Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Szenenfoto von "Die Geggis" nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

Sumpf gegen Berg – ach wie blöd sind doch die Vorurteile

Für jene – wahrscheinlich wie bei der Premiere der jetzigen Wien-Serie – ganz wenigen, die die Geschichte nicht kennen, hier kürzest zusammengefasst: Die grünen Geggis leben im Sumpf, die roten auf den Bergen. Sie sind – seit „ewig“ verfeindet. Bei beiden gibt es je ein neugieriges Kind: Gil bzw. Rokko (die Anfangsbuchstaben der Farben!) und diese treffen zufällig aufeinander, beschimpfen sich, wie sie’s gelernt haben, kommen im Kampf aber drauf, stinken nicht und sind auch nicht blöd. Verkleidet als die/der andere gehen sie zu ihrem „Stamm“, um ihre Erkenntnisse zu verbreiten.

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

Kürzest: Die Story

Wie auch das Schmetterlinge-Kindertheater wendet Theater Asou in der Inszenierung den Trick an, dass die Darstellerin des verbohrten Sumpf-Geggi-Onkels Babo den kletternden Berg-Geggi Rokko spielt (Birgit Unger). Und wechselseitig schlüpft Ursula Litschauer sowohl in die Rolle des neugierigen Sumpf-Geggi-Kindes Gil (hier wie Chill ausgesprochen) sowie der schimpfenden Berg-Geggi-Tante Odumei. Deren rot-weiß-kariertes Kostüm (Katharina Krois, Barbara Häusl) nimmt übrigens Anleihe bei dem vielleicht noch bekannteren Mira-Lobe-Bilderbuch „Das kleine Ich Bin Ich“.

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

„Theater Asou“ hat für seine verspielte, rhythmische Version mit einiger Live-Musik (Gitarre, Melodica, Pfeiferln, Percussion: Ursula Urban) eine kurze Vorgeschichte erfunden: Tante Odumei und Onkel Babo waren – wie alle anderen Geggis – ursprünglich schon alle befreundet. Ein nichtiger Anlass hätte zum Streit und zur Feindschaft geführt…

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

Viele Einfälle

Dass Leitern die Berge der kraxelnden roten Geggis darstellen, ist fast „aufgelegt“, aber Sumpf und See als Luftballone auf Steckerln in verschiedensten Blau- und Grün-Tönen, zwischen denen die Spielerinnen auch eintauchen können, ist ein gelungener Bühnenbild-Einfall (Christian Heuegger) wie auch die klingende Hutblume, die die singende Erzählerin über der Sumpf-Geggin schweben lässt, weshalb die ja doch hinaufklettern will. Und erst der Mond als leuchtender großer kugelrunder Lampion, der auch einige „aaahs“ und „oooohs“ im Publikum auslöst. Apropos Publikum: Sonniger, sehr warmer Sonntagvormittag – und die Hütte war voll! Rokko und Gil auf ihrer Entdeckungstour wandern auch hinein auf die Tribüne der Zuschauer:innen und entdecken dort Grottenolme, Fledermäuse und Uhus.

Nicht unerwähnt sie die Szene des heftigen Streits der beiden jungen Geggis in Zeitlupe, die damit den Kampf zur Karikatur werden lassen.

Follow@kiJuKUheinz

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz
Szenenfoto aus "15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche"

Wenn ein Erwachsener in großteils schräges Spiel versinkt…

Eine völlig schräge, clowneske Show mit einem Feuerwerk an höchst sonder- und wunderbaren, verspielten Szenen eines nicht mehr ganz jungen Mannes zwischen allerlei Zeugs – von toten Bäumen, Ästen über uralte Zeitungen, Luftballons und vielen Kunststoffkübeln und mit immer neuen Dingen, die er hinter einer Wand hervorholt. Oder durch sie hindurchschiebt. Das ist „15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche“ von und mit Stefan Ebner, Mastermind der Performancegruppe MFDNS (Material für die nächste Schicht), die derzeit im Projektraum des Kulturhauses WuK (Werkstätten- und Kulturhaus) in Wien-Alsergrund über die Bühne geht (ab 5 Jahren, eine noch skurrilere und längere Version für Erwachsene („Und die Landschaft in einem Luftballon“).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche“

Der Performer latscht unter anderem in zwei Kübeln anstelle von Schuhen über die Bühne, steigt später mit Socken in ein Fuß-Massagebad, besprüht sich und seinen mit einer Zeitung bedeckten Kopf mit Wasser, zieht – mit ein wenig Wasser befüllte – Luftballons an Gummischnüren hinter sich her wie eine Schar schnatternder Gänse und … ach alles lässt sich gar nicht aufzählen, welch ver-rückten Dinge er da in dieser Stunde vorführt. Ins Spiel versunken wie in junges Kind, das aus den Gegenständen um sich herum die traumhaftesten Spiele erfindet.

Ach ja: Soviel darf gespoilert werden: Sauerkraut kommt keines vor, dafür aber „wächst“ eine Rutsche durch die Kartonwand 😉

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche“

Weitere Dimension

Und dann hat die Performance noch eine zweite Dimension, die mitspielt, wenn das erste Wort im jeweiligen Stücktitel – das hier oben bewusst weggelassen worden ist – „Vergessen“ steht da; und in der Beschreibung ist die Rede von Demenz. Womit die Performance eine ganz andere (Be-)Deutung erhält. Ein alternder Mensch, der den üblichen Gebrauch der Dinge vergessen hat, der selber vielleicht von anderen vergessen wurde/wird. Der aber immerhin das erlebt, was Kinder (noch) können: Im Moment leben, ins Spiel versinken.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche“

Labor

In solches können Kinder und Kind-Gebliebene auch am Wochenende im Projektraum abseits der Bühne beim „Labor: Astwerk eintauchen“ (siehe Info-Block). Material für die nächste Schicht hat Äste gesammelt und daraus eine Art großer Mobiles gebaut, die erlebt, be-griffen und verändert werden können…

Follow@kiJuKUheinz

Szenenfoto aus "Bim Bam Birne"

Wie banane ist Birne

Geschickt tollpatschig versuchen die beiden Clowninnen zunächst die Publikumstribüne zu erklettern bevor sie dann doch die Bühne als ihren Spielplatz „entdecken“. Und draufkommen, dass sie vor den falschen Namensschildern zu stehen kommen. Oder umgekehrt die „falsch“ hängen. Mit der Zuordnung Helene zur größeren der beiden, zu Sandra Pelzmann und demgemäß Maya zu Martina Nowak, die ungefähr einen Kopf kleiner ist, haben sie auch schon auf lustige Art die erste Verwechslungsnummer absolviert.

Zwei gelbe Stoffbanen hängen auf dem Seil, wo auch die Namensschilder waren, zwischen einem Bild von einer Banane.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bim Bam Birne“

Die Stoffe entpuppen sich als Stoffschläuche, in die sie umständlich hineinkriechen oder sie sich über den Kopf ziehen können. Und natürlich auch da gekonnt auf ungeschickt gespielt – zum Gaudium der sehr jungen Kinder im Publikum. Diese Zuschauer:innen erheitern sie auch mit klassischen Kasperl-Tricks des Versteckens, worauf zugerufen wird „da!“ „dort!“ „hinter dir!“. Und prompt die jeweilige Person dann genau dorthin nicht läuft oder schaut., was die Ruf-Stärke erhöht.

Wie auch immer sie die Stoffschläuche ziehen, sie finden, wie Bananen sehen sie doch nie und nimmer aus. Da fällt ihnen die Rückseite des Bananenbildes auf; auch wenn sie ein wenig damit spielen, ihre Entdeckung nicht zu verraten, drängt sich – aufgrund des Stücktitels der beiden „Bim Bam Birne“ wohl auf, was sich da verbergen könnte. Siehe da, „Überraschung“: Es ist eine Birne – mit grünem Blatt und Stängel. So sucht das Duo zumindest nach was Grünem. Kinder im Publikum „demaskieren“ die „Blätter“ nun als Strumpfhosen – aber immerhin ergibt das noch einige Bewegungs- und Schmäh-Kunststückerln.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bim Bam Birne“

Die – wohl nur für Erwachsene – mögliche Anspielung auf die Süßspeise „Birne Helen“ lassen die beiden Clowninnen zum Glück aus. Dafür scheint – unausgesprochen – das Wortspiel „du bist banane“ (verwirrt, verrückt) nicht nur die ersten zwei Drittel des ¾-stündigen Stücks zu durchziehen.

Follow@kiJuKUheinz

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bim Bam Birne“