunsch, „sondern lieber Synchronsprecherin, ich mag es, mit der Stimme zu spielen“.

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Ihre mab-Kollegin Elea Rupprich, die ein Schulkind spielt, „mag die Lieder und die Szenen sehr. Ich glaube, ich will weitermachen und später auf der Bühne stehen.“

Regisseur seit Jugendtage davon bezaubert

Norbert Holoubek, der – nicht nur hier – Regie führt(e) und das Textbuch geschrieben hat, wollte „das Stück schon immer machen“. Heuer ist es so weit. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wollte natürlich wissen, weshalb Holoubek „Anne of Green Gables“ so ein Herzensanliegen ist. „Ich war so ungefähr 15 Jahre als im Fernsehen bei uns eine kleine Serie gelaufen ist (1985 mit Megan Follows in der Hauptrolle). Meine Clique aus dem Gymnasium und ich haben uns die angeschaut. Ich war tief berührt, hin und weg von dieser Figur. Übrigens auch die ganze Clique in der Schule.

Ich war total verzaubert von ihr – wir alle natürlich auch von der Schauspielerin. Aber wie sie da in diesen Ort kommt und eigentlich sollte ja ein Junge von den beiden Cuthberts aufgenommen werden, wie sie sich ausdrückt, alles schönredet und doch unabsichtlich immer wieder in Fettnäpfchen tritt, aber trotzdem um sich kämpft. Ja und dann ihre Sprache, sie redet ja fast nur in Lyrikform. Auch die Landschaftsaufnahmen in Kanada haben mich sehr beeindruckt. Deshalb wollte ich das schon immer machen. Dann hab ich das Buch gelesen. Und war so erstaunt, dass fast niemand bei uns diese Geschichte kennt. Darum wollte ich, dass wir es mit teatro machen, damit mehr Leute diese wunderbare Geschichte kennen lernen.“

Follow@kiJuKUheinz

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Titelseite einer der Ausgaben von
Titelseite einer der Ausgaben von „Anne auf Green Gables“