In ver-rückter Umgebung fühlt sich der mutlose, langweilige Titelheld lange Zeit so gar nicht wohl. Spannende Reise in einem Motorradbeiwagen, einem U-Boot und noch mehr.
Kind muss in den Ferien zum Opa. Was es nicht wirklich mag. Muss aber sein. Und dann werden diese Wochen supertoll. Puuuuh, ein Dutzende-, wahrscheinlich sogar mehrere Hundert Mal verwendete Ausgangsgeschichte. Wäre da nicht schon das doch sehr schräg anmutende Titelbild mit einem alten Mann auf seinem Motorrad, der wie ein clownesker Zirkustyp ausschaut, einem skeptisch dreinschauenden Kind im Beiwagen des Gefährts sowie einem U-Boot als Anhänger … UND: Der Name der Autorin Rosemarie Eichinger.
Die schreibt echt gute Bücher. Also, dann doch so ein Ferien-Wandel-Buch. Gute Wahl. Alles rund um Theophil Ringelblum, den Titelhelden wider Willen, ist ziemlich ver-rückt. Seine Eltern Architekt:innen ausgefallener Häuser – sie selber wohnten alle in einer Ansammlung über- und nebeneinander gestapelter ovaler Waben – jede sozusagen ein eigenes Zimmer oder Funktionsraum wie Bad usw. Sie haben einen mehrwöchigen Auftrag für ein Pfahlbau-Krankenhaus im südlichen Afrika am Okavango-Fluss. Und so muss Theophil doch zu seinem Opa Waldemar. Der ist ein mehr als lustiger Kerl, ehemaliger Zirkusartist und nach wie vor dauernd in Bewegung. Und die will er auch seinem Enkel beibringen. Der aber sitzt am liebsten irgendwo und liest. Außerdem hat er praktisch vor allem Angst.
Natürlich ist von Anfang an klar, dass sich das ändern wird – immerhin warten rund 150 Seiten – hin und wieder bereichert durch Zeichnungen (Thomas Kriebaum) gelesen zu werden 😉 Was wahrhaftes Vergnügen bereitet. Aber auch Spannung bereit hält. Denn so leicht steigt Theophil gar nicht auf die vielfältigen Angebote Waldemars ein.
Als sie – relativ früh – hinter einem Kasten eine Tresortür finden und öffnen können – nein da erwacht in dem Buben noch lange keine Abenteuerlust. Sie finden ein altes Medaillon mit Fotos und ein Fläschchen mit Samen, Waldemar will sich auch die Suche nach der Besitzerin machen, auf die es Hinweise gibt. Das schmeckt Theophil weniger. Doch was bleibt ihm anderes übrig!
Auf der Reise besuchen sie alte Zirkus-Kumpels von Waldemar, die sich der Abenteuerfahrt anschließen. Das erste Mal ein bisschen anfreunden kann sich die Titelfigur mit der Exkursion aber erst ungefähr zu Beginn des zweiten Drittels. Das bedeutet noch lange kein Umdenken. Widerwillen und Skepsis bleiben. Aber Kapitel für Kapitel lässt die Autorin Theophil auch gegen innere Widerstände in so manche Abenteuer reingleiten. Du fliegst mit ihm und einem Drachenflieger über ein Labyrinth, betrittst mit ihm und seinen Weggefährt:innen ein Märchenschloss – im wahrsten Sinn des Wortes, denn hier finden sich Ausstellungsstücke aus verschiedenen bekannten Märchen, mitunter gruselige Objekte. Und du tauchst mit dem U-Boot ab, um… – nein, das wird hier nicht verraten.
Nur so viel, das U-Boot zu steuern beginnt Theophil sogar richtig Spaß zu machen.
Text: Rosemarie Eichinger
Illustration: Thomas Kriebaum
Der tollkühne Theophil
150 Seiten
Ab 6 Jahren
Luftschacht Verlag
16 €