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Szenenfoto aus dem Improvsationsstück "Nächstes Level Held_in sein"

Wenn das Publikum entscheidet, wer Held:in ist und was, wo gespielt wird…

Vier Schauspieler:innen, neutral schwarz gekleidet stellen sich dem Publikum bei „Cityscape“ im Wiener WuK (Werkstätten- und Kulturhaus) im Rahmen des – noch bis 23. März laufenden – Slup-Festivals mehrerer Häuser, die Theater für junges Publikum machen. Vorgabe: eine von zwei Personen soll Hauptfigur sein. Das Publikum stimmt – per Lautstärke – ab. In diesem Fall fiel die Wahl auf den Mann. Sehr oft entscheiden die Zuschauer:innen, dass die Frau den Main-Character spielt, verraten die Akteur:innen danach dem fragenden Journalisten.

Ebenfalls per Lautstärke teilen sie ihm dieses Mal von mehreren zur Auswahl stehenden Eigenschaften Stärke zu. Die noch weiße Landkarte füllen sie per Zuruf mit Berg, Wald, Wüste und Meeresstrand. Der Süden des Landes bleibt noch geheimnisvoll. Den muss der Held, den die Schüler:innen per Zuruf Ben nennen, erst erkunden.

Szenenfoto aus dem Improvsationsstück
Szenenfoto aus dem Improvsationsstück „Nächstes Level Held_in sein“

Analoges Computerspiel

In einer Art analogem Open-World-Computerspiel muss der Avatar Ben jene Aufgaben lösen, die vor allem auf Zuruf erst entstehen. Seine Kolleg:innen spielen der Reihe nach ein Kuh, eine Baumfällerin, eine Fischerin, eine uralte Frau in einer einsamen Berghütte, einen Delfin, einen Baum und noch so manches, das ihnen improvisierend, spontan einfällt in der Umsetzung der zugerufenen Abenteuer.

Fast schade war, dass der massive, ständige Zuruf eines Schülers, Ben solle in seinen Ruck-Zack doch eine Kalaschnikow einpacken – offenbar aus Shooter-Games inspiriert – „nur“ ignoriert wurde. Wäre doch schön zu spielen gewesen, wie wenig er mit solch einem Maschinengewehr in der Praxis anfangen hätte können: Bäume fällen? Einen Abgrund überwinden? Kühe suchen? Da hätte der Rufer – und alle anderen – erkennen können, dass so eine Waffe für Vieles ziemlich ungeeignet ist 😉

kijuku_heinz

Szenenfoto aus "Die letzte Show"

Berührendes tänzerisches Spiel um Abschied(e)

Nach „Liebe üben“ und „dÄmonen“, schließen die Schauspielerin Nora Vonder Mühll und der Tänzer Yves Thuwis mit „Die letzte Show“ ihre gemeinsame Trilogie ab. Damit gastier(t)en sie derzeit im Dschungel Wien im Rahmen des Slup-Festivals, das gemeinsam mit anderen Theaterhäusern bis 23. März 2025 läuft. Das stark berührende und doch humorvolle Stück ist noch am Montag, 10. März 2025, zu erleben – siehe Info-Box am Ende des Beitrages.

Wie die beiden anderen Shows dreht sich auch „Die letzte Show“ stark ausgehend von den eigenen Gefühlen der beiden um zentrale Emotionen – nach Liebe, Ängste nun Abschied. Wobei keine der Emotionen isoliert existiert, mischen sich doch in Liebe oft auch Ängste, nicht zuletzt solche vor Abschieden und umgekehrt mischen sich viele Ängste in jene Momente in denen es darum geht, Abschied zu nehmen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die letzte Show“

Kinderstimmen

In der rund einstündigen Performance, in der wieder einige bei der Recherche aufgenommene Kinderstimmen eingespielt sowie hin und wieder das Publikum zu Wort kommt, spielt auch viel Liebe mit. Die Liebe beider zu ihren Berufen – Schauspiel bzw. Tanz. Die Liebe dazu, gemeinsam Stücke zu erarbeiten und sie miteinander auf die Bühne zu bringen. Und nicht zuletzt die Liebe zu den Zuschauer:innen, zu diesem Live-Erlebnis im Theater.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die letzte Show“

Lustige und peinliche Anekdoten

Die beiden lassen über an eine mitten in den Raum gestellte, geschlossene Tür (wenn sie geöffnet wird, erscheint der Rahmen mit einer Lichterkette verziert; Ausstattung: Regina Rösing), projizierte Fotos von Produktionen ihres bisheriges – davor getrennten – berufliches Leben Revue passieren. Kombinieren diese mit Anekdoten, mitunter lustigen oder auch peinlichen. So musste Nora in ihrem ersten Stück während eines Monologes einen Apfel essen – sabber, sabber… „Was machst du denn jetzt da?“, rief seine Mutter in einer zentralen Szene in Yves’ erstem Stück.

Szenenfoto aus

Rückblick – Jetzt und offener Ausblick

Erzählungen sowie ihr tänzerisches Spiel pendelt zwischen Rückblicken und dem Hier und Jetzt. Samt der Wehmut, dass dies nun ihre letzte gemeinsame Show ist – die sie aber auch noch öfter spielen (Regie: Hannah Biedermann). Danach wollen sie wieder getrennte eigene künstlerische Wege gehen, spielen, tanzen.

Szenenfoto aus

Viele Enden

So klar die Ansage von vornherein – bis hin zum Titel – der Show ist, so nachvollziehbar sicht-, hör-, und spürbar fällt ihnen dieser Abschied – mit fast unzählbaren scheinbaren Enden des Stücks. Und Tränen in den Augen auch so mancher Zuschauer:innen, vor allem solcher, die die drei gemeinsamen, (gefühls-)intensiven Shows erlebt haben.

Analog zum „Liebe üben“ spielen sie Kinderstimmen ein – eine, die sagt, Abschiede ließen sich üben und eine andere gleich danach, die das Gegenteil in den Raum wirft.

Mit welch kurzer, prägnanter Choreografie Yves Thuwis und Nora Vonder Mühll am Ende dennoch sich und dem Publikum diesen Abschied mit der Einladung gemeinsam mit ihnen auf der Bühne zu tanzen, erleichtern, sei aber nicht im Detail verraten – es gibt ja noch wie eingangs erwähnt eine Show am Montagvormittag.

kijuku_heinz

Die Kinderjury bei ihrer Präsentation

Junge Leser:innen haben ihre Buch-Favoriten gewählt

Weil Natur, Tiere, der Wald – und die beiden detektivischen Geschwister-Kinder Martha und Mischa die zentralen Rollen spielen haben sich die vier Kinder der Jury der jungen Leser*innen für „Der Wald heult“ von Petra Hartlieb und Hubert Flattinger (mit Illustrationen von Ulrike Halvax) entschieden.

Alma Hammerer, Mia Hildebrandt, Carla Steiner und Suren Leo Paydar haben in diesem Schuljahr mit und bei der Literatur-Bagage 13 verschiedene Bücher intensiv gelesen, besprochen, darüber diskutiert und dann ihre Wahl getroffen. Zum dritten Mal stellten kürzlich Kinder bzw. Jugendliche mit der neuen, wiederbelebten Jury der jungen Leser*innen (dazu mehr in dem Beitrage über die Wiederauferstehung dieser Initiative weiter unten verlinkt) ihre besten Bücher im WuK, dem Werkstätten- und Kulturhaus in Wien-Alsergrund vor.

Kinder-Jury und das Autor:innen-Duo
Kinder-Jury und das Autor:innen-Duo

Die nicht ganz eine Minute lange zusammengefassten Begründungen der vier jungen Vielleser:innen sind in einem Video direkt zu hören – ebenfalls weiter unten verlinkt, so wie eine Story über ihre Tätigkeit in einem weiteren Beitrag und mehr zum ausgewählten Buch ebenfalls.

Renate Welsh bei ihrer Rede
Renate Welsh bei ihrer Rede…

Eröffnungsrede von Renate Welsh

Eröffnet hatte die Preisverleihung eine ganz Große der österreichischen (nicht nur) Kinder- und Jugendliteratur: Renate Welsh. In ihrer grundsätzlichen Rede über Literatur begann sie bei dem in diesem Jahr aufgrund des 100. Todestages besonders häufig zitierten Franz Kafka und seinem Satz, „ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns“, Gefühle freilegen, Luft zum Atmen verschaffen, Gedankenfreiheit geben. Und Lesen könne oder solle so etwas sein wie ein Akt des Zuhörens mit allen Sinnen und Körperteilen. Dies könne der Nährboden für Empathie sein, so Welsh.

Jugendliche

Die Jury der jungen Leser*innen teilt sich immer in eine jüngere und eine ältere Gruppe, also Kinder bzw. Jugendliche. Adam Elkist, Delia Frassine, Amelie Herold, Mia Mende, Sara Subotić, Emma Willer, Aalitha Woster und Yassin Anan (der bei der Preisverleihung verhindert war), hatten 14 Bücher verschlungen, analysiert und bewertet. Es sei keine leichte Aufgabe gewesen, sich für einen Favoriten zu entscheiden, berichteten mehrere Jury-Mitglieder KiJuKU.at – „aber Toffee – wie Glücklichsein von außen aussieht (von Sarah Crossan, übersetzt von Beate Schäfer, Hanser Verlag) war niemand dagegen und alle fanden es jedenfalls gut“.

Schreibstil und Gedicht-Layout

In der gemeinsamen Begründung heißt es unter anderem: „Die Geschichte Toffees ist keine einfache. Abwechslungsreich, ehrlich und kraftvoll. So empfanden wir den spannenden Weg Allisons alias Toffee deren Reise uns auch nach dem Lesen noch nachdenklich stimmte. Der souveräne und einfache Schreibstil der Autoren sowie das einzigartige Layout finden einander in diesem fesselnden Roman wieder, so dass man dazu geneigt ist, diesen in einem Zug durchzulesen. Trotz so vieler anderer fantastischer Bücher, die uns dieses Jahr begleitet haben, stach „Toffee – wie Glücklichsein von außen aussieht“ unter allen anderen heraus und überzeugte uns mit seiner außergewöhnlichen Erzählung.“

Follow@KiJuKUheinz

literaturbagage.at

Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei "Mira Lobe - Live Hörspiel" im Wiener WuK

Die Frau hatte eine Sau – und die hat Schwein

Mit einem Mittelding aus Grunzen und Schnarch-geräuschen versucht die Schauspielerin und Sängerin Marika Rainer im rosa Overall ihren Musiker-Kollegen Dieter Stemmer, der auf dem Keyboard eingeschlafen spielt, aufzuwecken. Und schleppt selbst noch ein zweites Keyboard heran. Um dann – gar nicht auf dem Instrument, sondern gesanglich, sprachliche und immer voll in Bewegung die schräge Geschichte vom „quiek-fidelen Borstenvieh“ zu erzählen.

Oper, Italo-Klassiker…

Es ist eine lange Geschichte mit vielen Wendungen in Reimen über eine Frau, die hatte eine Sau. Die aber haute ab und erlebt die ver-rücktesten Situationen, viele davon in einem Kaufhaus. Immer wieder muss sie aus unterschiedlichsten Gründen davonrasen. Natürlich hat sie dabei immer wieder das sprichwörtliche Schwein. Hin und her wuselt die singende Schauspielerin – unterstützt von unterschiedlichsten Melodien etwa einem Opernarien-artigen sowie dem italienischen Klassiker vom Fliegen „Volare“ – die ihr Kollege am Keyboard spielt. Und mit von ihm und auch von ihr auf ihrem Keyboard eingespielte digitale Geräusche und Sounds. Mehrmals rennt sie auch zwischen den Zuschauer:innen die Publikumstribüne rauf und runter.

Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei
Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei „Mira Lobe – Live Hörspiel“ im Wiener WuK

Mira Lobe

Geschrieben hat diese gedichtete Story die bekannte österreichische Kinderbuchautorin Mira Lobe (1913 – 1995). Du kennst vielleicht „Die Geggis“ oder „Das kleine ich bin ich“. Das quiek-fidele Borstenvieh“ – illustriert von Winfried Opgenoorth – ist 1983 erschienen und nur mehr gebraucht – zum Teil ziemlich teuer – erhältlich. Sie ist heute sogar so unbekannt, dass sie nicht einmal auf der Miralobe-Homepage zu finden ist.

Live-Hörspiel nennen die Künstler:innen – Regie Yvonne Zahn – ihre Performance, die nun noch am Sonntagvormittag im Wiener WuK zu erleben ist – Details in der Infobox am Ende des Beitrages.

Ein Haus erwacht – in der Nacht, oder

Als viele Kinder schon vermuten und einige auch hofften, dass mit dem Ende der Schwein-Geschichte die Performance aus ist, kommt noch eine zweite ebenfalls gereimte Story von Mira Lobe „Hokuspokus in der Nacht“. Diese Geschichte hatte sich übrigens der Illustrator Opgenoorth ausgedacht und Lobe zu seinen Zeichnungen den Text gereimt.

Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei
Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei „Mira Lobe – Live Hörspiel“ im Wiener WuK

In einem alten großen Haus erwacht zunächst die Maus Marlene und schaut zum Fenster raus. Stockwerk für Stockwerk gehen Lichter an und mit dem Bühnenduo lernen wir die verschiedensten Figuren und Personen kennen, einen Geiger und ein Trompeterin, eine Schlagzeugerin, einen Seiltanzenden Clown und zuletzt noch ein Krokodil – die Party geht richtig ab. Marika lädt Kinder auf die Bühne, um mit ihr Twist zu tanzen, Dieter greift sich ein neues Instrument, eine Keytar – umgehängt wie eine Gitarre ist es sozusagen ein tragbares Keyboard. Nur ein wenig zu wenige bunte Party-Hütchen für die mittanz-willigen Kinder sind verfügbar.

Doch dann ist der Hokuspokus vorbei: Alles sieht wie am Anfang aus: Ein Garten, ein großes altes Haus, das völlig im Dunkeln liegt… – war das kunterbunte Nachtleben vielleicht „nur“ ausgedacht – oder erträumt?

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Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei
Marika Rainer (Schauspiel, Gesang) und Dieter Stemmer (Livemusik und Schauspiel) bei „Mira Lobe – Live Hörspiel“ im Wiener WuK
Szenenfoto von "Die Geggis" nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

Sumpf gegen Berg – ach wie blöd sind doch die Vorurteile

Für jene – wahrscheinlich wie bei der Premiere der jetzigen Wien-Serie – ganz wenigen, die die Geschichte nicht kennen, hier kürzest zusammengefasst: Die grünen Geggis leben im Sumpf, die roten auf den Bergen. Sie sind – seit „ewig“ verfeindet. Bei beiden gibt es je ein neugieriges Kind: Gil bzw. Rokko (die Anfangsbuchstaben der Farben!) und diese treffen zufällig aufeinander, beschimpfen sich, wie sie’s gelernt haben, kommen im Kampf aber drauf, stinken nicht und sind auch nicht blöd. Verkleidet als die/der andere gehen sie zu ihrem „Stamm“, um ihre Erkenntnisse zu verbreiten.

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

Kürzest: Die Story

Wie auch das Schmetterlinge-Kindertheater wendet Theater Asou in der Inszenierung den Trick an, dass die Darstellerin des verbohrten Sumpf-Geggi-Onkels Babo den kletternden Berg-Geggi Rokko spielt (Birgit Unger). Und wechselseitig schlüpft Ursula Litschauer sowohl in die Rolle des neugierigen Sumpf-Geggi-Kindes Gil (hier wie Chill ausgesprochen) sowie der schimpfenden Berg-Geggi-Tante Odumei. Deren rot-weiß-kariertes Kostüm (Katharina Krois, Barbara Häusl) nimmt übrigens Anleihe bei dem vielleicht noch bekannteren Mira-Lobe-Bilderbuch „Das kleine Ich Bin Ich“.

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

„Theater Asou“ hat für seine verspielte, rhythmische Version mit einiger Live-Musik (Gitarre, Melodica, Pfeiferln, Percussion: Ursula Urban) eine kurze Vorgeschichte erfunden: Tante Odumei und Onkel Babo waren – wie alle anderen Geggis – ursprünglich schon alle befreundet. Ein nichtiger Anlass hätte zum Streit und zur Feindschaft geführt…

Szenenfoto von
Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz

Viele Einfälle

Dass Leitern die Berge der kraxelnden roten Geggis darstellen, ist fast „aufgelegt“, aber Sumpf und See als Luftballone auf Steckerln in verschiedensten Blau- und Grün-Tönen, zwischen denen die Spielerinnen auch eintauchen können, ist ein gelungener Bühnenbild-Einfall (Christian Heuegger) wie auch die klingende Hutblume, die die singende Erzählerin über der Sumpf-Geggin schweben lässt, weshalb die ja doch hinaufklettern will. Und erst der Mond als leuchtender großer kugelrunder Lampion, der auch einige „aaahs“ und „oooohs“ im Publikum auslöst. Apropos Publikum: Sonniger, sehr warmer Sonntagvormittag – und die Hütte war voll! Rokko und Gil auf ihrer Entdeckungstour wandern auch hinein auf die Tribüne der Zuschauer:innen und entdecken dort Grottenolme, Fledermäuse und Uhus.

Nicht unerwähnt sie die Szene des heftigen Streits der beiden jungen Geggis in Zeitlupe, die damit den Kampf zur Karikatur werden lassen.

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Szenenfoto von „Die Geggis“ nach Mira Lobe vom Theater Asou aus Graz
Szenenfoto aus "15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche"

Wenn ein Erwachsener in großteils schräges Spiel versinkt…

Eine völlig schräge, clowneske Show mit einem Feuerwerk an höchst sonder- und wunderbaren, verspielten Szenen eines nicht mehr ganz jungen Mannes zwischen allerlei Zeugs – von toten Bäumen, Ästen über uralte Zeitungen, Luftballons und vielen Kunststoffkübeln und mit immer neuen Dingen, die er hinter einer Wand hervorholt. Oder durch sie hindurchschiebt. Das ist „15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche“ von und mit Stefan Ebner, Mastermind der Performancegruppe MFDNS (Material für die nächste Schicht), die derzeit im Projektraum des Kulturhauses WuK (Werkstätten- und Kulturhaus) in Wien-Alsergrund über die Bühne geht (ab 5 Jahren, eine noch skurrilere und längere Version für Erwachsene („Und die Landschaft in einem Luftballon“).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche“

Der Performer latscht unter anderem in zwei Kübeln anstelle von Schuhen über die Bühne, steigt später mit Socken in ein Fuß-Massagebad, besprüht sich und seinen mit einer Zeitung bedeckten Kopf mit Wasser, zieht – mit ein wenig Wasser befüllte – Luftballons an Gummischnüren hinter sich her wie eine Schar schnatternder Gänse und … ach alles lässt sich gar nicht aufzählen, welch ver-rückten Dinge er da in dieser Stunde vorführt. Ins Spiel versunken wie in junges Kind, das aus den Gegenständen um sich herum die traumhaftesten Spiele erfindet.

Ach ja: Soviel darf gespoilert werden: Sauerkraut kommt keines vor, dafür aber „wächst“ eine Rutsche durch die Kartonwand 😉

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche“

Weitere Dimension

Und dann hat die Performance noch eine zweite Dimension, die mitspielt, wenn das erste Wort im jeweiligen Stücktitel – das hier oben bewusst weggelassen worden ist – „Vergessen“ steht da; und in der Beschreibung ist die Rede von Demenz. Womit die Performance eine ganz andere (Be-)Deutung erhält. Ein alternder Mensch, der den üblichen Gebrauch der Dinge vergessen hat, der selber vielleicht von anderen vergessen wurde/wird. Der aber immerhin das erlebt, was Kinder (noch) können: Im Moment leben, ins Spiel versinken.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche“

Labor

In solches können Kinder und Kind-Gebliebene auch am Wochenende im Projektraum abseits der Bühne beim „Labor: Astwerk eintauchen“ (siehe Info-Block). Material für die nächste Schicht hat Äste gesammelt und daraus eine Art großer Mobiles gebaut, die erlebt, be-griffen und verändert werden können…

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Szenenfoto aus "Bim Bam Birne"

Wie banane ist Birne

Geschickt tollpatschig versuchen die beiden Clowninnen zunächst die Publikumstribüne zu erklettern bevor sie dann doch die Bühne als ihren Spielplatz „entdecken“. Und draufkommen, dass sie vor den falschen Namensschildern zu stehen kommen. Oder umgekehrt die „falsch“ hängen. Mit der Zuordnung Helene zur größeren der beiden, zu Sandra Pelzmann und demgemäß Maya zu Martina Nowak, die ungefähr einen Kopf kleiner ist, haben sie auch schon auf lustige Art die erste Verwechslungsnummer absolviert.

Zwei gelbe Stoffbanen hängen auf dem Seil, wo auch die Namensschilder waren, zwischen einem Bild von einer Banane.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bim Bam Birne“

Die Stoffe entpuppen sich als Stoffschläuche, in die sie umständlich hineinkriechen oder sie sich über den Kopf ziehen können. Und natürlich auch da gekonnt auf ungeschickt gespielt – zum Gaudium der sehr jungen Kinder im Publikum. Diese Zuschauer:innen erheitern sie auch mit klassischen Kasperl-Tricks des Versteckens, worauf zugerufen wird „da!“ „dort!“ „hinter dir!“. Und prompt die jeweilige Person dann genau dorthin nicht läuft oder schaut., was die Ruf-Stärke erhöht.

Wie auch immer sie die Stoffschläuche ziehen, sie finden, wie Bananen sehen sie doch nie und nimmer aus. Da fällt ihnen die Rückseite des Bananenbildes auf; auch wenn sie ein wenig damit spielen, ihre Entdeckung nicht zu verraten, drängt sich – aufgrund des Stücktitels der beiden „Bim Bam Birne“ wohl auf, was sich da verbergen könnte. Siehe da, „Überraschung“: Es ist eine Birne – mit grünem Blatt und Stängel. So sucht das Duo zumindest nach was Grünem. Kinder im Publikum „demaskieren“ die „Blätter“ nun als Strumpfhosen – aber immerhin ergibt das noch einige Bewegungs- und Schmäh-Kunststückerln.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bim Bam Birne“

Die – wohl nur für Erwachsene – mögliche Anspielung auf die Süßspeise „Birne Helen“ lassen die beiden Clowninnen zum Glück aus. Dafür scheint – unausgesprochen – das Wortspiel „du bist banane“ (verwirrt, verrückt) nicht nur die ersten zwei Drittel des ¾-stündigen Stücks zu durchziehen.

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Szenenfoto aus „Bim Bam Birne“