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Doppelseite aus dem bebilderten Buch "Kind zu verschenken"
Doppelseite aus dem bebilderten Buch "Kind zu verschenken"
20.08.2023

Ihr bemerkt mich gar nimmer, dann geh ich halt…

In „Kind zu verschenken“ versetzt sich der Autor und Illustrator bitterböse-ironisch in die Lage eines älteren Geschwisterkindes, das oft zu „Luft“ wird, wenn ein Baby kommt.

Der heftige Titel dieses bebilderten knapp mehr als 100-seitigen Buches wird zunächst auf dem Cover durch das strahlend lächelnde Kind in einem Karton erträglicher, weil es schon auf Ironie hindeutet. „Kind zu verkaufen“ von Hiroshi Ito (gezeichnet und geschrieben, ins Deutsch übersetzt von Ursula Gräfe) dreht sich also nicht um Kinderhandel, den es leider noch immer auf der Welt gibt.

Die Geschichte handelt von einem – das ganze Buch über namenlos bleibenden Mädchen – das plötzlich für die Eltern Luft zu sein schein. Grund ein kleines Geschwisterchen. Das hat übrigens sehr wohl einen Namen. „Was ist denn so toll an Daichi! Der ist ein nerviges Äffchen“, klagt die Hauptfigur des Bilderbuch-Romans. Was die Mutter der beiden mit „Aber ein süßes Äffchen“, kommentiert. Übrigens die einzige echte Antwort auf den ersten Seiten.

Doppelseite aus dem bebilderten Buch
Doppelseite aus dem bebilderten Buch „Kind zu verschenken“

Zuvor lässt sie jeweils nur ein „Ja, ja“ aus. Egal ob das Mädchen bittet, ja bettelnd fragt: „Du brauchst mich wohl nicht mehr, Mama, oder?“ Auch auf der nächsten Seite kriegt die Tochter auf den Satz: „Ich haue ab. Ich such mir ein neues Zuhause!“ keine andere Antwort.

Auch wenn’s offenkundig eher als provokative Drohung gemeint war, um doch endlich Aufmerksamkeit zu kriegen – Versuch gescheitert. Und so packt sich das Kind zusammen. Mit einem kleinen Rucksack macht es sich auf den Weg, findet einen Karton beim Mist, leert ihn aus, nimmt ihn mit und schreibt in schönster Schrift: „Kind zu verschenken“ drauf. Dann malt es sich aus, welche netten Menschen es mitnehmen in ein neues Zuhause, wo es geschätzt wird.

Doppelseite aus dem bebilderten Buch
Doppelseite aus dem bebilderten Buch „Kind zu verschenken“

Allerdings… – wie wahrscheinlich zu erwarten, da wird nix draus. Dafür gesellt sich ein verlaufener Hund, ein Kätzchen und eine Schildkröte zu dem Mädchen in der Papp-Schachtel.

Wie’s ausgeht wird hier sicher nicht gespoilert. Das Wichtigste an der Geschichte ist ja wohl das durchaus bitterböse humorvolle Schildern, wie es allzu vielen Kindern geht, wenn ein Baby als Geschwisterchen in die Familie kommt und wie sich das verletzend anfühlen kann…

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Titelseite des bebilderten Buches
Titelseite des bebilderten Buches „Kind zu verschenken“
BUCH-INFOS

Text und Illustration: Hiroshi Ito
Kind zu verschenken
(Originaltitel: Gokigen na Stuego)
Übersetzung aus dem Japanischen: Ursula Gräfe
106 Seiten
Ab 6 Jahren
Moritz Verlag
14 €
Zu einer Lese- und Schauprobe geht es hier