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Szenenfoto aus "Cinderella" von teatro

Cinderella ist hier selber recht stark

„Cinderella“ ist die jüngste, flotte, junge, streckenweise mitreißende Musicalproduktion von „teatro“ im Mödlinger Stadttheater. Eine Woche nach der furiosen Premiere des hierzulande zu wenig bekannten Stoffes „Anne of Green Gables“ nun für das noch jüngere Publikum eine Adaption eines der bekanntesten Grimm’schen Märchens, das allerdings auch auf anderen Sammlungen beruht. Bei Grimm heißt es Aschenputtel, in älteren Versionen Aschenbrödel; es gibt – wie das umfangreiche, informative Programmheft (stets Teil von teatro-Produktionen) kundtut, auch die neapolitanische Sammlung Pentameron von Giambattista Basile (16. Jahrhundert) sowie Charles Perraults Cendrillon ou la Petite Pantoufle de verre (Aschenputtel oder der kleine Glasschuh).

Die reichlich anachronistisch Grundgeschichte – böse Stiefmutter samt ihren vielleicht noch bösartigeren Töchtern, die die Hauptfigur mobben, demütigen und die diesem Martyrium nur durch die Heirat mit dem Prinzen entkommt – wird hier doch ein bisschen moderner frisiert: Buch: Norbert Holoubek, Regie, Buch-Ergänzungen: Peter Faerber, Musik: Norberto Bertassi

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro: Die Konflikt-Parteien Cinderella und die „Böslinge“

Neu frisiert

Erstens ist das „böse“ Trio angeführt vom Hausdrachen Corinna Schaupp zur Karikatur überzeichnet, insbesondere die Stiefschwestern (Clarissa: Carolina Murg, Celestine: Sophie Rosenitsch) geben sich brillant ständig der Lächerlichkeit Preis. Zweitens ist Cinderella (Emily Fisher) nicht ganz allein, hat hier sieben starke Freund:innen und Helfer:innen – vier bunte Tauben (Konstantin Pichler, Anastasia Mila Krstić, Lydia Kodym und Leonhard Schwaiger) und drei groß(artig)e Mäuse (Cati Rachoner, Kaela Hitsch, Hanna Auerböck), die tragende Rollen mit eigenen unterschiedlichen Persönlichkeiten, spielen. Und drittens hat sich Cinderella selbst wenigstens ein bisschen Widerstandsgeist bewahrt. Die anonyme Begegnung mit dem Prinzen (David Mannhart) am Ball verleiht ihr zwar Auftrieb, gibt ihr aber „nur“ mehr Kraft im Kampf gegen die Tyrannei des Trios. Was vielleicht am treffendsten in einem der Dialoge gegen Ende gipfelt, als die Stiefmutter giftig fragt: „Was ist denn bloß in dich gefahren“ und Cinderella kontert: „Ich bin in mich gefahren!“

Szenenfoto aus
Aus 20 Meter Stoff „zauberte“ die Kostümbildnerin 180 Meter Saum – schwer, aber doch leicht zu drehen, so die Cinderella-Darstellerin

180 Meter

Eine besondere Erwähnung verdient – eigentlich bei jedem teatro-Stück – die Kostümbildnerin. Brigitte Huber tüftelt jeweils an einem Gesamtkonzept für alle Kleidungsstücke der Figuren im jeweiligen Stück und schafft darüber hinaus immer wieder auch totale Gustostückerln. So tanzt Emily Fisher als Cinderella auf dem Ball in einer himmelblauen Robe mit vielen Rüschenreihen. Aus den 20 Meter Stoff schneiderte die Kostümbildnerin so 180 (!) Meter Saum. Und sie bemerkte sofort, dass beim ersten Auftritt Fishers bei der Premiere, eine der Rüschen aufgegangen war, was durchaus Stolpergefahr beim Tanz bedeuten hätte können. Ruckzuck fixierte Brigitte Huber das im Bühnenhintergrund, bevor es auf zum Ball-Tanz ging. „Ein bisschen schwer ist das Kleid schon, aber es dreht wunderbar“, so Emily zu KiJuKU.at

Zu einem ausführlichen Interview mit ihr geht es hier unten:

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro im Stadttheater Mödling – das „böse“ Trio überzeugte durch viel Spielfreude

Böse zu spielen macht unheimlichen Spaß

Gegenspielerinnen Cinderellas (Emily Fisher – ein eigenes Interview mit ihr ist unten verlinkt) sind – gemeinsam mit ihrer autoritären Mutter (Corinna Schaupp) – die beiden Stiefschwestern Clarissa (Carolina Murg) und Celestine (Sophie Rosenitsch). Sie sind nicht nur – wie es das Märchen vorgibt böse und gemein, sondern auch mehr als tollpatschig., bereiten beim Ball dem Prinzen (David Mannhart) „schmerzhafte Begegnungen“ mit versuchten Tanzschritten mit denen sie ihm auf die Füße trampeln und noch hinpurzeln.

Letztere ist neu in der „teatro“-Familie, „fühl mich da aber von Anfang an sehr wohl. Ich hab mich beworben und diese Rolle macht mir viel Spaß, weil sie so witzig ist.“ Ihre „Schwester“ war schon in teatro-Produktionen („Peter Pan“ sowie „Anne Frank“) zu erleben und hatte genau so viel Freude daran, die Böse zu mimen. „Das Lustige ist, dass wir beide mit Emily (Cinderella) privat befreundet sind und ihr gleich als wir für diese Rollen eingeteilt waren, geschrieben haben, dass wir uns freuen, sie im Musical „ärgern“ zu dürfen!“, vertrauen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … an.

Starke „Neben“figuren

Cinderella hat in dieser Musical-Versionen von teatro gleich mehr als zwei – hier bunt gefiederte – Tauben als Freund:innen und Helfer:innen und dazu noch drei Mäuse, jedes der „Tiere“ mit eigenem Namen und eigener persönlicher Note. Alle sieben verwandeln sich für die Fahrt zum und beim Ball in Lakaien (Diener:innen), der nun prächtig gewandeten Cinderella. Und dieses Septett spielt mehr als nur Nebenrollen, sie verleihen den insgesamt nicht ganz zwei Stunden (einschließlich einer längeren Pause) sehr humorvolle Würze und lassen die gemobbte Cinderella praktisch nie allein und im Stich.

Eine dieser Mäuse, die namens Stubs spielt Kaela Hitsch – „13, fast schon 14!“. Seit sieben Jahren ist sie bei „teatro“, „zuerst in der MAB – Musical Academy Brigittenau – und seit „Bambi“ (2021) bei den großen Sommerproduktionen. Ich mag mein Rolle sehr, obwohl’s im Mauskostüm schon sehr heiß ist. Als Lakai tanzen wir in der sicher schwierigsten Choreografie des ganzen Stücks am Ball, da müssen wir die drei Bösen von Cinderella und dem Prinzen fernhalten. Und in dieser Choreo haben wir auch Bocksprünge drinnen. Das ist wirklich cool.“ Wie viele andere ihrer Kolleg:innen, die schon lange, manche auch, die erst kurz dabei sind, „möchte ich Musical-Darstellerin werden.“ Sie besucht den Musikzweig des Wiener Gymnasiums Boerhaavegasse, spielt Geige und Klavier.

Dialekt, frech

Taube Ringel gespielt von Leonhard Schwaiger, findet „vor allem cool, dass wir als Tauben im Dialekt sprechen dürfen, das liebe ich auch an dieser Rolle“, sagt er in der Pause, schon im Lakaien-Kostüme, in dem die sieben Diener:innen am Beginn des zweiten Aktes zunächst Cinderella in der schon knapp davor zur Kutsche umgebauten Ofen (in Form eines riesigen Fasses) zum Schloss begleiten. „So richtig bin ich hier erst seit zwei Jahren, war aber schon vorher ungefähr zwei Jahre auf Bühnen und bei Workshops“, so der 12-Jährige zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr…
Auch er will „jedenfalls später was mit Musical machen“.

Schorschi ist der Figurenname der frechsten unter den vier Tauben. In diese Rolle schlüpft der 13-jährige Konstantin Pichler. Und hat sichtlich und hörbar auch außerhalb der Bühne große Freude damit. „Obwohl zu Hause bin ich nicht frech, sondern nur aufgeweckt, würde ich sagen“, meint er von KiJuKU darauf angesprochen, ob das auch seinem Naturell entspreche. „Seit ich acht bin, mach ich bei teatro mit, in Mödling auf der Stadttheaterbühne erst seit Bambi (2021), wo ich ein Streifenhörnchen war.“

Seit eben auch dieser Produktion ist Anastasia Mila Krstić mit dabei, „zwar erst das dritte Jahr, aber schon mein fünftes Stück“, so die Darstellerin der Taube Wickerl zum Reporter. „Ich mag diese Rolle und bin überhaupt dankbar, dass ich seit Bambi in jedem der Musicals – Bambi, Schneewittchen, heuer Cinderella und zwei Mal bei der Weihnachtsgeschichte – mitspielen, -singen und -tanzen durfte.“

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Für KiJuKU interviewte die Schülerin Stefanie Kadlec die Hauptdarstellerin im teatro-Musical Cinderella, Emily Fisher

„Nicht aufgeben, dann gehen Träume schon in Erfüllung“

Nach der vielumjubelten Premiere von „Cinderella“ der Musiktheatergruppe „teatro“ im Stadttheater von Mödling mit standing ovations, konnte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ein ausführliches Interview mit der Hauptdarstellerin Emily Fisher führen. Zu einer Stückbesprechung und mehreren kurzen Interviews geht es in einem Link am Ende dieses Interviews.

KiJuKU: Ich habe gelesen, du bist sehr musikalisch und nimmst schon seit Jahren Klavier- und Gesangsunterricht. Welche Rolle spielt Musik in deinem Leben?
Emily Fisher: Eine riesige Rolle. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zu singen begonnen habe, aber ich habe immer schon gerne gesungen. Zuerst in Schul-Chören und habe dann irgendwann, das war schon relativ spät, mit 16, mir gedacht: Ich möchte mehr machen, denn ich liebe es so sehr. Dann habe ich das erste richtige Kindermusical gemacht und ich dachte mir: Das ist es. Ich habe seitdem auch nichts anderes mehr verfolgt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro im Stadttheater Mödling im schweren, aber leicht drehenden Kleid

KiJuKU: Also bist du durch die Musik zu „teatro“ gekommen, könnte man das so sagen?
Emily Fisher: Ja voll. Es war eigentlich ein lustiger Zufall. Ein Freund von mir, mit dem ich das erste Kinder- und Jugendmusical gespielt habe, war bei „teatro“ und hat eine Rolle nicht spielen können, weil er etwas anderes gespielt hat. Dann hat er mich gefragt, ob ich einspringen könnte. Der Norberto (Bertassi, Begründer dieses Musiktheaters für junges Publikum) hat mich irgendwann angerufen , ich kannte ihn nicht. Er hat mich gefragt, ob wir uns treffen können. Dann hat er mir alles gezeigt und ich habe innerhalb von so drei Tagen das Ganze, das war eine Rolle in „Pinocchio“ (der Volkshochschule Brigittenau) schnell gelernt. Im gleichen Jahr habe ich die Audition für „Alice“ gemacht. Ja, so war das.

KiJuKU: Dann habe ich noch gelesen, du studierst Pädagogik und arbeitest auch als Volksschullehrerin, stimmt das? Wieso gerade Pädagogik?
Emily Fisher: Ja, das stimmt. Ich hätte auch Logopädie studieren können, denn ich wurde bei beidem aufgenommen und habe mir beides angeschaut. Als Plan B ist es sehr schön. Man kann sich kreativ ausleben. Ich singe jetzt schon ganz viel mit den Kids und versuche Musik so oft es geht, in den Unterricht zu integrieren.

Für KiJuKU interviewte die Schülerin Stefanie Kadlec die Hauptdarstellerin im teatro-Musical Cinderella, Emily Fisher
Für KiJuKU interviewte die Schülerin Stefanie Kadlec die Hauptdarstellerin im teatro-Musical Cinderella, Emily Fisher

KiJuKU: Das wäre eigentlich auch meine nächste Frage gewesen, ob du beides verbindest…
Emily Fisher: Bei „teatro“ ist es ganz leicht, weil wir haben unsere Kinder im Ensemble. Das ist schön, mit Kindern zu arbeiten, denn sie sind immer ehrlich und faken nicht. Sie haben meistens einfach total viel Freude, keine Hemmungen und sind total verrückt, manchmal. Das ist so, wenn du das Schulhaus betrittst. Du wirst sofort mit hundert Emotionen überflutet und das ist hier auch so.

KiJuKU: Cinderella hält an ihren Träumen trotz aller Schwierigkeiten fest. Manchmal zweifelt sie auch und manchmal ist sie hoffnungslos, aber im Großen und Ganzen hält sie daran fest. Was sind deine Träume für die Zukunft, beruflich wie privat?
Emily Fisher: Mein großer Traum ist, dass ich weiterhin auf der Bühne stehen darf und Theater machen darf. Solange ich das machen kann, bin ich glücklich.

KiJuKU: Es gibt beim Ball im Stück diese Szene, wo alle beginnen, voll Freude zu tanzen. Ist das Tanzen auch eine Leidenschaft von dir?
Emily Fisher: Ich liebes es zu tanzen. Es macht so viel Spaß. Ich bin eine von diesen Menschen, wenn ich mal mies drauf bin, drehe ich meine Lieblingsmusik auf und tanze wild. Das ist pure Freude.

KiJuKU: Welche Figur bzw. Figuren außer Cinderella gefallen dir sehr?
Emily Fisher: Ich finde die Mäuse und Tauben ganz großartig. Sie zeigen einfach, wie es ist, wenn man zusammenhält und den Kopf auch nicht hängen lässt. Man tendiert ja manchmal dazu, sich selbst ein bisschen zu sehr leid zu tun. Die Tauben sagen: „Lass dich nicht so owezahn (runterziehen), du musst die Traurigkeit wegtanzen!“ Da haben sie voll recht.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro im Stadttheater Mödling – Cinderella mit ihren Freund:innen und hewlfer:innen, den Mäusen und den Tauben

KiJuKU: Hast du irgendein künstlerisches Vorbild?
Emily Fisher: Eigentlich jede Person, die ich treffe, die diesen Beruf auslebt, wird für mich sofort ein Vorbild, weil ich bewundere das so, dass man seinen Träumen nachgeht. Man kann diesen Beruf nicht ausüben, wenn man es nicht liebt und wenn man nicht die größte Leidenschaft dafür hat. Ich habe zum Beispiel beim „Glöckner“ mitspielen dürfen im Chor und alle, sowohl die Hauptdarsteller als auch die Ensemble-Leute, habe ich angehimmelt, weil ich dachte mir so „Wowh, ihr macht das, wovon ich träume“:

KiJuKU: Denkst du, dass alle Wünsche wahr werden können und wenn ja, welche Kriterien müssen erfüllt werden? Braucht man da wirklich eine gute Fee oder wie genau ist die Figur der guten Fee im echten Leben?
Emily Fisher: Ich glaube, es müssen nicht einmal alle Wünsche erfüllt werden. Aber im echten Leben braucht man definitiv manchmal eine gute Fee. Das kann eine Freundin sein, die dich aufbaut, wenn du gerade einen tiefen Moment hast, ein Haustier oder ein Lied, das gerade im Radio läuft, und du denkst „O mein Gott, genau dieses Lied habe ich gerade hören müssen“. Dann kriegst du neuen Mut und neue Hoffnung. Ich glaube, wenn man versucht, sich in seinem Leben treu zu bleiben, ehrlich zu sein und nicht aufzugeben, dann gehen die Träume schon in Erfüllung.

Das Interview führte Stefanie Kadlec, 17, die derzeit bei KiJuKU in den Journalismus hineinschnuppert.

Szenenfoto aus "Anne of Green Gables"

Rote Haare und das Herz auf der Zunge

Das Musical „Anne of Green Gables“ unter der Regie von Norbert Holoubek entführt Alt und Jung in die turbulente Welt einer fantasievollen Außenseiterin. Mitte Juli 2023 bei der Voraufführung der „teatro“ Sommerproduktion im Stadttheater Mödling (Niederösterreich) zeichneten sich die jungen SchauspielerInnen durch Professionalität und vielseitige Talente aus.

Die diesjährige Produktion ist dem Kinderbuch der kanadischen Autorin „Lucy Maud Montgomery“ nachempfunden, das erstmals 1908 erschienen ist – mehr über den Inhalt in einem Bericht über Proben eine Woche vor der Premiere in dem Bericht hier unten:

Anfängliche Enttäuschung über das Mädchen

Zunächst ist das ältere Geschwisterpaar Cuthbert bei der Ankunft des Waisenkindes „Anne“, das von Lili Beetz gespielt wird, enttäuscht. Sie wollten einen Jungen, der ihnen auf dem Hof hilft. Auch anderen BewohnerInnen des Dorfes „Avonlea“ sind dem Mädchen, das durch seine roten Haare und die lyrischen Ausschmückungen in seiner Sprache auffällt, anfangs gegenüber skeptisch. Doch Anne lässt sich nicht unterkriegen und stellt sich allen Hürden, die auf sie zukommen. In der Mitschülerin „Diana Barry“ (Anna Fleischhacker) findet sie eine Seelenverwandte, im Geschwisterpaar Matthew Cuthbert (Norberto Bertassi) und Marilla Cuthbert (Katharina Lochmann) eine Familie und vom gutaussehenden Gilbert Blythe (Nicolas Vinzenz) wird sie angehimmelt. Aber weil er sie wegen ihrer roten Haare Karotte nennt, schwört sie ihm „ewige Feindschaft“. Nach und nach erobert das Mädchen die Herzen der DorfbewohnerInnen, die des Publikums noch früher.

Rundum gelungen

Die Projektionen von Moritz Mausser und das liebevoll gestaltete Kostümbild von Brigitte Huber versetzen einen in das Dorfleben „Avonleas“. Nicolas Vinzenz, der das Oberstufenrealgymnasium der Sängerknaben besucht hat, sorgt mit seiner feinen Stimme („Wir könnten Freunde doch sein“) für gefühlvolle Momente im Stück, während die erfrischenden Dialoge zwischen Norberto Bertassi und Lili Beetz in den Anfangsszenen einen zum Schmunzeln bringen. Lili Beetz stellt als „Anne“ eine große Bandbreite an Emotionen zur Schau und die Rolle der Minnie (Pauline Faerber) bleibt durch ihre prägnanten Szenen in Erinnerung. Die Tanzeinlagen (Choreografie: Katharina Strohmayer) verleihen dem Musical durchgängig hervorragende Bewegung und das Finale („Hinter der Biegung“) weist darauf hin, dass „alles Veränderung sei“, wie es in einer der Liedzeilen heißt. Die Geschichte der Anne beweist, wie wichtig Fantasie und der Mut, man selbst zu sein trotz aller Widerstände, sind.

Stefanie Kadlec, 17, die derzeit bei KiJuKU in den Journalismus hineinschnuppert.

Zu Interviews mit Norberto Bertassi und Pauline Faerber geht es hier unten:

Pauline Faerber als Minnie May Barry in "Anne of Green Gables" von "teatro" mit Lili Beetz als Anne

Es ist mir egal, wie alt oder groß die anderen sind

KiJuKU: Erstens Gratulation zu deiner Leistung. Du spielst ja nicht nur sozusagen am Rande, sondern hast auch Szenen, in denen zu im Zentrum stehst. Zunächst einmal als du als die erste Annes rote Haare schön findest. Nun zur Frage: Du bist die deutlich Jüngste im diesjährigen Ensemble. War das schwierig?
Pauline Faerber: Nein, eigentlich nicht. Ich hab’s von meinem Papa (Peter, der heuer bei „Cinderella“ Regie führt, Anm. d. Red.), der auch Schauspieler ist, dass ich den Mut habe, auf der Bühne zu stehen. Eigentlich ist es mir egal, wie alt und groß die anderen sind, weil ich bleib einfach so wie ich bin und so schaff ich es dann auch genau so auf die Bühne zu kommen.

KiJuKU: Du bist sehr oft in diesem Stück auf der Bühne – auch in unterschiedlichen Stimmungslagen, ist dieses Switchen zwischen fröhlich, traurig und insbesondere in der Szene, wo du die fast todkranke Minnie May spielst, die dann von Anne gerettet wird, war das schwierig zu spielen?
Pauline Faerber: Naja, das Husten konnte ich von allein nicht von Anfang an spielen. Ich hab’s halt sehr oft geübt und irgendwann hab ich mich dann darauf eingewöhnt in diese Fast-Sterbens-Gefühl-Rolle und dann konnte ich’s.

Die kranke kleine Minnie May Barry
Pauline Faerber als kranke kleine Minnie May Barry (Mitte) – Foto von einer Probe

KiJuKU: War das anstrengend?
Pauline Faerber: Also, dir ist natürlich sehr heiß, weil du vorher schon die ganze Zeit auf der Bühne warst, aber du denkst einfach, dass es eine Probe ist und einfach das tust, was du gelernt hast.

KiJuKU: War das aber dann heute anders, vor dem vollbesetzten Saal?
Pauline Faerber: Ja schon, ich war ein bisschen aufgeregter, aber ich hab in dieser Szene einfach meine Augen zugedrückt und hab’s durchgespielt.

KiJuKU: Hast du eine Lieblingsszene?
Pauline Faerber: Eigentlich sind alle Szenen Lieblingsszenen für mich.

Interview mit der Darstellerin des Schneewittchen-Kindes, Pauline Faerber
Interview mit der Darstellerin des Schneewittchen-Kindes, Pauline Faerber, im Sommer 2022

KiJuKU: Es ist nicht das erste Mal, dass du auf der großen Bühne stehst?
Pauline Faerber: Ich war schon bei Schneewittchen das kleine, das junge Schneewittchen.

KiJuKU: Ist Bühne auch das, was du später einmal zum Beruf machen wollen würdest?
Pauline Faerber: Ich weiß es noch nicht so genau, aber ich möchte es als Nebenberuf oder als ganzen Beruf nehmen, jedenfalls wird es Teil meines Lebens bleiben.

KiJuKU: Was wäre ein anderer Teil deines (Berufs-)Lebens?
Pauline Faerber: Zum Beispiel eine Schule leiten.

KiJuKU: Wie findest du die Figur der Anne?
Pauline Faerber: Sie ist eine Vielsprecherin, ich finde sie sehr sympathisch. Sie ist am Anfang sehr bedrückt, was ich nicht sehr cool finde, weil Bedrückt-Sein ist nie cool. Aber insgesamt ist diese Rolle sehr sympathisch.

KiJuKU: Deine wirkliche Meinung zu roten Haaren?
Pauline Faerber: So rote Haare wie die Anne sie hat, find ich sehr schön, aber ganz knallrote Haare fände ich irgendwie langweilig.

KiJuKU: Gibt es schon eine nächste Produktion, bei der du weißt, welche Rolle du spielen wirst?
Pauline Faerber: Ich werde auf jeden Fall wieder bei der „Weihnachtsgeschichte“ dabei sein, wahrscheinlich bei Pinocchio und was anderes weiß ich noch nicht.

KiJuKU: Hast du Vorlieben – singen, tanzen oder schauspielen?
Pauline Faerber: Ich find singen, tanzen und schauspielen sehr cool, Ballett bin ich gegangen aber das geht jetzt dann nicht mehr, weil ich im Herbst ins Gymnasium komme und das geht sich dann nicht mehr aus, aber ich geh dann dort in einen Tanzkurs, also Hip*Hop und so.

KiJuKU: In der Schule, ist das ein Gymnasium mit musikalischem Schwerpunkt?
Pauline Faerber: Nein, es ist eines mit Sprachenschwerpunkt in Wr. Neustadt. Als Wahlfach würd ich dann wahrscheinlich Spanisch nehmen, aber da hab ich noch vier Jahre Zeit.

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Mitarbeit: Stefanie Kadlec, 17, die derzeit bei KiJuKU in den Journalismus hineinschnuppert.

Szenenfoto aus "Anne of Green Gables"

„Meine Aufgabe ist es, Talente zu entdecken und zu fördern“

Nach der Voraufführung vor Publikum am Vorabend der Premiere bat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… den Gründer von „teatro“, Norberto Bertassi, der immer auch selbst eine kleine, in diesem Jahr sogar eine größere Rolle im jeweiligen Musical spielt, zum Gespräch.

KiJuKU: Ich habe gehört, dass Sie ein Begründer der Theatergruppe „teatro“ sind. Wie kam Ihnen die Idee dazu?
Norberto Bertassi: Ich habe immer schon gerne mit Kindern Theater gemacht. Man hat mir, wie ich selber jung war, gesagt: „Du wirst einmal, wenn du groß bist, viel mit Kindern arbeiten. Der Wahrsager hat das anscheinend wirklich vorausgesagt. Ich bin damals schwer krank geworden zu der Zeit, wo ich gerade in „Elisabeth“ bei den Vereinigten Bühnen gespielt habe. Plötzlich war ich in einer Lebenskrise und habe nicht mehr gewusst, was ich machen soll. Mir wurde aber ein Kompositionsstudium finanziert. Während ich studiert habe, habe ich in Mariensee am Wechsel (Niederösterreich) auf einem Bio-Bauernhof gewohnt, weil ich Asthmatiker bin, was auch der Grund war, wieso ich nicht mehr auf der Bühne stehen konnte. Und da ist mir die Idee gekommen. Ich habe dem Bauern vom Theater mit Kindern erzählt und er hat vorgeschlagen, es gleich hier auf dem Bauernhof zu machen. Die Theaterwerkstatt ist entstanden, die Gruppe gewachsen und wir sind von Mariensee zu anderen Spielorten näher nach Wien gekommen. Am Schluss sind wir dann in Mödling gelandet.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Anne of Green Gables“: Katharina Lohmann als Marilla Cuthbert und Norberto Bertassi (rechts) als ihr Bruder Matthew Cuthbert

KiJuKU: Was ist das Besondere an der Arbeit mit Kindern?
Norberto Bertassi: Erstens einmal sehe ich es als meine Aufgabe, Talente zu entdecken und zu fördern. Nicht nur von mir, sondern auch von „teatro“. Wir haben schon viele wirklich tolle Leute entdeckt. Zum Beispiel ist der kommende „Falco“, ein ehemaliges Kind von uns – Moritz Mausser. Das war die größte Leistung unserer ehemaligen Kinder. Gleich einmal eine riesige Hauptrolle in einem großen Theater. Es gibt aber auch andere, die in Deutschland spielen. Wir wollen ja – viele von uns (Kernteam) sind schon bisschen älter -, weitergeben, was wir gelernt haben und am besten gibt man es den Kindern weiter. Die sollen es dann auch wieder weitergeben.
Und uns ist wichtig, jetzt in dieser Zeit, wo alles online ist, dass wir Live-Theater fördern. Denn das ist ein wunderschönes Medium, gerade für Kinder, weil sie können ihre Emotionen viel leichter zeigen als am Computer oder im Kino. Im Theater spürt man einfach den Menschen mehr.

KiJuKU:  Glauben Sie, dass sich viele junge Menschen in der Figur der „Anne“ wiederfinden können?
Norberto Bertassi: Ich glaube schon. Vor allem Ausgegrenzte, Andersfarbige und Menschen anderer Religionen oder aus einem anderen Land. Also alle, die nicht traditionell Österreicher sind, werden sich schon identifizieren. Obwohl wir eigentlich in einer Welt leben, wo jeder von allem alles weiß, und trotzdem versucht man, bestimmte Vergangenheiten aufrechtzuerhalten Das eine Lied „Alles ist Veränderung“ haben wir gerade gehört.

KiJuKU: Wie würden Sie „teatro“ mit einem Satz oder einem Wort beschreiben?
Norberto Bertassi: Herzlichkeit/ mit offenem Herzen.

Das Interview führte Stefanie Kadlec, 17, die derzeit bei KiJuKU in den Journalismus hineinschnuppert.

Probe der Freude über den Wiederbeginn der Schule

Sture unerwünschte Außenseiterin erkämpft sich große Anerkennung

Draußen drückende Hitze, drinnen im Saal des Mödlinger Stadttheaters wohltemperierte Kühle. Mitten zwischen den Publikumsreihen ein riesiges Technik-Pult mit Monitoren, Reglern und Knöpfen. Noch ist Probe. Auch wenn in wenigen Tagen die Premieren – zuerst jene von „Anne of Green Gables“ und eine Woche später die von „Cinderella“ – beides von der Kinder- und Jugend-Musical-Company teatro – über die Bühne spielen, tanzen und singen werden.

Bewegungen exakter setzen

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… darf bei einer Probe fürs erstgenannte Stück dabei sein. Was schon als kompletter Durchlauf angekündigt war, erweist sich dann doch „nur“ als Probe für den zweiten Teil nach der Pause. Und das ist für den zuschauenden, fotografierenden und filmenden Reporter noch viel spannender. Da sitzt noch so manches nicht. Unterbrechung. Choreografin Katharina Strohmayer unterbreitet Änderungsvorschläge bei der Szene, in der Anne und ihre Kolleg:innen sich freuen, dass nach den Ferien endlich die Schule wieder losgeht – sie einander treffen und die eine oder andere Party machen können. „Setzt mit euren Köpfen scharfe, große Akzente bei den Bewegungen am Anfang“, ist einer von vielen Tipps, um die Szene exakter zu tanzen.

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„Verkauft mir eure Sätze“

Regisseur und Stückfassungs-Autor Norbert Holoubek ergänzt: „Gerade die, die weniger Sätze haben, bitte kämpft um eure kurzen Solos, setzt eure kurzen Auftritte, verkauft mir eure Sätze!“ Manchmal unterbricht er, um eben bei der Probe ausgedachte neue Sätze ins Textbuch einzufügen, um einzelne Szenen klarer, zugespitzter zu gestalten. Etwa die schon angesprochene, in der es um die Freude am Wiedersehen zu Schulbeginn geht. „Jetzt geht‘s los! Endlich wieder Schule!“ wird nun die Szene neu eingeläutet!

Die Choreografie danach mit einer Art Räderschlagen der ersten und auf die Würfel springenden Tänzer:innen der zweiten Reihe wird – mal ohne und dann wieder mit Live-Musikbegleitung durch Walter Lochmann am Klavier – mehrmals wiederholt. Von Mal zu Mal hat sie mehr Drive, wird exakter. Bis sie sitzt.

Von Mal zu Mal geschmeidiger

Die angesprochenen Würfel müssen übrigens von den Akteur:innen auf der Bühne immer selber hergeholt und wieder weggeräumt werden – und das natürlich voll in die Bewegung der entsprechenden Nummer eingebaut. In einer anderen Szene mit der Waisen-Jugendlichen Anne (Lili Beetz) und dem sie adoptierenden älteren Geschwisterpaar Marilla Cuthbert (Katharina Lochmann) und Matthew (Norberto Bertassi) checkt Letzterer, teatro-Intendant und Komponist, „ach ja, ich hab vergessen den Würfel umzustellen“. Was für die Mitwirkenden der folgenden Szene wichtig wäre. Bei der Wiederholung klappt’s – natürlich.

Je länger die Proben dauern, desto mehr flutschen die Szenen über die Bühne – hin und wieder kommt auch Applaus von den wenigen im Saal, die gerade eben nicht auf der Bühne sind. Mittlerweile sind einige der digital produzierten Hintergründe, die projiziert das Bühnenbild gestalten, eingelangt und werden vom Techniker eingespielt. Die Projektionen stammen übrigens von Moritz Mausser, der jahrelang in teatro-Musicals selber mitgespielt hat und nun ab Oktober 2023 im Wiener Ronacher Hans Hölzel alias Falco spielen, singen und tanzen wird.

Die Story – kurz gefasst

Da das Original (1908 erschienen) – und viele Übersetzungen – zwar in vielen Ländern, natürlich im Ursprungsland Kanada, wo die Autorin Lucy Maud Montgomery lebte, aber auch in Dutzenden anderen sehe, bei uns weniger bekannt, ist, hier eine knappe Zusammenfassung des Inhalts:

Das ältere Geschwisterpaar und Matthew und Marilla Cuthbert leben in der (ausgedachten) Kleinstadt Avonlea auf Prince Edward Island (wo ach die Autorin aufwuchs) auf einem Hof dessen Dach grüne Giebeln hat (daher der Name). Sie erhoffen sich Hilfe von einem Buben aus einem Waisenhaus, stattdessen kommt Anne Shirley am Bahnhof an. Nach erstem Zögern finden sie sich mit dem Mädchen ab, Matthew warmherziger, seine Schwester strenger.

Anne ist ein viel redendes, fantasievolles und stures Kind und leidet unter ihren roten Haaren was ihr von Mitschüler Gilbert Blythe den Spottnamen Karotte – und diesem „ewige“ Feindschaft mit Anne – einbringt. Was sich natürlich am Ende wendet. Außerdem rettet Anne, weil sie im Waisenhaus viel praktische Lebenshilfe gelernt hat, der kleinen Schwester von Diane, der besten Freundin, deren Mutter jedoch den Umgang der beiden verbietet, das Leben.

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Die Autorin war durch einen Zeitungsartikel über ein Paar, das irrtümlich ein Waisenmädchen statt eines Jungen geschickt bekommen hatte, zu ihrem ersten Band des Buches inspiriert worden, der im Wesentlichen das Leben Annes von 11 bis 16 Jahre umfasst. Wegen des großen Erfolges schrieb sie Fortsetzung um Fortsetzung, ab Band sechs drehen sich die Geschichten um Annes Kinder.

Angeblich war Anne of Green Gables das Lieblingsbuch von Astrid Lindgren, was diese zu einigen Elementen ihrer Pippi Langstrumpf angeregt haben könnte – von den roten Haaren bis zur Sturheit.

Geigenprobe
Geigenprobe

Interviews

Bevor die Proben auf der Bühne losgehen, übt Léna Sophie Lochmann, die Julia Bell, eine Mitschülerin Annes spielt und im Ensemble tanzt, einen Song auf der Geige – begleitet von ihrem Vater Walter auf dem Klavier. Die 12-Jährige spielt seit vier Jahren dieses Instrument, zum ersten Mal dann live in dem Musical. „teatro-Musicals kenn ich schon lange, weil ich immer zugeschaut habe, wenn mein Vater die Musik gespielt hat. Mit der Geige hab ich bisher immer nur kleinere Konzerte gespielt.“

Essen motiviert

Der Beginn auf der Violine sei ihr leicht gefallen, „aber da ist es ja noch einfach, weil du bald Melodien kannst und dir am Anfang alle auch Fehler verzeihen. So nach zwei Jahren war’s dann schon schwieriger. Da werden die Stücke schwerer und die Nachsicht ist vorbei. Da war’s nicht immer leicht mich selber zu motivieren“, gesteht sie im Interview. Auf die Nachfrage, wie es doch immer wieder gelungen sei, lächelt die Geigerin „meine Mama hat mir Nutella-Brote gemacht. Oder Eis versprochen. Mit Essen kann man mich leicht motivieren.“

Ob die Geige zu ihrem Berufswerkzeug wird, weiß Léna Sophie Lochmann noch nicht, „aber sicher irgendetwas auf der Bühne, Schauspiel und Musik“.

Lange bei teatro, aber erstmals auf der großen Bühne

Auch eine Newcomerin auf der Mödlinger Bühne sind Tanja Marie Rathbauer (17) und Elea Rupprich (15). Erstere schlüpft in die Rolle des Waisenhausmädchens Jilly, Letztere in die einer Schulkollegin Annes, Gertie Pye. Neu ist für beide aber nur die große Bühne samt dem großen richtigen Theatersaal. Denn beide singen, spielen und tanzen schon seit jeweils gut sieben Jahren, also ein Drittel bzw. die Hälfte ihres Lebens mit teatro – in der „musical academy brigittenau (mab – in Wien, im 20. Bezirk). Bei den großen Produktionen im Mödling „haben wir fast jedes Jahr zugeschaut und wollten wenigstens einmal auf der großen Bühne spielen“, erzählen Rathbauer und Rupprich Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… heuer hat’s endlich geklappt.

„Ich hab zwar nur eine Szene“, so die Darstellerin des Waisenhausmädchens Jilly, „die Proben waren aber trotzdem schon anstrengender als in der mab, aber es ist sehr schön, hier spielen zu dürfen“. Dennoch ist Bühne nicht ihr Berufswunsch, „sondern lieber Synchronsprecherin, ich mag es, mit der Stimme zu spielen“.

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Ihre mab-Kollegin Elea Rupprich, die ein Schulkind spielt, „mag die Lieder und die Szenen sehr. Ich glaube, ich will weitermachen und später auf der Bühne stehen.“

Regisseur seit Jugendtage davon bezaubert

Norbert Holoubek, der – nicht nur hier – Regie führt(e) und das Textbuch geschrieben hat, wollte „das Stück schon immer machen“. Heuer ist es so weit. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wollte natürlich wissen, weshalb Holoubek „Anne of Green Gables“ so ein Herzensanliegen ist. „Ich war so ungefähr 15 Jahre als im Fernsehen bei uns eine kleine Serie gelaufen ist (1985 mit Megan Follows in der Hauptrolle). Meine Clique aus dem Gymnasium und ich haben uns die angeschaut. Ich war tief berührt, hin und weg von dieser Figur. Übrigens auch die ganze Clique in der Schule.

Ich war total verzaubert von ihr – wir alle natürlich auch von der Schauspielerin. Aber wie sie da in diesen Ort kommt und eigentlich sollte ja ein Junge von den beiden Cuthberts aufgenommen werden, wie sie sich ausdrückt, alles schönredet und doch unabsichtlich immer wieder in Fettnäpfchen tritt, aber trotzdem um sich kämpft. Ja und dann ihre Sprache, sie redet ja fast nur in Lyrikform. Auch die Landschaftsaufnahmen in Kanada haben mich sehr beeindruckt. Deshalb wollte ich das schon immer machen. Dann hab ich das Buch gelesen. Und war so erstaunt, dass fast niemand bei uns diese Geschichte kennt. Darum wollte ich, dass wir es mit teatro machen, damit mehr Leute diese wunderbare Geschichte kennen lernen.“

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Titelseite einer der Ausgaben von
Titelseite einer der Ausgaben von „Anne auf Green Gables“
Probe der Hochzeits-Szene der Eltern von Anne und Margot

Anne Frank als Musiktheater

„Anne Frank“ als Musical? Wirkt vielleicht aufs erste (fast) unmöglich. Die tragische Geschichte einer durch Tod in einem Konzentrationslager der Nazis verhinderten großen Schriftstellerin?

„teatro“, eine engagierte Initiative, bringt seit mehr als 20 Jahren mit Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Profis bekannte klassische Stoffe von Schneewittchen bis zum Zauberer von Oz, aber auch bei uns weniger bekannte wie „Little Women“ als Musicals auf die Bühne – vor allem in Mödling. Ende Jänner 2023 traut die Gruppe sich – und dem Publikum – zu, eine Geschichte rund um die jugendliche Verfasserin des wohl berühmtesten Tagebuches in literarischer Qualität ein Stück zu spielen, singen und tanzen. Premiere ist am internationalen Holocaust-Gedenktag, dem 27. Jänner (Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau) in der Stadtgalerie Mödling – Details siehe Info-Block am Ende des Beitrages.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… war bei Proben, konnte dabei allerdings lediglich die intensive Arbeit an zwei Szenen miterleben, daher kann nichts Genaueres über das fertige Stück „Musiktheater würde ich es in dem Fall nennen, nicht Musical“ (so Regisseur und Librettist Norbert Holoubek) gesagt, pardon geschrieben, werden. Und: Beim Probenbesuch war die Juliette Khalil, die Darstellerin der Hauptfigur verhindert.

Probenbesuch

Beide Szenen waren/sind aus dem ersten Teil, sozusagen der Vorgeschichte, jener Zeit, in der die Familie Frank noch (lange) nicht im Hinterhaus der Prinsengracht 263 versteckt leben musste, ja sogar aus einer Zeit, in der Annelies Marie Frank, ja selbst ihre ältere Schwester Margot noch nicht geboren waren. Denn das Stück setzt vor und mit der Hochzeit der Eltern, einer arrangierten Ehe ein.

Und damit einer jüdischen Zeremonie und Fest mit Tanz und Spaß. Wie müssen die Schauspieler:innen stehen, sich drehen, so dass auch das Tuch, das über das Brautpaar gespannt werden soll/muss richtig hoch gehalten werden kann, ohne zu verkrampft zu wirken. Wer kommt von wo und geht wohin ab. Wie gestalten sich die Übergänge, die Tänze. Wie bewegt sich der Rabbi. Und wie spielt das Geschehen auf der Bühne mit dem des Orchesters zusammen – bei der Probe vertreten „nur“ durch den musikalischen Leiter, Arrangeur und Spieler am Keyboard Walter Lochmann.

Das Tagebuch

Berühmt geworden ist Annelies Marie tragischerweise erst nach ihrem Tod als Anne – eben durch ihr Tagebuch. Eine Vertraute der Familie, Miep Gies, die zu jenen gehörte, die die Familie heimlich im Versteck in Amsterdam mit Lebensmittel, aber auch mit Literatur versorgte, hatte die verstreuten Papierblätter und das Tagebuch aufgesammelt und verwahrt, nachdem jemand das Versteck verraten haben musste und alle in Konzentrationslager abtransportiert worden waren. Vater Otto überlebte als einziger der Kernfamilie. Ihm übergab Miep das Geschriebene und er veröffentlichte das Tagebuch seiner Tochter – in der ersten Version allerdings gekürzt. Er ließ jene Einträge der Tochter aus, in der sie sich besonders heftig über ihre Mutter geärgert hatte. Mit Anne unterschrieb die 13- bis 15-Jährige ihre Einträge, die sie als Art Briefe verfasste – an ihre Vertraute Kitty, wie sie ihr Tagebuch nannte, das sie sozusagen als vertraute Freundin ansah.

Erst Jahre nach Otto Franks Tod erschien eine authentische Fassung des Tagebuchs (6. Juli 1942 bis zum 4. August 1944), in dem Anne selbst noch etliche Einträge überarbeitet hatte. Grund: Ursprünglich eben „nur“ als privates Tagebuch geschrieben, dem sie alles anvertrauen konnte, das sie bewegte, hatte sie im Frühjahr 1944 im englischen Rundfunk die Rede des niederländischen Exil-Bildungsministers gehört, der seine Landsleute bat, alle schriftlichen Unterlagen wie auch Tagebücher zu sammeln, um nach dem hoffentlichen Kriegsende diese Zeit dokumentieren und aufarbeiten zu können, also auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Zurück zu den Proben

An die Hochzeit, die viel später geprobt wurde, schließt sich eine Szene an, in der das künftig Drohende sich anbahnt. Dazwischen aber sorgt ein Spruch für Heiterkeit. Beim winterlichen Spaziergang laufen die Schwestern Margot und Annelies voraus, es kommt zum Disput, ob es nicht schon Frühling sei, wo doch schon die ersten Blumen aus der Erde wachsen. Den kommentiert Vater Otto mit „Gott weiß alles, aber Anne weiß alles besser“. Hannah, eine überlebende Klassenkollegin von Annelies Frank aus dem „Joods Lyceum“ (Jüdische Lyzeum) zitiert diesen Satz ihrer Mutter über die Mitschülerin Annelies in dem Buch „In einer Klasse mit Anne Frank“ von Theo Coster (aus dem Niederländischen übersetzt von der bekannten Autorin Mirjam Pressler).

Heikler Moment

Später treffen die Franks – noch in der Zeit in Frankfurt am Main – auf jubelnde Frauen. Die können sich fast nicht einkriegen. Eine neue Zeit breche an, alles werde sich zum besseren ändern, denn Hitlers Partei habe die Wahlen gewonnen… Ihre Gegnerschaft, ja ihre eigene Bedrohung als Jüd:innen trauen sich da die Franks gar nicht mehr zu sagen. Der Moment ist ein heikler bei den Proben. Wie kommen die Sorgen, die Ängste, die sie hier nur andeutungsweise spürbar werden lassen dürfen zum Ausdruck? Und wie wird verhindert, dass nach dem Jubelsong der Nazibefürworterinnen nicht – wie oft nach jedem Song – Beifall des Publikums aufbrandet? Abmarsch in militärischer Formation und Schritt schlägt der Regisseur vor – in der Hoffnung, dass damit die Zuschauer:innen auch den Schockmoment spüren.

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Probe der Hochzeits-Szene - links vorne deder REgisseur und Textbuch-Autor

Anne haben durchaus heutige Themen bewegt

Am Rande des Besuchs bei Proben zu „Anne Frank“, einem musikalischen Theater rund um das berühmte Tagebuch der Jugendlichen, das zu Weltliteratur wurde, führte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… mit Norbert Holoubek, der das Libretto dafür schrieb und Regie führt, folgendes Gespräch.

KiJuKU: Wie kam’s zur Idee, daraus ein Musical zu machen?
Norbert Holoubek: Der Komponist Raffaele Paglione, ein Freund unseres künstlerischen Leiters Norberto Bertassi schon aus Jugendtagen, kam mit der Idee zu Anne Frank ein Musiktheaterstück zu machen. Er hat schon Konzeptionssongs geschrieben und musikalische Ideen dazu gehabt.

KiJuKU: Und dann – wie wurde daraus ein Stück?
Norbert Holoubek: Für mich als Autor war das am Anfang kein aufgelegtes Thema. Dann hab ich mich intensiv mit Anne Frank, natürlich ihrem Tagebuch, aber auch anderen Büchern und Filmen darum herum beschäftigt. Und was mich besonders interessiert: Ich mag immer gern wissen, wie sich Sachen entwickeln, wie sie passieren. Ich wollte jedenfalls ein bisschen weg vom der Brutalität, sondern verstehen und zeigen, wie alles entstanden ist. Welche Sätze damals gefallen sind, die man vielleicht auch heute hört – und das sind erschreckend viele. Was ich nicht wollte, sind Nazis auf der Bühne darzustellen, der Jubelsong der Frauen über Hitlers Wahlsieg im Jänner 1933, den du gerade gesehen hast, ist der einzige. Der erste Teil endet dann damit, dass die Familie in Amsterdam ins Versteck muss.

KiJuKU: Ihr zeigt auch die – teils ausgedachte – Vorgeschichte?
Norbert Holubek: Im ersten Teil zeigen wir auch die jüdische Hochzeit ihrer Eltern. Ich wollte – obwohl das im Tagebuch praktisch nicht vorkommt und die Franks zwar ein bisschen jüdische Kultur gelebt haben, aber offenbar nicht die Gläubigsten waren – ein bisschen jüdische Kultur reinbringen. Und viel Fröhliches, Strahlendes. Im ersten Akt ist es richtig ein Musical, im zweiten Akt, der sich auf das Tagebuch bezieht – also Kammeroper wäre jetzt zu groß gesagt, aber da haben wir keine Shownummerns, ich würde es da Schauspiel mit Musik nennen.

Und die Tagebucheinträge zeigen eine Anne, die durchaus – abseits der eingesperrten Umstände – durchaus heutig ist: Erfrischend, natürlich, gar nicht Opfer. Es bewegten sie Themen, die jedes pubertierende Kind/Mädchen haben: Ich muss mich gegen meine Eltern wehren, ich muss mich verlieben, ich find Burschen blöd, aber so ganz blöd dann doch auch wieder nicht. Meine beste Freundin ist die Coolste, meine Schwester mag ich manchmal, dann wieder gar nicht. Das sind ja auch ganz heutige Themen.

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