„Wir würden gern auch öffentliche Schulen haben, in denen wir eine Lehrberuf erlernen und Matura machen könnten“, berichten Schüler:innen des Bernoulli-Gymnasiums in der Donaustadt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… bevor das jüngste Kinder- und Jugendparlament im großen Festsaal des Wiener Rathauses beginnt. „In ein paar Privatschulen gibt’s das, wieso aber in keinem öffentlichen Gymnasium?“, wundern sich die Jugendlichen einer vierten Klasse dieser AHS nahe dem Donauzentrum im 22. Bezirk. Die von ihnen auf Frage des Journalisten genannten Wunschberufe: Gärtnerei, Tischlerei, jedenfalls was Handwerkliches, einige würden gern etwas im Medizin-nahen Bereich erlernen und ein oder zwei auch im IT-Sektor.
Weiters hatten sich diese Jugendliche überlegt: „Mehr kleinere Tests zu bestimmten Themen statt der großen Schularbeiten; statt Noten nur bestanden oder nicht bestanden; Kennenlerntage am Anfang des Schuljahres, um die Klassengemeinschaft zu stärken und mindestens fünf Ausflüge pro Schuljahr.“
Mittwochvormittag diskutierten rund 300 Kinder und Jugendliche (235 Kinder, 60 Jugendliche) des aktuellen Wiener Kinder- und Jugendparlaments in mehreren Arbeitsgruppen ihnen wichtige Themen und Forderungen. Und diese werden in die neue, die mittlerweile zweite, Kinder- und Jugendstrategie 2025 bis 2030 der Stadt Wien einfließen. Das versprachen neun Stadt- und Gemeinderät:innen, die mit den jungen Delegierten gegen Ende der Arbeitsgruppen diskutierten und verkündete nicht zuletzt der (noch?) Wiener Vizebürgermeister und für Kinder, Jugend, Integration, Bildung zuständige Stadtrat (Christoph Wiederkehr, der in Medien heftig als neuer Bildungsminister gehandelt wird).
„Eure Ideen sind nicht nur wichtig, sie sind entscheidend! Ihr seid die Architekt*innen, Drehbuchautor*innen und Komponist*innen dieser Stadt. Heute geht es darum, eure Stimme zu erheben, um Wien zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt der Welt zu machen. Gemeinsam gestalten wir eine Zukunft, in der eure Visionen gehört werden und echte Veränderungen passieren. Denn Wien braucht euch – eure Kreativität, euren Mut und eure Entschlossenheit“, so der genannte Stadt-, vielleicht künftig Bundes-Politiker.
Zurück zu jungen Delegierten mit denen KiJuKU.at gesprochen hat: Aus dem Gymnasium Geringer Gasse (Simmering, 11. Bezirk) sowie der VBS Schönborngasse (private Handelsakademie im 8. Bezirk, Josefstadt) berichteten die vier Schülerinnen Warisha, Anna, Shivani und Nepheli, die sich für verschiedene Arbeitskreise mit Kolleg:innen schulübergreifend vorbereitet hatten:
Für die Themen Klima und Natur wollen wir mehr autofreie Zonen in der Stadt, den Ausbau von Öffis auch über die Stadtgrenze hinaus nach Niederösterreich wie es u.a. die geplante Straßenbahnlinie 72 war, die bis nach Schwechat fahren sollte. Außerdem sollen Klimaförderungen ausgebaut und nicht eingeschränkt, aber sozial gerechter gemacht werden. Und Öffis sollen nur grünen Strom, also aus erneuerbaren Energien verwenden.
Ganz wichtig und engagiert sprachen alle vier, auch die für andere Arbeitsgruppen, über Frauenrechte. Von Gratis-Hygieneartikeln in den Schulen bis zu mehr Forschung wie sich Medikamente und medizinische Behandlung auf Frauen auswirken. Für mehr Sicherheit für Frauen in der Stadt soll es mehr öffentliche Beleuchtung geben und vielleicht in den Öffis auch eigene Safe Spaces.
Politisch Bildung sollte ein eigenes Fach sein, war die Forderung an die Arbeitsgruppe Bildung – wo andere dem widersprachen und meinten, die Belastung für Schüler:innen wäre ohnehin schon genug, da würde ein weiteres eigenes Fach den Stress nur erhöhen. Eine andere Forderung dieses Quartetts in Sachen Bildung: Ethik als verpflichtendes Unterrichtsfach schon in der Unterstufe und dafür Religion als unverbindliche Übung – um das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Gesundheit war das Thema der Kinder der Offenen Volksschule Wagramer Straße, die sich für die Eröffnungsrunde aller Delegierten in den ersten beiden Reihen der mittleren Stuhlreihen platziert hatten. „Statt Süßgetränken sollte es Automatin mit gesunden Sachen geben, zum Beispiel Obst“, vertrauen diese Kinder dem Reporter an.
Groß und breit ist die Palette der Forderungen und Themen von Jugendlichen der Mittelschule Gundäckergasse (Favoriten, 10. Bezirk): Mehr Grün und mehr Spielplätze, Gleichberechtigung, keine Kinderarbeit und Preise für Lebensmittel sollen billiger werden.
Mehr Indoor-Spielplätze für Schlechtwetter, Spielplätze auch für ältere Kinder waren noch weitere Wünsche, die in der Eröffnungsrunde im vollbesetzten großen Festsaal des Wiener Rathauses erhoben worden sind.
Seit einigen Jahren bringen junge Stadtbewohner:innen in regelmäßigen wienweiten Kinder- und Jugendparlamenten, aber auch in Bezirken, ihre Ideen ein – so manches davon fließt in die Arbeit der Abteilungen der Stadt Wien auch ein. Die Diskussionsergebnisse vom Mittwoch werden am 10. April im selben großen Festsaal des Wiener Rathauses vorgestellt und wie schon erwähnt Teil der nächsten Kinder- und Jugendstrategie der Stadt.
Die Teilnehmer:innen des aktuellen Wiener Kinder- und Jugendparlaments haben sich im Herbst online für die Teilnahme am Parlament angemeldet, bereiteten sich seit Dezember in zwei Sitzungen intensiv auf ihre Themen vor. Die Kinder des Kinderparlaments – Vertreter:innen von einem Kindergarten und jeweils einer Klasse bis zur 8. Schulstufe – entwickelten ihre Anliegen in jeweils drei Workshops an ihren Schulen und im Kindergarten.
Grundlage für die Themenschwerpunkte waren die Ergebnisse einer von Wienxtra beauftragten Kinder- und Jugendstudie aus dem Vorjahr.
Beim Abschlusstermin im Wiener Rathaus am 10. April 2025 werden die gesammelten, verschriftlichten Themen an die Stadtregierung übergeben und sollen in weiterer Folge in die neue Kinder- und Jugendstrategie der Stadt Wien für die Jahre 2025-2030 integriert werden. Dieser Prozess wird von der Koordinationsstelle Junges Wien (Wienxtra und Stadt Wien) geleitet. „Mit dem Kinder- und Jugendparlament schaffen wir eine Plattform, die jungen Menschen eine echte Stimme gibt. Ihre Anliegen werden gehört und fließen direkt in die Stadtpolitik ein“, so Benjamin Schmid, Leiter der Koordinationsstelle Junges Wien bei Wienxtra.
Um die Vielfalt der Themen aus allen Lebensbereichen der jungen Generation zu berücksichtigen, waren für die Ausschüsse Vertreter:innen aller Geschäftsgruppen der Stadtregierung anwesend und hier die Zusammenfassung aus der Rathaus-Medien-Aussendung
* Arbeit und Wirtschaft – Stadtrat Peter Hanke/ Gemeinderätin Katharina Weninger
Senkung der Lebenserhaltungskosten, bessere Bezahlung für Zivildienstleistende, sichere Arbeitsplätze für Jugendliche und vieles mehr (uvm.)
* Demokratie, Teilhabe und Inklusion – Gemeinderätin Nina Abrahamczik
Erleichterter Zugang zur Staatsbürgerschaft, Wahlen für alle, verstärkte politische Inklusion uvm.
* Frauen, LGBTQI+, Gleichberechtigung – Stadträtin Kathrin Gaál
Präventionsarbeit gegen Gewalt, Gutscheine für Menstruationsprodukte, Frauen und Behindertenquoten in Betrieben uvm.
* Gesundheit und Soziales – Stadtrat Peter Hacker
Zukunft des Gesundheitssystems sichern, einfacherer Zugang zu psychischer Hilfe, kostenlose Verpflegung für Jugendliche und bezahltes Mittagessen für Lehrlinge uvm.
* Klima, Natur und Umwelt – Stadtrat Jürgen Czernohorszky
Sozial gerechte Klimaförderungen, bessere Mülltrennung in Wohnanlagen, Erhalt der Donauinsel als frei zugänglichen Naturraum uvm.
* Öffentlicher Raum und Mobilität – Gemeinderat Jörg Neumayer
Mehr autofreie Zonen, Ausbau von Fahrradwegen, mehr Grünflächen für Sport, Ausbau von Spielstraßen uvm.
* Bildung und Schule – Gemeinderätin Dolores Bakos
Mehr Demokratiebildung an Schulen, ein eigenes Schulfach für Berufsorientierung, Stärkenförderung an Schulen, Maßnahmen gegen Leistungsdruck uvm.
* Freizeit und Kultur – Gemeinderätin Marina Hanke
Mehr Sicherheit im Internet, Ausbau von Treffpunkten für Jugendliche und Spielplatz-Angebote, zugängliche und bezahlbare Sportmöglichkeiten uvm.
* Gemeinschaft und Sicherheit – Gemeinderätin Dolores Bakos
Maßnahmen gegen Rassismus und Mobbing, bessere Beleuchtung öffentlicher Plätze für mehr Sicherheit.
Junge Detektiv:innen lösen Kriminalfälle schon seit Jahrzehnten in Büchern, oft in der Folge auch in Filmen oder manchmal auch auf Bühnen. „The Three Investigators“ (die drei Ermittler aus den USA ab der ersten Hälfte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts) wurden in den deutschen Übersetzungen zu „Die drei ???“. Seit fast 20 Jahren kommen „Die drei !!!“ dazu. Nächstes Jahr feiert Thomas Brezinas „Die Knickerbocker-Band“ ihren halbrunden 45. Geburtstag! Der Erfinder vieler Kinderbuchfiguren und -Serien dachte sich für seine Krimis vier junge Kriminalist:innen aus.
Im Ambiente des bekanntesten Wiener Christkindlmarkts, jenem auf dem Rathausplatz, spielt sich großteils ein neuer Kinderkrimi ab. In der Beschreibung erklären die Autorinnen Anna und Sarah Fröhlich (Mutter und Tochter) „Tatort Christkindlmarkt“ sogar zum 1. Fall der Wiener Wunderwuzzis (für Nicht-Kenner:innen des Wienerischen so etwas wie Tausendsassa).
Wienerisch geht’s auf den rund 130 Seiten vielfach zu. Bekannte und teils auch alte Ausdrücke dieses Dialekts haben die beiden – und das nie krampfhaft – eingebaut; und mit Fußnoten zur Erklärung versehen. Und sie verklickern die einen und anderen vielleicht gar nicht allgemein bekannten Fakten über die Bundeshauptstadt, wobei leider nicht alle stimmen – dazu weiter unten.
Der Kriminalfall spielt sich um (angebliche) Kindesentführungen an. Erst sorgt schon das Verschwinden eines der Wiener Sängerknaben namens Luis für große Aufregung – auch in den Medien. Klar, nicht gerade alltäglich. Und dann ist auch „Wiens Next Christkindl“, im Jahr des Kriminalfalls ist es Luise, wie vom Erdboden verschluckt.
Das aber darfst zwar du als Leserin oder Leser wissen. Vor der Öffentlichkeit aber muss das lange geheim gehalten werden, damit’s zu keiner vorweihnachtlichen Panik kommt. Du erfährst es natürlich von den Autorinnen, aber über die drei Kinder-Detektiv:innen, die sich am Ende „Wunderwuzzis“ nennen, davor aber lange Zeit keinen „Banden“-Namen haben. Die drei sind übrigens: Jenny, Herbert, genannt Harry, und sein Zwillingsbruder Roland, Spitzname Rowie (aus den Anfangsbuchstaben des Nachnamens).
Dass das „Christkindl“ vielleicht (auch) entführt worden ist erfahren die drei zufällig. Jenny würde gern für die Schülerzeitung diese Luise und den Wiener Bürgermeister interviewen. Warum dieser in seinem gezeichneten Aussehen stark an den vorigen erinnert? Er war zwar 23½ Jahre lang Stadtoberhaupt Wiens, aber nur bis 2018, was auch schon so lang her ist, dass damals geborene Kinder heute in die Volksschule gehen. Wie auch immer, viele große und jede Menge kleiner Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Irene Pöttler lockern den schon recht flüssig und einfach zu lesenden Text noch einmal auf.
Wie die drei Detektiv:innen zufällig drauf kommen, dass das „Christkindl“ auch verschwunden ist, sei hier sicher nicht verraten. Auch wenn ein gut geschriebenes Buch an sich Lesevergnügen bereitet, bei einem Krimi spielen Spannung, zu der auch überraschende Wendungen gehören, klarerweise eine zentrale Rolle. Und fast nix ist öder, als wenn Leser:innen im Vorhinein schon wichtige Wendepunkte der Geschichte verraten bekommen haben.
Schon gespoilert werden darf, was sich ohnehin jede und jeder denkt: Natürlich tauchen beide Kinder – und sogar noch ein vermeintlich drittes Entführungsopfer – wieder auf – aber Happy End versteht sich von selbst. Ebenso klar: Das Trio leistet einen Großteil der kriminalistischen Arbeit, wird dabei aber nicht unwesentlich, aber unfreiwillig, von einem eher faulen Hund, dem Rauhaardackel Falco, unterstützt.
Auf der Website zum Buch gibt es Leseproben – im Pressebereich – und drei Quizzes. Viele Fragen testen dein Wissen übers Buch, andere, was du über Wien weißt. Da bleibt allerdings bei Frage 3 der Quiz stecken, wenn du die eigentlich einzige richtige Antwort anklickst.
Leider verbreitet das Buch manche falsche (Wien-)Informationen. Dass die Wiener Sängerknaben, auch wenn sie den Namen nicht verändert haben, seit 20 (!) Jahren den Wiener Mädchen-Chor – auch mit öffentlichen Auftritten – haben, wird ignoriert. Die Porträts der vormaligen Wiener Bürgermeister – übrigens erst nach dem jeweiligen Tod – hängen im Wiener Rathaus im Stadtsenatssitzungs-Saal und nicht im Büro des Bürgermeisters. Und Falco – nicht der Hund aus dem Buch – war zwar weltberühmt, aber nicht der erste Rapper weltweit.
Übrigens: Ein Hinweis, dass es die Aktion „Wiens Next Christkindl“ gar nicht mehr gibt, wäre auch nicht schlecht gewesen, es gibt nur mehr „Wiener Christkind“, aber ganz ohne Casting. Es „wird aber inzwischen intern ausgewählt“, lautet die Antwort von stadt wien marketing, Träger des Christkindlmarkts am Wiener Rathausplatz, auf die Frage von KiJuKU, ob es „Wiens Next Christkindl“ noch gebe, weil im Netz dazu nichts zu finden war.
„Mit der Gesetzesnovelle zur Inklusion im Elementarbereich wird die Betreuung von Kindern mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen in Kindergärten, Kindergruppen und bei Tageseltern geregelt, damit auch abseits von speziellen Gruppen – etwa Integrationsgruppen oder Heilpädagogische Gruppen – Bildungs- und Betreuungsplätze angeboten werden können. Dies ist ein wichtiger Meilenstein hin zu einer inklusiven Stadtgesellschaft, in der Kinder mit und ohne Behinderungen von Anfang an miteinander lernen sollen. Damit stärken wir das Recht auf Inklusion!“, meinte Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr am Mittwoch, dem 35. Geburtstag der Kinderrechtskonvention (beschlossen am 20. November 1989 von der UNO-Generalversamlung).
Aus diesem Anlass wurde neben dem Eingang ins Wiener Rathaus auch zwei Kinderrechte-Fahnen aufgehängt. Gemeinsam mit Kindern aus Kindergärten der Wiener Kinderfreunde stellten sich der genannte Politiker sowie einige seiner Kolleg:innen (SPÖ-Gemeinderat und Bildungssprecher Jörg Neumayer, NEOS Wien-Klubdobfrau Bettina Emmerling) sowie der Wiener Menschenrechtsbeauftragten Shams Asadi und dem Wiener Kinder- und Jugendanwalt Sebastian Öhner für Gruppenfotos auf.
„Kinderrechte sind nicht verhandelbar – sie sind das Fundament für eine gerechte und solidarische Gesellschaft. Wir in Wien arbeiten Schulter an Schulter daran, jedem Kind die gleichen Chancen auf Bildung, Schutz und Teilhabe zu ermöglichen. Denn nur, wenn Kinderrechte konsequent gelebt werden, können wir eine lebenswerte Zukunft für alle gestalten“, so SPÖ-Gemeinderat und neuer Bildungssprecher Jörg Neumayer.
Mit der oben angesprochenen Novelle wird es für private Kindergärten, Kindergruppen und Tageseltern leichter möglich, Kinder mit Behinderung und chronischen Erkrankungen betreuen und fördern zu können. Da diese Einrichtungen nicht über die personellen und fachlichen Anforderungen von Integrationsgruppen bzw. Heilpädagogischen Gruppen verfügen, wird eine finanzielle Förderung geschaffen, um in diesen Gruppen Unterstützungsmaßnahmen dem individuellen Bedarf und der Situation entsprechend umsetzen zu können.
Damit steht allen Kindern elementare Bildung gleichermaßen offen. Gleichzeitig wird die Anzahl an zur Verfügung stehenden Inklusionsplätzen in Regelgruppen erhöht. Die Maßnahme trägt so insgesamt zur Verbesserung der Betreuungsqualität bei und wirkt sich positiv auf die frühkindliche Bildung aus.
„Da hab ich eine Blume gefaltet und in die Mitte vom Entwurf des Kleides geklebt. Es soll eine Art Seerose sein – nur in blau. Bei diesem Entwurf hab ich mich nicht besonders bemüht, bei anderen hab ich mich viel mehr angestrengt und manche gefallen mir viel besser. Aber die Jury hat dann eben genau diesen ausgewählt, der nicht mein bester war. So hab ich jetzt schon zum achten Mal gewonnen, neun Mal hab ich mitgemacht“, freut sich die 15-jährige Sophie Zheng im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – übrigens nicht ihrem ersten. In manchen Jahren landete sie mit einem ihrer Mode-Designs sogar schon auf dem sprichwörtlichen Treppchen, unter den drei Hauptpreisträger:innen bei Kids in Fashion (gewertet wird in drei Altersgruppen 4 – 10, 11 – 14 sowie 15 – 21 Jahre).
Dieser riesige kreative Mode-Entwurfsbewerb für Kinder und Jugendliche, veranstaltet von den Wiener Jugendzentren, fand in diesem Jahr bereits zum 30. Mal statt. Aus den – in den vergangenen Jahren immer mehr als 2000 – Einsendungen – wählt eine Jury jeweils rund 60 aus. Diese besonders außergewöhnlichen kreativen, schrägen, ver-rückten, aus dem Rahmen fallenden Designs, die sich vor renommierten weltbekannten Designer:innen nicht verstecken brauchen, werden in den Sommerferien in Werkstätten von Mode-Schüler:innen geschneidert und sollen möglichst nahe an die Zeichnung, die nicht selten auch eine Collage mit unterschiedlichen Materialien ist, herankommen. Dritter Akt im Bewerb: Jugendliche Model tragen in einer Show zu Musik diese Kleidungsstücke und „laufen“ damit über den Laufsteg. Nachdem alle Kreationen präsentiert worden sind, gibt’s einen weiteren Durchgang, bei dem die jungen Designer:innen, die an diesem Abend anwesend sein können, mit ihren Models über den Laufsteg wandern, manche liefen dieses Mal ihren Models fast davon.
Bei runden Jubiläen stieg die Gala, die immer wieder in andren Locations stattfand, meist im Wiener Rathaus, dieses Mal im überdachten Teil des Arkadenhofes. Wer mit welchen Entwürfen Hauptpreisträgerin oder -träger geworden ist, findest du in einem eigenen übersichtlichen Beitrag mit den dazu passenden Fotos. Dort gibt es auch eine Galerie aller realisierten Designs und – nach Altersgruppen unterteilt – aller Gewinner:innen, die die Entwürfe dafür eingeschickt haben. Diese knapp mehr als 50 Gewinner:innen (außer den neun Hauptpreisträger:innen) allerdings in der Liste nur mit Vornamen – so wollen es die Jugendzentren.
So wie die eingangs zitierte Sophie Zheng machen viele Kinder und Jugendliche (fast) jedes Jahr bei Kids in Fashion mit. Aber auch für diese war einmal die Premiere. Zum ersten Mal hatte Annelie Schmid (14) im Vorjahr Mode-Entwürfe für den Bewerb gezeichnet. „Da war ich sehr aufgeregt“. Heuer hat sie nicht nur mit Farben Gewänder gestaltet. „Ich weiß es nicht mehr genau, aber so acht bis zehn Zeichnungen hab ich schon eingeschickt. Mit dem, der ausgewählt worden ist, bin ich schon zufrieden.“ Das grün gemalte Kleid wird von goldenen S-förmigen Kurven durchzogen – aufgeklebt hat die Jungdesignerin jene Hakerln mit denen Kugeln und anderer Schmuck bzw. Süßigkeiten an die Zweige von Weihnachtsbäumen gehängt werden. Im echten Kleid gib das so natürlich nicht, da wurden metallene Ketten eingenäht.
Zum allerersten Mal hat Mia Kujovič mitgemacht. „Unsere Werklehrerin hat uns in einer Supplierstunde von Kids in Fashion erzählt, wir haben alle was dafür gezeichnet. Dass mein Entwurf ausgewählt worden ist, war doch eine Überraschung für mich“, lacht die 14-Jährige strahlend in die Kamera neben ihre Zeichnung eines regenbogenbunten Umhangs, an dessen unteren Ende sich auch Streifen in unterschiedlichen Grautönen finden.
„Ich hab eine Blume gebastelt, die dann zerschnitten und als Kleid auf ein Blatt geklebt“, erinnert sich Miloude Amgalantuul an den Entstehungsprozess für seinen mit der Verwirklichung ausgezeichneten Entwurf. „Es war das erste Mal, dass ich gewonnen habe, mitgemacht hab ich schon so ungefähr vier Mal.“ Nach der Gala läuft der Neunjährige mit dem großen Oberteil des Entwurfs neben dem Laufsteg her, ein Freund trägt den unteren Teil des Kleides in einem Sackerl. Die Designer:innen können gegen einen Unkostenbeitrag für das Material ihre umgesetzten Kreationen immer erwerben.
… hat Melisa Gjocaj auf den prämierten Entwurf geklebt. „Ich hab mich einfach von den vielen Stoffen, die da herumgelegen sind, inspirieren lassen und daraus verschiedene Teil des Kleides collagiert. Und bin zufrieden, dass dieser Entwurf genommen worden ist“, vertraut sie dem Journalisten an.
Von Mina Kulbaya (14) wurde auch eine Collage genommen. „Eingeschickt hab ich mindestens drei Entwürfe, einen von den anderen fand ich schon schöner. Aber es freut mich trotzdem, dass wenigstens einer genommen wurde.“ Sie möchte übrigens nicht beim Modedesign bleiben, sondern „ich will entweder Kindergärtnerin oder Ärztin werden“. Und vielleicht modische Kleidung für Mediziner:innen entwerfen? „Vielleicht, aber jedenfalls muss es trotzdem praktisch und hygienisch sein!“
Unter den jugendlichen Models hatten in diesem Jahr zwei davon Doppelrollen. Der 18-jährige Tobias Vorwahlner war im Vorjahr schon Model, kam damals sozusagen auf den Geschmack des Bewerbs und schickte heuer einen eigenen Entwurf ein. Der wurde genommen. Und genau dieses verwirklichte Design durfte er dann am Laufsteg präsentierten. Derzeit besucht er eine HAK (Handelsakadmie), „aber ich will später schon was mit Mode machen, wollte aber keine längere Schule besuchen, sondern so schnell wie möglich die Matura machen und dann im Ausland Modedesign studieren“, verrät der KiJuKU.at
Auch Leon Moder (16) trat sowohl als Model als auch als Designer in Erscheinung. Wobei gleich zwei seiner Entwürfe ausgewählt – und noch dazu mit einem Hauptpreis bedacht worden sind. Er gewann die Kategorie der Ältesten (15 – 21 Jahre). Wobei er selber durchaus auch andere seiner eingereichten Design favorisiert hätte, wie er dem Reporter verrät. Seit drei Jahren zeichnet der Schüler eines Gymnasiums in Hollabrunn Mode-Entwürfe und möchte nach der Matura auch im Ausland einschlägig studieren – „am liebsten in Paris – oder in Antwerpen“.
In einer Latzhose im Design aus Zeitungs-Ausschnitten wartet Morrison Osayi in der Volkshalle des Wiener Rathauses hinter (oder vor – je nach Sichtweise) des Arkadenhofes darauf, noch geschminkt und zurecht frisiert zu werden. Das alles passiert im Backstage-Bereich mit rund einem Dutzend Arbeitsplätzen für die Meister:innen der Fächer Frisuren und Make-Up. Der HTL-Schüler aus der Donaustadt (Elektrotechnik) posiert zunächst mit seinem Model-Kumpel Florian Lenger, der schon eine Wuschelkopf-Perücke trägt – und dann mit einem speziellen Gast der Jubiläums-Gala: Andreas Posch hatte bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren jahrzehntelang Kids in Fashion für die Wiener Jugendzentren organisiert.
Würfel, Quader und andere dreidimensionale geometrische Figuren trägt das Model Paula Rauscher. „Ist das nicht schwer?“, fragt KiJuKU. „Nein, die Teile nicht, die sind recht leicht, das Schwierig ist der enge, schwere Lederbody“, verrät die junge Frau. An diesem doch recht festen Kleid sind die vielen kleinen und großen bunt überzogenen Kartonformen fixiert. „Aber es macht Spaß so etwas Kreatives tragen zu dürfen, was sich ein zehnjähriges Kind ausgedacht hat!“
In einem Kleid voller Stoffrosen wanderte Maya Florentina Filimon nicht nur über den Laufsteg. Sie hob unvermittelt zu singen an. Und wie. Mit ihrer Live-Stimme füllte sie den großen Arkadenhof des Wiener Rathauses. Es waren Momente, in denen fast sämtliche Tuscheleien und Tratschereien im Publikum aufhörten als die 12-Jährige Giacomo Puccinis „O mio babbino caro“ (Oh, mein lieber Vater“ in den Nachhimmel losließ – zart, zärtlich und doch so kräftig. Kids-in-Fashion-Mastermind, der dieses Projekt während seiner Zivildienstzeit in einer Einrichtung der Jugendzentren (Bassena Am Schöpfwerk) erfunden hatte) war auf die junge Sängerin bei der ORF-Sendung „Die große Chance“ aufmerksam geworden – und engagierte sie für die 30-Jahr-Gala.
Aus einer der Einrichtungen der Wiener Jugendzentren, dem Musischen Zentrum, kam eine Art Vorband zur Gala. Junge Jugendliche tanzten „L‘officina della danza“ (Tanz-Workshop), eine Choreografie, die ihre Workshopleiterin Alessandra Tirendi gestaltet hatte.
Damit Kinder auch in hinteren Reihen gut sehen konnten, nahmen manche auf den Schultern Erwachsener Platz.
Die Wiener Jugendzentren bespielen – gemeinsam mit Jugendlichen – seit vielen Jahren eine eigene Sendung auf dem Community-Sender Okto-TV. CU televison (gesprochen see you!) covert unter anderem jedes Jahr Kids in Fashion. Drei Jungreporter:innen (Kamera: Zeynep Büjüktanir), Tonmeister Salawat Barakanov und Moderatorin Jasmin Ledum führten zahlreiche Interviews – und schnappten sich auch den KiJuKU-Journalisten, „weil Sie doch Kids in Fashion schon so lange, von Anfang an, begleiten“.
Neben jeweils drei Hauptpreisträger:innen in den drei Altersgruppen haben weitere 51 Kinder und Jugendliche gewonnen – aus ihren Entwürfen wurden Kleidungsstücke für den Laufsteg. Hier Die Fotos davon – bei den Hauptpreisträger:innen mit ihren Designer:innen, die bei der Gala dabei sein konnten; und danach alle von den jugendlichen Models vorgeführten Gewänder in der Reihenfolge ihres Auftritts.
Hamdya Ahmed (8 Jahre)
Neila Krasniqi (9) – konnte bei der Gala nicht dabei sein, wurde aber von ihrer Schwester vertreten
Sahin Khan (10) – konnte bei der Gala nicht dabei sein
Aseel Najm (14)
Theo Ellinger (12)
Selma Yusein (11)
Leon Moder (16), von dem gleich zwei Entwürfe ausgewählt und umgesetzt worden sind und der selbst als Model einen anderen umgesetzten Entwurf vorgeführt hat
Maya Kofler (16)
Ylvie Stockinger (15)
In der Kategorie 4 – 10 Jahre
Adea, Anna, Conor, Constantin, Fozid, Hermine Maria, Isabella, Karim, Laurent, Lena, Leonardo, Leonie, Louis, Melisa, Miep, Miloude, Mina, Naca, Samuel, Sophie, Valentin, Zoe
In der Kategorie 11 – 14 Jahre
Amelie, Anneli, Ariana, Artur, Arthur, David, Dominik, Edema, Elida, Ema, Havin, Helene Katinka, Jonathan, Julia, Kathi, Lee, Leo, Limar, Klara, Mayar, Mia, Marie, Sumeja
In der Kategorie 15 – 21 Jahre
Alma, Elena, Floria, Ivanna, Sara, Selina, Sophie, Tobias
Dass der Job des Müll-Einsammelns und -Trennens neuerdings besser bezahlt wird, sein „nur ein klitzekleiner Mit-Grund“ gewesen, weshalb sich die neunjährige Caro und ihre Freundinnen Bianca und Jolanda (beide 10) für diese Arbeit entschieden hätten. „Wir wollten das machen, weil es der Umwelt hilft“, nennen sie als ersten Beweggrund im kurzen Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „UND“, so ergänzen sie sofort, „weil wir da gemeinsam zu dritte arbeiten können!“
Der fünfte und letzte Tag des diesjährigen einwöchigen Wiener Kinderstadt „Rein ins Rathaus“ brachte am Nachmittag vor allem viele Events im Arkadenhof – Sport-Turnier, Bewerb der Spiele-Box, Auto-Rennen mit den Tret-Fahrzeugen und vor allem voll überzeugenden Moderator:innen. Hier hätte vielleicht der eine oder andere TV-Sender auf Nachwuchs-Suche gehen sollen! 😉
Wurden tags zuvor höhere Löhne für weniger beliebte Jobs beschlossen, so drehten sich Diskussionen in der Versammlung von Regierung und Abgeordneten aus den Bereichen um neue Regelungen für sehr beliebte Arbeitsstellen (Stylingzone, Bank, Finanzamt, Gasthaus und Shop). Damit hier Arbeitsplätze frei werden, sollte die Höchst-Arbeitszeit der Mitarbeiter:innen auf ¾ Stunde (45 Minuten und damit drei Mal Mindestarbeitszeit) begrenzt werden.
Am letzten Tag gab es die Höchst-Zahl an Kandidat:innen für die Wahl: Acht Parteien traten an. Bürgermeisterin – die damit bis zum Nachmittag des ersten Tages in der Kinderstadt 2025 im Amt ist – wurde Zara von der Partei Kunterbunt. Ihre Stellvertreterin, also Vizebürgermeisterin ist Hannah von der Popcorn-Partei. Alma (alma für die kinderstadt) wurde Finazstadträtin, Leander (Die Lohn Partei) bekleidet die Funktion des Stadtrats für Stadtenwicklung und Bürger:innen-Beteiligung, Lion (YoungChampions) ist für Wirtschaft & Arbeit zuständig, Mia (DGP – Die Gerechte Partei) für Gesundheit, Soziales und Umwelt, Yebai (Hollicent Partei) wurde Stadtrat für Justiz und Konsument:innen-Schutz, Luan (DZDK – Die Zukunft der Kinderstadt) ist für Kultur und Wissenschaft verantwortlich.
Vieles werde im kommenden Jahr „erneuert und verbessert“ sein bei „Rein ins Rathaus“ hörten Kinder beim Stadtplanungsamt. „Aber genauere Informationen gibt es nicht“, schrieb der zehnjährige Adrian Lorenz Koriska für die letzte – dünnere, weil glich am Nachmittag noch erschienene – Ausgabe der Stadt-Zeitung. Die gibt’s natürlich – wie auch schon die vorherigen – beim jeweiligen Artikel ganz am Ende als „Flip-Book“ zum Blättern; ganz unten auf „Inhalt laden“ klicken.
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Zur Zeitung Nr. 5 der Kinderstadt 2024
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Weitere InformationenEin vor allem sprachliches Fest der Vielfalt war auh diese 15. Preisverleihung des mehrsprachigen Redebewerbs „Sag’s Multi“. Schon die Moderatorin Ani Gülgün-Mayr, jahrzehntelange ORF-Moderatorin begrüßte vielsprachig. Das ging ihr als Mehrsprachlerin auch leichter über die Lippen als der Wiener Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler, die sich aber immerhin Willkommensgrüße in mehreren Sprachen aufschreiben hatte lassen und sie bemüht ablas.
Die wahren Champions waren natürlich jene sieben Jugendlichen, die stellvertretende für die 168 Finalist:innen und die 35 Preisträger:innen daraus, gekürzte Versionen ihrer Finalreden vom Redepult im großen Festsaal des Wiener Rathauses hielten: Ukrainisch (Dymtro Muliar), Dari (eine der großen Sprachen Afghanistans, Sediqa Saeedi), Italienisch (Miriam Allegra Clari), Mandarin-Chinesisch (Zumin Jost), Brasilianisches Portugiesisch (Ana Maria Haas da Silva), Arabisch (Rawda Al Rawass) und Englisch (als erlernte Sprache, Zara Ağtaş); immer in Kombination mit Deutsch – dies ist eine Bedingung des Bewerbs; ihre Reden sind im schriftlichen Wortlaut auf KiJuKU nachzulesen – unten am Ende des Beitrages verlinkt.
Reden der Sag’s-Multi-Teilnehmer:innen sind meist aber nicht nur eine Art Redeübung, um die Kenntnisse der Sprachen unter Beweis zu stellen, sondern gedankliche und oft auch tief berührende und bewegende Erzählungen, Schilderungen und Statements. Die geben Einblicke in viele Kulturen – in den 15 Jahren des Bewerbs haben immerhin rund 7000 Jugendliche in 91 verschiedenen Sprachen Fenster zu für viele unbekannte Welten geöffnet. Teils mit Erlebnissen, die eigentlich keinem Kind oder Jugendlichen zugemutet werden sollten – Flucht vor lebensbedrohender Verfolgung etwa.
Die Stadt Wien war mit drei Stadträt:innen (neben der schon Genannten noch Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und der für Wirtschaft zuständige Peter Hanke) ebenso hochrangig vertreten wie der ORF, der den Bewerb seit 2020 hostet – Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, Stiftungsrats-Vorsitzender Lothar Lockl, Hauptabteilungsleiter Pius Strobl – und Interessensvertretungen (Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderle, Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Carmen Goby, Industriellenvereinigungs-Bereichsleiterin Bildung & Gesellschaft Gudrun Feucht) sowie Unternehmen, die Sag’s Multi sponsern. Sie alle wissen um den Vorteil von Mehrsprachigkeit und sprachen sich auch für diese aus und gegen die oft noch vorhandene Abwertung derselben.
Der ORF habe vor vier Jahren mit der Übernahme des Bewerbs eigentlich erst so richtig gemerkt, dass dem öffentlich-rechtlichen Sender, der immer mit „für alle“ wirbt, die Vielfalt der Gesellschaft doch fehle. Über die eloquenten jugendlichen Redetalente wolle man unter anderem da auch diese Lücken zu schließen versuchen.
Höchstranging auch eine – fast schon traditionelle – sehr wertschätzende Video-Botschaft des Bundespräsidenten Alexander van der Bellen.
Wer fehlt(e): Für Integration zuständige Politiker:innen im Bund ebenso wie jene, die Mehrspachigkeit nicht als Wert schätzen!
Als die Preisverleihung schon zu Ende ging, kündigte die Moderatorin noch eine Überraschung an: Es gab eine der – neu gestalteten – Sag’s-Multi-Trophäe auch für einen Erwachsenen: Den Erfinder des Bewerbs, der auch in diesem Jahr den Vorsitz der Jury führte, alle Reden hörte und federführend jene sieben auswählte, die bei der Gala Kurzfassungen ihrer Finalreden halten konnten; Peter Wesely wird heuer 65, verabschiedet sich in die Pension. Etliche Alumni – vormalige Preisträger:innen – hatten Video-Botschaften aufgenommen, Pius Strobl hielt eine Würdigungsrede und er selbst musste spontan um Worte in einer Dankesrede ringen.
„Lassen Sie uns nicht in die Ignoranz verfallen, wo die Angst vor dem Anderen herrscht. Das 21. Jahrhundert, unser Jahrhundert, wird ein Jahrhundert der Vielfalt sein, oder es wird nicht sein.
Lernen wir, dass uns nichts und niemand fremd ist.“
Ferdinand Tschol, 16 Jahre; Lycée Francais de Vienne mit der erlernten Sprache Arabisch in Kombination mit Deutsch.
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„Ich bin für jeden eine andere Person. Ärgerlich für den einen. Talentiert für den anderen. Ruhig für ein paar. Unbekannt für viele. Aber wer bin ich, für mich? Für mich selbst. Wer definiert, wer ich bin? Ich bin Europäer. Ich bin Weltbürger. Und wissen Sie, was wir zwei gemeinsam haben? Wir sind Menschen, ein wirres Konstrukt aus Gefühlen und Konflikten und diese Menschlichkeit, die kann uns keiner nehmen.“
Alejandro Dario Tomeniuc, 17 Jahre; HTL Spengergasse (Wien), Spanisch (eine seiner Erstsprachen) und Deutsch (erlernt).
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„Wissen Sie, was das Problem mit Zeit ist? Sie fragt nicht, welche Erinnerungen wir behalten wollen oder nicht. Sie fragt nicht, welche Details wir behalten wollen oder nicht. Sie beschließt es selbst und übrig bleibt nur ein Fragment jenes Glücks, das wir einmal verspürt haben. Aus diesem Grund will ich mit meiner Superkraft all jenen, die ihrer Jugendzeit nachtrauern, die Möglichkeit geben, den Geschmack ihrer Jugend erneut zu kosten.“
Arzu Akdemir, 18 Jahre; BRG Ettenreichgasse (Wien) mit Türkisch (Erst-/ Familiensprache und Deutsch.
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„Ich habe keine österreichischen Verwandten, meine Eltern sind ein paar Jahre vor meiner Geburt nach Wien gezogen. Manchmal fühle ich mich wurzellos. Manchmal habe ich das Gefühl, nirgendwo so richtig dazuzugehören. Aber dann tröste ich mich mit Wien. In Wien kenne ich mich aus.
Große Teile des U-Bahnnetzes kenne ich auswendig, freundliche Kellner irritieren mich und im „Motschgern“ bin ich auch nicht schlecht. In Wien geboren und aufgewachsen – born and raised in Vienna. Ich werde immer eine besondere Verbindung zu dieser Stadt haben. Hier sind meine Wurzeln. Ich bin nicht wurzellos. Ich bin eine Wienerin, durch und durch.“
Juliette – Jette – Heritage, 18 Jahre; GRG Franklinstraße in Wien-Floridsdorf mit Englisch (Ersts- /Familiensprache) und Deutsch.
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„Und da fragen Sie sich noch, warum Schüler und Schülerinnen schon mit 14 Jahren oder früher anfangen zu trinken und zu rauchen. Warum Depressionen, Angststörungen und ADHS immer weiter in den Vordergrund rücken. Das sind Kinder! Und diese Kinder werden jetzt schon mit Themen konfrontiert, die gar nicht erst sein sollten.
Es scheint, als ob die Gesellschaft vergisst, dass Kinder und Jugendliche Zeit brauchen, um zu wachsen, sich zu entwickeln und ihre Identität zu finden.“
Noemi (Helena Faye) Märzinger, 18 Jahre; Bildungsanstalt für Elementarpädagogik de la Salle in Wien-Strebersdorf mit Englisch (erlernt) und Deutsch.
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„Jede Sprache ist wichtig, jedes Land ist besonders und alle sind gleich viel wert. Es wird höchste Zeit, dass Schulen die Vielfalt Europas besser abbilden und das Fremdsprachenangebot erweitern. Denn Europa besteht eben nicht nur aus Spanien, Italien und Frankreich, sondern umfasst viele weitere Länder und Sprachen. Durch die Freiheiten, die wir in Europa genießen, wachsen wir zusammen – politisch, aber auch in Wirtschaft, Kultur und Bildung. Die Brücke dafür ist die Sprache.“
Belma Bukva, 17 Jahre; Gymnasium Werndlpark, Steyr (OÖ) mit Bosnisch und Deutsch.
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„Wir sind alle Menschen, egal ob Mann oder Frau. Und daher sollen wir alle gleich behandelt werden und die gleichen Rechte haben – nicht nur auf dem Papier.
Eltern: Achtet darauf was Sie Ihren Kindern beibringen. Denn Sie sind ein Vorbild.
Frauen erinnert euch, dass ihr alles werden könnt. Lasst euch nicht von der Gesellschaft beeinflussen und hinterfragt eure selbstgesetzten Grenzen.“
Maria Anastasia Anghel, 17 Schülerin; HAK (HandelsAkademie) Wiener Neustadt (NÖ) mit Spanisch (erlernt) und Deutsch.
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„Ich habe mich gefragt: Was kann ich, eine in Italien geborene Albanerin, tun, um zu einem positiven Wandel in beiden Ländern beizutragen?
Die Antwort ist einfach: sprechen. Ich bin bereit, über die Herausforderungen zu sprechen, mit denen Frauen in beiden Ländern konfrontiert werden. Ich bin bereit, meine Stimme für diejenigen zu erheben, die vom Schweigen und der Angst unterdrückt werden. Aber seid ihr auch bereit? Seid ihr bereit?“
Marissa Hoxha, 17 Jahre; Liceo Scientifico Evangelista Torricelli in Bozen (Südtirol, Italien) mit Albanisch und Deutsch.
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„Aber Frauen sind so viel mehr, mehr als nur Körper und Schönheit, nicht nur Liebe, sondern auch Talent und Ambition, Kreativität, wir haben wundervolle Köpfe und Herzen. Genau deswegen ist es mein Recht und meine Pflicht, Veränderungen zu verlangen. Ich verlange eine grundlegende Veränderung in unserer Gesellschaft, Veränderungen in der Medizin, Veränderungen in der Politik, Veränderungen in der Sprache, aber vor allem fordere ich eine Veränderung unserer Grundeinstellung.
Es braucht zweifellos eine grundlegende Veränderung in unseren Köpfen.“
Greta Lintner, 17 Jahre; Liceo Scientifico Evangelista Torricelli in Bozen (Südtirol, Italien) mit Italienisch und Deutsch.
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„Meine unmögliche Liebesgeschichte ist die mit der Nacht. Verliebt bin ich in sie. Unerreichbar bleibt sie für mich. Und eins ist mir mittlerweile klar geworden – ich und die Nacht sollen nichts miteinander zu tun haben. Denn ich bin ein Mädchen, eine junge Frau, und das bedeutet, dass die Nacht für mich nicht sicher ist, so sehr ich sie auch lieben mag.“
Sofia Elena Borghesi, 17 Jahre; Liceo Scientifico Evangelista Torricelli in Bozen (Südtirol, Italien) mit Italienisch und Deutsch.
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„Der Wald ist eine Generationensache, er geht uns alle etwas an. Denn in dem Wissen, dass aus einem einzelnen Sprössling, etwas so Mächtiges, Eindrucksvolles und Widerstandsfähiges entspringen kann, finde ich Sicherheit und finde ich Hoffnung.
Liebe Mitbewohner dieses Planeten! Bedenkt, dass alle heutigen Handlungen der Menschheit nicht morgen, auch nicht übermorgen, sondern erst in zwei bis drei Generationen wirksam werden.“
Katja Kronberger, 17 Jahre; BORG Deutschlandsberg (Steiermark heuer) mit Englisch und Deutsch.
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„Wir denken so weit, manchmal über das Ziel hinaus. Aber nicht an das Wesentliche: Unsere vergessene Superkraft namens Verstand. Der Mensch ist blind für das Greifbare. Dennoch ich bin ich der Überzeugung, dass der Verstand des Menschen allein die notwendige Superkraft darstellt, um aus diesem Abgrund hinauszukommen.
Es geht nicht darum, dass es keine Auswege gibt. Keine Lösungsansätze. Wir wollen sie nur nicht annehmen, durch unsere Blindheit nicht sehen. Ignoranz ist bekanntlich eine gute Eigenschaft des Bösen.“
Luisa Muchitsch, 18 Jahre; BORG Deutschlandsberg (Steiermark) mit Englisch und Deutsch.
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„Als Migrantin heißt es, mit meinem Opa durch die Stadt zu fahren und zu sehen das Funkeln in seinen Augen, und zu hören den Stolz in seiner Stimme, während er erzählt welches Gebäude er mitgestaltet hat. Wohin sein Blut und sein Schweiß geflossen sind.
Doch Migrantin zu sein heißt auch auf derselben Straße unsere Tränen fließen zu sehen, denn wir hören die Stimmen, die uns sagen, dass wir hier nicht hingehören. Und da stehen wir, auf der Straße wo hin geflossen sind sein Blut, sein Schweiß und seine Tränen.“
Nil-Zara Agtaş, 20 Jahre; Phoenix Realgymnasium (Wien) mit Englisch (erlernt) und Deutsch.
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„Ich möchte nicht im Herbst, nach dem ich mir die Ergebnisse der Nationalratswahl anschaue, feststellen, dass wir der Leitkultur, der Festung Österreich und dem Öxit näher gerückt sind. Meine persönliche Erfahrung zeigt mir, dass eine multi-kulturelle Gesellschaft eine Bereicherung für Europa ist, nicht eine Bedrohung.“
Fedir Bragar, 17 Jahre; Wiedner Gymnasium / Sir Karl Popper Schule (Wien) mit Russisch (Erstsprache) und Deutsch.
„Meine Identität ist kein Mantel, den man beliebig an- und ablegen kann. Sie ist vielmehr ein Mosaik, zusammengesetzt aus tausend Splittern meiner Erfahrungen und Erinnerungen. Für mich ist es schwierig, diese Identität zu bestimmen. Ich weiß ganz genau, dass ich keine Österreicherin bin und keine werde. Ich weiß aber genauso, dass ich keine 100%ige Syrerin bin und keine werde.“
Rawda Al Rawass, 19 Jahre; GRG10 Laaerberg (Wien) mit Arabisch (Familiensprache) und Deutsch.
„Für eine Zukunft mit weniger Rassismus und Diskriminierung sollte jeder und jede von uns stolz auf seine Kultur sein und diese auch richtig präsentieren, damit jeder merkt wie viel schöner eine vielfältige Gesellschaft eigentlich ist. Ein Regenbogen mit nur einer Farbe wäre doch auch nicht so schön.“
Alwaled Alkoud, 18 Jahre; Bertha-von-Suttner-Schulschiff in Wien-Floridsdorf mit Arabisch (Familiensprache) und Deutsch.
Mein Name ist, meine Pronomen sind sie/ihr, ich habe einen türkischen Migrationshintergrund, meine Muttersprache ist Zaza (kurdisch). Und meine Sexualität, die ist nicht hetero. In dieser Welt ist es oft verwirrend und gruselig für mich, aber wisst ihr wie es sich wirklich anfühlt?
Do you know what it feels like being me in this world. I am afraid as a woman, constantly navigating a landscape where gender-based violence remains pervasive, with one in three women experiencing physical or sexual violence in their lifetime.
I am afraid as a migrant, my heart trembles with uncertainty, knowing that globally, migrants face discrimination in employment, housing, and education, often relegated to the margins of society despite their contributions.
I am afraid as a queer person, the shadows of fear loom large, with over 70 countries criminalizing same-sex relationships, subjecting LGBTQ+ individuals to persecution, imprisonment, and even death simply for being who they are.
Do you know what it feels like being me in Austria
Als Frau heißt es, jahrelang zu kämpfen damit wir Seite an Seite, Hand auf der Brust zusammen singen „Heimat großer Töchter und Söhne“ anstatt nur Söhne, aber jetzt mit anschauen zu müssen wie wir europaweit nicht mehr das Land der Berge, Äcker, Dome sind, sondern das Land der Femizide.
Als Migrantin heißt es, mit meinem Opa durch die Stadt zu fahren und zu sehen das Funkeln in seinen Augen, und zu hören den Stolz in seiner Stimme, während er erzählt welches Gebäude er mitgestaltet hat. Wohin sein Blut und sein Schweiß geflossen sind. Doch Migrantin zu sein heißt auch, auf derselben Straße unsere Tränen fließen zu sehen, weil wir hören die Stimmen, die uns sagen, dass wir hier nicht hingehören. Und da stehen wir, auf der Straße wo hin geflossen sind sein Blut, sein Schweiß und seine Tränen.
Als queere Person heißt es, ganz genau zu wissen, wann und wo ich selbst sein kann. In Österreich, einem Land, das sich oft für Toleranz und Vielfalt feiert, bleibe ich dennoch oft im Schatten der Unsicherheit. Es ist ein ständiger Balanceakt zwischen Offenheit und Zurückhaltung, ich begebe mich auf den schmalen Grad von Angst und Akzeptanz.
But it’s not just me. The challenges I face are merely fragments of a larger narrative where diversity is systematically marginalized and erased. Instead of celebrating our differences as strengths, we live in a society where identities are dismissed, where voices are silenced, and where the vibrant tapestry of humanity is muted to shades of conformity. Our society should be a mosaic of colors, each shade contributing to the richness of our collective experience.
In einer Zeit, in der unsere Vielfalt von einigen als Bedrohung wahrgenommen wird, sollten wir sie als Quelle der Stärke und Inspiration betrachten. Wir sollten die Vielfalt nicht fürchten, wir sollten sie feiern. Wir sollten Vorurteile überwinden, wir sollten uns gegenseitig unterstützen. Wir sollten gemeinsam für eine gerechtere Welt kämpfen, wir sollten niemanden zurücklassen. Niemanden das Gefühl geben Vielfalt sei was Schlechtes.
Um die Zukunft mitzugestalten und sie zu verändern, in eine Welt wo Vielfalt gelebt und gefeiert wird, müssen wir zuerst empört sein.
Jedes Mal, wenn das Wort „schwul“ beleidigend gemeint ist, müssen wir empört sein.
Jedes Mal, wenn wir Rassismus erleben, müssen wir empört sein.
Jede Hand, die erhoben wird, jede Faust die geschlagen wir jeder Tritt der getreten wird, muss mit Empörung begegnet werden.
Wir müssen aufhören diese Sachen als normal anzusehen.
Wo ist die Empörung, wenn Politiker in der Öffentlichkeit zu Schüler:innen sagen können, Wien wäre noch Wien ohne euch.
Wo ist die Empörung, wenn die Regierung nichts unternimmt gegen das Sterben von Frauen, gegen Gewalt an Frauen.
Wo ist die Empörung?
Let us stand together in solidarity for diversity! For within our differences lies our greatest strength. Every background, every culture, every opinion enriches our world. By fostering and respecting diversity, we create a society where every individual has the opportunity to fulfill their potential.
Unsere Vielfalt ist das Schönste, was wir haben, aber auch nur solange wir sie noch haben.
Kämpfen wir zusammen für Vielfalt, Seite an Seite, Hand in Hand.
Seien wir zusammen empört! Wir müssen zusammen empört sein!
Vor zwei Wochen entbrannte eine hitzige Diskussion in meiner Umgebung. Eine Person versuchte, mir ihre Ansicht aufzudrängen, und behauptete mit Nachdruck, dass jede Person, die in Österreich geboren ist, auch eine Österreicherin oder ein Österreicher sei. Sobald man die Staatsbürgerschaft erhält, gehört man ihr zufolge nach Österreich und lässt automatisch seine Wurzeln hinter sich. Da habe ich mir die Frage gestellt: Wer oder was bestimmt über die Zugehörigkeit? Wer bestimmt über meine eigene Zugehörigkeit? Wer gibt jemandem das Recht, die Linien meiner Heimat neu zu zeichnen? Wer gibt jemandem das Recht, meine Wurzeln zu entwurzeln?
أعزائي المستمعين
Sehr geehrtes Publikum!
Meine Identität ist kein Mantel, den man beliebig an- und ablegen kann. Für mich ist es schwierig, diese Identität zu bestimmen. Ich weiß ganz genau, dass ich keine Österreicherin bin und keine werde. Ich weiß aber genauso, dass ich keine 100%ige Syrerin bin und keine werde.
لهذا السبب أجد نفسي بين متناقضات الثقافات والقيم، وكأنني ضائعة بين الأفكار المتضاربة، فأنا مزيجٌ لا يُمكن تصنيفه بسهولة
Ich, Rawda Al Rawass, wie ich gern angesprochen werden würde, ehemalige Schülerin des GRG10 Laaerberg Gymnasium, gehöre zu einer Generation, die es geschafft hat, dazwischen zu sein. Ich gehöre zu einer Generation, die einen kleinen Teil ihres Lebens in ihrem ursprünglichen Heimatland verbringen durfte, um dann hierher zu kommen und sich fremd zu fühlen. Um hierher zu kommen und in erster Linie aufgrund des Namens, meines Namens, nicht akzeptiert und gleich einer Kategorie zugeordnet zu werden. Aufgrund meines Aussehens, meiner Kultur, meiner Sprache, meines Glaubens. Aufgrund meiner Herkunft. Syrien.
من الطبيعي جدا أن نتوقع من بلاد الغرب التقبل التام، فإننا دائما ما نسمع عن تطور الإنسانية عندهم. ومن الطبيعي جدا أيضا ان نشعر
بالصدمة عندما لا نرى شيء من هذه الإنسانية
Ich weiß, dass wir hier nicht für alle willkommen sind. Ich weiß, dass es Syrer gibt, die sich hier unmenschlich verhalten und aufgrund ihres Verhaltens alle in einen Topf geworfen werden. Ich weiß, dass man damit nicht Unrecht hat. Ich weiß aber auch, dass das Bild dieser Bevölkerungsgruppe aufgrund einzelner Menschen nicht verallgemeinert werden darf. Denn: Es gibt die, die sich bemühen und integrieren wollen. Und daher auch die, die gekränkt sind, wenn sie das Gefühl bekommen, hier ungewollt zu sein.
مهما بذل المرء من جهد، مهما فعل، فإنه لا ولن يمكنه ارضاء الجميع. لأن هذا الجهد لا يكاد يرى بالمجهر حتى
Der syrische Flüchtling verspürt enorme Frustration, extreme Traurigkeit und den großen Wunsch, sich wie ein Mensch zu fühlen. Wie ein Mensch, nicht wie ein Flüchtling behandelt zu werden. Wussten Sie, ehrenwerte Zuhörerinnen und Zuhörer, dass der syrische Flüchtling nicht freiwillig in Ihr Land kam? Er würde Sie auf jeden Fall lieber als Tourist besuchen. Der syrische Flüchtling kam zu Ihnen auf der Suche nach Wärme. Nach Wärme, die er im Laufe der Geschichte jedem verliehen hat. Der syrische Flüchtling kommt aus Syrien, aus dem Land, das in der alten syrischen Sprache „Das Land der Sonne“ heißt. Doch leider ist es mittlerweile die Sonne, die ihre Wärme verloren hat.
هؤلاء السوريون اللاجئون.. هم لا يأتون بلدا ويأخذون حقوقها، هم لا يؤذون أهلها ويفسدون فيها، ولو فعلوا لكنت اول من عاداهم، إنما
هم هنا ليبنوا حياتهم من جديد
Stellen Sie sich vor, wie Sie von Ihrem eigenen Land, von Ihrem eigenen Besitz vertrieben werden. Wie Sie mit über 300 anderen Menschen Ihre Reise auf den Fluchtweg durch das Mittelmeer beginnen und zusehen, wie manche ertrinken. Nach vier Tagen kommen Sie endlich an der Küste Italiens an und dürfen im Gefängnis ausruhen. Eingesperrte Minderjährige. Ein bitteres Willkommen, nicht wahr?
هذا هو الموقف الذي لا يمكن أن ينسى، ابتسامة خفيفة وتوجيه إلى السجن ببرودة أعصاب
Die Reise wird fortgesetzt. Nach dem Ankommen im Zielland Österreich folgen die Schwierigkeiten der Integration. Doch was kann man tun? Denkt man an die Rückkehr, begegnen einem weitere Schwierigkeiten und viele Fragen. Wie viel ist dort noch übrig? Werde ich mein Land, meine Verwandten, meine Wohnung, meine Freunde, wiedererkennen? Existieren sie überhaupt noch?
هذا حالي وهذا حال أمثالي.. احلم باليوم الذي يأتي فيه طفل سوري ويسأل أمه: ماذا كان الحرب؟
Verehrtes Publikum: In den letzten Jahren habe ich gelernt, offen zu sein. Mit Menschen zu reden. Sie kennenzulernen, bevor ich sie in einer Schublade einordne. Ich habe gelernt, stark zu sein. Meine Ziele zu verfolgen. Spuren zu hinterlassen. Zu zeigen, wer ich bin.
In einer Woche erhalte ich mein Reifezeugnis. In einer Woche zeige ich, dass ich reif bin. Dass auch syrische Menschen reif sind. Dass sie trotz Schwierigkeiten weiterleben können. Ich habe vor, Pharmazie zu studieren. Ich habe vor, Österreich, dem Land, das uns aufgenommen hat, etwas zurückzugeben.
اشكر كل من استقبلنا من بلاد العالم.. اشكر كل من استضافنا بلطف واشكر كل من شعر بنا وحاول مساعدتنا
Ich erhebe somit meine Stimme für viele Menschen, die diese Möglichkeit nicht haben. Ich erhebe meine Stimme, weil ich nicht mehr schweigen kann. Denn: Worüber man nicht schweigen kann, darüber muss man reden. Die gesamte Menschheit muss begreifen, dass jede Person selbst bestimmen darf, wer sie ist, und nicht das ist, was andere aus ihr machen. Österreich ist eine Vielfalt – keine Einfalt.
شكرا لاستماعكم
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
„Lassen Sie uns nicht in die Ignoranz verfallen, wo die Angst vor dem Anderen herrscht. Das 21. Jahrhundert, unser Jahrhundert, wird ein Jahrhundert der Vielfalt sein, oder es wird nicht sein. Lernen wir, dass uns nichts und niemand fremd ist.“
Diese Sätze stammen aus einer der Reden der 35 Preisträger:innen, die Montag am frühen Nachmittag für die besten der besten mehrsprachigen Reden ausgezeichnet worden sind. Damit wurde der 15. Durchgang von „Sag’s Multi“ feierlich im großen Festsaal des Wiener Rathauses beendet.
Sieben Redner:innen der drei Alterskategorien (7./8., 9./10. sowie 11. bis 13. Schulstufe) durften vor rund 500 Gäst:innen – viele der 168 Finalist:innen, drei Wiener Stadträt:innen, hochrangige Vertreter:innen des ORF (seit 2020 Träger dieses mehrsprachigen Redebewerbs), von Kammern, Interessensvertretungen und Sponsor:innen – gekürzte Versionen ihrer siegreichen Reden nochmals halten.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wird all diese sieben Reden veröffentlichen – beginnend heute mit den beiden aus der jüngsten Gruppe – von Dymtro Muliar und Sediqa Saeedi. Ersterer sprach seine Erstsprache Ukrainisch und verblüffte die Zuhörer:innen vor allem genauso mit seinem gediegenen Deutsch wie seine Kollegin, die Dari, eine der großen Sprachen Afghanistans mitgebracht hatte. Ersterer seit zwei, Zweitere seit drei Jahren in Österreich – beide nicht freiwillig. Krieg im einen bzw. bildungsfeindliche Diktatur im anderen Fall zwangen die damals noch Kinder zur Flucht.
In einem weiteren Beitrag veröffentlichen wir Auszüge aus allen Finalreden der Preisträger:innen (samt übersichtlicher Liste) – heute zunächst ebenfalls aus der jüngsten Kategorie.
Ganze Reden bzw. Auszüge aus den besten der besten Reden der beiden älteren Gruppen folgen in den nächsten Tagen.
Ach, noch schnell die Aufklärung: Das Eingangszitat stammt von Ferdinand Tschol. Der 16-järige Schüler des Lycée Francais de Vienne trat bei Sag’s Multi mit der erlernten Sprache Arabisch an – natürlich in Kombination mit Deutsch (das ist eine der Bedingungen des Redebewerbs vom ersten Jahr an.
Spoiler: Wer alle Reden bzw. die Zitate aus den Reden liest – oder auf ORF.on gar alle 168 Finalreden nachschaut und hört – könnte gut meinen: Dürften diese Jugendlichen nicht nur Reden halten, sondern hätten auch das Sagen im Lande, Vielfalt würde stärker sein als Einfalt, Weltoffenheit Festungsdenken an den Rand drängen…
„Unsere Welt von heute ist voller falscher Information, aber wir haben die Macht, das zu überwinden, wenn wir uns nur die Mühe machen, zur Wahrheit zu gelangen. Lasst uns alle gemeinsam die Mühe machen, dass die Wahrheit ans Licht kommt, indem wir selber herausfinden, was wahr oder nicht wahr ist.“
Rupert Grischany, 14 Jahre;BG 8 / Wien-Josefstadt, mit seinen beiden Familiensprachen Englisch und Deutsch.
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„Ich möchte nicht, dass wir auf dem Weg zum technologischen Fortschritt unsere Menschlichkeit, unsere Freundlichkeit, und unser Mitgefühl verlieren. Und ich möchte nicht in einer Welt leben, in der wir verlernt haben, kritisch zu denken, in der Maschinen anstelle von Menschen denken, in der wir Angst vor unseren eigenen Erfindungen haben.“
Marharyta Zaretska, 13 Jahre; GRG 11, Gottschalkgasse, Wien-Simmering) mit Ukrainisch und Deutsch.
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„Ich beschloss die deutsche Sprache zu erlernen…. und so war ich fit in drei Sprachen: Tigrinya, Englisch und Deutsch. Ich wurde stark, schaffte es zunehmend besser, mich nicht mehr über die rassistischen Äußerungen meines schulischen Umfeldes zu kränken. Klein beigeben, nur weil ich anders aussehe und aus einem anderen Land komme? Nein, das war nun keine Option mehr für mich. … Endlich konnte ich die Merci sein, die ich eigentlich tief in meinem Inneren schon immer war: Mehrsprachig, stark, mutig und lebensfroh.“
Merci Bekuretsion,14 Jahre; Mittelschule 12, Kneippgasse in Klagenfurt/ Kärnten; in zwei ihrer drei Sprachen – Tigrinya (Äthiopien) und Deutsch.
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„Worauf warten Sie? Wir leben nur entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Die Zeit jetzt wird zur Vergangenheit. Und dann werden wir traurig sein. Wir können nicht zurück. Also müssen wir jetzt leben. Gestern war gestern. Morgen ist morgen. Jetzt leben Sie.
Warum rede ich darüber… Vor zwei Monaten ist meine Mutter gestorben. Trotz ihrer Krebserkrankung war sie immer glücklich mit dem Leben. Sie hat mir beigebracht, die kleinen Freuden im Leben wahrzunehmen und vor allem zu schätzen. In meinem Leben habe ich noch nie einen so fröhlichen Menschen getroffen wie sie. …
Ohne die Probleme des Lebens werden wir keine Leichtigkeit und kein Vergnügen erfahren.“
Milana Babii,14 Jahre; Mittelschule St. Peter in Klagenfurt (Kärnten) mit Ukrainisch und Deutsch.
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„Was bedeutet das überhaupt Menschenrechte? Und was sind Menschenplichten? Ich habe dazu mit Freundinnen und MitschülerInnen gesprochen. Zuerst in Österreich: Meine MitschülerInnen haben gesagt: Weiss ich nicht, was das ist? Ich kenne das nicht.
Und dann habe ich meinen Freundinnen in Afghanistan geschrieben. Und die haben das sofort gewusst: Menschenrecht bedeutet, dass wir die gleichen Rechte wie Männer haben, dass wir in Freiheit, in Sicherheit und in Frieden leben dürfen, und dass wir zur Schule gehen dürfen.
Wissen wir und schätzen wir erst dann, was Menschenrechte sind, wenn sie unsnweggenommen werden?“
Sediqa Saeedi, 15 Jahre; MS (Mittelschule) Feuerbachstraße in Wien-Leopoldstadt Dari (Afghanistan) und Deutsch.
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„Um in SICHERHEIT leben zu können, bin ich mit meiner Familie im Jahr 2015 aus Syrien zuerst in die Türkei geflüchtet und ca. 5 Jahre später nach Österreich gekommen. Meine Familie musste mir sehr früh beibringen, wem ich NICHT vertrauen durfte und wo ich nicht in Sicherheit war. Das heißt der Begriff „Sicherheit“ ist für mich immer mit dem Gefühl der „Unsicherheit“ verbunden.
Kriege, politische und wirtschaftliche Missstände, Naturkatastrophen, fehlende Schulbildung und Rassismus nehmen den Kindern ihre Kindheit und ihre Sicherheit.“
Nawar Idlbi, 14 Jahre; MS Junior High School Carlbergergasse in Wien-Liesing mit Türkisch und Deutsch.
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„Menschen werden bewundert und beneidet, wenn sie eine andere Sprache können – wie zum Beispiel Französisch oder Spanisch. Doch wenn es zu meiner Sprache kam, war dies nie so. Niemand würde jemanden bewundern, der Türkisch kann. Es schien mir so, als müsste ich es gar nicht erwähnen dass ich Türkisch kann, wenn mich jemand fragte wie viele Sprachen ich sprach.
Doch, heute habe ich den Wert meiner Sprache erkannt, denn es ist ein Teil von mir. Es ist eine Stärke von mir.“
Zeren-Rukiye Ekinçi, 13 Jahre; Phönix Realgymnasium in Wien-Simmering mit Türkisch und Deutsch.
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„Tradition statt Multikulti? Nein! Unsere neue Tradition wird es sein, multikulturell zu sein, indem wir mehrsprachig sind. Denn ich spreche, wir sprechen, also sind wir. Vor kurzem sagte man in Frankreich im Namen der Meinungsfreiheit: „Je suis Charlie“, „Ich bin Charlie“; also sage ich es, also sagen wir es heute laut und deutlich: „Ich bin Sag’s Multi“, „Je suis Sag’s Multi“. Multikulturell, multilingual, das ist unsere Stärke, unsere Macht.“
Vincent Pellegrini, 13 Jahre; Lycée de Francais de Vienne mit Französisch und Deutsch.
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„Wenn es auf der Straße zu Explosionen und Schüssen kommt und sie zu Hause sind, gehen Sie nicht an die Fenster. Wenn eine Raketengefahr besteht und Sie es nicht bis zum Luftschutzbunker geschafft haben, gehen sie in einen Raum ohne Fenster, so dass zwischen Ihnen und der Straße zwei Wände sind.
Ich möchte, dass alles was sie hören, in Ihrer Fantasie bleibt und nie einen Platz in ihrem wirklichen Leben findet.“
Dmytro Muliar, 13 Jahre; Mittelschule Fels-Grafenwörth in Niederösterreich, mit Ukrainisch und Deutsch.
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„Wir müssen achtsam sein und genau hinsehen! Psychische Probleme, Depressionen, Essstörungen, und, und, und haben nicht nur die anderen: Es gibt unter uns viele Freundinnen und Freunde, die leiden, ohne dass wir es merken. Oft kommt die Erkenntnis, dass etwas nicht stimmt, ganz einfach zu spät. Öffnen wir also unsere Augen und Herzen!“
Lena-Sophie Romirer, 13 Jahre; Mittelschule Ebenfurth (NÖ), wechselte zwischen der erlernten Fremdsprache Englisch und Deutsch.
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„Es ist gut, dass wir Burgenlandkroaten Fernsehen, Radio, Zeitungen und auch den Unterricht in unserer Muttersprache zugestanden bekommen haben, doch leider kam das alles wegen der Assimilation in den 70er- und 80er-Jahren zu spät. Unsere Sprache stirbt also offenbar langsam aus.
Daher appelliere ich an alle Burgenlandkroatinnen und Burgenlandkroaten, die sich ihrer Sprache und ihrer Identität bewusst sind, von ganzem Herzen: Sprecht und bewahrt eure Sprache!
Und das Wichtigste: Seid stolz auf eure Sprache, denn sie ist der größte Reichtum, den euch niemand nehmen kann.“
Lorenz Palatin, 13 Jahre; Zweisprachiges Bundesgymnasiums in Oberwart/Felsöör/Borta – im Burgenland mit Burgenlandkroatisch und Deutsch.
Alphabetisch sortierte übersichtliche Liste dieser Preisträger:innen in der Info-Box unten am Ende.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Name ist Dmytro, ich bin 13 Jahre alt. Дуже дякую за ще одну можливість бути почутим.
Ich kam zu Beginn einer umfassenden russischen Invasion im Jahr 2022 von der Hafen-Stadt Odessa nach Österreich.
Jetzt möchte ich Ihnen erzählen, wie es ist, in meiner Heimatstadt zu leben, die unter Beschuss von Raketen und Drohnen steht. Я б не хотів щоб в мене був такий досвід військового часу. Ich habe viel Wissen über den Krieg gewonnen, über Maßnahmen, die unter Beschuss Leben retten können, über das Überleben – dieses Wissen würde ich am liebsten vergessen.
Ich möchte, dass alles, was Sie hören, in Ihrer Fantasie bleibt und nie einen Platz in Ihrem wirklichen Leben findet.
In Odessa waren bereits am Morgen des 24. Februar 2022 die ersten Explosionen von Fliegerbomben und Raketen zu hören. В нашому сонячному, південому місці люди зрозуміли, що прийшла смерть і війна. Я вперше бачив, що мої рідні, мої дорослі – НАЛЯКАНІ. Весь час, як фон, твої думки супроводжує небезпека.
Alle versammelten sich, unser Volk und das Militär stoppten den russischen Angriff 100 km von Odessa entfernt und stoppten die Landung vom Meer aus. Було дуже небезпечно.Meine Mutter und ich kehrten erst im Sommer 2023 nach Odessa zurück, zu meinem Vater. Das Treffen war sehr emotional, da unsere Familie vor dem Krieg glücklich lebte und nie getrennt war!
Doch der Beschuss durch Raketen und Drohnen hörte nicht auf. Jeden Tag liefen wir zur Tiefgarage und saßen dort. Alarme traten 4 bis 5 Mal täglich für 1 bis 2 Stunden auf. Manchmal warteten wir nur auf zusätzliche Informationen darüber, WAS flog und WO wurde angegriffen.
WARUM fragen Sie sich vielleicht? Es ist logisch, sich zu verstecken, wenn Gefahr droht … Dazu gehört Erfahrung,
Der heftigste Beschuss findet meist nachts statt. Aber Sie verstehen, dass es unmöglich ist, JEDE NACHT wach zu bleiben. Der menschliche Körper hat seine Grenzen. Manchmal habe ich tief und fest geschlafen. Mein Vater legte sich neben mich und umarmte mich mit seinem Körper, als würde er mich mit einer Decke zudecken.
Kürzlich ereignete sich in meiner Stadt eine Tragödie – eine russische Drohne stürzte in ein Hochhaus. Als die Toten unter den Trümmern hervorgeholt wurden, lagen die Leichen so, dass die Eltern die Kinder mit ihren Körpern zudeckten. Damals starben 5 Kinder und 16 Erwachsene – normale, friedliche Familien.
Das ist eine schwierige Rede, aber es ist meine Mission, dass möglichst viele Menschen erfahren, wie die Ukrainer jeden Tag leben. In Odessa gibt es Flugabwehrmaßnahmen. Ohne diesen Schutz gäbe es meine Stadt nicht mehr. Es gibt viele Beispiele – als von ehemals blühenden Städten nur noch Ruinen übrig blieben.
Mein Vater bleibt in Odessa und hilft dem Militär, ich lerne online an der Schule in Odessa und sehe jeden Tag Informationen über Gefahren, Unterrichtsausfälle und Videos aus dem Luftschutzbunker der Schule. Die Situation wird von Tag zu Tag schlimmer. Die Russen bombardieren unsere friedliche Stadt mit Streubomben. Friedliche Menschen sterben, Familien sterben, Kinder sterben.
Diesen Sommer beschlossen meine Eltern, mich nicht mit nach Hause zu nehmen. Ich werde meinen Vater diesen Sommer nicht umarmen können.
Dalina Ugarte an der Geige, Joseph Avial an den Keyboardtasten und Santo Scala am Cello eröffneten als Tocuyito Trio (nach der venezolanischen Geburtsstadt der Geigerin) im Arkadenhof des Wiener Rathauses das Mediengespräch zum diesjährigen Kultursommer. 500 Veranstaltungen mit insgesamt 2000 Künstler:innen auf neun Bühnen bzw. mit dabei auch „Gartenkonzerte“ in den 29 „Häusern zum Leben“, die die Senior:innen-Heime heißen.
Geboren aus der Not der Pandemie – in erster Linie um Künstler:innen doch unter den engen Rahmenbedingungen Auftritte zu ermöglichen – hat der Kultursommer Wien die Corona-Zeit überlebt. Kultur in viele unterschiedlichen Bezirke bringen räumlich nahe und kostenlos – dieses niederschwellige Angebot wird nun zur Dauer-Einrichtung. Nicht mit gerechnet ist da übrigens das kreuz und quer durch Wien auf Plätzen und in Höfen spielende Utopia-Theater (heuer mit Dario Fos „Bezahlt wird nicht“).
Der Kultursommer Wien bespielt dieses Mal neun Bühnen – sechs „alte Bekannte“ und drei neue: Hyblerpark (Simmering; 11. Bezirk), Wilhelmsdorfer Park (Meidling, 12. Bezirk) und Großfeldsiedlung (21. Bezirk). Vor allem in den flächenmäßig großen Bezirken würden immer wieder Standorte gewechselt, hieß es auf Nachfrage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… von Caro Madl, Co-Geschäftsführerin des Wiener Kultursommers.
Das Budget – mittlerweile im regulären des Kultur-Ressorts – beträgt wieder vier Millionen Euro, in manchen Bezirken, sagte die zuständige Stadträtin Kaup-Hasler; manche Bezirke schießen für Zusatzangebote aus ihrem Budget dazu.
Auf dem Stadtplan hinter dem Podium des Mediengesprächs zum Programm des diesjährigen sechswöchigen Veranstaltungsreigens (27. Juni bis 11. August, immer donnerstags bis sonntags) waren deutlich mehr als neun der 14-zackigen gelben Sternderln zu sehen. Weil es nicht nur die neun Bühnen, sondern wie schon eingangs kurz angeführt, zusätzlich „Gartenkonzerte“ bei den Senior:innen-Häusern geben wird – niederschwellig ohne Anreise.
Das Programm – von Theater, Lesungen, Musik unterschiedlichster Genres, Tanz, Performance bis (zeitgenössischem) Zirkus – wurde von der bekannten Rapperin Esra Özmen (EsRap) und Sebastian Berger, Vertreter des zeitgemäßen Zirkusses, im groben Überblick vorgestellt. In allen Genres und Sparten gibt es sowohl Bekanntes bzw. von bekannten Künstler:innen als auch Neues, Experimentelles, Kunst und Kultur von Newcomer:innen. Vielfalt in Ausdrucksformen, Sprachen… ist den künstlerischen Boards der verschiedenen Sparten wichtig – wurde betont.
Neu: Für jede der neuen Bühnen gibt es einen übersichtlichen Programm-Folder.
Pilothaft befragten vier Sozialswissenschahfter:innen – Daniele Karasz, Slađana Adamović und Mark Scherner vom Institut „Search+Shape“ – im Vorjahr knapp mehr als 2000 Besucher:innen der Kultursommer-Bühne Reithofferpark im 15. Bezirk sowie Bewohner:innen des Grätzels. Mehr als die Hälfte (58%) waren extra für den jeweiligen künstlerischen Act zur Bühne gekommen, knapp mehr als vier von zehn (42%) wohnten in der Nähe; 7 Prozent waren zufällig vorbeigekommen und hatten zumindest zeitweilig das Bühnengeschehen verfolgt. Mehr als die Hälfte (54%) gab zudem an, das Programm konsumiert zu haben, weil es kostenlos ist.
In der Zusammenfassung der „Resonanzstudie als Evaluation und Potentialanalyse“ (so der Titel) heißt es: „Unsere Erhebungen zeigen, dass Personen, die sich regelmäßig im Park aufhalten, auch diejenigen sind, die sonst sehr wenig Berührungspunkte mit institutionalisiertem Kulturangebot haben. Fast keine dieser Personen gab an, sonst an Lesungen und zeitgenössischen Zirkusprogrammen teilzunehmen. Gleichzeitig besuchen sie kaum institutionalisierte Bühnenaufführungen, wie Theater, Kabaretts oder auch Konzerte in Wien. Der Kultursommer war für diese Personen einer der ersten Kontaktpunkte mit den angebotenen Formen der Bühnenkunst.“
Im weiteren Verlauf der Studien-Zusammenfassung heißt es allerdings auch, dass „Orte der Kultur in den Interviews nie auf geschlossene Räume beschränkt (waren). Ganz im Gegenteil, erscheint die Zugänglichkeit des Raumes als Schlüsselmerkmal vieler genannter Orte der Kultur. So gaben Bewohner*innen des Stadtteils verhältnismäßig oft an, nicht genug Zeit und Geld für kostenpflichtige kulturelle Veranstaltungen zu haben…
Hierbei spielen die Präferenz für die Muttersprache und die Verfügbarkeit von Kulturprogrammen in verschiedenen Sprachen eine entscheidende Rolle. Viele der befragten, indirekten Besucher*innen bevorzugen Veranstaltungen in ihrer Muttersprache oder zumindest in mehreren Sprachen. Dies unterstreicht, welches Potential darin liegen könnte, stärker auf die kulturelle Vielfalt im Park und im Quartier einzugehen und in unterschiedlichen Sprachen zu kommunizieren.“
Nun ja, zumindest spielt unter anderen das Jugendtheater Stanislavski „Belgrad – Wien; Beograd – Beč“ auf Bosnisch/Kroatisch/Serbisch im Mortarapark (20. Bezirk; 19. Juli), das vor zwei und einem Jahr mit anderen Stücken beim Birdie 15-Festival neben der Stadthalle aufgetreten ist.
Nicht ganz 100 Stunden umfasst das Programm für Kinder – und ihre Begleiter:innen – auf den neun Bühnen – meist Donnerstag bis Sonntag jeweils 10.30 bis 11.30 Uhr, manchmal auch nachmittags. So manches war schon im Vorjahr zu sehen – oder in Indoor-Bühnen, vor allem dem Dschungel Wien (Theaterhaus für junges Publikum im MuseumsQuartier). Und wurde hier auf dieser Website schon besprochen – viele Links hier unten.
Über „Farbenreich“ <- damals noch im Kinder-KURIER
Über „rundum eckig“ <- damals ebenfalls noch im KiKu
„Trampoline in Parks“ und „mehr Spielstraßen“ dringt es fast in kleinen Chören von Kindern der 2c der Volksschule Vorgartenstraße 42 (Wien-Brigittenau; 20. Bezirk) an die Ohren des fragenden Reporters. Sie sind eine der ersten Klassen, die am vorletzten Tag vor den Osterferien den großen Festsaal im Wiener Rathaus bevölkern. Sie und weitere rund 250 Kinder und Jugendliche sind zum Abschluss des aktuellen Wiener Kinder- und Jugendparlaments gekommen.
In den vergangenen Monaten haben junge Bürgerinnen und Bürger – übrigens, egal welchen Pass sie oder ihre Eltern haben! – Ideen, Vorschläge und Forderungen eingebracht. Wie ihr Leben und das ihrer Altersgenoss:innen (weiter) verbessert werden kann und soll / könnte und sollte. Aus den einzelnen Abteilungen der Stadt Wien kamen Antworten – und die wurden nun von Kindern und Jugendlichen mit Stadt- bzw. Gemeinderät:innen oder Beamt:innen diskutiert.
Die Allerjüngsten kamen übrigens von einer Kindergartengruppe – KiWi Floridusgasse (Floridsdorf; 21. Bezirk). Hier strahlt Nicole, als sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… als sie einen der Wünsche ihrer Gruppe anvertraut: „Wir hätten gern in einem Park eine Rutsche, die bis unter die Erde geht und über eine Treppe kommst du dann wieder rauf.“ „Außerdem hätten wir gern, dass es in Park Hasen gibt für Kinder, die keine Haustiere haben“, und „Karussells und Trampoline“ kommt es von verschiedener Seite. Als eine der begleitenden Elementarpädagoginnen fragt „ihr habt doch noch etwas Wichtiges vorgeschlagen, was viele brauchen könnten?“ schallt aus mehreren Mündern: „Klos!“
Letzteres war übrigens eine häufige Forderung: Klos für alle Parks – und zwar solche, die dann auch regelmäßig gereinigt werden! Ebenso vielfach gefordert: Alles sollte barrierefrei zugänglich sein – müsste es laut Behinderten-Konvention der UNO ohnehin schon längst. Da Parks aber nicht bei jeder Witterung der ideale Aufenthaltsraum sind, an dem nicht konsumiert werden muss, wünschen sich vor allem viele Jugendliche geschlossene, ebenerdige Räume etwa in Bauten von Wiener Wohnen oder Genossenschaften, die kostenlos benutzt werden können.
Mehr öffentliche Sportplätze und vor allem Hilfe für ärmere Menschen sowie ausreichend Informationen über schon bestehende Angebote direkt an die Betroffenen, wünsch(t)en sich die Volksschulkinder der 4d der Waldschule in der Nähe des Lainzer Tiergartens. „Und dass alle Menschen lieb zueinander sind!“
Jugendliche der Mittelschule Brüßlgasse (Ottakring; 16. Bezirk) schlagen eine eigene Jugend-App vor, „in der alle Angebote, die es für Jugendliche gibt, übersichtlich zu finden sind, und wo rasch Hilfe geholt werden kann. Oder wo Rechte, die wir haben, angezeigt werden“, schildern sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „So eine Jugend-App ist in Arbeit, wurde uns geantwortet.“
Eine solche App soll übrigens „in verständlicher Sprache wichtige Infos für Kinder und
Jugendliche auch ohne Profil-Registrierung zugänglich machen, digitale Beteiligung an Abstimmungen und Umfragen ermöglichen, Anreize schaffen, sich zu beteiligen“ und „Kinder und Jugendliche sind bei der Erstellung dabei. Die App informiert über Rechte. Videos statt Texte.“
Eine Runde engagierter Mädchen wünschte sich „mehr Hilfsangebote, zum Beispiel auch Selbstverteidigungskurse für Mädchen“ (Gamze). Oder „mehr Sensibilisierung in Schulen für das Thema Gewalt. Zum Beispiel gibt es in unserer Schule zwar rund 60 Peer-MediatorInnen, davon sind aber nur ungefähr vier bis 5 Burschen“, machte Sabrina aufmerksam. Womit der Handlungsbedarf klar sein müsste. Samantha, Mohadisa, Mia und Beyza ergänzen unter anderem, dass „Mental Health (psychische Gesundheit) ein dringend wichtiges Thema ist, das in Schulen behandelt werden müsste“.
Tara, Elias und Aleksei aus dem Gymnasium Wasagasse (Alsergrund; 9. Bezirk) nennen im Gespräch mit KiJuKU einerseits Digitalisierung und andererseits Integration als ihre wichtigsten Themen, wo viel mehr getan werden müsste. Gerade was Schüler:innen mit Migrations-Biographie betrifft, bräuchte es mehr Ressourcen und fairere Verteilung. Und Rassismus müsste angesprochen werden, hatte zuvor schon Aanab Mohamed, Schulsprecherin des Gymnasiums Geringergasse (Simmering; 11. Bezirk) in der Bildungsrunde eingebracht und berichtet: „Wir haben selber eine Ausstellung dazu erarbeitet.“
Das Kinder- und Jugendparlament ist ein Element, um Wien (noch) kinder- und jugendfreundlicher zu machen – und nicht nur paternalistisch sozusagen von oben Gaben zu verteilen, sondern die Expertise der Betroffenen miteinzubinden. Partizipation ist das Fremdwort dafür, dass – in dem Fall eben Kinder und Jugendliche selbst mitbestimmen. Schon im Jahr vor der Pandemie – ohne natürlich davon zu wissen – haben rund 22.500 Kinder und Jugendliche in Workshops „Werkstadt Junges Wien“ Ideen, Wünsche und Forderungen eingebracht.
Aktuell läuft etwa die Abstimmung über die zweite Runde der Kinder- und Jugendmillion. Die ersten Projekte der ersten Runde wurden /werden derzeit umgesetzt. Das Kinder- und Jugendparlament ist ein weiteres Element dieser Mitbestimmung der jungen und jüngsten Bürger:innen der Stadt – auch schon vor dem Wahlalter (16 Jahre) und vor allem unabhängig von der Staatsbürger:innenschaft.
Und der Prozess dieser Mitbestimmung hat auch bewirkt, dass derzeit die unabhängige Kinder- und Jugendanwaltschaft – gemeinsam mit jungen Menschen – tüftelt, einen Beirat aus 14- bis 21-Jährigen einzurichten und wie dieser zusammengesetzt und arbeiten soll. Motto: „Frag doch eigentlich Jugendliche!“ Das wurde beim Kinder- und Jugendparlament in der Vorwoche bekanntgegeben.
Und dieses Pilotprojekt soll dann auch – nach Rückmeldungen der Stadt-Abteilungen – Vorbild für die Mitbestimmungs-Elemente in der zu entwickelnden Jugend-App sein.
Reportage über eine der Werkstatt-junges-Wien-Workshops <- noch im KiKu
Aus dem Rathauskeller hinauf zu ebener Erd – in die große Volkshalle des Wiener Rathauses – wanderte in diesem Jahr die traditionelle Feier von Newroz, dem kurdischen Neujahr. Kurdischen Klängen von einem Buzuq-Spieler (Langhals-Laute), zu denen spät aber doch einige der Festgäst:innen zu tanzen begannen, verbreiteten Feststimmung. Kopien gemalter Bilder des Künstlers Doğan unter anderem über die Zerstörung der kurdischen Stadt Nusaybin durch türkisches Militär, verbreiteten aber auch die nicht-festlichen Hintergründe von Newroz.
Kurd:innen verknüpften das Neujahrsfest zu Frühlingsbeginn seit ewig mit ihrem Kampf gegen Tyrannen und für ein selbstbestimmtes, gleichberechtigtes Leben in Freiheit.
Der Legende nach soll an diesem Tag im Jahr 612 v. u. Z., also vor 2636 Jahren, ein Schmied namens Kava (Kaveh) sich dem Tyrannen Dehok widersetzt haben. Feuer auf Berggipfeln gaben das Signal zum Aufstand gegen die Willkürherrschaft. Und weil Kurd:innen auch heute noch in den meisten Ländern ihres Siedlungsgebietes (Türkei, Syrien, Irak, Iran, Aserbeidschan…) unterdrückt sind (nur im Irak Autonomie haben), ist für sie auch heute noch Newroz ein Tag des politischen Widerstandes (Anmerkung: dieser Absatz entstammt einem – eigenen – Artikel aus dem Vorjahr, Link unten).
Und so fanden auch die – von der Weltöffentlichkeit kaum beachteten – ständigen Angriffe und Bombardements türkischer Militärs gegen die in demokratischer Selbstverwaltung befreiten Gebiete in Nordsyrien (Rojava), die Inhaftierung demokratisch gewählter Abgeordneter und Bürgermeister:innen in der Türkei, Handshakes westlicher Politiker, auch des Wiener Bürgermeisters mit dem Autokraten Recep Tayyip Erdoğan Eingang in die Reden im Wiener Rathaus – unter anderem von Ewa Dziedzic-Ernst (Menschenrechtssprecherin der Grünen im Nationalrat), Andreas Schieder (EU-Parlamentarier, SPÖ), Walter Baier (Vorsitzender der Europäischen Linken und Spitzenkandidat bei der kommenden EU-Wahl).
„Jin îyan, Azadî“ (Frau – Leben – Freiheit), die Demonstrations-Losung, die nach dem Tod der kurdischen Iranerin Jîna Mahsa Amini weltweit bekannt wurde, war und ist schon jahrzehntelang eine Kampfparole in kurdischen Gebieten, wo auch stets bei Wahlen Frauen und Männer gleichberechtigt als Doppelspitze antreten.
Newroz, Nouruz, Nawriz, Nevruz – in den verschiedenen Regionen und Ländern des kurdisch-persischen Kulturbereichs – feiern rund 300 Millionen Menschen mit Beginn des Frühlings auch ihr neues Jahr.
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